Lichtblitze und Mouches volantes

VonChristopher J. Brady, MD, Wilmer Eye Institute, Retina Division, Johns Hopkins University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juni 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Als Lichtblitze werden helle, flackernde Lichter oder Lichtstreifen wahrgenommen, die nicht zu den Lichtquellen passen, die von außen ins Auge dringen. Sogenannte „Fliegende Mücken“ (Glaskörpertrübungen, Mouches volantes) in den Augen sind Flecken oder Streifen, die so aussehen, als bewegten sie sich durch das Sichtfeld des Patienten. Lichtblitze und Mouches volantes treten häufig auf.

Ursachen

Lichtblitze entstehen, wenn etwas anderes als Licht aus der Umgebung die Netzhaut, das lichtempfindliche Gewebe im hinteren Teil des Auges, stimuliert. Diese Stimulation veranlasst die Netzhaut, ein Signal an das Gehirn zu senden. Das Gehirn kann dieses Signal als ein einfaches, plötzliches Aufleuchten interpretieren, das wie ein Blitz, Punkt oder Sternchen aussehen kann (Photopsie). Photopsien kommen vor, wenn das Auge gerieben wird.

Mouches volantes treten im Auge auf, wenn ein Objekt im Augapfel einen Schatten auf die Netzhaut wirft, der lichtempfindlichen Struktur im hinteren Teil des Auges. Häufig sind dann ein oder mehrere Objekte zu sehen, die im äußeren Gesichtsfeld schweben. Dem Betroffenen kann es so vorkommen, als ob er einen Schwarm von Fliegen, Mücken oder mehrere Flecken im Auge wahrnimmt, aber dann erkennt, dass diese tatsächlich gar nicht vorhanden sind.

Blick ins Innere des Auges

Der häufigste Grund für Lichtblitze und Mouches volantes in den Augen ist:

  • ein Schrumpfen der gallertartigen Substanz, die den Augapfel füllt (Glaskörper).

Bei jungen Erwachsenen können gelegentlich schwimmende Fäden im Sehvermögen eines oder beider Augen auftreten, die entstehen, weil sich der Glaskörper zusammenzieht. Diese Arten von Mouches volantes (als Kontraktions- oder idiopathische Glaskörpertrübungen bezeichnet) deuten nur selten auf eine Schädigung hin. Etwa im Alter von 50 bis 75 Jahren schrumpft der Glaskörper und zerrt immer mal wieder an der Netzhaut. Dieses Zerren stimuliert die Netzhaut und erzeugt die Illusion von Lichtern, die als Blitze gesehen werden. Mit der Zeit zieht sich der Glaskörper vollständig von der Netzhaut zurück (Glaskörperabhebung). Das ist ein normaler Alterungsprozess.

Weniger häufige, aber ernstzunehmende Ursachen sind

  • Netzhautablösung

  • Ein Riss in der Netzhaut

  • Eine Blutung im Glaskörper

  • Eine Entzündung des Glaskörpers

Manchmal verursacht Migräne Symptome, die das Sehvermögen betreffen. Diese das Sehvermögen betreffenden Symptome können weiße, gezackte und blitzende Linien sein, die zunächst in der Mitte des Sichtfeldes erscheinen und sich dann über das gesamte Gesichtsfeld ausbreiten (keine einzelnen Objekte wie Mouches volantes). Typischerweise lösen sie sich innerhalb von 20 Minuten auf und verschwinden erst vom peripheren Sichtfeld und zuletzt von dessen Mitte. Patienten können dabei auch ohne Kopfschmerz sein. Diese Symptome werden als okuläre oder retinale Migräne bezeichnet. Menschen können oft auch ähnliche Symptome erfahren oder das Sehvermögen in einem Teil des Auges für etwa 10 bis 60 Minuten verlieren, bevor eine Migräne im Kopf beginnt (was als eine Migräne-Aura bezeichnet wird). In diesen Fällen werden die Symptome durch ein Phänomen im Gehirn ausgelöst und nicht in der Netzhaut.

