Wichtige Ursachen eines akuten Sehverlustes

Ursache

Befunde

Diagnostischer Ansatz

Akuter Sehverlust ohne Augenschmerzen

Retinaler Arterienverschluss

Monokulare Blindheit, die Minuten bis Stunden andauert (typischerweise < 5 Minuten, wenn aufgrund von zerebrovaskulären Erkrankungen)

Eventuell

Karotis-Sonographie

Echokardiographie

MRT oder CT des Gehirns

Elektrokardiographie (EKG)

Kontinuierliche Überwachung des Herzrhythmus

Arteriitische ischämische Optikusneuropathie (meist bei Patienten mit Arteriitis temporalis, sog. Riesenzell[temporal]arteriitis)

Manchmal Kopfschmerzen, rasche Ermüdung von Kiefer oder Zunge (Claudicatio), druckempfindliche oder geschwollene Schläfenarterie, abgeblasste und geschwollene Papille mit umgebenden Blutungen, Verschluss der Retinalarterie oder ihrer Äste

Manchmal proximale Myalgien mit Steifheit (aufgrund einer rheumatischen Polymyalgie)

Manchmal nur Sehverlust

Erythrozytensedimentationsrate (ESR), C-reaktives Protein (CRP), Thrombozytenzahl

Biopsie der A. temporalis

Funktionaler Sehverlust (ungewöhnlich)

Normale Lichtreaktion der Pupillen, positiver optokinetischer Nystagmus, keine objektiven Anomalien bei der Augenuntersuchung

Oft Unfähigkeit den Namen zu schreiben oder die ausgestreckten Hände zusammenzubringen

Manchmal unangemessene Gefühlsarmut angesichts der beklagten Einschränkung

Manchmal übertriebener Schweregrad einer organischen Augenerkrankung

Klinische Untersuchung

Bei zweifelhafter Diagnose ophthalmologische Untersuchung und Ableitung von VEP

Makulablutung aufgrund der Neovaskularisation bei altersbedingter Makuladegeneration

Blut innerhalb oder unter der Netzhaut und um die Makula herum

Klinische Untersuchung

Nicht arteriitische ischämische Optikusneuropathie

Papillenödem und -blutungen

Manchmal Verlust des unteren und zentralen Gesichtsfeldes

Risikofaktoren (z. B. Diabetes, Bluthochdruck, hypotensive Krise)

ESR, CRP, und Blutplättchenzahl

eventuell Biopsie zum Ausschluss einer Arteriitis temporalis

Okulare Migräne

Flimmerskotome, Skotome im Mosaikmuster oder vollständiger Verlust des Sehvermögens; Dauer meist 10-60 Minuten und oft gefolgt von Kopfschmerzen

Bilateral, kann aber auch monokular erscheinen, wenn das Skotom nicht in der Mitte liegt (d. h., eine Sehstörung im rechten Halbfeld beider Augen kann als nur im rechten Auge wahrgenommen werden)

Oft bei jungen Patienten

Klinische Untersuchung

Retinaler Arterienverschluss

Fast augenblicklich einsetzende, blasse Netzhaut, kirschroter Fleck, manchmal Hollenhorst-Plaques (lichtbrechende Objekte an der Stelle des arteriellen Verschlusses)

Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen

BSG, CRP und Blutplättchenzahl zum Ausschluss einer Arteriitis temporalis

Karotis-Sonographie

Echokardiographie

Berücksichtigung von MRT oder CT des Gehirns

EKG

Kontinuierliche Überwachung des Herzrhythmus

Netzhautablösung

Kürzlich Zunahme der Mouches volantes ("fliegende Mücken"), Photopsien ("Lichtblitze") oder beides

Gesichtsfeldausfall, Netzhautfalten

Risikofaktoren (z. B. Trauma, Augenchirurgie, schwere Myopie, fortgeschrittenes Alter bei Männern)

Klinische Untersuchung

Manchmal okulare Ultraschalluntersuchung

Netzhautvenenverschluss

Häufig mehrere, weit verstreute ("dissiminierte") Netzhautblutungen

Risikofaktoren (z. B. Diabetes, Bluthochdruck, Hyperviskositätssyndrom, Sichelzellenanämie)

Klinische Untersuchung

Transiente ischämische Attacke oder ischämischer Insult

Bilateral symmetrischer (homonymer) Gesichtsfelddefekt, kein Einfluss auf die Sehschärfe in den intakten Regionen (Ausnahme: bilaterale okzipitale Läsion; selten, aber bei Basilarisverschluss möglich)

Risikofaktoren für Arteriosklerose

Karotis-Sonographie

Echokardiographie

Berücksichtigung von MRT oder CT des Gehirns

EKG

Kontinuierliche Überwachung des Herzrhythmus

Glaskörperblutung

Kürzlich auftretende Mouches volantes oder Spinnennetze beim Sehen

Risikofaktoren (z. B. Diabetes, Netzhauteinriss, Sichelzellenanämie, Trauma)

Eventuell okulare sonographische Untersuchung der Netzhaut

Akuter Sehverlust mit Augenschmerzen

Akutes Engwinkelglaukom

Ringe um Lichter, Übelkeit, Kopfschmerzen, Lichtscheu, Bindehautentzündung, Hornhautödem, flache Vorderkammer, Augeninnendruck in der Regel > 40 mmHg

Sofortige ophthalmologische Untersuchung

Gonioskopie

Hornhautulkus

Unter Fluoreszeinfärbung und/oder bei der Spaltlampenuntersuchung sichtbares Geschwür

Risikofaktoren (z. B. Verletzungen, Kontaktlinsen)

Ophthalmologische Untersuchung

Endophthalmitis

Mouches volantes, konjunktivale Injektion, abgeschwächter Rotreflex, Hypopyon oder eine Kombination dieser Symptome

Risikofaktoren (Infektion nach Augenoperation, traumatische Bulbusruptur oder intraokulare Fremdkörper in der Anamnese, wie z. B. bei der Metallbearbeitung, Fungämie oder Bakteriämie)

Sofortige ophthalmologische Untersuchung mit mikrobiologischen Tests (z. B. Gram-Färbung und Kultur von Aspiraten für endogene Endophthalmitis, Blut- und Urinkulturen)

Optikusneuritis (in der Regel schmerzhaft, aber nicht immer)

Leichte Schmerzen bei Augenbewegungen, afferenter Pupillendefekt (tritt früh auf)

Gesichtsfelddefekte (in der Regel zentral)

Auffällige Farbsehprüfung

Eventuell Papillenödem

Gadolinium-MRT im Hinblick auf eine mögliche multiple Sklerose und verwandte Krankheiten.