Morbus Addison

(Primäre, Chronische adrenokortikale Insuffizienz)

VonAshley B. Grossman, MD, University of Oxford; Fellow, Green-Templeton College
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
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Der Morbus Addison ist eine schleichende, fortschreitende Unterfunktion der Nebennierenrinde. Er verursacht charakteristische Symptome wie Hypotension, Hyperpigmentierung und kann zu einer adrenergen Krise mit kardiovaskulärem Kreislaufkollaps führen. Die Diagnosestellung erfolgt anhand der Klinik und durch die Messung der erhöhten adrenocorticotrope Hormon(ACTH)-Spiegels bei niedrigen Kortisolspiegeln. Die Therapie besteht normalerweise in einer Hydrokortisonsubstitution. Gelegentlich werden auch andere Hormone substituiert.

(Siehe auch Darstellung der Nebennierenfunktion.)

Ein Morbus Addison entsteht bei ca. 4/100.000 Menschen pro Jahr. Er kommt in allen Altersgruppen und in etwa gleichem Maße bei jedem Geschlecht vor und macht sich klinisch tendenziell bei metabolischem Stress, Infektionen oder Traumata bemerkbar.

Eine adrenerge Krise (Ausbruch schwerwiegender Symptome) kann durch eine akute Infektion ausgelöst werden. Eine Infektion ist eine häufige Ursache, insbesondere wenn eine Septikämie vorliegt. Weitere Ursachen sind interkurrente Krankheiten, Operationen oder ein Natriumverlust nach exzessivem Schwitzen. Auch mit Behandlung kann Morbus Addison einen leichten Anstieg der Mortalität verursachen. Es ist nicht klar, ob dieser Anstieg durch falsch behandelte Addison Krisen oder durch langfristige unbeabsichtigte Übersubstitution bedingt ist.

Ätiologie der Addison-Krankheit

Ungefähr 70% aller Fälle in den USA sind durch eine idiopathische Atrophie der Nebennierenrinde verursacht. Dem liegt vermutlich ein autoimmunes Geschehen zugrunde. Die restlichen Fälle werden durch eine Zerstörung der Nebenniere durch Granulome (z. B. bei Tuberkulose, Histoplasmose), Tumoren, Amyloidosen, Hämorrhagien oder inflammatorische Nekrosen verursacht. Ein Mangel an Kortikosteroiden kann auch durch Medikamente ausgelöst werden, die die Synthese von Kortikosteroiden hemmen (z. B. Ketoconazol, das Anästhetikum Etomidat).

Ein Morbus Addison kann im Rahmen eines polyglandulären Autoimmunsyndroms zusammen mit einem Diabetes mellitus und einer Schilddrüsenunterfunktion auftreten. Bei Kindern ist die häufigste Ursache der primären Nebenniereninsuffizienz die kongenitale adrenale Hyperplasie, aber auch andere genetische Erkrankungen werden zunehmend als Ursache erkannt.

Pathophysiology of Addison Disease

Es besteht ein Mangel an Mineralokortikoiden und Glukokortikoiden.

Mineralokortikoidmangel

Da Mineralokortikoide die Natriumreabsorption und Kaliumexkretion stimulieren, führt ein Mangel vorwiegend im Urin, aber auch im Speichel, im Schweiß und im gastrointestinalen Trakt zu erhöhter Natriumausscheidung und verminderter Exkretion von Kalium. Eine niedrige Serumkonzentration von Natrium (Hyponatriämie) und eine hohe Konzentration von Kalium (Hyperkaliämie) sind die Folge.

Urinsalz- und Wasserverlust verursachen eine schwere Dehydratation, Plasmahypertonizität, Azidose, erniedrigtes zirkulierendes Volumen, Hypotonie und schlimmstenfalls einen Kreislaufkollaps. Wird die Nebenniereninsuffizienz durch eine inadäquate Produktion von adrenokortikotropem Hormon (ACTH; sekundäre Nebenniereninsuffizienz) verursacht, sind die Elektrolytwerte oftmals normal oder nur wenig verändert, und die Kreislaufprobleme sind weniger ernst.

