Kontaktdermatitis

VonThomas M. Ruenger, MD, PhD, Georg-August University of Göttingen, Germany
Überprüft/überarbeitet Jan. 2023
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Kurzinformationen

Eine Kontaktdermatitis ist eine Hautentzündung, die durch direkten Kontakt mit einer bestimmten Substanz verursacht wird. Der möglicherweise juckende Ausschlag bleibt auf einen umschriebenen Hautbereich beschränkt und weist oft deutlich definierte Ränder auf.

  • Eine Kontaktdermatitis wird entweder durch einen Reizstoff oder durch eine allergische Reaktion verursacht.

  • Es entwickelt sich ein Ausschlag, der juckt und/oder schmerzhaft sein kann.

  • Die Diagnose stützt sich auf das Aussehen des Ausschlags und darauf, welchen Substanzen die betroffene Person ausgesetzt war.

  • Die Betroffenen sollten Substanzen meiden oder sich vor Substanzen schützen, die die Dermatitis verursachen.

  • Die Behandlung umfasst die Entfernung der Substanz, die die Dermatitis hervorruft, Maßnahmen zur Linderung des Juckreizes, Auftragen von Kortikosteroiden auf die Haut und mitunter Verbände.

(Siehe auch Dermatitis – ein Überblick.)

Substanzen können durch zwei unterschiedliche Mechanismen Hautentzündungen hervorrufen:

  • Reizung (irritative Kontaktdermatitis)

  • Allergische Reaktion (allergische Kontaktdermatitis)

Irritative Kontaktdermatitis

Diese Art von Dermatitis, die der Grund für die meisten Fälle von Kontaktdermatitis ist, tritt auf, wenn eine toxische oder chemische Substanz in Kontakt mit der Haut kommt und die Haut direkt schädigt. Bei einer irritativen Kontaktdermatitis können die Schmerzen stärker sein als der Juckreiz.

Reizende Substanzen umfassen u. a.:

  • Säuren

  • Laugen (wie zum Beispiel Abflussreiniger)

  • Lösungsmittel (wie Aceton im Nagellackentferner)

  • Aggressive Seifen und Reinigungsmittel

  • Pflanzen (z. B. Christsterne und Paprikapflanzen)

  • Konstante Feuchtigkeit durch Körperflüssigkeiten (wie Urin und Speichel)

Einige dieser Substanzen sind enorm reizend und verursachen schon innerhalb weniger Minuten Hautveränderungen, während andere weniger reizend sind oder erst nach längerem Kontakt entsprechend wirken. Sogar milde Seifen und Reinigungsmittel können die Haut von manchen Menschen nach häufigem oder verlängertem Kontakt reizen.

Menschen unterscheiden sich beträchtlich, was die Empfindlichkeit ihrer Haut für Reizstoffe angeht. Faktoren, die sich darauf auswirken, ob sich eine irritative Kontaktdermatitis entwickelt oder nicht, umfassen zudem das Alter einer Person (sehr jung oder sehr alt) sowie die Umgebung (niedrige Feuchtigkeit oder hohe Temperaturen).

Eine Dermatitis kann auch durch Materialien, mit denen man bei der Arbeit in Berührung kommt, ausgelöst werden (berufsbedingte Dermatitis). Sie kann unmittelbar nach einer Exposition oder erst nach langer Zeit und wiederholtem Kontakt auftreten.

Manchmal entsteht eine irritative Kontaktdermatitis nur dann, wenn jemand bestimmte Substanzen berührt oder aufgenommen hat und die Haut dann Sonnenlicht ausgesetzt wird (phototoxische Kontaktdermatitis – siehe chemische Photosensitivität). Unabhängig davon, ob die Substanz berührt, eingeatmet oder verschluckt wurde, entwickelt sich der Ausschlag nur auf der Haut, die dem Sonnenlicht ausgesetzt war. Solche Substanzen umfassen u. a.:

  • Bestimmte Antibiotika bei oraler Einnahme

  • Bestimmte blutdrucksenkende Mittel (Antihypertensiva) bzw. harntreibende Mittel (Diuretika) bei oraler Einnahme

  • Bestimmte Parfums

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) bei oraler Einnahme

  • Kohlenteer

  • Einige Pflanzen

Allergische Kontaktdermatitis

Mit dieser Art von Dermatitis reagiert das Immunsystem auf den Kontakt einer Substanz mit der Haut. Wenn die Haut das erste Mal mit einer Substanz in Berührung kommt, sensibilisiert sie sich gegen diese Substanz. Manchmal wird jemand bereits durch einen einzigen Kontakt sensibilisiert, in anderen Fällen ist mehrfacher Kontakt nötig. Nach der Sensibilisierung führt der nächste Kontakt mit der Substanz innerhalb von 4 bis 24 Stunden zu Juckreiz und Dermatitis, doch manche Menschen entwickeln unter Umständen erst nach drei bis vier Tagen allergische Symptome.

