Körperliches Wachstum von Säuglingen und Kindern

VonEvan G. Graber, DO, Nemours/Alfred I. duPont Hospital for Children
Überprüft/überarbeitet März 2023
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Körperliches Wachstum umfasst das Erreichen der vollen Körpergröße und des entsprechenden Körpergewichts sowie die Zunahme der Größe aller Körperorgane (ausgenommen des lymphatischen Gewebes, das an Größe abnimmt). Das Wachstum zeigt von der Geburt bis zur Adoleszenz zwei definierte Wachstumsphasen:

  • Phase 1 (von der Geburt bis zum Alter von 1–2 Jahren): Diese Phase ist durch eine hohe, aber im Verlauf abnehmende Wachstumsgeschwindigkeit gekennzeichnet.

  • Phase 2 (vom zweiten Lebensjahr bis zur Pubertät): In dieser Phase kommt es zu einem konstanten jährlichen Größenwachstum.

Der Begriff „Pubertät“ bezeichnet den Prozess der körperlichen Reifung vom Kind zum Erwachsenen. Die Adoleszenz definiert eine Altersgruppe, die Pubertät vollzieht sich innerhalb der Adoleszenz (siehe Körperliches Wachstum und sexuelle Reife von Heranwachsenden). Im Rahmen der Pubertät kommt es zu einem zweiten Wachstumsschub, der bei Jungen und Mädchen unterschiedlich ausgeprägt ist.

Von der Geburt bis zum Alter von 2 Jahren wird empfohlen, alle Wachstumsparameter mit Hilfe von Standard-Wachstumstabellen der WHO zu kartieren (growth charts from the WHO). Nach dem 2. Lebensjahr werden die Wachstumsparameter kartiert growth charts from the CDC (1).

(Siehe auch Gedeihstörung und Gesundheitsüberwachung des gesunden Kindes.)

Hinweis

  1. 1. Grummer-Strawn LM, Reinold C, Krebs NF, Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Use of World Health Organization and CDC growth charts for children aged 0–59 months in the United States. MMWR Recomm Rep 10(RR-9):1–15, 2010. Clarification and additional information. MMWR Recomm Rep 59(36):1184, 2010.

Körperlänge

Die Länge wird bei einem Säugling mit einem Stadiometer in Rückenlage gemessen. Der Säugling wird auf das Stadiometer gelegt. Der Kopf des Säuglings wird so gehalten, dass der Scheitel flach an der Kopfplatte anliegt. Die Beine des Säuglings werden sanft gestreckt und die Knie nach unten gedrückt. Dann wird die Fußplatte verschoben, bis sie die Fersen des Säuglings berührt. Es sollten drei Messungen vorgenommen und gemittelt werden, um ein genaues Längenmaß zu ermitteln.

Sobald ein Kind stehen kann, wird die Körpergröße mit einem Stehstadiometer gemessen. Das Kind stellt sich gegen das Stadiometer. Die Füße des Kindes sollten flach auf dem Boden stehen und die Fersen flach an der Wand anliegen. Der Kopf des Kindes sollte so positioniert werden, dass die Augen parallel zum Boden sind. Dann wird die Kopfplatte des Stadiometers nach unten gebracht, bis sie den Scheitel berührt. Auch hier sollten drei Messungen vorgenommen und gemittelt werden, um eine genaue Höhenmessung zu ermitteln.

Im Allgemeinen nimmt die Länge bei voll entwickelten Säuglingen bis zum 5. Monat um etwa 30% und bis zum 12. Monat um > 50% zu. Säuglinge wachsen im ersten Jahr etwa 25 cm, und mit 5 Jahren ist die Körpergröße etwa doppelt so groß wie bei der Geburt. Die meisten Jungen erreichen die Hälfte ihrer Erwachsenengröße im Alter von etwa 2 Jahren, die meisten Mädchen erreichen die Hälfte ihrer Erwachsenengröße im Alter von etwa 19 Monaten.

