Durchfall bei Erwachsenen

VonJonathan Gotfried, MD, Lewis Katz School of Medicine at Temple University
Überprüft/überarbeitet Jan. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Durchfall bezeichnet eine Vermehrung des Volumens, der Wässrigkeit oder der Häufigkeit des Stuhlgangs. (Siehe auch Durchfall bei Kindern.)

Die Häufigkeit des Stuhlgangs ist nicht das einzige Merkmal von Durchfall. Manche Menschen haben drei- bis fünfmal täglich Stuhlgang. Wer viele pflanzliche Ballaststoffe aufnimmt, produziert eventuell mehr als ein halbes Kilo Stuhl täglich, allerdings ist der Stuhl in diesen Fällen deutlich geformt und nicht wässrig. Durchfall wird häufig von Gas, Krämpfen, Stuhldrang und bei infektiösen Organismen oder toxischen Stoffen als Ursache für den Durchfall von Übelkeit und Erbrechen begleitet.

Komplikationen

Durchfall kann zu Dehydratation und dem Verlust von Elektrolyten wie Natrium, Kalium, Magnesium, Chlorid und Bikarbonat aus dem Blut führen. Ist der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust erheblich, fühlt sich die Person schwach, und der Blutdruck kann so sehr abfallen, dass die Person ohnmächtig wird (Synkope), Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) und andere ernste Störungen erleidet. Besonders gefährdet sind kleine Kinder, ältere und geschwächte Menschen und Patienten mit sehr schwerem Durchfall.

Ursachen des Durchfalls

Abhängig davon, wie lange der Durchfall andauert, gibt es viele verschiedene Ursachen dafür ( siehe Tabelle: Einige Ursachen und Merkmale für Durchfall).

Die häufigsten Ursachen von akutem Durchfall (mit einer Dauer von weniger als einer Woche) sind:

Die häufigsten Ursachen von chronischem Durchfall (mit einer Dauer von mehr als 4 Wochen) sind:

Durchfall, der länger als 4 Wochen anhält, kann ein schleichender Fall von akutem Durchfall oder das frühe Stadium einer Erkrankung mit Folge von chronischem Durchfall sein.

Klassifizierung

Normalerweise besteht Stuhl zu 60 bis 90 % aus Wasser. Bei Durchfall wird dem Stuhl nicht genug Wasser entzogen, dadurch ist er locker und ungeformt. Stuhl kann in den folgenden Fällen zu viel Wasser enthalten:

  • Wenn er zu schnell durch den Verdauungstrakt gelangt

  • Wenn er bestimmte Stoffe enthält, die den Dickdarm an der Resorption von Wasser hindern

  • Wenn er zu viel vom Darm freigesetztes Wasser enthält

Die rasche Passage (Transit) von Stuhl ist eine häufige Ursache von Durchfall. Damit der Stuhl eine normale Konsistenz hat, muss er für eine bestimmte Zeit im Dickdarm bleiben. Stuhl, der zu rasch aus dem Dickdarm ausgeschieden wird, ist wässrig. Viele Erkrankungen und Behandlungen können die Zeit verringern, die der Stuhl im Dickdarm verweilt. Zu diesen Krankheiten zählen eine überaktive Schilddrüse (Hyperthyreose), das Zollinger-Ellison-Syndrom (eine Erkrankung mit Überproduktion von Säure durch einen Tumor), die operative Entfernung eines Teils des Magens, des Dünndarms oder des Dickdarms, die operative Umgehung eines Teils des Darms, eine entzündliche Darmerkrankung (wie Colitis ulcerosa), die operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) und die Anwendung von Medikamenten wie Antazida, die Magnesium, Abführmittel, Prostaglandine, Serotonin oder sogar Koffein enthalten. Viele Nahrungsmittel, vor allem saure und stark zuckerhaltige (wie Waffel- oder Ahornsirup), können die Transportrate erhöhen. Manche Menschen vertragen bestimmte Nahrungsmittel nicht und bekommen durch sie immer Durchfall. Stress und Angst sind ebenfalls häufige Ursachen.

