Medikamente zur Vorbeugung und Behandlung von Asthma

VonVictor E. Ortega, MD, PhD, Mayo Clinic;
Manuel Izquierdo, DO, Wake Forest Baptist Health
Überprüft/überarbeitet März 2022 | Geändert Sept. 2023
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Mit den heutigen Medikamenten können die meisten Asthmatiker ein einigermaßen normales Leben führen. Viele Medikamente, mit denen Asthmaanfälle behandelt werden, können (meist in geringerer Dosierung) auch zur Vorbeugung eingesetzt werden. (Siehe auch Asthma.)

Die Therapie stützt sich hauptsächlich auf zwei Klassen von Medikamenten:

  • Entzündungshemmende Mittel

  • Bronchodilatatoren

Entzündungshemmende Medikamente (nichtsteroidale Antirheumatika, NSAR) unterdrücken die Entzündung, welche die Verengung der Atemwege verursacht. Zu den entzündungshemmenden Medikamenten gehören Kortikosteroide (die inhaliert, oral eingenommen oder intravenös verabreicht werden können), Leukotrien-Modifikatoren und Mastzellstabilisatoren.

Bronchodilatatoren bzw. Bronchospasmolytika helfen, die Atemwege zu entkrampfen und zu erweitern. Zu den Bronchodilatatoren zählen Beta-Sympathomimetika (sowohl zur raschen Linderung von Symptomen als auch zur langfristigen Handhabung), Anticholinergika und Methylxanthine.

Andere Arten von Medikamenten, die das Immunsystem direkt beeinflussen (sogenannte Immunmodulatoren), werden manchmal für Patienten mit starkem Asthma verschrieben, sind aber für die meisten Asthmatiker nicht nötig.

Beta-Sympathomimetika

Kurz wirksame Beta-Sympathomimetika

Kurz wirksame Beta-Sympathomimetika bzw. Beta-Adrenozeptoragonisten eignen sich bei Asthmaanfällen in der Regel am besten. Sie werden auch zur Vorbeugung von belastungsinduziertem Asthma verwendet. Diese Medikamente werden auch Bronchodilatatoren genannt, weil sie über die Anregung der Beta-Adrenozeptoren dafür sorgen, dass sich die Atemwege erweitern. Bronchodilatatoren wie Epinephrin (Adrenalin), die sämtliche Beta-Adrenozeptoren im Körper beeinflussen, verursachen unerwünschte Nebenwirkungen wie Herzrasen, Unruhe, Kopfschmerzen und Muskelzittern (Tremor). Bronchodilatatoren (wie Salbutamol), die hauptsächlich auf Beta-2-Adrenozeptoren einwirken, die vor allem in den Zellen der Lunge zu finden sind, haben eine viel geringere Wirkung auf andere Organe und verursachen dadurch auch weniger Nebenwirkungen. Die meisten kurz wirksamen Beta-Sympathomimetika, vor allem die inhalierbaren, wirken innerhalb von Minuten, allerdings hält ihre Wirkung auch nur 2 bis 6 Stunden an.

Wenn ein Asthmakranker meint, mehr Beta-Sympathomimetika als empfohlen anwenden zu müssen, sollte er stattdessen rasch ärztliche Hilfe aufsuchen, Wenn eine zusätzliche Einnahme notwendig ist, insbesondere bei dauerhafter Einnahme, deutet dies auf eine Verschlechterung der Bronchokonstriktion hin, die gefährlich sein kann und möglicherweise sogar zu Atemstillstand und Tod führen kann.

Lang wirksame Beta-Sympathomimetika

Es stehen auch lang wirksame Beta-Sympathomimetika zur Verfügung. Diese werden aber eher zur Vorbeugung als zur Behandlung von Asthmaanfällen eingesetzt. Lang wirkende Beta-Sympathomimetika sind etwa 12 Stunden lang wirksam, sodass der Patient in der Regel zwei Dosen pro Tag benötigt.

Diese lang wirksamen Beta-Sympathomimetika werden nicht allein verwendet, weil dabei ein leicht höheres Sterberisiko besteht. Daher werden sie stets zusammen mit inhalierbaren Kortikosteroiden verabreicht.

Ultralangwirksame Beta-Sympathomimetika

Ultralangwirksame Beta-Sympathomimetika wirken für etwa 24 Stunden, sodass der Patient in der Regel nur eine Dosis pro Tag benötigt.

Ultralangwirksame Beta-Sympathomimetika werden auch nicht allein eingesetzt, da sie das Sterberisiko genauso erhöhen können wie langwirksame Medikamente. Daher werden sie stets zusammen mit inhalierbaren Kortikosteroiden verabreicht.