Zur Beurteilung des Wachstums ist die Wachstumsgeschwindigkeit im Vergleich zur Größenmessung zu verschiedenen Zeitpunkten der sensiblere Parameter. Normalerweise wachsen gesunde reifgeborene Säuglinge und Kinder zwischen Geburt und dem 6. Lebensmonat ungefähr 2,5 cm im Monat, 1,3 cm im Monat zwischen dem 7. und 12. Monat und ca. 7,6 cm im Jahr zwischen dem 12. Monat und dem 10. Lebensjahr.

Vor dem 12. Lebensmonat variiert die Wachstumsgeschwindigkeit und ist zum Teil auch von perinatalen Faktoren abhängig (z. B. Frühgeburtlichkeit). Ab dem 12. Lebensmonat ist die Größe überwiegend nur noch genetisch bestimmt; die Wachstumsgeschwindigkeit bleibt bis zur Pubertät konstant. Die Größe eines Kindes bleibt in Relation zu Gleichaltrigen in aller Regel gleich.

Normalerweise wiegen Jungen nach Abschluss des Wachstums mehr und sind größer als Mädchen, weil sie eine längere präpubertäre Wachstumsperiode, eine schnellere maximale Wachstumsgeschwindigkeit während des pubertären Wachstumsschubs und ein längerdauerndes Wachstum während der Adoleszenz haben.

Manche SGA-Kinder neigen dazu, ihr ganzes Leben kleiner zu bleiben als die Kinder mit gleichem Gestationsalter, deren Gewicht bei der Geburt normal war. Der Unterschied in der Wachstumsgeschwindigkeit ist bei Jungen und Mädchen in der Säuglingsperiode und Kindheit nur gering.

Die Extremitäten wachsen schneller als der Körperstamm, was zu einer allmählichen Veränderung der Proportionen führt. Das Verhältnis von Scheitel–Schambein zu Schambein–Ferse liegt bei der Geburt bei 1,7 und nimmt dann auf 1,5 mit 12 Monaten, auf 1,2 mit 5 Jahren und 1,0 mit 7 Jahren ab.

Gewicht

Das Körpergewicht folgt einem ähnlichen Muster. Termingeborene verlieren in den ersten Tagen nach der Geburt in der Regel 5 bis 8% ihres Geburtsgewichts, erreichen aber innerhalb von 2 Wochen wieder ihr Geburtsgewicht. Danach nehmen sie bis zum 3. Lebensmonat ca. 14–28 g am Tag zu, danach zwischen dem 3. und 12. Lebensmonat insgesamt 4000 g, was zu einer Verdopplung des Geburtsgewichtes mit 5 und zu einer Verdreifachung mit 12 Monaten und beinahe einer Vervierfachung mit 2 Jahren führt. Zwischen dem Alter von 2 Jahren und der Pubertät nimmt das Gewicht um etwa 2 kg/Jahr zu.

Die Prävalenz von Adipositas in der Kindheit (siehe Tabelle Veränderungen in der Prävalenz von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2–19 Jahren in den Vereinigten Staaten) begann in den 1980er Jahren in den Vereinigten Staaten signifikant zu steigen, wobei selbst bei sehr jungen Kindern eine deutliche Gewichtszunahme zu verzeichnen war. Die Prävalenz der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen ist nach wie vor hoch (1).

Die CDC hat erweiterte BMI-Wachstumstabellen für Jungen und Mädchen mit einem sehr hohen BMI-Wert veröffentlicht.

Tabelle

Literatur zum Gewicht

  1. 1. Stierman B, Afful J, Carroll MD, et al: National Health and Nutrition Examination Survey 2017–March 2020 Prepandemic Data Files—Development of Files and Prevalence Estimates for Selected Health Outcomes. National Health Statistics Reports; no 158, 2021.

