Das Metabolische Syndrom ist gekennzeichnet durch einen großen Taillenumfang (aufgrund von überschüssigem Bauchfettgewebe), Hypertonie, anormalen Nüchternblutzuckerspiegel oder Insulinresistenz und Dyslipidämie. Ursachen, Komplikationen, Diagnostik und Therapie entsprechen in etwa dem Krankheitsbild der Adipositas.
Das Auftreten des metabolischen Syndroms verläuft häufig parallel zu dem von Adipositas und Typ-2-Diabetes. Die Prävalenz des metabolischen Syndroms nimmt mit dem Alter zu, und in einer US-amerikanischen Studie lag sie in der Allgemeinbevölkerung bei etwa 23%, bei den 60- bis 69-Jährigen bei 44% und bei den über 70-Jährigen bei 42% (1). Auch Kinder und Jugendliche können ein metabolisches Syndrom entwickeln, doch für diese Altersgruppen hat sich noch keine genaue Definition etabliert.
Die Entwicklung des metabolischen Syndroms hängt sowohl von der Verteilung als auch von der Menge des Fettgewebes ab. Eine übermäßige zentrale Adipositas (sogenannte Apfelform), insbesondere wenn der Quotient aus Taillen- und Hüftumfang hoch ist (was ein relativ niedriges Muskel-Fettmasse-Verhältnis widerspiegelt), erhöht das Risiko. Das Syndrom tritt weniger häufig bei Personen auf, die überschüssige subkutane Fettdepots um die Hüften aufbauen (sog. Birnenform) und deren Quotient aus Taillen- und Hüftumfang niedrig ist (was ein relativ hohes Muskel-Fettmasse-Verhältnis widerspiegelt).
Abdominales Fett im Übermaß führt zu einer hohen Anzahl freier Fettsäuren in der Pfortader sowie einer zunehmenden Fettakkumulation in der Leber. Auch in den Muskelzellen reichert sich Fett an. Es ensteht eine Insulinresistenz mit Hyperinsulinämie. Der Glukosestoffwechsel ist beeinträchtigt, und es entwickelt sich eine Dyslipidämie und Hypertonie. Der Serumharnsäurespiegel ist typischerweise erhöht (erhöhtes Gichtrisiko), ein prothrombotischer Zustand mit erhöhten Spiegeln von Fibrinogen und Plasminogenaktivator-Inhibitor-I (PAI-1) und ein Entzündungsgeschehen entwickelt sich.
Einige Experten glauben, dass chronischer Stress hormonelle Veränderungen verursacht, die zu abdominaler Fettleibigkeit, Insulin-Resistenz und niedrigen Blutfettwerten (HDL) beitragen.
Zu den Risiken für ein metabolisches Syndrom gehören
Metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung
Niedriges Testosteron im Plasma, erektile Dysfunktion oder beides (für Männer)
Rauchen (kann den Triglyzeridspiegel erhöhen und den HDL-Spiegel senken)
Hinweis
1. Ford ES, Giles WH, Dietz WH: Prevalence of the metabolic syndrome among US adults: Findings from the third National Health and Nutrition Examination Survey. JAMA 287 (3):356–359, 2002. doi: 10.1001/jama.287.3.356
Diagnose des metabolischen Syndroms
Taillenumfang und Blutdruck
Nüchternblutzucker und Lipidprofil
Ein Screening auf das metabolische Syndrom ist wichtig. Eine Familienanamnese sowie die Messung von Taillenumfang und Blutdruck sind Teil der routinemäßigen Untersuchung. Wenn Patienten mit Fällen von Diabetes mellitus Typ 2 in ihrer Familie, insbesondere solche ≥ 40 Jahre, einen Taillenumfang haben, der über dem für ihre ethnische Herkunft und ihr Geschlecht empfohlenen Wert liegt, müssen Nüchternplasmaglukose und ein Lipidprofil bestimmt werden.
Für das metabolische Syndrom gibt es viele verschiedene Definitionen, es wird am häufigsten diagnostiziert, wenn ≥ 3 der folgenden Faktoren vorhanden sind (siehe Tabelle Übliche Kriterien zur Diagnose des metabolischen Syndroms):
Überschüssiges Bauchfett
Ein hoher Nüchternblutzuckerspiegel
Ein hoher Triglyceridspiegel
Ein niedriger High-Density-Lipoprotein (HDL)-Cholesterinspiegel
Behandlung des metabolischen Syndroms
Herzgesunde Ernährung und körperliche Aktivität
Medikamente wie Metformin und Statine
Medikamente gegen Adipositas sowie metabolische und bariatrische Chirurgie
Nikotinkarenz
Stressmanagement
Optimalerweise führt ein Therapieansatz, der auf einer herzgesunden Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität beruht, zu einer Gewichtsabnahme; die körperliche Aktivität umfasst eine Kombination aus aerober Aktivität und Krafttraining, die durch eine Verhaltenstherapie verstärkt wird. Metformin, ein Insulinssensibilisator, oder ein Thiazolidindion (z. B. Rosiglitazon, Pioglitazon) können wirksam sein. Ein Gewichtsverlust von ca. 7% kann ausreichend sein, um das Syndrom umzukehren. Falls das nicht gelingt, muss jedes Merkmal des Syndroms behandelt werden, um die empfohlenen Ziele zu erreichen. Die verfügbare medikamentöse Behandlung ist sehr effektiv.
Adipositas wird mit Gewichtsabnahme (z. B. Orlistat, Phentermin, Liraglutid) und, falls erforderlich, metabolischer und bariatrischer Chirurgie behandelt
Andere kardiovaskuläre Risikofaktoren müssen ebenfalls angegangen werden (z. B. durch Raucherentwöhnung) Eine erhöhte körperliche Aktivität hat Vorteile für das Herz-Kreislauf-System, auch wenn dabei kein Gewicht verloren wird.
Patienten mit Dyslipidämie können mit Statinen behandelt werden.
Stressbewältigung (z. B. Atemübungen, Meditation, psychologische Unterstützung, Beratung) wird empfohlen.
Wichtige Punkte
Überschüssige abdominale Adipositas führt zu abnormen Nüchternblutzuckerwerten Insulin Resistenz, Dyslipidämien und Hypertonie; mit 3 oder mehr dieser Bedingungen definiert das metabolische Syndrom.
Das metabolische Syndrom ist extrem häufig (z. B. Prävalenz in den USA von > 40% bei Menschen > 60 Jahre).
Bestimmen Sie Taillenumfang, Blutdruck, Nüchtern-Plasmaglukose und Lipidprofil.
Legen Sie Wert auf eine gesunde Ernährung und körperliche Betätigung und achten Sie auf kardiovaskuläre Risikofaktoren; wenn diese Maßnahmen nicht vollständig wirksam sind, sollten Sie die Gabe von Medikamenten gegen Adipositas und/oder metabolische und bariatrische Chirurgie in Betracht ziehen.