Lichtblitze können die Folge eines Schlages auf den Kopf sein („Sternchen sehen‟), wahrscheinlich, weil dadurch der Teil des Gehirns angeregt wird, der visuelle Informationen verarbeitet.

Selten sind Augentumoren (z. B. Lymphome) und eine Entzündung des Glaskörpers (Vitritis) die Ursache für Mouches volantes. Fremdkörper im Auge können Mouches volantes hervorrufen, verursachen jedoch in der Regel andere Symptome, wie etwa den Verlust des Sehvermögens, Augenschmerzen oder Rötung der Augen, die unangenehmer als Mouches volantes sind.

Tabelle

Beurteilung

Nicht jedes Auftreten von Mouches volantes muss sofort von einem Arzt untersucht werden. Die folgenden Informationen können dabei helfen, zu klären, wann man zum Arzt gehen sollte und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Bei Patienten mit Lichtblitzen und Mouches volantes geben bestimmte Symptome und Merkmale Anlass zur Sorge. Hierzu gehören:

  • Eine plötzliche Zunahme von Mouches volantes

  • Wiederholte, oft blitzartige Lichtzuckungen

  • Kompletter oder teilweiser Verlust des Sehvermögens (was sich oft anfühlt, als sei ein Teil des Sichtfeldes durch einen Schatten oder Vorhang verdeckt)

  • Eine kürzliche Operation oder Verletzung des Auges

  • Augenschmerzen

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Auch wenn Lichtblitze und Mouches volantes in den meisten Fällen harmlos sind, sollten Patienten mit Warnzeichen sofort einen Augenarzt aufsuchen. Sie könnten unter einer ernsthaften Erkrankung des Glaskörpers oder der Netzhaut leiden, und wenn man einige Tage oder manchmal auch nur einige Stunden lang wartet, kann ein vollständiger Verlust des Sehvermögens das Ergebnis sein. Patienten ohne Warnzeichen, bei denen Lichtblitze und Mouches volantes auftauchen, sollten nach Möglichkeit den Arzt aufsuchen, wobei eine Verzögerung von ein paar Tagen wahrscheinlich zu keinen Schäden führt. Patienten, die seit einiger Zeit Lichtblitze und Mouches volantes wahrnehmen und keine anderen Symptome aufweisen, sollten irgendwann eine Augenuntersuchung vornehmen lassen, doch ist der Zeitpunkt dafür nicht von kritischer Bedeutung.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Befunde aus der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache für die Lichtblitze und Mouches volantes und die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle Einige Ursachen und Merkmale von Lichtblitzen und Mouches volantes).

Der Arzt bittet den Patienten, die Lichtblitze und Mouches volantes zu beschreiben und fragt dann:

  • Wann der Patient die Symptome bemerkt hat

  • Welche Eigenschaften die Lichtblitze oder Mouches volantes haben (zum Beispiel etwa, welche Form sie haben, welche Bewegungen sie machen, oder ob sie wiederholt auftreten)

  • Ob sie in einem oder beiden Augen auftreten

  • ob der Patient blitzende Lichter wahrnimmt, oder ob ein Teil des Sehvermögens fehlt oder durch einen Vorhang verdeckt zu sein scheint.

  • ob der Patient eine Verletzung oder Operation am Auge erfahren hat;

  • ob andere Symptome (wie etwa verschwommenes Sehen, eine Rötung der Augen, Augen- oder Kopfschmerzen) vorhanden sind

  • ob der Patient kurzsichtig ist

  • ob der Patient unter Krankheiten leidet, die das Sehvermögen beeinträchtigen, wie etwa Diabetes oder Störungen des Immunsystems (z. B. AIDS)

Die Untersuchung der Augen stellt den wichtigsten Teil der körperlichen Untersuchung dar. Der Arzt prüft die Sehschärfe, die Bewegung der Augen und die Reaktion der Pupille auf Licht. Zudem prüft er die Augen auf Rötungen und das Gesichtsfeld auf einen Verlust des Sehvermögens.