Einnahme inhalativer Beta-Sympathomimetika

Dosieraerosole (tragbare Patronen, die ein unter Druck stehendes Gas enthalten) sind die häufigste Methode zur inhalativen Gabe von Beta-Sympathomimetika. Der Druck in der Patrone verwandelt den Wirkstoff in ein feines Aerosol mit genau bemessener Wirkstoffdosis. Beim Inhalieren gelangt das Mittel direkt in die Atemwege, wo es sehr schnell wirkt. Stark verengte Atemwege erreicht es allerdings nicht immer sicher. Sogenannte Spacer oder Haltekammern können die Anwendung von Dosieraerosolen erleichtern. Diese Hilfsmittel erhöhen die Menge des Medikaments, das in die Lunge abgegeben wird. Bei jedem Inhalationsapparat ist der richtige Gebrauch entscheidend. Wenn das Gerät nicht korrekt angewendet wird, erreicht der Wirkstoff die Atemwege nicht.

Für viele Bronchodilatatoren steht auch eine Formulierung in Pulverform zur Verfügung. Manche Patienten finden die Einnahme des Medikaments in Pulverform einfacher, weil sie nicht so sehr mit der Atmung koordiniert werden muss wie bei einem Dosieraerosol.

Beta-Sympathomimetika können mithilfe eines Verneblers auch direkt in die Lunge abgegeben werden. In einem Vernebler wird mit Druckluft oder Ultraschallwellen ein kontinuierlicher feiner Nebel erzeugt, der das Medikament enthält und inhaliert werden kann, ohne dass Atmung und Dosierung koordiniert werden müssen. Vernebler sind oft tragbar und lassen sich zum Teil sogar an die Steckdosen in Autos anschließen. Vernebler und Dosieraerosole geben mit einer Dosis oft unterschiedliche Mengen eines Medikaments ab, aber mit beiden Varianten lassen sich Medikamente in ausreichender Menge in die Lunge bringen. Die Vernebler-Therapie erreicht die tiefer gelegenen Atemwege bei solchen Patienten schlechter, die bequem und nicht tief atmen. Dadurch verringert sich die Wirksamkeit der Vernebler-Therapie im Vergleich zu einem richtig angewendeten Dosieraerosol oder einer Formulierung in Pulverform.

Andere Bronchodilatatoren, wie das Anticholinergikum Ipratropium, können bei akuten Anfällen über einen Vernebler mit Beta-Sympathomimetika kombiniert eingenommen werden. Auch eine Kombination von Ipratropium und Salbutamol ist als Dosieraerosol erhältlich.

Es gibt auch andere Arten von Beta-Sympathomimetika. Beta-Sympathomimetika lassen sich spritzen oder in flüssiger oder Tablettenform einnehmen. Die oralen Formen wirken allerdings langsamer als die inhalierten oder gespritzten und sind eher von Nebenwirkungen begleitet, weshalb sie nicht so häufig verschrieben werden. Zu diesen Nebenwirkungen gehören Herzrhythmusstörungen, insbesondere bei einer übermäßigen Medikamentenanwendung.

So wird ein Dosieraerosol mit einem Spacer benutzt:

  • Schütteln Sie den Inhalator, nachdem Sie die Kappen vom Inhalator und dem Spacer entfernt haben.

  • Bringen Sie den Spacer am Inhalator an.

  • Atmend Sie 1 oder 2 Sekunden lang vollständig aus. Versuchen, so viel Luft wie möglich aus der Lunge ausströmen zu lassen.

  • Nehmen Sie den Spacer zwischen die Zähne und schließen Sie die Lippen fest um ihn herum.

  • Atmen Sie langsam durch den Mund ein.

  • Drücken Sie auf die Oberseite des Inhalators und atmen Sie langsam und tief.

  • Nehmen Sie den Spacer aus dem Mund.

  • Halten Sie den Atem 10 Sekunden (oder so lang wie möglich) an.

  • Atmen Sie aus und wiederholen Sie den ganzen Vorgang 1 Minute später, wenn eine zweite Dosis notwendig ist.

  • Setzen Sie die Kappen wieder auf den Inhalator und den Spacer auf.

Anticholinergika

Anticholinergika, wie z. B. Ipratropium und Tiotropium, unterdrücken die Wirkung von Acetylcholin und verhindern so, dass sich die glatte Muskulatur zusammenzieht und sich in den Bronchien vermehrt Schleim bildet. Diese Medikamente werden inhaliert. Die Medikamente erweitern die Atemwege der Patienten, die bereits mit Beta-Sympathomimetika oder einem inhalativen Kortikosteroid behandelt wurden, noch mehr.