Osmotischer Durchfall tritt auf, wenn bestimmte Stoffe, die nicht durch die Dickdarmwand ins Blut aufgenommen werden können, im Darm bleiben. Diese Stoffe bewirken, dass übermäßig viel Wasser im Stuhl zurückgehalten wird, und es kommt zu Durchfall. Bestimmte Nahrungsmittel (wie einige Obstsorten und Bohnen) sowie Zuckeraustauschstoffe in diätetischen Lebensmitteln, Süßigkeiten und Kaugummi (z. B. Hexitole, Sorbit und Mannitol), können osmotischen Durchfall auslösen. Auch ein Laktasemangel kann osmotischen Durchfall verursachen. Laktase ist ein Enzym, das normalerweise im Dünndarm vorhanden ist und Laktose (Milchzucker) in seine Bestandteile Glukose und Galaktose umwandelt, sodass sie ins Blut aufgenommen werden können. Wenn Menschen mit Laktasemangel Milch trinken oder Milchprodukte essen, wird der Milchzucker nicht verdaut. Wenn sich Laktose im Darm ansammelt, verursacht diese osmotischen Durchfall – die Erkrankung wird als Laktoseintoleranz bezeichnet. Wie stark der osmotische Durchfall ist, hängt davon ab, wie viel des osmotisch wirkenden Stoffes aufgenommen wird. Der Durchfall hört bald auf, wenn die Person diese Substanz nicht mehr isst oder trinkt. Auch Blut ist im Verdauungstrakt ein osmotisch wirkender Stoff und führt zu schwarzem Teerstuhl (Meläna). Eine übermäßige Vermehrung der normalen Darmbakterien oder eine Besiedlung mit Bakterien, die normalerweise nicht im Darm zu finden sind, können ebenfalls osmotischen Durchfall auslösen. Antibiotika können osmotischen Durchfall auslösen, indem sie die normalen Darmbakterien zerstören.

Sekretorischer Durchfall tritt auf, wenn Dünndarm und Dickdarm Salze (insbesondere Natriumchlorid) und Wasser in den Stuhl abgeben. Diese Sekretion kann durch bestimmte Giftstoffe ausgelöst werden – wie jenes Gift, das bei einer Cholerainfektion oder während bestimmter viraler Infektionen gebildet wird. Infektionen durch bestimmte Bakterien (z. B. Campylobacter) und Parasiten (z. B. Cryptosporidium parvum) können ebenfalls Sekretionen verursachen. Der Durchfall kann massiv sein – bei Cholera wird mehr als ein Liter wässriger Stuhl in der Stunde ausgeschieden. Zu den anderen Stoffen, die eine Sekretion von Wasser und Salzen verursachen können, gehören bestimmte Abführmittel, wie Rizinusöl, und Gallensäuren (die sich nach Operationen zur Entfernung eines Teils des Dünndarms ansammeln können). Bestimmte seltene Tumoren – wie etwa karzinoide Tumoren, Gastrinom und VIPom – können ebenfalls zu sekretorischem Durchfall führen, wie auch manche Polypen.

Entzündlicher Durchfall tritt auf, wenn die Dickdarmschleimhaut entzündet, vereitert oder geschwollen ist und Eiweißstoffe, Blut, Schleim und andere Flüssigkeiten absondert, durch die sich Masse und Wassergehalt des Stuhls vermehren. Dieser Typ von Durchfall kann durch viele Erkrankungen verursacht werden, einschließlich Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Tuberkulose und Krebserkrankungen wie Lymphom und Adenokarzinom. Wenn die Schleimhaut des Mastdarms betroffen ist, verspüren die Personen starken Stuhldrang und müssen oft zur Toilette, da der entzündete Mastdarm empfindlich auf eine Vergrößerung (Dehnung) durch Stuhl reagiert.

Durchfall aufgrund von Malabsorption ist durch Öl oder Fett im Stuhl gekennzeichnet. Nach dem Spülen zeichnet sich ein öliger Rand in der Toilette ab. Malabsorption von Gallensalzen, die durch bestimmte Störungen entsteht, kann Durchfall verursachen, weil die Salze die Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten stimulieren. Der Stuhl ist dann grün und orangefarben.

