Genito-pelvine Schmerz-Penetrationsstörung

(Vaginismus; Levator-ani-Syndrom)

VonAllison Conn, MD, Baylor College of Medicine, Texas Children's Pavilion for Women;
Kelly R. Hodges, MD, Baylor College of Medicine, Texas Children's Pavilion for Women
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Zur genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung zählen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder bei anderen sexuellen Aktivitäten, bei denen eine Penetration stattfindet, die zu unwillkürlichen Kontraktionen der Muskeln rund um die Scheidenöffnung (Levator-ani-Syndrom oder Vaginismus) führen, wodurch der Geschlechtsverkehr schmerzhaft oder unmöglich wird.

  • Die meisten Frauen mit genito-pelviner Schmerz-Penetrationsstörung fürchten das Einführen eines Objekts in ihre Scheide oder ertragen es nicht (z. B. beim Geschlechtsverkehr, beim Einführen eines Tampons oder bei einer gynäkologischen Untersuchung).

  • Frauen können diese Störung entwickeln, nachdem sie schmerzhaften Geschlechtsverkehr erlebt haben (aufgrund von Trockenheit oder sexuellem Trauma der Scheide). Möglicherweise ist die Ursache aber auch nicht bekannt.

  • Die Diagnose einer genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung erfolgt anhand der Symptome, einer gynäkologischen Untersuchung und spezifischer Kriterien.

  • Gleitmittel, topische betäubende Gele (Betäubungsgele), Übungen zur Entspannung der Beckenmuskulatur, Übungen, mit denen sich die Frau an vaginalem Kontakt allein oder mit ihrem Partner gewöhnt, oder eine Beckentherapie können helfen.

(Siehe auch Überblick über sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen.)

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können an den folgenden Stellen auftreten:

  • Vulva (die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane, einschließlich der Schamlippen, Klitoris und Scheidenöffnung), als provozierte Vestibulodynie bezeichnet: Sie tritt auf, wenn die Vulva berührt wird, selbst bei leichtem Druck.

  • Vagina, als Dyspareunie bezeichnet: Sie tritt auf, wenn etwas in die Scheide eingeführt wird.

  • Abdomen (Bauch), als tiefe Dyspareunie bezeichnet: Sie tritt im Bauch auf, wenn etwas in die Scheide eingeführt wird.

Die Schmerzen können brennend, stechend oder krampfartig sein. Die Beckenmuskeln sind angespannt, wodurch die Schmerzen sich verschlimmern, ungeachtet dessen, ob sie oberflächlich oder tieferliegend sind.

Bei der genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung ziehen sich die Muskeln rund um die Scheidenöffnung unwillkürlich zusammen, wenn sich eine Frau Geschlechtsverkehr vorstellt oder diesen versucht (oder bei Penetration der Scheide, z. B. während einer gynäkologischen Untersuchung).

Viele Frauen mit einer genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung haben auch Schwierigkeiten, erregt zu werden und/oder zum Orgasmus zu kommen.

Äußere weibliche Geschlechtsorgane

Ursachen für eine genito-pelvine Schmerz-Penetrationsstörung

Es gibt verschiedene Ursachen für eine genito-pelvine Schmerz-Penetrationsstörung, je nachdem, ob die Schmerzen oberflächlich oder tieferliegend sind.

Schmerzen der Vulva

Schmerzen der Vulva können folgende Gründe haben:

  • Erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Genitalbereichs (wie bei provozierter Vestibulodynie)

  • Stillen, was zu Trockenheit der Scheide führen kann, da der Östrogenspiegel niedrig ist

  • Urogenitales Menopausensyndrom (Veränderungen der Scheide und der Harnwege, die in den Wechseljahren auftreten können)

  • Zu geringe Feuchtigkeit aufgrund von unzureichendem Vorspiel

  • Entzündung oder Infektion des Genitalbereichs (einschließlich Genitalherpes und Pilzinfektionen), der Scheide oder der Bartholin-Drüsen (die kleinen Drüsen auf beiden Seiten der Scheidenöffnung)

  • Eine allergische Reaktion auf Verhütungsschäume oder -gels oder Latexkondome

  • Entzündung oder Infektion der Harnwege

  • Verletzungen im Genitalbereich

  • Eine Vorgeschichte von sexuellem Trauma

  • Einnahme von Antihistaminika, die eine leichte, vorübergehende Trockenheit der Scheide verursachen können

