Strahlentherapie bei Krebs

VonRobert Peter Gale, MD, PhD, DSC(hc), Imperial College London
Überprüft/überarbeitet Sept. 2022 | Geändert Okt. 2023
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Kurzinformationen

Strahlen sind eine intensive Energieform, die aus einer radioaktiven Quelle stammen können, wie Kobalt, oder mit speziellen Geräten, wie einem Teilchenbeschleuniger (linear) erzeugt werden.

Strahlen töten in erster Linie Zellen ab, die sich rasch teilen, und Zellen, die Schwierigkeiten haben, ihre DNA zu reparieren. Krebszellen teilen sich häufiger als normale Zellen und können daher oft Schäden durch eine Bestrahlung nicht reparieren. Deshalb sterben Krebszellen bei Bestrahlung eher ab als gesunde Zellen. Dennoch reagieren auch Krebszellen unterschiedlich auf eine Strahlentherapie. Einige Zellen sind sehr resistent und können mit Strahlung nicht wirksam behandelt werden.

(Siehe auch Behandlungsgrundsätze bei Krebs.)

Arten der Strahlentherapie

Die häufigste Form der Strahlentherapie, die bei der Krebsbehandlung eingesetzt wird, ist

  • externe Strahlentherapie

Eine andere Form der Strahlentherapie ist:

  • Interne Strahlung

Radioaktive Stoffe können auch an Proteine, sogenannte monoklonale Antikörper, gebunden sein, die die Krebszellen suchen und sich an sie heften. Das radioaktive Material, das an den Antikörper gebunden ist, konzentriert sich in den Krebszellen und zerstört sie.

Externe Bestrahlung

Bei der Strahlentherapie wird ein Gamma-, Röntgen-, Alpha- oder Elektronenstrahl auf den Krebs gerichtet. Radiochirurgie ist eine Art der Strahlentherapie, bei der stark gebündelte Strahlung verwendet wird.

Es gibt verschiedene Arten von externer Bestrahlung, darunter Folgende:

  • Dreidimensionale konformale Bestrahlung (three-dimensional conformal radiation, 3D‑CRT)

  • Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (intensity-modulated radiation therapy, IMRT)

  • Bildgeführte Strahlentherapie (image-guided radiation therapy, IGRT)

  • Tomotherapie

  • Stereotaktische Radiochirurgie

  • Stereotaktische Strahlentherapie

  • Protonenbestrahlung

  • Elektronenstrahl-Strahlentherapie

Alle Arten der externen Bestrahlung konzentrieren sich auf einen bestimmten Bereich oder ein Organ, der bzw. das vom Krebs befallen ist. Um eine Überbestrahlung von normalem Gewebe zu vermeiden, werden mehrere Strahlenwege verwendet, und umliegendes Gewebe wird so gut wie möglich abgeschirmt.

Die dreidimensionale konformale Strahlentherapie ermöglicht es dem Arzt, präzise gebündelte Strahlung zu verabreichen, die auf die Form des Tumors angepasst werden kann.

Bei der intensitätsmodulierten Strahlentherapie werden viele Geräte verwendet, um den Strahl zu bilden und eine Strahlendosis zu verabreichen. Da so viele Geräte den Strahl formen, kann die Strahlenmenge mit größerer Präzision kontrolliert werden, die auf bestimmte Bereiche des Tumors gerichtet wird. So kann das umliegende gesunde Gewebe besser geschützt werden.

Bei der bildgeführten Strahlentherapie werden während der Strahlenbehandlung Aufnahmen mit bildgebenden Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) erstellt. Diese Bilder ermöglichen es dem Arzt, während der Behandlung Veränderungen der Größe oder der Stelle des Tumors zu erkennen und die Position des Patienten oder die Strahlendosis, die der Patient erhält, anzupassen.

Die Tomotherapie ist eine Kombination aus bildgestützter Therapie und IMRT. Sie wird mit einem Gerät verabreicht, das einen CT-Scanner mit einem Linearbeschleuniger kombiniert. Mit dieser Maschine können sehr detaillierte Aufnahmen des Tumors erstellt werden, was eine sehr präzise Ausrichtung der Strahlung ermöglicht.

Die stereotaktische Radiochirurgie wird verwendet, um sehr kleine Tumoren mit sehr hohen Strahlendosen zu behandeln. Sie kann nur bei kleinen Tumoren mit sehr deutlichen Rändern verwendet werden. Aus diesem Grund kommt diese Behandlung oft bei Tumoren im Gehirn oder Rückenmark zum Einsatz. Bei der stereotaktischen Radiochirurgie muss der Patient während der Behandlung in einer ganz bestimmten Position bleiben. Daher werden spezielle Kopfhalterungen und andere Positionierungsgeräte verwendet.

Bei der stereotaktischen Strahlentherapie werden kleinere Behandlungsbereiche (Strahlenfelder) und höhere Strahlendosen als bei der dreidimensionalen konformalen Bestrahlung verwendet. Mit dieser Strahlentherapie werden kleinere Tumoren behandelt, die sich außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks befinden.

Mit Protonenstrahlen, die auf einen sehr exakten Bereich gerichtet werden können, können bestimmte Krebsarten in Bereichen, in denen Schäden an normalem Gewebe von besonderer Bedeutung sind, wie Augen, Gehirn, Prostata oder Rückenmark, wirksam behandelt werden.

Eine Elektronenstrahl-Strahlentherapie wird zur Behandlung von Tumoren verwendet, die in der Nähe der Körperoberfläche sind, wie Hautkrebs.

Die Auswahl der Technik ist oft von der Position des Tumors abhängig.