Tabelle

Beurteilung des Durchfalls

Nicht jede Episode von Durchfall erfordert die sofortige Beurteilung durch einen Arzt. Die folgenden Angaben können bei der Entscheidung behilflich sein, ob eine ärztliche Beurteilung nötig ist, und liefern Gewissheit darüber und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Bestimmte Befunde ergeben den Verdacht auf eine ernstere Durchfallursache:

  • Blut oder Eiter im Stuhl

  • Fieber

  • Zeichen einer Dehydratation (wie vermindertes Wasserlassen, Lethargie oder Antriebslosigkeit, extremer Durst und trockener Mund)

  • Chronischer Durchfall

  • Nächtlicher Durchfall

  • Gewichtsverlust

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Personen mit Warnzeichen von Blut oder Eiter im Stuhl, Fieber oder Zeichen einer Dehydratation sollten sofort einem Arzt vorgestellt werden, wie auch bei signifikanten Bauchschmerzen. Diese Personen benötigen eventuell eine sofortige Untersuchung, Behandlung und manchmal Aufnahme in ein Krankenhaus. Wenn das einzige Warnzeichen chronischer oder nächtlicher Durchfall oder Gewichtsverlust ist, sollten die Personen innerhalb einer Woche einem Arzt vorgestellt werden. Personen ohne Warnzeichen sollten einen Arzt anrufen, wenn der Durchfall mehr als 72 Stunden anhält. Abhängig von den anderen Symptomen, dem Alter und der Krankengeschichte der Person kann der Arzt empfehlen, dass eine Untersuchung durchgeführt oder häusliche oder frei verkäufliche Behandlungen versucht werden (siehe Behandlung von Durchfall).

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Befunde in der Krankengeschichte und bei der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache für den Durchfall und die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin ( siehe Tabelle: Einige Ursachen und Merkmale für Durchfall).

Der Arzt beginnt mit der Frage, wie lang der Durchfall anhält und wie stark er war. Es wird nach gleichzeitigem Auftreten von Durchfall bei Freunden, Familienmitgliedern oder anderen persönlichen Kontakten gesucht. Andere wichtige Fragen konzentrieren sich auf Folgendes:

  • Die Umstände, als der Durchfall begann (einschließlich kürzliche Reise, aufgenommene Nahrung und Wasserquelle)

  • Die Anwendung von Medikamenten (einschließlich Antibiotika in den vergangenen 3 Monaten)

  • Bauchschmerzen oder Erbrechen

  • Häufigkeit und Zeitpunkt des Stuhlgangs

  • Änderungen der Stuhlmerkmale (beispielsweise Vorliegen von Blut, Eiter, Öl oder Fett oder Schleim und Veränderungen von Farbe oder Konsistenz)

  • Änderungen von Gewicht oder Appetit

  • Starker Drang zur Stuhlentleerung oder konstanten Stuhlentleerung

Die körperliche Untersuchung beginnt mit der Bewertung des Flüssigkeits- und Hydrationsstatus durch den Arzt. Eine vollständige Untersuchung des Bauches wird durchgeführt sowie eine rektal-digitale Untersuchung für den Nachweis von Blut.

Tabelle

Tests

Laboruntersuchung

Die Notwendigkeit von Tests hängt davon ab, was der Arzt während der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung herausfindet ( siehe Tabelle: Einige Ursachen und Merkmale für Durchfall). Akuter wässriger Durchfall (mit einer Dauer von weniger als etwa 4 Tagen) ohne Warnzeichen wird normalerweise durch eine virale Infektion verursacht, und Menschen, die ansonsten gesund erscheinen, benötigen keine Tests. Personen mit den Warnzeichen Dehydratation, blutiger Stuhl, Fieber oder starke Bauchschmerzen benötigen in der Regel Tests, besonders sehr junge oder sehr alte Personen. Bei diesen Personen führen Ärzte Blutuntersuchungen durch, um Auffälligkeiten von Blut oder Elektrolyten nachzuweisen, sowie Stuhluntersuchungen zum Nachweis von Blut, Entzündungsmarkern und dem Vorliegen von infektiösen Organismen (wie Campylobacter, Yersinia, Amöben, Giardia und Cryptosporidium). Manche Ursachen für eine Infektion werden durch Betrachtung unter dem Mikroskop entdeckt, während andere eine Kultur (Wachstum des Organismus im Labor) oder spezielle Enzymtests (z. B. Shigella oder Giardia) erfordern. Wenn die Person in den vergangenen 2 bis 3 Monaten Antibiotika eingenommen hat, kann der Arzt den Stuhl auf Giftstoffe von Clostridioides difficile (früher Clostridium difficile) untersuchen. Eine Koloskopie ist normalerweise nicht erforderlich.