Glukokortikoidmangel

Ein Glukokortikoidmangel verursacht eine Hypotonie und führt zu einer erhöhten Insulinsensitivität und zu Störungen im Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel. Bei einem Kortisolmangel werden zu wenig Kohlenhydrate aus Protein gewonnen, was dann zu einer Hypoglykämie und einer verminderten Glykogenreserve in der Leber führt. Die Patienten fühlen sich, zum Teil auch wegen einer Störung der neuromuskulären Funktion, schwach. Der Widerstand gegen Infektion, Trauma und andere Formen von Stress ist eingeschränkt. Eine myokardiale Schwäche und die Dehydratation vermindern die kardiale Auswurfleistung und ein Herz-Kreislauf-Versagen kann auftreten.

Ein verminderter Kortisolspiegel im Blut führt zu erhöhter hypophysärer ACTH-Produktion und erhöhten Blutwerten für Beta-Lipotropin, welches melanozytenstimulierende Wirkung besitzt und zusammen mit ACTH die für den Morbus Addison so charakteristische Hyperpigmentierung von Haut und Schleimhäuten verursacht. Eine Nebenniereninsuffizienz im Rahmen einer Hypophyseninsuffizienz verursacht keine Hyperpigmentierung.

Symptome und Anzeichen von Morbus Addison

Schwäche, Müdigkeit und orthostatische Dysregulation sind frühe Symptome von Morbus Addison.

Die Hyperpigmentierungn ist durch eine diffuse Braunfärbung der dem Sonnenlicht exponierten Körperstellen charakterisiert. Die nichtexponierten Körperstellen dunkeln etwas weniger nach, und hier sind vor allem Druckpunkte (knöcherne Erhebungen), Hautfalten, Narben und die Streckseiten der Extremitäten betroffen. Schwarze Hyperpigmentationen treten gehäuft auf der Stirn, im Nacken, im Gesicht und an den Schultern auf. Es entwickelt sich eine blau-schwarze Verfärbung im Bereich der Brustwarzen und der Schleimhäute an Lippen, Mund, Rektum und Vagina.

Häufig findet sich eine Anorexie, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe. Eine verminderte Kältetoleranz im Rahmen einer verminderten Stoffwechselleistung wird beobachtet. Schwindel und Synkopen können auftreten.

Der allmähliche Beginn und die nur wenig spezifischen Symptome führen häufig zur Fehldiagnose einer Neurose.

Gewichtsverlust, Dehydratation und Hypotonie treten erst im späteren Stadium eines Morbus Addison auf.

Adrenerge Krise (Addison Krise)

Eine adrenerge Krise ist charakterisiert durch

  • Profunde Asthenie (Schwäche)

  • Starke Schmerzen im Abdomen, unteren Rücken oder Beinen

  • Peripherer vaskulärer Kollaps

  • Nierenversagen mit Azotämie

Die Körpertemperatur kann erniedrigt sein. Gelegentlich tritt aber auch hohes Fieber auf, besonders wenn die Krise durch eine akute Infektion ausgelöst wurde.

Eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Patienten mit einer nur zum Teil eingeschränkten Funktion der Nebennieren (eingeschränkte adrenokortikale Reserve) ist unter normalen Lebensumständen unauffällig und erleidet erst unter physiologischem Stress (z. B. bei Operationen, Infektionen, Verbrennungen oder anderen schweren Krankheiten) eine adrenerge Krise. Ein Kreislaufschock und Fieber können die einzigen Symptome sein.

Diagnose von Addison-Krankheit

  • Elektrolytspiegel

  • Serum-Kortisol

  • Adrenocorticotropes Hormon (ACTH) im Plasma

  • Manchmal ACTH-Stimulationstest

Klinische Hinweise erzeugen einen Verdacht auf eine Nebenniereninsuffizienz. Manchmal wird aber die Diagnose allein aufgrund charakteristischer Veränderungen der Serumelektrolyte vermutet, darunter niedrige Natriumwerte, ein hohe Kaliumwerte, niedrige Bikarbonatwerte und hohe BUN-Werte (Blut-Harnstoff-Stickstoff; siehe Tabelle Testergebnisse, die auf Morbus Addison hindeuten).

Tabelle

Differenzialdiagnosen

Die vielfältigen Erscheinungsformen der Addison-Krankheit können auch durch zahlreiche andere Erkrankungen verursacht werden.

