Jucken der Geschlechtsorgane

(Vaginaler Juckreiz; juckende Vulva)

VonDavid H. Barad, MD, MS, Center for Human Reproduction
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
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Kurzinformationen

Jucken der Geschlechtsorgane kann in der Scheide oder im Genitalbereich (Vulva) auftreten, der die externen Genitalorgane umfasst. Juckreiz ist ein unangenehmes Gefühl, bei dem man den Eindruck hat, dass Kratzen Erleichterung verschafft.

Juckreiz in den Geschlechtsorganen tritt bei vielen Frauen gelegentlich auf, ohne dass er einer Behandlung bedarf. Juckreiz wird nur als Problem angesehen, wenn er anhaltend, sehr stark ist oder von Ausfluss begleitet wird.

Ursachen von Jucken im Genitalbereich

Die häufigsten Ursachen von Jucken der Geschlechtsorgane umfassen die Folgenden:

  • Infektionen: Bakterielle Vaginose, Candidose (eine Hefepilzinfektion), und Trichomoniasis (eine Infektion durch Geißeltierchen)

  • Reizungen oder allergische Reaktionen: Chemikalien, die in Kontakt mit der Scheide oder dem Genitalbereich kommen, wie Wasch- oder Bleichmittel, Weichspüler, synthetische Fasern, Schaum- und Duschbäder, Seife, Intimsprays, Parfüm, Binden, Textilfarben, Toilettenpapier, Scheidencremes, Scheidenspülungen, Kondome und Verhütungsschaum

  • Ausdünnen und Austrocknen der Scheidenschleimhaut durch sinkenden Östrogenspiegel nach den Wechseljahren

Seltenere Ursachen sind Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Lichen sclerosus. Letztere gibt sich durch dünne weiße Flecken auf der Vulva zu erkennen, die um die Scheidenöffnung herum entstehen. Unbehandelt kann Lichen sclerosus zu Narbenbildung führen und das Risiko einer Krebserkrankung der Vulva erhöhen.

Beurteilung von Jucken im Genitalbereich

Der Arzt kann üblicherweise den Grund feststellen, indem er Fragen zu den Symptomen stellt und den Genitalbereich und die Scheide untersucht.

Warnsignale

Es gibt keine Warnsignale für ein Jucken der Geschlechtsorgane, sofern dieses nicht von Schmerzen und/oder auffällig aussehendem oder riechendem Ausfluss begleitet wird. In dem Fall sind die Warnsignale dieselben wie die Warnzeichen bei Unterleibsschmerzen und/oder Warnzeichen bei Scheidenausfluss.

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Frauen sollten einen Arzt aufsuchen, wenn der Juckreiz länger als einige Tage andauert oder massiv ist oder sich Symptome entwickeln, die auf eine Infektion hinweisen (wie Schmerzen oder Ausfluss).

Was der Arzt unternimmt:

Der Arzt befragt die Frau zunächst zu ihren Symptomen, vor allem, ob sie Symptome einer Infektion hat, und zu ihrer Krankengeschichte. Sie wird ebenfalls gefragt, ob sie Produkte verwendet, die den Bereich reizen können. Der Arzt führt dann eine körperliche Untersuchung durch, die sich auf eine gynäkologische Untersuchung konzentriert.

Bei Frauen mit Ausfluss macht der Arzt in der Regel mit einem Wattestäbchen einen Abstrich vom Ausfluss aus der Scheide oder dem Gebärmutterhals. Der Arzt untersucht den Abstrich unter einem Mikroskop, um diesen auf Mikroorganismen zu untersuchen, die Pilzinfektionen, bakterielle Vaginose und Trichomonaden-Vaginitis verursachen. Er sendet einen Abstrich an das Labor, um auf Gonorrhö und Chlamydieninfektionen (die sexuell übertragen werden) zu testen.

Behandlung von Jucken im Genitalbereich

Die Ursache des genitalen Juckreizes wird nach Möglichkeit beseitigt oder behandelt. Allgemeine Maßnahmen können die Symptome lindern.

Allgemeine Maßnahmen

Tägliches Wechseln der Unterwäsche und Baden oder Duschen helfen dabei, die Scheide und den Genitalbereich sauber zu halten und so weniger anfällig für Reizungen zu sein. Häufigeres Baden oder Duschen kann übermäßige Austrocknung verursachen, die den Juckreiz verstärkt. Ein unparfümierter Körperpuder auf Maisstärkebasis kann dabei helfen, den Genitalbereich trocken zu halten. Frauen sollten keine Puder auf Talkumbasis verwenden. Das Waschen des Bereichs ausschließlich mit warmem Wasser wird empfohlen. Falls Seife notwendig ist, sollte eine allergikerfreundliche Seife gewählt werden. Andere Produkte (wie Cremes, Intimsprays oder Scheidenspülungen) sollten nicht im Scheidenbereich angewendet werden. Diese allgemeinen Maßnahmen können die Belastung durch Reizmittel auf ein Mindestmaß beschränken.

Wenn der Juckreiz anhält, kann ein Sitzbad helfen. Ein Sitzbad erfolgt in der sitzenden Position, wobei das Wasser nur den Genital- und Rektalbereich bedeckt. Sitzbäder können in einer nur mit etwas Wasser gefüllten Badewanne oder in einem Bassin erfolgen.

Wenn ein Produkt (wie eine verschreibungspflichtige Creme) oder eine Kondommarke anscheinend Reizungen verursacht, sollte das Produkt nicht verwendet werden. Frauen sollten mit ihrem Arzt sprechen, bevor sie verschreibungspflichtige Produkte absetzen.

Medikamente

Die Anwendung einer milden (niedrig dosierten) Kortikosteroid-Creme wie Hydrokortison im Genitalbereich kann zeitweise Linderung verschaffen. Die Creme sollte nicht in der Scheide und nur über einen kurzen Zeitraum angewendet werden.

Bei starkem Juckreiz kann die orale Einnahme von Antihistaminen zeitweise helfen. Antihistaminika können auch Schläfrigkeit verursachen und können hilfreich sein, wenn die Symptome zu Schlaflosigkeit führen.

Scheideninfektionen, die zu Juckreiz und Ausfluss führen, erfordern Antibiotika oder Antimykotika, die oral eingenommen oder in die Scheide eingeführt werden.

Lichen sclerosus wird mit einer verschreibungspflichtigen Creme oder Salbe behandelt, die ein Kortikosteroid enthält (wie Clobetasol).

Wichtigste Punkte

  • Juckreiz im Genitalbereich ist nur ein Problem, wenn er anhält, stark ist, wiederkehrt oder von Schmerzen oder einem anormal aussehenden oder riechenden Ausfluss begleitet wird, was ein Anzeichen einer Infektion ist.

  • Es kann helfen, den Genitalbereich trocken und sauber zu halten und keine Produkte zu verwenden, die ihn reizen könnten.

  • Manchmal kann eine milde Kortikosteroid-Creme den Juckreiz zeitweise lindern.

  • Wenn eine Scheideninfektion zu Juckreiz und Ausfluss führt, werden die betroffenen Frauen mit Antibiotika oder Antimykotika behandelt, die oral eingenommen oder in die Scheide eingeführt werden.