Kopfumfang

Der Kopfumfang reflektiert die Gehirngröße und wird routinemäßig bis zu 36 Monaten gemessen. Bei der Geburt hat das Gehirn etwa 25% der Erwachsenengröße, der Kopfumfang liegt bei 35 cm. Im ersten Jahr nimmt der Kopfumfang im Durchschnitt um 1 cm pro Monat zu, wobei das Wachstum in den ersten 8 Lebensmonaten am schnellsten ist. Mit 12 Monaten hat das Gehirn die Hälfte seines postnatalen Wachstums und 75% der Erwachsenengröße erreicht. Im Verlauf der nächsten beiden Jahre nimmt der Kopfumfang um 3,5 cm zu. Im Alter von 2 Jahren hat das Gehirn 80% und mit 7 Jahren 90% der Erwachsenengröße.

Zusammensetzung des Körpers

Die Zusammensetzung des Körpers (das Verhältnis von Körperfett und -wasser) verändert sich und hat Einfluss auf die Verteilung des Medikamentenvolumens. Der Anteil des Körperfetts steigt schnell von 13% bei Geburt auf 20–25% im Alter von 12 Monaten an, was zu dem rundlichen Aussehen in diesem Alter führt. In der Folge nimmt der Körperfettanteil langsam wieder ab und sinkt bis auf 13% in der Präadoleszenz. Bis zum Beginn der Pubertät kommt es wieder zu einem langsamen Anstieg, bevor der Anteil dann besonders bei Jungen, erneut abfällt. Nach der Pubertät bleibt der Körperfettanteil bei Mädchen gleich, während er bei Jungen leicht absinkt.

Der Anteil des Körperwassers liegt in Relation zum Körpergewicht bei der Geburt bei 70%, fällt dann bis zum 12. Lebensmonat auf 61% ab (ähnlich dem Anteil bei Erwachsenen). Diese Veränderung basiert ganz überwiegend auf der Abnahme der extrazellulären Flüssigkeit (ECF) von 45 auf 28% des Körpergewichts. Die intrazelluläre Flüssigkeit bleibt relativ konstant. Nach dem Alter von 12 Monaten kommt es zu einem langsamen und variablen Rückgang der extrazellulären Flüssigkeit auf das Erwachsenenniveau von etwa 20% und zu einem Anstieg der intrazellulären Flüssigkeit auf das Erwachsenenniveau von etwa 40%. Der relativ gesehen größere Anteil an Körperwasser, die höhere Umsatzrate und die vergleichsweise größere Perspiratio insensibilis (wegen der relativ größeren Körperoberfläche) haben zur Folge, dass Säuglinge für Flüssigkeitsmangel anfälliger sind als ältere Kinder und Erwachsene.

Zahndurchbruch

Der Zeitpunkt des Zahndurchbruchs ist variabel (siehe Tabelle Zeiten des Zahndurchbruchs), primär aufgrund genetischer Faktoren. In der Regel sollten normale Säuglinge im Alter von 12 Monaten 6 Zähne, mit 18 Monaten 12 Zähne, im Alter von 2 Jahren 16 Zähne und alle 20 Zähne im Alter von 2½ Jahren haben. Bleibende Zähne ersetzen die Milchzähne zwischen 5. und dem 13. Lebensjahr. Der Durchbruch der Milchzähne ist bei Jungen und Mädchen gleich; die bleibenden Zähne kommen bei den Mädchen dagegen meist früher. Die mit dem Zahndurchbruch assoziierten Symptome werden als Zahnen bezeichnet.

Der Zahndurchbruch kann aufgrund familiärer Vorbedingungen oder durch Rachitis, Hypopituitarismus, Hypothyreose oder Down-Syndrom verzögert sein. Überzählige und fehlende Zähne sind wahrscheinlich Normvarianten.

Tabelle

Die Bestimmung der Zähne

Die gezeigte Nummerierung ist die am häufigsten in den USA verwendete.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. WHO: Growth charts from the WHO (birth until age 2 years)

  2. CDC: Growth charts from the CDC (after age 2 years)

  3. CDC: Extended BMI-for-age growth charts