Hyperpigmentierung kann resultieren aus bronchogenes Karzinom, Aufnahme von Schwermetallen (z. B. Eisen, Silber), chronische Hauterkrankungen oder Hämochromatose (obwohl die Hyperpigmentierung der Eisenüberladung teilweise auf eine Nebenniereninsuffizienz zurückzuführen ist, die durch Eisenablagerung in den Nebennieren verursacht wird). Das Peutz-Jeghers-Syndrom zeigt eine charakteristische Pigmentation der bukkalen und rektalen Schleimhäute. Wenn eine Hyperpigmentation zusammen mit einer Vitiligo auftritt, so ist dies ein Hinweis auf einen immunogenen Morbus Addison. Allerdings kommt eine solche Koinzidenz auch bei anderen Krankheiten vor.

Die durch einen Morbus Addison hervorgerufene Schwäche bessert sich durch Ruhe, anders als die neuropsychiatrische Schwäche, welche verstärkt am Morgen auftritt und nicht vom Aktivitätsgrad des Patienten beeinflusst wird. Die meisten Myopathien, die ebenfalls eine Schwäche hervorrufen, können anhand des Musters der betroffenen Muskelgruppen, der fehlenden Hyperpigmentierung und charakteristischer Laborwerte von einem Morbus Addison unterschieden werden (siehe auch Schwäche).

Patienten mit Nebenniereninsuffizienz entwickeln sich Hypoglykämie nach dem Fasten wegen der verminderten Glukoneogenese und zeigen oft Gewichtsverlust, was nicht vollständig verstanden wird, aber zumindest teilweise aufgrund eines Mangels an extrazellulärem Volumen. Im Gegensatz dazu haben Patienten mit Hypoglykämie aufgrund einer Übersekretion von Insulin in der Regel einen erhöhten Appetit mit Gewichtszunahme und eine normale Nebennierenfunktion.

Niedrige Serumnatriumwerte im Rahmen eines Morbus Addison müssen von den Werten, wie sie bei Patienten mit Ödemen bei Herz- und Leberkrankheiten (vor allem unter Diuretikatherapie) gefunden werden, abgegrenzt werden. Auch müssen eine Verdünnungshyponaträmie beim Syndrom der inadäquaten antidiuretischen Hormon-Sekretion (SIADH) und eine salzverlustbedingte Nephropathie unterschieden werden. Im Gegensatz zu Patienten mit Morbus Addison haben diese Patienten wahrscheinlich keine Hyperpigmentierung, Hyperkaliämie und erhöhte Werte für den Blut-Harnstoff-Stickstoff.

Tests

Laboruntersuchungen, beginnend mit den morgendlichen Serumcortisol- und Plasma-ACTH-Spiegeln, bestätigen eine Nebenniereninsuffizienz (siehe Tabelle Bestätigende Serumtests für die Addison-Krankheit). Erhöhte ACTH-Werte ( 50 pg/ml [ 11 pmol/l]) in Kombination mit niedrigen Kortisolspiegeln (< 5 mcg/dl [< 138 nmol/l]) sind diagnostisch beweisend, besonders bei Patienten unter erheblichem Stress oder im Schock. Niedriges ACTH (< 5 pg/ml [< 1,1 pmol/l]) und Kortisol weisen auf eine sekundäre Nebenniereninsuffizienz hin. Es ist wichtig zu beachten, dass ACTH-Spiegel erniedrigt sind, auch wenn sie formal im Normbereich liegen, wenn die Kortisolwerte sehr gering sind.

Wenn die ACTH- und Kortisolspiegel grenzwertig sind und eine Nebenniereninsuffizienz vermutet wird – besonders bei einem Patienten, der für einen größeren chirurgischen Eingriff ansteht –, muss immer ein Provokationstest durchgeführt werden. Wenn die Zeit nicht ausreicht (z. B. in einer Notfallsituation), sollte dem Patienten empirisch nach Sicherung einer Serum- und Plasmaprobe Hydrokortison (z. B. 100 mg IV oder i.m.) verabreicht werden, und der Provokationstest wird später durchgeführt.

Provozierende Tests

Ein Morbus Addison wird diagnostiziert, indem gezeigt wird, dass eine exogene ACTH-Zufuhr nicht zum Anstieg des Serumkortisols führt. Eine sekundäre Nebenniereninsuffizienz wird mittels eines verlängerten ACTH-Stimulationstests, eines Glukagon-Stimulationstests oder eines Insulin-Tolenranztests diagnostiziert.