Tausende von Substanzen können zu einer allergischen Kontaktdermatitis führen. Am häufigsten finden sich Substanzen in Folgendem:

  • Metalle (z. B. Nickel)

  • Konservierungsmittel

  • Pflanzen (z. B. Giftefeu)

  • Gummi (einschließlich Latex)

  • Duftstoffe

Nickelsulfat ist in den meisten Bevölkerungsgruppen das häufigste Kontaktallergen. Es handelt sich dabei um einen weit verbreiteten Bestandteil von Schmuck.

Man kann jahrelang mit einer bestimmten Substanz problemlos umgehen und dann plötzlich und unvermittelt allergisch darauf reagieren. Sogar Salben, Cremes und Lotionen, die zur Behandlung von Dermatitis verwendet werden, können so eine Reaktion auslösen.

Manchmal entsteht eine allergische Kontaktdermatitis nur dann, wenn jemand bestimmte Substanzen berührt oder aufgenommen hat und die Haut dann Sonnenlicht ausgesetzt wird (phototoxische Kontaktdermatitis – siehe Chemische Photosensitivität). Bei photoallergischer Dermatitis kann sich die Reaktion auf Hautbereiche ausbreiten, die nicht der Sonne ausgesetzt waren. Zu den typischen Ursachen gehören Duftstoffe (wie Moschus und Sandelholz), Antiseptika, NSAR und Sonnenschutzmittel.

Häufige Auslöser einer allergischen Kontaktdermatitis

  1. Chemische Substanzen, die bei der Herstellung von Schuhen und Kleidung eingesetzt werden: Gerbstoffe in Leder, Vulkanisationsbeschleuniger und Antioxidantien in Handschuhen, Schuhen, Unterwäsche und anderen Kleidungsstücken, Färbemittel

    Kosmetika: Haarfärbemittel, Nagellack, Nagellackentferner, Deodorants, Feuchtigkeitscremes, Aftershave-Lotionen, Parfums, Sonnenschutzmittel

    Hautprodukte, die bestimmte Medikamente enthalten: Antibiotika (Bacitracin, Sulfonamide, Neomycin), Antihistaminika (Diphenhydramin), Schmerzmittel (Benzocain)

    Duftstoffe: In Hygieneartikeln, Seifen und parfümierten Haushaltsprodukten (z. B. Waschmittel)

  2. Metalle: Nickel, Kobalt, Chromate, Quecksilber, Gold

  3. Pflanzen: Giftefeu, Gifteiche, Giftsumach

  4. Gummi (einschließlich Latex): Handschuhe, Kondome, Katheter, Ballons, Schuhe

Symptome einer Kontaktdermatitis

Unabhängig von Ursache und Typ ruft eine Kontaktdermatitis Juckreiz und Hautausschlag hervor.

Eine irritative Kontaktdermatitis ist eher schmerzhaft, als dass sie juckt. Die Symptome nehmen gewöhnlich nach ein oder zwei Tagen ab, wenn kein Kontakt mit der Reizsubstanz mehr besteht.

Eine allergische Kontaktdermatitis verursacht in der Regel eher Juckreiz als Schmerzen. Die Symptome können sich erst nach einem Tag oder noch später bemerkbar machen und während zwei bis drei Tagen nach dem Kontakt an Intensität zunehmen.

In beiden Fällen variiert der Ausschlag von einer leichten, kurzfristigen Rötung bis zu einer starken Schwellung und großen Blasen. Der Ausschlag entwickelt sich nur dort, wo die Haut mit der Substanz in Kontakt gekommen ist. An empfindlichen Hautpartien wie beispielsweise zwischen den Fingern tritt der Ausschlag früher und an dickeren Hautpartien oder an solchen, die weniger intensiven Kontakt mit dem Allergen hatten, später auf. An Händen und Füßen kann der Ausschlag mit winzigen Bläschen einhergehen.

Kontaktdermatitis (Füße)
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Auf diesem Bild sind die Rötung, Schuppung, Verkrustung und Schwellung bei einer allergischen Kontaktdermatitis zu sehen. Die betroffene Person unterzog sich einem Patch-Test, der eine positive Reaktion auf den Farbstoff p-Phenylendiamin ergab, der häufig zur Färbung von Schuhleder verwendet wird.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Dr. med. Karen McKoy.

Häufig deutet das Muster des Ausschlags bei einer allergischen Kontaktdermatitis auf den Kontakt mit einer bestimmten Substanz hin. Giftefeu verursacht beispielsweise linienartige Streifen auf der Haut. Eine Kontaktdermatitis kann nicht auf andere Körperbereiche oder andere Personen, die keinen Kontakt mit der betreffenden Substanz hatten, übertragen werden.

Allergische Kontaktdermatitis
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Eine Kontaktdermatitis, die durch direkten Kontakt mit einer bestimmten Substanz verursacht wird, ist durch einen Ausschlag an den Kontaktstellen gekennzeichnet. Der lange, gerade Streifen auf diesem Foto ist durch den Kontakt mit einer Pflanze (wie z. B. Giftefeu oder Giftsumach) verursacht worden.
Bild von Dr. med. Thomas Habif.