  • Eine sich auf die Scheide auswirkende Strahlentherapie, wodurch die Scheide weniger elastisch wird und Narben entstehen können, sodass der Bereich um die Scheide enger und kürzer wird

Mit dem urogenitalen Menopausensyndrom werden Veränderungen der Scheide und der Harnwege bezeichnet, die nach der Menopause auftreten können. Das Scheidengewebe kann dünn und trocken sein, sich schwerer dehnen lassen und beim Geschlechtsverkehr nicht ausreichend feucht werden. Diese Veränderungen treten auf, weil der Östrogenspiegel mit zunehmendem Alter abnimmt. Diese Veränderungen können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hervorrufen. Symptome in den Harnwegen, die in den Wechseljahren auftreten können, sind ein zwanghafter Harndrang und häufige Harnwegsinfektionen.

Zu einer provozierten Vestibulodynie (Schmerzen im Bereich um die Scheidenöffnung, dem sogenannten „Scheidenvorhof“ [Vestibulum vaginae]) kann es kommen, wenn zum ersten Mal etwas (z. B. ein Tampon, Spekulum oder Penis) in die Scheide eingeführt wird (Penetration). Sie kann aber auch bei einer Frau auftreten, bei der bereits eine schmerzfreie, angenehmen Penetration stattgefunden hat. Vestibulodynie kann aus einer Kombination von Faktoren resultieren, darunter:

  • Entzündung oder Immunreaktion (die durch Kontakt mit Reizstoffen, bei Infektionen oder durch Medikamente entstehen kann)

  • Eine erhöhte Anzahl von Nervenfasern (die manchmal bereits bei der Geburt vorhanden sind), wodurch der Bereich schmerzempfindlicher wird

  • Menopause oder andere Ursachen, die zur Senkung der Östrogenproduktion führen

  • Probleme mit der Beckenbodenmuskulatur (Muskeln, die sich im unteren Beckenbereich befinden und die Organe im Becken, einschließlich der Scheide, stützen)

Eine provozierte Vestibulodynie kann bei einem chronischen Schmerzsyndrom auftreten, wie etwa bei Fibromyalgie, interstitieller Zystitis und Reizdarmsyndrom. Außerdem erhöhen bestimmte Bindegewebserkrankungen (wie das Ehlers-Danlos-Syndrom) das Risiko einer provozierten Vestibulodynie.

Schmerzen in der Scheide

Schmerzen in der Scheide während oder nach dem Geschlechtsverkehr können folgende Ursachen haben:

  • Vaginitis (bakterielle Vaginose, Hefepilzinfektionen oder Trichomonadenkolpitis)

  • In seltenen Fällen eine bereits zur Geburt vorhandene Anomalie (wie z. B. eine anormale Trennwand innerhalb der Scheide) oder ein Jungfernhäutchen, welches das Eindringen des Penis behindert

  • Operationen zur Verengung der Scheide (z. B. um das während einer Entbindung gerissene Gewebe zu reparieren oder einen Beckenorganprolaps zu korrigieren)

  • Levator-ani-Syndrom (früher Vaginismus genannt)

  • Myofasziale Schmerzen (Schmerzen, die durch Spannung und Druckempfindlichkeit in Muskelbereichen verursacht werden, die als Triggerpunkte bezeichnet werden)

  • Endometriose

  • Myome

  • Wucherungen im Becken (wie z. B. Tumoren und Ovarialzysten)

  • Vernarbungen (Adhäsionen) zwischen Organen im Becken, die nach einer Infektion, Operation, Bestrahlungstherapie gegen Krebs in einem Beckenorgan (wie z. B. Blase, Gebärmutter, Gebärmutterhals, Eileiter oder Eierstöcke) entstehen können

Der Begriff Levator-ani-Syndrom hat den Begriff Vaginismus größtenteils ersetzt, da Symptome des Vaginismus typischerweise durch eine Fehlfunktion des Musculus levator ani verursacht werden. Das Levator-ani-Syndrom ist eine unwillkürliche Kontraktion des Levator ani, des Hauptmuskels im Beckenboden. Diese Störung kann durch Angst entstehen, dass der Geschlechtsverkehr schmerzhaft sein könnte. Sie beginnen oft beim ersten Versuch des Geschlechtsverkehrs, können aber auch später nach einer stressigen Zeit oder schmerzhaftem Sex oder einem Trauma auftreten. Wenn Frauen befürchten, dass der Geschlechtsverkehr ihnen wehtut, können sich ihre Beckenmuskeln automatisch anspannen, sobald Geschlechtsverkehr erwartet oder versucht wird.

