HealthDay
ERKRANKUNG

Altersbedingte Veränderungen des männlichen Fortpflanzungssystems

VonIrvin H. Hirsch, MD, Sidney Kimmel Medical College of Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Feb. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Es ist nicht klar, ob der Alterungsprozess selbst oder die damit einhergehenden Krankheiten die allmählichen Veränderungen der männlichen Sexualorgane verursachen. Häufigkeit, Dauer und Stärke der Erektionen nehmen mit fortschreitendem Alter des Mannes allmählich ab (siehe Erektile Dysfunktion). Die Produktion des männlichen Geschlechtshormons (Testosteron) geht gewöhnlich zurück, wodurch sich auch der Sexualtrieb (Libido) verringert. Die Durchblutung des Penis sinkt. Weitere Veränderungen:

  • Verminderte Empfindlichkeit des Penis

  • Vermindertes Ejakulatvolumen

  • Geringere der Ejakulation vorausgehende Anzeichen

  • Orgasmus ohne Ejakulation

  • Nach dem Orgasmus erschlafft der Penis schneller (Detumeszenz).

  • Nach dem Orgasmus wird die Zeitspanne bis zur nächsten möglichen Erektion länger (Refraktärzeit).

Ab etwa 20 Jahren verringert sich die Produktion von Testosteron, dem wichtigsten männlichen Geschlechtshormon, durchschnittlich um 1 bis 2 % pro Jahr. Die Phase im fortgeschrittenen Lebensalter, wenn die Testosteronproduktion so weit abgenommen hat, dass es zu signifikanten Symptomen kommt, wird manchmal auch als Menopause (Wechseljahre) des Mannes oder Andropause bezeichnet. Die allmähliche Abnahme des Hormonspiegels unterscheidet sich jedoch wesentlich von den Wechseljahren der Frau, in denen die weiblichen Hormone nahezu immer sehr schnell, innerhalb weniger Jahre, abnehmen. Wie sehr sich die Testosteronproduktion verringert, variiert von Mann zu Mann erheblich. So mancher Mann in den Siebzigern hat einen Testosteronspiegel, der dem eines Dreißigjährigen entspricht.

Unabhängig vom Alter treten bei Männern mit niedrigem Testosteronspiegel unter Umständen bestimmte Alterserscheinungen auf, z. B. Nachlassen der Libido, Abnahme der Muskelmasse, Zunahme des Bauchfetts, Knochenbrüchigkeit durch Abnahme der Knochendichte (Osteoporose), Lethargie, verlangsamtes Denken und Blutarmut (Anämie). Ein niedriger Testosteronspiegel erhöht auch das Risiko für eine koronare Herzkrankheit.

Testosteronbehandlung

Viele Männer mit normalem Testosteronspiegel spielen mit dem Gedanken, Testosteron einzunehmen, um die Entwicklung der charakteristischen Symptome eines niedrigen Testosteronspiegels zu verlangsamen oder umzukehren. Derzeit wird eine Testosteronbehandlung (TRT für „testosterone replacement therapy“) jedoch nur bei Männern empfohlen, die unter einer sogenannten Keimdrüsenunterfunktion (Hypogonadismus) leiden, bei der sowohl Symptome eines niedrigen Testosteronspiegels als auch ungewöhnlich niedrige Testosteronwerte im Blut auftreten. Neuere Studien ergaben widersprüchliche Belege, die ein möglicherweise erhöhtes Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls bei Männern nahelegen, die eine Testosteronbehandlung erhalten.

Nebenwirkungen einer Testosteronbehandlung

Testosteronbehandlungen haben in seltenen Fällen bestimmte Nebenwirkungen wie Schnarchen, Zunahme von Symptomen einer Harnwegsblockade (gewöhnlich hervorgerufen durch eine benigne Prostatahyperplasie), Stimmungsschwankungen, Akne, Blutgerinnsel und eine Vergrößerung der Brust. Testosteron kann eine übermäßige Produktion roter Blutkörperchen verursachen, wodurch das Risiko für bestimmte Erkrankungen, z. B. Blutgerinnsel oder Schlaganfälle, steigen kann.

Nach derzeitigem Stand hat eine Testosteronbehandlung keinen Einfluss auf die Entwicklung oder das Fortschreiten von Prostatakrebs. Allerdings ist dies noch nicht vollständig untersucht und männliche Patienten sollten mit ihrem Arzt über das Risiko von Prostatakrebs sprechen.

Nachkontrolle in Zusammenhang mit einer Testosteronbehandlung

Männer, die Testosteron einnehmen, müssen im Abstand von wenigen Monaten auf Veränderungen im Blutbild oder Prostatakrebs untersucht werden. Dadurch soll ein eventueller Krebs in einem Stadium entdeckt werden, in dem die Heilungschancen höher sind. Manche Männer mit Prostatakrebs erhalten unter Umständen eine Testosteronbehandlung. Sie sollten allerdings noch häufiger untersucht werden.