Ein ACTH-Stimulationstest wird mittels Injektion von Cosyntropin (synthetisches ACTH) 250 mcg IV oder i.m. durchgeführt, gefolgt von einer Messung der Serumkortisolspiegel. Es wird die Meinung vertreten, dass bei Patienten mit Verdacht auf eine sekundäre Nebenniereninsuffizienz ein niedrigdosierter ACTH-Stimulationstest (1 mcg IV statt der Standarddosis von 250 μg) durchgeführt werden sollte, da solche Patienten auf höhere ACTH-Dosen normal reagieren können. Patienten, die normalerweise Glukokortikoide oder Spironolacton einnehmen, sollten dies am Tag des Tests nicht tun.

Normale Serumkortisolspiegel variieren vor der Injektion etwas, abhängig von den im Labor verwendeten Tests, aber liegen in der Regel zwischen 5 und 25 mcg/dl (138–690 nmol/l), verdoppeln sich nach Injektion von ACTH innerhalb von 30–90 Minuten und erreichen mindestens 20 mcg/dl (552 nmol/l). Patienten mit einem Morbus Addison haben niedrige oder niedrig normale Vorabinjektionswerte, die auch 30 Minuten nach Injektion von ACTH nicht den Spitzenwert von 15 bis 18 mcg/dl (414-497 nmol/l) überschreiten. Die präzisen normalen Werte hängen von der spezifischen Kortisol-Analyse ab und der normale Bereich sollte für jedes Labor verifiziert werden.

In den Tests zur Glukagon-Stimulation steigen die Plasma-ACTH- und Cortisolspiegel bei Patienten mit sekundärer Nebenniereninsuffizienz als Reaktion auf Glukagon nicht an.

Beim Insulin-Toleranztest steigen ACTH und Cortisol als Reaktion auf eine ausreichende Menge an intravenösem regelmäßigem Insulin nicht an, um einen Rückgang des Blutzuckerspiegels auf ein kritisches Niveau zu bewirken. Der Insulintoleranztest birgt das Risiko eines hypoglykämischen Anfalls und wird nicht bei Patienten empfohlen, bei denen der Verdacht auf eine schwere Nebenniereninsuffizienz besteht.

Tabelle

Bei einer sekundären Nebenniereninsuffizienz kann die Reaktion auf Cosyntropin subnormal ausfallen. Da eine Hypophyseninsuffizienz zu einer Nebennierenatrophie führen kann (und somit die Nebenniere nicht adäquat auf ACTH reagieren kann), sollte der Patient im Falle des Verdachts auf eine hypophysäre Krankheit mit einem langwirksamen ACTH 1 mg i.m. 1-mal täglich für 3 Tage vor der ACTH-Stimulation vorbehandelt werden. Nach einem solchen Priming sollte eine normale Reaktion auf den Test mit einem Anstieg des Serumkortisols auf > 20 mcg/dl (> 552 nmol/l).

Ein verlängerter ACTH-Stimulationstest (Probenentnahme über 24 Stunden) kann verwendet werden, wenn man eine sekundäre (oder tertiäre-d.h. hypothalamische) Nebenniereninsuffizienz erkennen will. Cosyntropin wird in der Dosis 1 mg i.m. gegeben, und Kortisol wird in bestimmten Intervallen über 24 Stunden, in der Regel nach 1, 6, 12 und 24 h bestimmt. Die Ergebnisse der ersten Stunde sind sowohl für den kurzen Test (hier ist die Probenentnahme nach 1 Stunde beendet) als auch für den verlängerten Test ähnlich, aber beim Morbus Addison gibt es nach 60 Minuten keinen weiteren Anstieg. Bei der sekundären und tertiären Nebenniereninsuffizienz steigen die Kortisolwerte auch in den nächsten Stunden bis zu 24 Stunden weiter an. Nur in Fällen, in denen eine Atrophie der Nebennieren schon lange besteht, ist ein Priming (mit langwirksamen ACTH) notwendig. Normalerweise wird zuerst der einfache, kurze Test durchgeführt, da ein normales Ergebnis weitere Untersuchungen unnötig werden lässt.

Wenn eine adrenerge Krise vermutet wird, wird die Bestätigung von Morbus Addison durch einen ACTH-Stimulationstest aufgeschoben, bis sich der Patient erholt hat. Wenn ACTH-Stimulationstests durchgeführt werden, so bestätigen erhöhten ACTH-Spiegel zusammen mit niedrigen Kortisolspiegel die Diagnose.