Das Jungfernhäutchen ist eine Membran, welche die Scheidenöffnung umgibt oder bei manchen Frauen abdeckt. Beim ersten Geschlechtsverkehr kann das Jungfernhäutchen reißen, wenn es zuvor nicht gedehnt wurde (z. B. durch Tampons oder sexuelle Stimulation mit einem Finger in der Scheide), und Schmerzen und eine Blutung verursachen. Einige Frauen wurden mit einem ungewöhnlich engen Jungfernhäutchen geboren.

Tiefe abdominale Schmerzen

Tiefe abdominale Schmerzen während oder nach dem Geschlechtsverkehr können folgende Ursachen haben:

  • Infektion des Gebärmutterhalses, der Gebärmutter oder der Eileiter (Beckenentzündung), die dazu führen kann, dass sich Eiter im Becken ansammelt und sich Abszesse bilden

  • Myofasziale Schmerzen

  • Endometriose

  • Myome

  • Wucherungen im Becken (wie z. B. Tumoren und Ovarialzysten)

  • Vernarbungen (Adhäsionen) zwischen Organen im Becken, die nach einer Infektion, Operation, Bestrahlungstherapie gegen Krebs in einem Beckenorgan (wie z. B. Blase, Gebärmutter, Gebärmutterhals, Eileiter oder Eierstöcke) entstehen können

Die Ursache tiefer abdominaler Schmerzen beim Geschlechtsverkehr wird, wenn möglich, behandelt. Dies kann mit Antibiotika bei einer Beckeninfektion oder mit einer Operation bei einer Endometriose oder Uterusmyomen geschehen.

Symptome einer genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung

Die Schmerzen bei einer genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung können erstmals auftreten, wenn etwas (Tampon, Spekulum oder Penis) in die Scheide eingeführt wird. Es kann auch sein, dass eine Frau noch nie schmerzfreien Geschlechtsverkehr hatte. Die Schmerzen können z. B. auch dann auftreten, wenn sie vorher keine Schmerzen beim Sex hatte. Die Schmerzen werden oft als brennend oder stechend beschrieben.

Frauen mit einer genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung können vor oder während der Penetration der Scheide große Angst vor Schmerzen haben. Wenn die Frauen damit rechnen, dass die Schmerzen bei der Penetration wiederkehren, ziehen sich ihre Scheidenmuskeln zusammen und machen den Geschlechtsverkehr noch schmerzhafter.

Nicht in der Lage zu sein, Geschlechtsverkehr zu haben, ist für eine Frau belastend und kann zu Beziehungsstress mit einem Partner führen. Sie verursacht erhebliche Belastung für eine Frau, die schwanger werden möchte.

Diagnose einer genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung

  • Ärztliche Beurteilung auf der Basis spezifischer Kriterien

Die Diagnose der genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung beruht auf der Beschreibung des Problems durch die Frau, einschließlich des Zeitpunkts und der Position, bei denen der Schmerz auftritt, und auf den Ergebnissen einer gynäkologischen Untersuchung. Durch die gynäkologische Untersuchung können körperliche Anomalien festgestellt oder ausgeschlossen werden.

Wenn eine Frau bereits früher Scheidenschmerzen hatte, kann es aufgrund der Angst vor Schmerzen und der unwillkürlichen Kontraktion der Muskeln um die Scheidenöffnung schwierig sein, eine gynäkologische Untersuchung durchzuführen. Dies kann vor der Untersuchung mit dem Arzt besprochen werden. Einige Strategien, um eine gynäkologische Untersuchung erträglicher zu machen, sind:

  • Eine Frau und ihr Arzt können die Untersuchung besprechen, bevor sie beginnt, und vereinbaren, wie sie während der Untersuchung kommunizieren.

  • Eine Frau kann einen Spiegel halten, um sehen zu können, was der Arzt während der Untersuchung sieht, und dem Arzt erlauben, ihr alle festgestellten Probleme zu zeigen.

