Diphtherie

VonLarry M. Bush, MD, FACP, Charles E. Schmidt College of Medicine, Florida Atlantic University
Überprüft/überarbeitet März 2023
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Diphtherie ist eine ansteckende, manchmal tödlich verlaufende Infektion der oberen Atemwege, die durch das grampositive Stäbchenbakterium (siehe Abbildung ) Corynebacterium diphtheriae ausgelöst wird. Einige Arten von Corynebacterium diphtheriae setzen einen hochwirksamen Giftstoff frei, der Herz, Nieren und Nervensystem schädigen kann.

  • Diphtherie wird durch eine bakterielle Infektion ausgelöst, die in Industrieländern mit landesweiter Immunisierung heutzutage nur noch selten vorkommt.

  • Zu den typischen Symptomen zählen Halsschmerzen, ein allgemeines Krankheitsgefühl und Fieber, manchmal in Kombination mit geschwollenen Lymphknoten, sowie feste, graue pseudomembranöse Beläge im Rachen.

  • Die Diagnose wird anhand der Symptome, wobei insbesondere die Halsschmerzen und die Pseudomembran von Bedeutung sind, und anhand der Ergebnisse einer angesetzten Kultur gestellt.

  • Betroffene werden ins Krankenhaus eingewiesen und erhalten Antibiotika zur Bekämpfung der Infektion.

  • Eine Impfung schützt vor dieser Infektion.

(Siehe auch Übersicht über Bakterien.)

Vor Jahrzehnten war Diphtherie eine der Hauptursachen für Todesfälle bei Kindern. Heute ist Diphtherie in Industrieländern selten, in erster Linie dank der guten Durchimpfungsrate bei Kindern. In den USA werden jährlich weniger als fünf Fälle gemeldet, doch die Diphtheriebakterien existieren weiterhin und können Epidemien auslösen, wenn nicht angemessen geimpft wird.

Diphtherie ist in vielen Ländern in Asien, im Südpazifik, im Nahen Osten, in Osteuropa, Venezuela, Haiti und der Dominikanischen Republik verbreitet. Seit 2011 ist es in Indonesien, Thailand, Vietnam, Laos, Südafrika, Sudan und Pakistan zu Ausbrüchen gekommen (Reiseinformationen zu Diphtherie sind auf der Website der Centers for Disease Control and Prevention [CDC] verfügbar).

Wussten Sie ...

  • Dank der Routineimpfungen ist Diphtherie in Industrieländern heutzutage selten.

Die Bakterien, die Diphtherie verursachen, werden in der Regel durch das Einatmen von Tröpfchen, die von infizierten Personen abgehustet wurden, übertragen. Die Bakterien vermehren sich gewöhnlich auf der Schleimhaut von Mund oder Rachen oder in deren Nähe und verursachen dort eine Entzündung. Diese Form von Diphtherie wird respiratorische Diphtherie genannt.

Einige Arten von Corynebacterium diphtheriae setzen einen hochwirksamen Giftstoff frei, der Herz, Nieren und Nervensystem schädigen kann.

Bei einer leichteren Form der Diphtherie, an der in erster Linie Erwachsene erkranken, ist nur die Haut betroffen. Diese Form tritt häufiger bei Menschen mit mangelnder Hygiene (etwa bei Menschen ohne Obdach) auf. Sie wird durch Kontakt mit infizierten Hautgeschwüren übertragen.

Symptome von Diphtherie

Die Krankheit beginnt normalerweise einige Tage (durchschnittlich fünf Tage) nach dem Kontakt mit dem Erreger. Die Diphtheriesymptome setzen im Lauf einiger Tage ein und umfassen Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, ein allgemeines Krankheitsgefühl, leichtes Fieber (etwa 38 bis 38,9 °C), und eine schnelle Herzfrequenz. Bei Kindern können auch Übelkeit, Erbrechen, Schüttelfrost und Kopfschmerzen vorliegen.

Die Lymphknoten am Hals können geschwollen sein (sogenannter Stiernacken). Die Entzündung kann zu einem Anschwellen des Rachens führen, wodurch sich die Atemwege verengen und heftige Atemschwierigkeiten ausgelöst werden.