Untersuchung zur Ätiologie

In westlichen Gesellschaften geht man in der Regel davon aus, dass die Ursache autoimmun ist, sei denn, es gibt andere Hinweise. Nebennierenantikörper können festgestellt werden. Beim autoimmunen Morbus Addison sind adrenale Antikörper oft positiv, zumindest zu Beginn.

Außerhalb der westlichen Gesellschaften ist Tuberkulose eine häufige Ursache, daher sollte eine Röntgenaufnahme des Thorax durchgeführt werden; im Zweifelsfall ist eine CT der Nebennieren hilfreich. Bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen, sind die Nebennieren verkümmert, während bei Patienten mit Tuberkulose oder anderen Granulomen, die Nebennieren vergrößert sind, (zunächst) häufig mit Verkalkung. Eine bilaterale Nebennierenhyperplasie, vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen, deutet auf einen genetischen Enzymdefekt hin. Eine Nebennierenblutung ist in der Regel auf einem CT-Scan zu erkennen.

Hyperpigmentierung bei Morbus Addison

  • Hydrokortison oder Prednisolon

  • Fludrokortison

  • Dosissteigerung während andauernder Krankheit

Die maximale Kortisolsekretion findet in den frühen Morgenstunden statt, während sie nachts auf ihre Minimalwerte abfällt. Daher wird Hydrokortison (identisch mit Kortisol) auf 2 oder 3 Teildosen verteilt mit einer typischen täglichen Gesamtdosis von 15–20 mg gegeben. Ein Regime sieht vor, die Hälfte der Gesamtdosis am Morgen zu verabreichen, und die andere Hälfte auf Mittag und den frühen Abend zu verteilen. (z. B. 10 mg, 5 mg, 5 mg) Bei anderen werden zwei Drittel am Morgen und ein Drittel am Abend gegeben. Ein Dosis unmittelbar vor dem Schlafengehen sollte generell vermieden werden, weil es dadurch zu Schlaflosigkeit kommen kann. Alternativ kann Prednisolon 4-5 mg oral am Morgen und eventuell zusätzlich 2,5 mg oral am Abend verwendet werden.

Zusätzlich wird die Einnahme von Fludrokortison 0,1–0,2 mg oral 1-mal täglich zur Substitution von Aldosteron empfohlen. Der einfachste Weg, die Fludrocortisondosis anzupassen, ist die Titration zur Normalisierung des Blutdrucks und des Serumkaliumspiegels. Eine normale Hydratation und das Fehlen einer orthostatischen Dysregulation sind Zeichen einer ausreichenden Substitutionstherapie. Bei einigen Patienten verurdacht Fludrokortison eine Hypertonie, welcher durch Dosisreduktion bzw. die Gabe eines nichtdiuretischen Antihypertensivums entgegengewirkt wird. Einige Ärzte neigen dazu, zu wenig Fludrokortison zu geben, um den Einsatz eines Antihypertensivums zu vermeiden.

Die Hydrokortisondosis sollte während der Krankheit verdoppelt werden. Zwischenzeitlich auftretende Krankheiten (z. B. Infektionen) sind potenziell gefährlich und sollten unverzüglich konsequent therapiert werden. Eine intravenöse Therapie wird erforderlich, wenn die orale Therapie durch Übelkeit und Erbrechen eingeschränkt ist. Die Patienten sollten darüber unterrichtet sein, wann sie ihre Prednisolon- oder Hydrokortisondosis erhöhen sollten, und ebenso sollten sie sich in Notfallsituationen eine intravenöse Hydrokortisondosis selbst verabreichen können. Dem Patienten sollte eine Fertigspritze mit 100 mg Hydrocortison zur intramuskulären oder subkutanen Verabreichung zur Verfügung stehen. Ein Armband oder eine Karte für die Brieftasche (Notfallausweis) mit der Diagnose und der benötigten Steroiddosis kann im Falle einer adrenergen Krise, in der der Patient nicht mehr kommunizieren kann, sehr hilfreich sein.

Wenn der Salzverlust sehr hoch ist, wie z. B. bei Aufenthalt in sehr heißen Klimazonen, kann eine Erhöhung der Fludrokortisondosis notwendig werden.

Treten ein Diabetes mellitus und ein Morbus Addison gemeinsam auf, sollte die Hydrokortisondosis nur im Notfall > 30 mg/Tag betragen, da sonst der Insulinbedarf steigt.