  • Eine Frau kann ihre Hand auf die Hand des Arztes legen, um während der Untersuchung ein stärkeres Gefühl von Kontrolle zu haben.

Die Scheidenöffnung und der umliegende Bereich wird nach möglichen Ursachen untersucht, wie z. B. Anzeichen einer Entzündung oder einer Anomalie.

Um festzustellen, wo der Schmerz auftritt, kann der Arzt ein Wattestäbchen verwenden, um verschiedene Bereiche rund um die und/oder in der Scheide zu berühren.

Der Arzt kann auch auf die Harnröhre und die Blase drücken, um diese auf Druckempfindlichkeit zu prüfen.

Der Arzt überprüft die Verengung der Beckenmuskeln rund um die Scheide, indem er einen oder zwei Finger im Handschuh in die Scheide steckt. Um die Gebärmutter und die Eierstöcke auf Auffälligkeiten zu untersuchen, legt der Arzt die andere Hand auf den Unterbauch (eine sogenannte bimanuelle Tastuntersuchung) und drückt auf diese Organe.

Eine rektale Untersuchung kann ebenfalls durchgeführt werden.

Ärzte diagnostizieren eine genito-pelvine Schmerz-Penetrationsstörung anhand der Kriterien der fünften Auflage des Standardnachschlagewerks, Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5), das von der American Psychiatric Association herausgegeben wird. Diese Kriterien erfordern das Vorliegen von mindestens einem der folgenden Punkte:

  • Erhebliche Schmerzen während des Verkehrs oder der versuchten Penetration

  • Starke Angst vor Schmerzen in Erwartung von, während oder aufgrund einer vaginalen Penetration

  • Deutliche Verspannungen oder Versteifungen der Beckenmuskulatur während der versuchten Penetration der Scheide

Diese Symptome müssen mindestens 6 Monate lang bestehen und bei der Frau erhebliches Leid verursachen. Außerdem müssen Ärzte jede andere Ursache der Symptome ausschließen, z. B. eine andere Erkrankung, sexuelles Trauma oder Medikamente oder andere Substanzen.

Behandlung einer genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung

  • Behandlung der Ursache der Schmerzen, falls möglich

  • Gleitmittel, manchmal anästhetische (betäubende) Gele

  • Beckenbodentherapie

  • Manchmal Psychotherapie

An der Behandlung kann ein Team aus klinischen Fachleuten beteiligt sein, wie z. B. Ärzte, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und Sexualtherapeuten.

Welche Behandlungen für die genito-pelvine Schmerz-Penetrationsstörung am besten sind, wurde bisher nicht abschließend geklärt. Diese hängen von den vorliegenden Symptomen ab. Einige allgemeine Maßnahmen werden jedoch empfohlen.

Allgemeine Maßnahmen

Zu Gleit- und Feuchtigkeitsmitteln für die Scheide gehören Öle auf Lebensmittelbasis (wie Kokosöl), Gleitmittel auf Silikonbasis sowie Produkte auf Wasserbasis. Gleitmittel auf Wasserbasis trocknen schnell aus und müssen möglicherweise erneut aufgetragen werden, sind aber gegenüber Vaseline oder anderen Gleitmitteln auf Ölbasis vorzuziehen. Letztere trocknen die Scheide eher aus und können Verhütungsmittel aus Latex (wie Kondom oder Diaphragma) beschädigen. Sie sollten nicht zusammen mit Kondomen angewendet werden. Gleitmittel auf Silikonbasis können zusammen mit Kondomen und Diaphragmen verwendet werden, ebenso wie Gleitmittel auf Wasserbasis. Frauen können ihren Arzt fragen, welche Art von Gleitmitteln für sie am besten geeignet wäre.

Zu den allgemeinen Maßnahmen für die vaginale Gesundheit gehören das Tragen von Unterwäsche aus Baumwolle, nach Möglichkeit keine Unterwäsche beim Schlafen, das Waschen nur mit Wasser oder einer milden Seife und der Verzicht auf eine Intimdusche und rezeptfreie Scheidendeodorants.