Diagnose einer Kontaktdermatitis

  • Eine Beurteilung durch den Arzt und Krankengeschichte des Patienten

  • Manchmal ein Patch-Test

Die Ursache einer Kontaktdermatitis festzustellen ist nicht immer einfach. Die berufliche Tätigkeit einer Person, ihre Hobbys, Aufgaben im Haushalt, Reisen, Bekleidung, Anwendung auf die Haut aufgetragener Medikamente, Kosmetika und die Aktivitäten von anderen Mitbewohnern im Haushalt müssen berücksichtigt werden. Die meisten Menschen sind sich der Vielzahl an Substanzen, mit denen ihre Haut in Berührung kommt, gar nicht bewusst.

Oft liefern der Ausgangspunkt und das Muster des ursprünglichen Ausschlags einen wichtigen Hinweis, insbesondere dann, wenn der Ausschlag erstmals unter einem bestimmten Kleidungs- oder Schmuckstück aufgetreten ist oder nur auf Hautpartien, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Allerdings werden viele Substanzen, die man mit der Hand berührt, unbewusst zum Gesicht transferiert, wo die empfindlichere Gesichtshaut Reaktionen bildet, auch wenn die Hände es nicht tun.

Wenn der Verdacht auf eine Kontaktdermatitis besteht, die Ursache aber nicht offensichtlich ist, kann ein Patch-Test durchgeführt werden, um die Substanz (das Allergen) zu identifizieren, welche die allergische Reaktion hervorruft. Für diesen Test werden kleine Pflaster mit herkömmlichen Kontaktallergenen im oberen Rückenbereich während 48 Stunden auf die Haut geklebt, um zu sehen, ob sich darunter ein Ausschlag entwickelt. Nach 48 Stunden werden sie entfernt, und der Arzt beurteilt die darunter liegende Haut. Die Haut wird ein oder zwei Tage später erneut untersucht.

Vorbeugung einer Kontaktdermatitis

Eine Kontaktdermatitis kann verhindert werden, indem man den Kontakt mit den die Dermatitis verursachenden Substanzen meidet. Kommt es dennoch zu einem Kontakt, sollte die Substanz sofort mit Wasser und Seife abgewaschen werden. Falls das Risiko eines häufigeren Kontakts besteht, können Handschuhe und Schutzkleidung hilfreich sein.

Menschen mit phototoxischer oder photoallergischer Kontaktdermatitis sollten sich nicht der Sonne aussetzen.

Hautschutzcremes sind ebenfalls erhältlich, die den Kontakt bestimmter Substanzen wie Giftefeu und Epoxidharze mit der Haut verhindern können.

Eine Desensibilisierung mittels Injektionen oder Tabletten, die die verursachende Substanz enthalten, ist zum Verhindern von Kontaktdermatitis nicht geeignet.

Behandlung der Kontaktdermatitis

  • Kontakt mit der Substanz vermeiden, die das Problem verursacht

  • Maßnahmen zur Linderung des Juckreizes

  • Kortikosteroide und Antihistaminika

Die Behandlung einer Kontaktdermatitis bleibt ohne Erfolg, solange der Kontakt mit der Substanz, die das Problem verursacht, weiterbesteht. Wird die allergieauslösende Substanz entfernt, klingt die Rötung gewöhnlich mit der Zeit ab. Bläschen und Blasen können noch eine Weile lang nässen und eine Kruste bilden, doch sie trocknen bald aus. Das Abschuppen, der Juckreiz und die Verdickung der Haut können Tage oder Wochen anhalten.

Juckreiz und Bläschen können mit einer Reihe von Medikamenten gelindert werden, die auf die Haut aufgetragen oder oral eingenommen werden. Zusätzlich kann man mehrmals am Tag für eine Stunde Verbandsmull oder ein dünnes, mit kaltem Wasser oder mit essigsaurer Tonerde (Burowscher Lösung) getränktes Tuch auf kleine entzündete Hautbereiche auflegen. Feuchte Verbände, die anschließend austrocknen, können nässende Blasen lindern, die Haut trocken halten und die Heilung unterstützen.

Oft werden die Betroffenen mit einem Kortikosteroid behandelt. Rezeptfreies Hydrocortison kann helfen. Falls nicht, kann man sich eine stärkere Kortikosteroid-Creme verschreiben lassen. Wenn der Ausschlag besonders heftig ist, kann ein Kortikosteroid auch oral eingenommen werden.

Die Antihistaminika Hydroxyzin und Diphenhydramin lindern den Juckreiz. Sie werden oral eingenommen.

Prognose bei Kontaktdermatitis

Es kann nach dem Kontakt mit einem Allergen mehrere Wochen dauern, bis eine allergische Kontaktdermatitis abklingt. Die irritative Kontaktdermatitis verschwindet normalerweise schneller. Wenn jemand einmal auf eine Substanz reagiert hat, löst diese in der Regel lebenslänglich Reaktionen aus.

Bei Personen mit photoallergischer Kontaktdermatitis kann es bei einer Exposition gegenüber Sonnenlicht über Jahre zu Reaktionen kommen (sogenannte persistierende Lichtreaktion), dies ist aber selten.