Eine Pseudomembran bildet sich im der Nähe der Mandeln oder in anderen Bereichen des Rachens. Dabei handelt es sich um eine derbe graue Membranschicht, die von den Bakterien gebildet wird und eine Körperoberfläche, in diesem Fall den Rachen, bedeckt. Sie besteht aus abgestorbenen weißen Blutkörperchen, Bakterien und anderen Substanzen. Diese Pseudomembran verengt die Atemwege. Es kann eine Gaumenlähmung eintreten. Beim Einatmen kann die Pseudomembran dazu führen, dass die Betroffenen laut nach Luft schnappen. Die Pseudomembran kann auch in die Luftröhre hineinragen oder sich plötzlich ablösen und die Atemwege so vollständig blockieren. Infolgedessen bekommt die betroffene Person gar keine Luft mehr.

Das von gewissen Diphtheriebakterien produzierte Toxin schädigt bestimmte Nerven, besonders jene, die zu den Muskeln in Gesicht, Hals, Armen und Beinen führen. Die Folge sind Symptome wie Schluckbeschwerden oder Schwierigkeiten, die Augen, Arme oder Beine zu bewegen. Das Zwerchfell (der für das Einatmen wichtigste Muskel) kann gelähmt werden, was manchmal eine Ateminsuffizienz auslöst. Das Abklingen dieser Symptome kann Wochen dauern. Die Wirkung von Giftstoffen auf die Nerven kann zu einer beschleunigten Herzfrequenz, Herzrhythmusstörungen und niedrigem Blutdruck führen. Das bakterielle Toxin kann auch eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) verursachen, die manchmal zu Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und zum Tod führen kann.

Eine schwere Infektion kann auch die Nieren schädigen.

Wenn nur die Haut von der Diphtherie betroffen ist, bilden sich an Schürfungen erinnernde wunde Stellen unterschiedlichen Aussehens. Sie treten auf Armen und Beinen auf und gleichen denen bei anderen Hautkrankheiten, beispielsweise bei einem Ekzem, bei Schuppenflechte und Impetigo. Manche Patienten haben wunde Stellen, die nicht ausheilen. Die Läsionen können schmerzhaft und gerötet sein und nässen.

Abbildungen von Diphtherie
Pseudomembran infolge von Diphtherie
Pseudomembran infolge von Diphtherie
Auf diesem Bild ist eine Pseudomembran (eine Schicht aus abgestorbenen weißen Blutkörperchen, Bakterien und anderen Sub... Erfahren Sie mehr

Bild mit freundlicher Genehmigung der Centers for Disease Control and Prevention.

Geschwollener Hals infolge von Diphtherie
Geschwollener Hals infolge von Diphtherie
Auf diesem Bild sind geschwollene Lymphknoten am Hals (als Stiernacken bezeichnet) eines Jungen mit Diphtherie zu sehen... Erfahren Sie mehr

Bild mit freundlicher Genehmigung der Public Health Image Library der Centers for Disease Control and Prevention.

Diphtherie mit Befall der Haut
Diphtherie mit Befall der Haut
Eine Diphtherie-Infektion der Haut kann wie eine rote, abgeschabte Stelle aussehen, wie am Hals dieser betroffenen Pers... Erfahren Sie mehr

Bild mit freundlicher Genehmigung der Public Health Image Library der Centers for Disease Control and Prevention.

Durch Diphtherie verursachte offene Wunde
Durch Diphtherie verursachte offene Wunde
Eine Diphtherie-Infektion der Haut kann wie ein offenes Geschwür (Ulkus) aussehen, wie am Bein dieser betroffenen Perso... Erfahren Sie mehr

Bild mit freundlicher Genehmigung der Public Health Image Library der Centers for Disease Control and Prevention.

Etwa 3 Prozent der Diphtheriepatienten sterben an der Krankheit. Das Sterberisiko ist in folgenden Fällen erhöht:

  • Wenn nicht sofort ein Arzt aufgesucht wird.

  • Wenn Herz oder Nieren von der Diphtherie betroffen sind.

  • Wenn Kinder unter 15 Jahren oder Erwachsene über 40 Jahren an Diphtherie erkranken.