Bei der Behandlung einer genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung führt der Arzt oder eine andere Fachkraft im Team häufig Folgendes durch:

  • Eine Frau oder das Paar werden ermutigt, befriedigende Formen sexueller Aktivitäten zu finden, die keine Penetration beinhalten, und werden entsprechend angeleitet.

  • Psychische Probleme, die zu den chronischen Schmerzen beitragen und diese verursachen könnten, werden besprochen.

  • Nach Möglichkeit werden körperliche Anomalien behandelt, welche die Schmerzen begünstigen (wie Endometriose oder Scheideninfektionen).

  • Behandlung der unwillkürlichen Kontraktionen der Muskeln im Becken (Hypertonizität der Beckenmuskulatur)

  • Bei entsprechendem Vorliegen gleichzeitige Behandlung von Störungen des sexuellen Interesses bzw. der sexuellen Erregung

Sexuelle Aktivitäten, bei denen keine Penetration stattfindet, können Paaren helfen, sich gegenseitig zu befriedigen (einschließlich Orgasmen und Ejakulation). Ein Beispiel ist die Stimulation mit Mund, Händen oder einem Vibrator.

Durch ein längeres Vorspiel kann die Feuchtigkeit in der Scheide zunehmen, sodass der Geschlechtsverkehr weniger schmerzhaft wird.

Bei tiefliegenden Schmerzen könnte ein Stellungswechsel hilfreich sein. Befindet sich beispielsweise die Frau beim Geschlechtsverkehr oben, kann sie die Penetration kontrollieren, auch in einer anderen Position kann sie die Penetration begrenzen.

Beckenbodentherapie

Eine Beckenbodentherapie kann Frauen mit einer genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung oft helfen. Sie umfasst Beckenbodentraining, manchmal auch mit Biofeedback, um Frauen beizubringen, wie sie ihre Beckenmuskeln bewusst entspannen können.

Physiotherapeuten können andere Techniken anwenden, um die Funktion der Beckenmuskeln zu stärken. Zu den Maßnahmen zählen:

  • Weichteilmobilisation und myofaszialer Release: Durch verschiedene Bewegungen (wie rhythmisches Pressen oder Massage) wird Druck auf die betroffenen Muskeln oder das die Muskeln umgebende Gewebe (Myofaszien) ausgeübt, sodass sie gedehnt werden.

  • Triggerpunkt-Therapie: Druck wird auf sehr empfindliche Bereiche der betroffenen Muskeln ausgeübt, von denen die Schmerzen ausgehen (Triggerpunkte).

  • Elektrostimulation Ein schwacher elektrischer Strom wird durch ein Gerät an der Scheidenöffnung angebracht.

  • Blasen- und Darmtraining: Betroffene Frauen müssen ein strenges Programm mit Übungen zum Wasserlassen und zur Stärkung der Muskeln um die Harnröhre und den After einhalten, manchmal mit Biofeedback.

  • Ultraschalltherapie: Hochfrequente Schallwellen werden auf die betroffenen Muskeln gerichtet (was die Durchblutung verstärkt, die Heilung verbessert und verspannte Muskeln entspannt).

Das Levator-ani-Syndrom (Vaginismus) kann durch fortschreitende Desensibilisierung (manuell oder mit Dilatatoren) behandelt werden. Mit dieser Technik können Frauen sich allmählich an Berührungen in ihrem Genitalbereich gewöhnen. Der nächste Schritt wird nur dann unternommen, wenn es der Frau bei dem vorherigen Schritt behaglich ist.

  • Die Frau berührt sich täglich so nahe wie möglich an der Scheidenöffnung. Wenn ihre Angst vor der Berührung ihrer Geschlechtsorgane zurückgegangen ist, wird die Frau eher in der Lage sein, die körperliche Untersuchung zu tolerieren.

  • Die Frau führt ihren Finger an ihrem Jungfernhäutchen vorbei ein. Sie wird angewiesen, beim Einführen ihres Fingers zu pressen oder zu drücken, um die Öffnung zu vergrößern und den Zugang in die Scheide zu erleichtern.

  • Sie führt speziell geformte Dilatatoren ein, die allmählich größer werden. Wenn ein Dilatator 10 bis 15 Minuten lang eingeführt werden kann, gewöhnen sich die Muskeln langsam an den zunehmenden Druck, ohne sich automatisch zusammenzuziehen. Nachdem die Frau die kleinste Größe erträgt, führt sie das nächstgrößere Modell ein und so weiter.