Leukotrien-Modifikatoren

Leukotrien-Modifikatoren wie Montelukast, Zafirlukast und Zileuton können Asthmatikern ebenfalls helfen. Sie wirken entzündungshemmend und verhindern die Bildung oder Wirkung von Leukotrienen, körpereigenen Wirkstoffen, die eine Verengung der Bronchien hervorrufen. Die oral einzunehmenden Medikamente werden eher zur Vorbeugung als zur Behandlung von Asthmaanfällen genutzt.

Mastzellstabilisatoren

Mastzellstabilisatoren sind inhalierbare Medikamente, zu denen Cromoglicinsäure und Nedocromil gehören. Es wird angenommen, dass diese Medikamente verhindern, dass entzündungsfördernde Wirkstoffe aus den Mastzellen ausgeschüttet werden, wodurch die Bereitschaft zur Verengung der Atemwege herabgesetzt wird. So gesehen, gehören sie also auch zu den entzündungshemmenden Medikamenten. Sie eignen sich zur Vorbeugung, aber nicht zur Behandlung eines Asthmaanfalls. Mastzellstabilisatoren sind vor allem für Kinder mit Asthma und bei belastungsinduziertem Asthma geeignet. Diese Medikamente sind äußerst sicher und müssen regelmäßig eingenommen werden, auch wenn die betroffene Person gerade symptomfrei ist.

Kortikosteroide

Kortikosteroide unterdrücken die Entzündungsreaktion des Körpers und sind außerordentlich wirksam bei der Verringerung von Asthmasymptomen. Es handelt sich dabei um die wirkungsvollste Form von entzündungshemmenden Medikamenten, und sie spielen seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle in der Behandlung von Asthma.

Kortikosteroide können in verschiedenen Formen angewendet werden. Meist werden die inhalierbaren Präparate bevorzugt, die den Wirkstoff direkt in die Atemwege transportieren und den übrigen Organismus nur gering belasten. Die inhalierbare Form wird zur Vorbeugung von Anfällen und zur Verbesserung der Lungenfunktion eingesetzt. Inhalative Kortikosteroide gibt es in verschiedenen Stärken und sie werden normalerweise zweimal täglich angewendet. Patienten sollten nach der Anwendung den Mund ausspülen, um das Risiko einer Pilzinfektion des Mundes (Soor) zu verringern. Geschluckte oder gespritzte Kortikosteroide können hoch dosiert werden, um bei schweren Asthmaanfällen Linderung zu bieten, und werden anschließend in der Regel noch 1 bis 2 Wochen lang weiter angewendet. Orale Kortikosteroide können mehrere Tage lang nach einem Asthmaanfall eingenommen werden. Längerfristig werden sie nur dann verschrieben, wenn andere Behandlungsformen die Symptome nicht bessern.

Eine Langzeitanwendung von Kortikosteroiden kann die Wahrscheinlichkeit eines Asthmaanfalls allmählich verringern, da die Atemwege weniger anfällig für eine Reihe von auslösenden Stoffen werden. Besonders bei höheren Dosierungen, die oral eingenommen werden, kann dies jedoch mit Nebenwirkungen wie Fettleibigkeit, Osteoporose, Katarakten (Grauem Star), Blutergussneigung, Ausdünnung der Haut, Schlaflosigkeit, erhöhtem Blutzuckerspiegel und in sehr seltenen Fällen Psychosen verbunden sein. Einige Studien legen nahe, dass es bei Kindern, die über einen längeren Zeitraum Kortikosteroide einnehmen, zu Wachstumsverzögerungen kommen kann. Die meisten Kinder, denen inhalative Kortikosteroide gegeben werden, erreichen aber mit der Zeit ihre Normalgröße.

Immunmodulatoren

Omalizumab ist ein Antikörper gegen Immunglobulin E (IgE), das ebenfalls ein Antikörper ist. Omalizumab wird bei Asthmatikern mit schweren Allergien und einem hohen IgE-Spiegel im Blut eingesetzt. Omalizumab verhindert, dass IgE an die Mastzellen bindet, und beugt so der Ausschüttung von entzündungsfördernden Substanzen vor, die zu einer Verengung der Atemwege führen können. Der Bedarf an oral einzunehmenden Kortikosteroiden kann dadurch gesenkt werden, und zudem werden auch Asthmasymptome gelindert. Das Medikament wird alle 2 bis 4 Wochen als subkutane Injektion verabreicht.