Bei der externen Strahlenbehandlung erhält der Patient gleichmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg wiederholt Bestrahlungen. Diese Methode erhöht die tödliche Wirkung der Strahlen auf die Krebszellen und verringert die toxische Wirkung auf die gesunden Zellen. Die toxische Wirkung wird verringert, da sich gesunde Zellen nach einer Bestrahlung besser selbst reparieren können als die Krebszellen. Normalerweise erhält ein Patient über 6 bis 8 Wochen tägliche Strahlendosen. Um sicherzugehen, dass jedes Mal der gleiche Bereich behandelt wird, wird der Patient mit Schaumstoff-Formen oder anderen Vorrichtungen genau in Position gebracht.

Interne Strahlung

Bei anderen Strahlentherapien kann ein radioaktiver Stoff in eine Vene gespritzt werden, damit dieser zum Krebs wandert (z. B. radioaktives Jod zur Behandlung von Schilddrüsenkrebs). Manchmal wird ein radioaktiver Stoff an einen monoklonalen Antikörper (im Labor hergestellten Antikörper) gebunden, der so aufgebaut ist, dass er direkt an Krebszellen bindet. Bei einer anderen Technik wird der radioaktive Stoff ggf. geschluckt.

Bei der Brachytherapie werden kleine Pellets („Seeds“) radioaktiven Materials direkt in den Krebs platziert (zum Beispiel radioaktives Palladium zur Behandlung von Prostatakrebs). Diese Implantate setzen den Krebstumor, nicht aber das umliegende Gewebe, intensiver Bestrahlung aus. Die Implantate enthalten kurzlebige radioaktive Substanzen, die nach einer gewissen Zeit keine Strahlung mehr erzeugen.

Anwendung der Strahlentherapie

Strahlentherapie spielt bei der Heilung vieler Krebsarten eine wichtige Rolle, zu diesen zählen das Hodgkin-Lymphom, das Non-Hodgkin-Lymphom im Frühstadium, Plattenepithelzellkarzinome im Kopf- und Halsbereich, das Seminom (ein Hodenkrebs), Prostatakrebs, Brustkrebs im Frühstadium, einige Formen von nicht kleinzelligem Lungenkrebs und das Medulloblastom (ein Tumor des Gehirns oder Rückenmarks). Für Krebsarten der Luftröhre (Larynx) und Prostata im Frühstadium, ist die Heilungsrate durch Operationen die gleiche, wie mit der Strahlentherapie. Manchmal wird die Strahlentherapie in Kombination mit anderen Behandlungsformen verwendet. Bestimmte Chemotherapeutika, wie Cisplatin, verbessern die Wirksamkeit der Strahlentherapie, und diese Medikamente können bei Strahlenbehandlungen verabreicht werden.

Eine Strahlenbehandlung kann Symptome lindern, wenn eine Heilung nicht zu erwarten ist, wie bei Knochenmetastasen beim multiplen Myelom und bei schmerzhaften Tumoren bei fortgeschrittener Krebserkrankung der Lunge, der Speiseröhre, des Kopf- und Halsbereichs sowie des Magens. Das vorübergehende Schrumpfen der Tumoren durch die Bestrahlung kann zur Linderung der Symptome beitragen, wenn Symptome der Metastasierung auf Knochen oder Gehirn gelindert werden.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Durch eine Bestrahlung kann normales Gewebe in der Nähe des Tumors beschädigt werden. Nebenwirkungen hängen von der Größe des behandelten Bereichs, der Dosis und der Nähe des Tumors zu sensiblem Gewebe ab. In empfindlichem Gewebe teilen sich Zellen normalerweise rasch, wie Haut, Knochenmark, Haarfollikel und die Mund-, Speiseröhren- und Darmschleimhaut. Durch Strahlung können auch die Eierstöcke und Hoden Schaden nehmen. Die Ärzte bemühen sich, eine Strahlentherapie so gezielt zu verabreichen, dass Schäden an normalen Zellen vermieden werden.

Die Nebenwirkungen hängen von der bestrahlten Stelle ab und können Folgendes umfassen:

  • Erschöpfung

  • Wunde Stellen im Mund

  • Hautprobleme (wie z. B. Rötung, Juckreiz und Schälen der Haut)

  • Schmerzhaftes Schlucken

  • Lungenerkrankung (Pneumonitis)

  • Entzündung der Leber (Hepatitis)

  • Magen-Darm-Störungen (wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Durchfall)

  • Probleme mit den Harnwegen (z. B. häufigeres Wasserlassen und Brennen beim Wasserlassen)

  • Niedrige Anzahl von Blutkörperchen, was zu Anämie (was Müdigkeit und Schwäche verursacht), Neigung zu Blutergüssen oder Blutungen und Infektionsrisiken führt

Die Bestrahlung von Kopf- und Halskrebserkrankungen verursacht oft Schäden an der darüber liegenden Haut sowie an den Speicheldrüsen und der Mund- und Rachenschleimhaut. Die Ärzte versuchen, diese Symptome so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln, sodass sich der Patient wohl fühlt und er die Behandlungen fortsetzen kann. Gegen Durchfall, der durch eine Strahlenbehandlung des Bauchraums ausgelöst wird, gibt es zum Beispiel verschiedene Medikamente.

Strahlentherapie kann das Risiko für die Entwicklung anderer Krebsarten, nachdem der ursprüngliche Krebs behandelt wurde, erhöhen. Das Risiko hängt vom Alter des Patienten zu der Zeit der Behandlung und von der bestrahlten Körperregion ab.