  • Die Frau erlaubt es ihrem Partner, während einer sexuellen Begegnung einen Dilatator einzuführen, um sich zu vergewissern, dass er bequem eingeführt werden kann, wenn sie sexuell erregt ist.

  • Die Frau sollte dem Partner erlauben, den Bereich rund um die Scheidenöffnung mit seinem Penis oder einem Dildo zu berühren, ohne in die Scheide einzudringen. Dann kann sich die Frau an das Gefühl des Penis oder Dildos in diesem Bereich gewöhnen.

  • Mit der Zeit führt die Frau den Penis ihres Partners oder einen Dildo teilweise oder ganz in ihre Scheide ein, wie sie es bereits mit dem Dilatator gemacht hat. Sie fühlt sich eventuell sicherer, wenn sie während des Geschlechtsverkehrs oben ist.

Bei oberflächlichen Schmerzen ist eine Beckenbodentherapie entscheidend, da die unwillkürliche Kontraktion der Muskeln um die Scheidenöffnung oft Teil des Problems ist. Das großzügige Auftragen eines Gleitmittels vor dem Geschlechtsverkehr kann helfen. Manchmal wird die Anwendung eines betäubenden Gels empfohlen.

Psychotherapien

Psychotherapien, wie z. B. die kognitive Verhaltenstherapie und eine achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie, können einigen Frauen helfen. Achtsamkeit bedeutet, sich darauf zu konzentrieren, was im Augenblick geschieht, ohne zu beurteilen oder zu überwachen, was geschieht. Solche Therapien können Frauen dabei helfen, die Angst vor Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs zu überwinden.

Ärzte können Frauen an einen Psychotherapeuten, Paartherapeuten oder einen qualifizierten Sexualtherapeuten für psychologische Therapien überweisen.

Spezielle Therapien

Weitere spezielle Behandlungen hängen von der Ursache ab, wie z. B.:

  • Ausdünnung und Austrocknen der Scheide nach der Menopause: Östrogen oder DHEA (Dehydroepiandrosteron), das in die Scheide eingeführt wird

  • Scheideninfektionen: Antibiotika oder Antimykotika, soweit angemessen

  • Zysten oder Abszesse: Operative Entfernung

  • Eine Anomalie des Jungfernhäutchens oder eine andere angeborene Anomalie: Operation zur Korrektur

Die vaginale Hormontherapie umfasst niedrig dosiertes Östrogen (als Creme, Tablette oder Ring oder DHEA [als Zäpfchen]). Östrogen kann oral eingenommen oder als Pflaster oder Gel auf die Haut aufgetragen werden. Diese Formen von Östrogen wirken sich jedoch auf den ganzen Körper aus und werden in der Regel nur dann angewendet, wenn eine Frau auch andere Symptome der Wechseljahre hat (wie Hitzewallungen).

Ospemifen (ein selektiver Östrogenrezeptormodulator, kurz SERM) und Östrogen wirken auf ähnliche Weise auf das Scheidengewebe. Wie Östrogen kann Ospemifen zur Linderung der vaginalen Trockenheit und anderer Symptome, welche die Scheide und/oder die Harnwege betreffen, eingesetzt werden.

Medikamente zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen (Schmerzen aufgrund einer Schädigung des Nervensystems) können helfen, die Schmerzen bei einer provozierten Vestibulodynie zu lindern. Dazu zählen die Antiepileptika Gabapentin und Pregabalin sowie die Antidepressiva Amitriptylin und Nortriptylin.

Verschiedene Cremes, die Gabapentin und Amitriptylin enthalten, können direkt auf die Scheidenöffnung aufgetragen werden. Diese Behandlungen können die Schmerzen lindern und verursachen weniger Nebenwirkungen.

Botulinumtoxin Typ A, das in die Beckenbodenmuskulatur injiziert wird, wird in der Regel nur dann zur Behandlung von provozierter Vestibulodynie eingesetzt, wenn keine anderen Behandlungen wirksam waren. Es wird nur für kurze Zeit verwendet.

Eine Vestibulektomie (Entfernung des Bereichs rund um die Scheidenöffnung) wird selten durchgeführt. Sie wird in der Regel bei Frauen durchgeführt, die nie schmerzfreien Geschlechtsverkehr hatten.