Benralizumab, Dupilumab, Mepolizumab und Reslizumab sind Antikörper, die auf die Moleküle abzielen, die eine Entzündung der Atemwege verursachen (Interleukine). Sie werden zur Behandlung von schwerem Asthma eingesetzt, das durch Allergene ausgelöst wird. Mepolizumab verringert die Zahl der Asthmaanfälle, verringert die Asthmasymptome und den Bedarf an Kortikosteroiden. Mepolizumab wird alle 4 Wochen als subkutane Injektion verabreicht. Reslizumab verringert die Zahl der Asthmaanfälle und verringert die Asthmasymptome. Es wird alle 4 Wochen als subkutane Injektion verabreicht. Benralizumab und Dupilumab können zusätzlich zu anderen Asthmamedikamenten bei Patienten verabreicht werden, die viele Eosinophile (eine Art von weißen Blutkörperchen) in ihrem Blutkreislauf haben.

Manchmal treten nach der Verabreichung dieser Medikamente schwere allergische Reaktionen (Anaphylaxie) auf. Daher werden diese Medikamente in überwachten medizinischen Einrichtungen wie Ambulanzen oder Arztpraxen verabreicht.

Methylxanthine

Theophyllin, ein Methylxanthin, bewirkt ebenfalls eine Erweiterung der Bronchien. Es wird nicht mehr so häufig eingesetzt wie früher. Theophyllin wird in der Regel oral eingenommen. Als orales Medikament ist Theophyllin in vielen unterschiedlichen Formen erhältlich, von kurz wirksamen Tabletten und Sirupen bis hin zu länger wirksamen Retardkapseln und -tabletten. Theophyllin wird hauptsächlich zur Vorbeugung verwendet.

Der Theophyllingehalt im Blut kann im Labor gemessen werden und ist von ärztlicher Seite eng zu überwachen. Ist das Medikament zu gering dosiert, hat es möglicherweise eine unzureichende Wirkung; ein zu hoher Wirkstoffgehalt im Blut kann hingegen zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen oder Krampfanfällen führen. Zu Beginn einer Theophyllinbehandlung kann sich der Asthmapatient nervös fühlen und Kopfschmerzen bekommen. Diese Nebenwirkungen verschwinden in der Regel allmählich, wenn sich der Körper an das Medikament gewöhnt. Höhere Dosierungen können den Herzrhythmus beschleunigen und Übelkeit oder Herzklopfen hervorrufen. Es kann auch zu Schlaflosigkeit, Unruhe, Erbrechen und Krampfanfällen kommen. Das Auftreten dieser Nebenwirkungen ist einer der Gründe, weshalb Theophyllin weniger oft verwendet wird als andere Medikamente.

Tabelle
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Andere Medikamente zur Prävention und Behandlung von Asthma.

Gelegentlich kommen bei der Asthmabehandlung auch andere Medikamente zum Einsatz. Diese Medikamente können in besonderen Situationen eingesetzt werden. Bei akuten Anfällen wird in der Notaufnahme häufig Magnesium über die Vene verabreicht.

Andere Medikamente, die bei chronischem Asthma gegeben werden können, sind u. a. Lidocain oder Heparin mit einem Vernebler, Colchicin und intravenöses Immunglobulin. Der Nachweis für die Wirksamkeit einer dieser Therapien ist begrenzt, sodass diese Medikamente viel seltener eingesetzt werden.

Patienten, die inhalative Kortikosteroide einnehmen und Risikofaktoren für Osteoporose aufweisen, wie z. B. höheres Alter, Familienmitglieder mit Osteoporose, eine kalzium- und vitaminarme Ernährung oder ein dünner Körperbau, müssen möglicherweise Kalzium- und Vitamin-D-Ergänzungsmittel und Bisphosphonate einnehmen, um die Knochendichte zu erhalten.

Weitere Informationen

Im Folgenden handelt es sich um einige englischsprachige Hilfsmittel, die nützlich sein könnten. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Allergy and Asthma Network: Asthmamedikamente und -behandlung: Informationen zu Medikamenten zur Behandlung von Asthma und Tipps zur Vorbeugung von Asthmaanfällen

  2. American Academy of Allergy, Asthma and Immunology: Überblick über Asthma: Allgemeine Informationen zu Asthma, einschließlich Informationen zur Vermeidung von Asthmaauslösern und zur Behandlung von Symptomen

  3. Asthma & Allergy Foundation of America: Asthmabehandlung: Informationen zum Verständnis der verschiedenen Arten von Medikamenten, die zur Behandlung von Asthma eingesetzt werden