Die Ophthalmoskopie ist der wichtigste Teil der Augenuntersuchung. Zunächst verwendet der Arzt Augentropfen, um die Pupille zu erweitern. Dann setzt er ein Ophthalmoskop ein (ein Licht mit Vergrößerungsglas, das in den hinteren Teil des Auges scheint), um das Augeninnere des Patienten zu untersuchen, wobei so viel wie möglich von der Netzhaut mit einbezogen wird. Falls die Möglichkeit besteht, dass eine der ernsthaften Ursachen für die Lichtblitze oder Mouches volantes vorliegt, ist eine Untersuchung durch einen Ophthalmologen entscheidend. Ein Ophthalmologe ist ein Arzt, der auf die Untersuchung und (chirurgische sowie nicht-chirurgische) Behandlung von Augenkrankheiten spezialisiert ist.

Der Druck im Auge (Augeninnendruck) wird nach der Gabe eines Tropfens eines Betäubungsmittels ins Auge gemessen.

Der Arzt gibt einen Tropfen Fluorescein in das Auge und setzt dann eine Spaltlampe ein (ein Instrument, mit dem der Arzt das Auge unter starker Vergrößerung betrachten kann), um das gesamte Auge zu untersuchen.

Tests

Oft kann der Arzt im Verlauf der Untersuchung weniger schwerwiegende Ursachen von Lichtblitzen und Mouches volantes identifizieren. Wenn aber eine ernsthafte Erkrankung möglich erscheint, verweist er den Patienten zur Stellung der Diagnose an einen Ophthalmologen. Der Ophthalmologe führt eine detailliertere Augenuntersuchung (Ophthalmoskopie) durch und kann Tests in Auftrag geben. Zum Beispiel können etwa bei Entzündungen des Glaskörpers aufgrund von Infektionen Tests zur Identifizierung von Organismen erforderlich sein, die im Verdacht stehen, die Infektion zu verursachen.

Behandlung

Mouches volantes, die durch ein Zusammenziehen des Glaskörpers entstehen, sind auf ein Schrumpfen der gallertartigen Substanz, die den hinteren Teil des Augapfels füllt, zurückzuführen und müssen nicht behandelt werden. Viele Lichtblitze beruhen ebenfalls auf einer Schrumpfung der Glaskörpersubstanz und müssen nicht behandelt werden.

Manchmal, wenn ein Patient zahlreiche Mouches volantes erlebt, die sein Sehvermögen beeinträchtigen, kann der Arzt eine hohle Nadel einsetzen, um den Glaskörper aus dem Auge zu entfernen und ihn mit Salzwasser zu ersetzen. Dieser chirurgische Eingriff wird als Vitrektomie bezeichnet. Dennoch sind viele Ärzte der Ansicht, dass zur Behebung von Mouches volantes eine Vitrektomie nicht angebracht ist, da der Eingriff eine Ablösung der Netzhaut oder Katarakte zur Folge haben kann, und weil die Mouches volantes manchmal auch danach weiter auftreten.

Die Symptome anderer Krankheiten werden behandelt. So zum Beispiel wird zur Behandlung einer abgelösten Netzhaut ein chirurgischer Eingriff vorgenommen. Antimikrobiotische Medikamente werden für Infektionen eingesetzt, die eine Entzündung des Glaskörpers hervorrufen.

Wichtigste Punkte

  • Patienten, die Lichtblitze oder Mouches volantes haben, aber keine Warnzeichen, leiden selten unter einer schweren Krankheit.

  • Patienten, die Lichtblitze oder Mouches volantes und Warnzeichen aufweisen, müssen an einen Ophthalmologen überwiesen werden.