Behandlung der adrenalen Krise

Schon beim bloßen Verdacht auf eine adrenale Krise sollte sofort mit einer Therapie begonnen werden. (CAVE: Bei einer adrenergen Krise kann eine Verzögerung beim Einsetzen der Kortikosteroid-Therapie, vor allem wenn Hypoglykämie und Hypotonie vorliegen, tödlich sein.) Wenn der Patient akut erkrankt ist, sollte die Bestätigung durch einen ACTH-Stimulationstest verschoben werden, bis sich der Patient erholt hat.

Hydrokortison 100 mg IV wird über 30 s injiziert und alle 6–8 h in den die ersten 24 h wiederholt. Durch Gabe von 1 l 5%iger Dextrose in 0,9% iger Kochsalzlösung über 1–2 Stunden wird eine sofortige intravaskuläre Volumenausdehnung durchgeführt. Zusätzlich wird so lange eine 0,9%ige Kochsalzlösung intravenös verabreicht, bis Hypotension, Dehydratation und Hyponaträmie korrigiert sind. Serumkalium kann während der Rehydrierung auf substitutionsbedürftige Werte abfallen. Mineralokortikoide werden während einer hochdosierten Hydrokortisontherapie nicht benötigt. Anschließend kann Hydrocortison 50 oder 100 mg i.m. alle 6 Stunden verabreicht werden.

Als Alternative verwenden einige Zentren eine Hydrocortison-Infusion, bei der 1 bis 2 mg Hydrocortison pro Stunde verabreicht und das Serumcortisol gemessen wird. Normale Blutdruckwerte und eine Verbesserung des Allgemeinbefindens sollten innerhalb 1 Stunde nach der initialen Hydrokortisondosis erreicht sein. Bis die Hydrokortisonwirkung einsetzt, kann die Verwendung von inotropen Substanzen notwendig sein.

Eine Gesamtdosis von 150 mg Hydrocortison wird in der Regel über den 2. 24-Stunden-Zeitraum verabreicht, wenn sich der Patient deutlich verbessert hat, und 75 mg am 3. Tag. Orale Erhaltungsdosen von Hydrokortison (15–20 mg) und Fludrokortison (0,1 mg) werden danach wie weiter oben beschrieben täglich gegeben. Die Genesung ist von der Therapie der auslösenden Krankheit (z. B. Infektion, Trauma, metabolischer Stress) und einer ausreichenden Hydrokortisontherapie abhängig.

Für Patienten mit einer Restfunktion der Nebenniere, die unter Stress eine adrenerge Krise entwickeln, gelten für eine Hydrokortisontherapie die gleichen Regeln, nur ist hier der Volumenbedarf normalerweise wesentlich niedriger.

Tipps und Risiken

  • Wenn eine adrenerge Krise vermutet wird, muss sofort eine Behandlung mit Hydrokortison erfolgen. Jede Verzögerung, einschließlich der Untersuchung, kann tödlich sein.

Behandlung von Komplikationen

Fieber > 40,6° C begleitet gelegentlich den Rehydrierungsprozess. Ein orales Antipyretikum kann gegeben werden.

Eine Komplikation der Kortikosteroidtherapie kann das Auftreten einer Psychose sein. Wenn psychotische Reaktionen auftreten, kann die Hydrokortisondosis auf den geringsten Umfang reduziert werden, der mit der Aufrechterhaltung des Blutdrucks und einer guten Herz-Kreislauf-Funktion vereinbar ist. Antipsychotika können vorübergehend erforderlich werden, sollten aber nicht über einen längeren Zeitraum gegeben werden.

Wichtige Punkte

  • Morbus Addison ist eine primäre Nebenniereninsuffizienz.

  • Schwäche, Müdigkeit und Hyperpigmentierung (generalisierte Braunfärbung oder fokale schwarze Flecken auf Haut und Schleimhäuten) sind typisch.

  • Niedriges Serumnatrium, hohes Serumkalium und hoher Blut-Harnstoff-Stickstoff treten auf.

  • Normalerweise ist das Plasma-ACTH hoch und der Serum-Cortisolspiegel niedrig.

  • Es werden Ersatzdosen von Hydrokortison und Fludrokortison verabreicht. Die Dosen sollten während interkurrierender Erkrankungen erhöht werden.