Zytomegalievirusinfektion (CMV) bei Erwachsenen und Übersicht über Infektionen des Neugeborenen
Das Zytomegalievirus (CMV) wird häufig bei Neugeborenen isoliert. Obwohl die meisten Säuglinge, die das Virus ausscheiden, asymptomatisch sind, können andere lebensbedrohliche Verläufe und verheerende Spätfolgen auftreten.
Es ist nicht bekannt, welcher der günstigste Empfängniszeitpunkt für eine Frau mit primärer CMV-Infektion ist. Da das Risiko für den Fetus schwer abzuschätzen ist, sollten Schwangere, die eine primäre CMV-Infektion entwickeln, beraten werden. Viele Experten empfehlen eine routinemäßige serologische Untersuchung gesunder Frauen auf CMV vor oder während der Schwangerschaft.
Ätiologie
Die angeborene CMV-Infektion, deren Inzidenz weltweit bei 0,2–1% der Lebendgeburten liegt, kann bei einer primären oder reaktivierten Infektion der Mutter transplazentar übertragen werden. Klinisch symptomatische Neugeborene erkranken meistens bei einer primären Infektion der Mutter, insbesondere in der ersten Hälfte der Schwangerschaft. In einigen oberen sozioökonomischen Gruppen in den USA ist bei der Hälfte der jungen Frauen kein CMV-Antikörper nachzuweisen, was das Risiko einer Primärinfektion erhöht.
Die perinatale CMV-Infektion wird durch den Kontakt mit infiziertem Zervikalsekret, Muttermilch oder Blutprodukten erworben. Mütterliche Antikörper schützen wahrscheinlich. Die meisten betroffenen reifen Neugeborenen sind asymptomatisch und nicht infiziert. Im Gegensatz dazu entwickeln Frühgeborene, die keine Antikörper haben, schwere Infektionen oder sterben, vor allem wenn sie CMV-positive Blutprodukte erhalten. Anstrengungen sollten unternommen werden, um bei diesen Kindern eine Bluttransfusion mit CMV-negativem Blut oder Komponenten durchzuführen oder Blut zu verwenden, das gefiltert wurde, um Leukozyten zu eliminieren, die CMV-Träger sein können. Dieses leukozytenreduzierte Blut wird von vielen Experten als CMV-sicher betrachtet.
Symptome und Beschwerden
Viele Frauen, die sich in der Schwangerschaft mit CMV infizieren, bleiben ohne Symptome, einige entwickeln allerdings ein der Mononukleose ähnliches Bild.
Ungefähr 10% der Säuglinge mit einer kongenitalen CMV-Infektion sind bei der Geburt symptomatisch. Mögliche Manifestationen sind:
Säuglinge, die sich während oder nach der Geburt mit CMV infiziert haben, besonders dann wenn sie frühgeboren sind, können ein Sepsis-ähnliches Syndrom entwickeln, auch Pneumonie, Hepatosplenomegalie, Hepatitis (die zu Leberversagen führen kann), Thrombozytopenie und atypische Lymphozytose. Wenn die Übertragung jedoch über die Muttermilch geschehen ist, ist das Risiko schwerer symptomatischer Erkrankung und Langzeitfolgen niedrig.
Diagnose
Die symptomatische kongenitale CMV-Infektion muss von anderen kongenitalen Infektionen wie der Toxoplasmose, Röteln , lymphozytärem Choriomeningitisvirus und Syphilis unterschieden werden.
Bei Neugeborenen ist der wichtigste diagnostische Nachweis eine Viruskultur durch PCR von Urin, Speichel oder Gewebe. Die Diagnose bei den Müttern kann auch serologisch oder durch PCR erfolgen ( Zytomegalievirusinfektion (CMV) : Diagnose). Das Material sollte bis zur Inokulation auf Fibroblastenzellen kühl gelagert werden. Eine kongenitale CMV-Infektion liegt vor, wenn das Virus aus Urin, Speichel oder anderen Körperflüssigkeiten, die innerhalb der ersten 2-3 Lebenswochen gewonnen wurden, isoliert werden kann. Urin und Speichel haben die höchste Empfindlichkeit. Positive Kulturen nach dieser Frist von 3 Wochen können sowohl für eine kongenitale als auch für eine perinatale Infektion sprechen. Unabhängig vom Infektionsweg können Kinder über mehrere Jahre Virusausscheider bleiben.
Ein großes Blutbild mit Differenzialuntersuchung und Leberfunktionstests können in der Diagnostik hilfreich sein. Auch eine Sonographie oder Computertomographie des Schädels sowie eine ophthalmologische Bewertung sollten erfolgen. Periventrikuläre Verkalkungen werden üblicherweise über eine Computertomographie gefunden. Hörtests sollten routinemäßig bei allen infizierten Neugeborenen bei der Geburt durchgeführt und eine engmaschige Überwachung fortgeführt werden, weil sich Hörverlust nach der Neugeborenenzeit weiter entwickeln und progressiv sein kann.
Prognose
Behandlung
Symptomatischen Neugeborenen werden antivirale Medikamente gegeben. Orales Ganciclovir 16 mg/kg 2-mal täglich über 6 Monate kann bei Neugeborenen mit einer kongenitalen CMV-Infektion die Virusausscheidung vermindern und das Hörvermögen und eine Entwicklungsverzögerung mit 12–24 Monaten bescheiden verbessern (1).
Die wichtigsten Toxizität der Behandlung ist Neutropenie.
Behandlungshinweise
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1. Kimberlin DW, Jester PM, Sánchez PJ, et al: Valganciclovir for symptomatic congenital cytomegalovirus disease. N Engl J Med 372(10):933–943, 2015. doi: 10.1056/NEJMoa1404599.
Prävention
Nichtimmunisierte schwangere Frauen sollten eine Exposition gegenüber dem Virus vermeiden. CMV-Infektionen kommen häufig bei Kindern in Kinderkrippen vor. Daher sollten Schwangere ihre Hände nach dem Kontakt mit Urin, Speichel oder Schleimsekretionen von Kindern immer sorgfältig waschen.
Die transfusionsassoziierte perinatale CMV-Infektion kann verhindert werden, indem man Frühgeborenen CMV-negative Blutprodukte gibt oder leukozytenreduzierte Blutprodukte.
Ein Impfstoff zu Verhinderung angeborener CMV ist zur Zeit in der Entwicklung. Ein Versuch der Verwendung von CMV-Hyper-Immunglobulin, um bei schwangeren Frauen mit primären CMV-Infektion eine Infektion zu verhindern oder zu behandeln, hat keine Reduktion der kongenitalen Infektion gezeigt (1).
Hinweis zur Prävention
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1. Revello MG, Lazzarotto T, Guerra B, et al: A randomized trial of hyperimmune globulin to prevent congenital cytomegalovirus. N Engl J Med 370(14):1316–1326, 2014. doi: 10.1056/NEJMoa1310214.
Wichtige Punkte
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CMV ist die häufigste angeborene Virusinfektion und kann asymptomatisch oder symptomatisch sein.
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Mehrere Organe können betroffen sein, und das Risiko einer Frühgeburt ist erhöht.
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Eine Unterscheidung symptomatischer kongenitalen CMV-Infektion von anderen angeborenen Infektionen (z. B. Toxoplasmose, Röteln, Virus der lymphozytären Choriomeningitis, Syphilis) erfolgt mittels PCR oder viraler Kultur.
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Intravenöses Ganciclovir oder orales Valganciclovir kann dabei helfen, Hörverlust und Entwicklungsverzögerung bei Kindern mit symptomatischer Infektion zu verhindern.