Diagnose der Diphtherie

  • Anlegen einer Kultur aus einer Probe des infizierten Gewebes

  • Elektrokardiogramm bei Vermutung einer Einbeziehung des Herzens

Diphtherieverdacht besteht bei einer kranken Person mit Halsschmerzen und einer Pseudomembran, insbesondere dann, wenn der Gaumen gelähmt und die Person nicht geimpft ist. Die Diagnose wird durch Anlegen einer Kultur aus einem Rachenabstrich der betroffenen Person im Labor bestätigt.

Wenn der Arzt vermutet, dass das Herz in Mitleidenschaft gezogen ist, wird ein Elektrokardiogramm (EKG) erstellt.

Der Verdacht auf Hautdiphtherie besteht, wenn jemand während eines Ausbruchs von Diphtherie der Atemwege Läsionen entwickelt. Um die Diagnose zu bestätigen, wird eine Probe der Läsion entnommen und ins Labor geschickt, wo Bakterienkulturen angesetzt werden.

Behandlung von Diphtherie

  • Diphtherie-Antitoxin

  • Antibiotika

Patienten mit Symptomen einer respiratorischen Diphtherie werden normalerweise auf der Intensivpflegestation (IPS) behandelt und bekommen Antikörper (Antitoxine) gespritzt, welche die Diphtherietoxine neutralisieren sollen.

Um die Diphtheriebakterien abzutöten, werden auch Antibiotika wie Penicillin oder Erythromycin verabreicht. Die Antibiotikabehandlung dauert 14 Tage. Die Betroffenen müssen unter Quarantäne gestellt werden (um eine Ansteckung weiterer Personen zu verhindern), bis zwei Kulturen, die nach der Antibiotikabehandlung angelegt wurden, bestätigen, dass die Bakterien abgetötet wurden.

Bei einer Diphtherieinfektion der Haut reinigt der Arzt die Läsionen gründlich mit Wasser und Seife, und die Betroffenen müssen 10 Tage lang Antibiotika einnehmen.

Personen, die sich von Diphtherie erholt haben, müssen geimpft werden, da eine Infektion keine Immunität garantieren kann. Man kann sich mehr als einmal anstecken.

Bei einer schweren Infektion verläuft die Genesung langsam. Den Patienten wird angeraten, sich ausreichend zu schonen. Bei einer Infektion des Herzmuskels kann selbst normale körperliche Belastung schädlich sein.

Vorbeugung gegen Diphtherie

Impfungen

Für weitere Informationen siehe auch Diphtherie-Tetanus-Keuchhustenimpftstoff und die Impfkalender für Kinder und Erwachsene der Centers for Disease Control and Prevention (CDC).

Der Diphtherie-Impfstoff schützt nur gegen die Wirkung des Diphtherietoxins, verhindert jedoch nicht die Infektion mit Diphtherie. Der Impfstoff wird zusammen mit anderen Impfstoffen verabreicht. Welcher Impfstoff verabreicht wird, hängt vom Alter des Patienten ab:

Nach Exposition gegenüber dem Diphtherieerreger

Menschen, die engen Kontakt mit einer an Diphtherie erkrankten Person haben, werden hinsichtlich einer Infektion getestet und erhalten 7 Tage lang Antibiotika.

Es werden Proben aus dem Rachen und der Nase entnommen und zum Anlegen einer Kultur ins Labor geschickt. Wenn in den Proben Diphtheriebakterien nachgewiesen werden, müssen die Betroffenen weitere 10 Tage lang (also insgesamt 17 Tage) Antibiotika einnehmen. Diese Expositionsbehandlung wird unabhängig davon durchgeführt, ob die Personen geimpft sind oder nicht, da geimpfte Personen immer noch mit Diphtherie infiziert werden können.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Recommended vaccine schedule for children

  2. CDC: Recommended vaccine schedule for adults

  3. CDC: Diphtheria: Informationen zu Diphtherie, einschließlich Links zur Übertragung, den Symptomen und der Impfung

  4. CDC: Travelers' Health: Diphtherie: Spezielle Informationen zu Diphtherie für Reisende, beispielsweise zur Prävention und zu Personen mit einem Infektionsrisiko