Bei länger als 4 Wochen anhaltendem Durchfall (mehr als 1 bis 3 Wochen bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder bei Personen, die schwer krank erscheinen) werden ähnliche Tests durchgeführt. Außerdem kann der Arzt den Stuhl auf Fett (Hinweis auf Malabsorption) testen, Blutuntersuchungen vornehmen und eine Koloskopie durchführen, um die Schleimhaut von Mastdarm und Colon zu untersuchen und um Proben für einen Test auf Infektion zu erhalten. Personen, deren Symptome mit der Ernährung zusammenzuhängen scheinen, können einen Atemtest durchführen, um nach Wasserstoff zu suchen, der darauf hindeutet, dass sie keine Kohlenhydrate aufnehmen. Manchmal wird dabei eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe für mikroskopische Untersuchung) aus der Mastdarmschleimhaut durchgeführt, um nach einer entzündlichen Darmerkrankung zu suchen. Manchmal wird das Stuhlvolumen über einen Zeitraum von 24 Stunden bestimmt. Bildgebende Verfahren wie computertomografische Enterografie (CT-Enterografie) können erforderlich sein, wenn der Arzt bestimmte Tumoren vermutet. Wenn Ärzte weiter bezüglich der Diagnose unsicher sind, müssen sie eventuell die Funktion der Bauchspeicheldrüse beurteilen. Abhängig von den Symptomen der Person können die Ärzte auch Tests auf eine Erkrankung der Schilddrüse oder der Nebenniere vornehmen.

Behandlung von Durchfall

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Durchfalls, falls möglich. Beispielsweise werden diätetische und medikamentöse Ursachen gemieden, Tumoren entfernt und Medikamente zur Eradikation einer Parasiteninfektion verabreicht. In vielen Fällen heilt der Körper sich jedoch selbst. Wenn Viren die Ursache sind, hört der Durchfall normalerweise nach 24 bis 48 Stunden von selbst auf.

Dehydratation

Zusätzliche Flüssigkeiten mit einem Gleichgewicht aus Wasser, Zuckerarten und Salzen sind für dehydrierte Personen erforderlich. Solange die Person nicht übermäßig erbricht, können diese Flüssigkeiten oral verabreicht werden ( see page Behandlung). Ernsthaft kranke Menschen und Personen mit deutlichen Elektrolyt-Auffälligkeiten benötigten intravenös verabreichte Flüssigkeiten und manchmal eine Krankenhausaufnahme.

Medikamente

Medikamente, die die Darmmuskulatur entspannen und die Darmtätigkeit verlangsamen (Antidiarrhoika), können den Durchfall verlangsamen helfen. Loperamid ist rezeptfrei erhältlich. Opioide wie Kodein, Diphenoxylat und Paregoric (Opiumtinktur) sind auf Verschreibung erhältlich und können ebenfalls hilfreich sein. Bestimmte bakterielle Ursachen einer Gastroenteritis, besonders Salmonellen, Shigella und Clostridioides difficile, können jedoch durch Antidiarrhoika verschlimmert werden. Ärzte verschreiben Antidiarrhoika typischerweise nur bei Personen mit wässrigem Durchfall und ohne Warnhinweise, da diese Personen wahrscheinlich nicht an diesen bakteriellen Infektionen leiden. Eluxadolin und Rifaximin sind weitere Medikamente, die manchen Menschen mit Durchfall aufgrund von RDS verschrieben werden.

Als frei verkäufliche Medikamente stehen adsorbierende Stoffe (wie Kaolin und Pektin) zur Verfügung, die Chemikalien, Giftstoffe und infektiöse Organismen aufnehmen. Manche adsorbierenden Stoffe können außerdem dabei helfen, den Stuhl fest zu machen. Wismut hilft vielen Menschen mit Durchfall. Er hat eine normale Nebenwirkung, den Stuhl schwarz zu färben. Füllstoffe für chronische Verstopfung wie Psyllium oder Methylzellulose können manchmal helfen, auch chronischen Durchfall zu lindern.

Wichtigste Punkte

  • Bei Personen mit akutem Durchfall untersuchen Ärzte den Stuhl nur, wenn sie vermuten, dass diese eine akute Infektion haben oder länger anhaltende Symptome (d. h. länger als 4–7 Tage) oder Warnzeichen aufweisen.

  • Ärzte vermeiden die Anwendung von Antidiarrhoika, wenn die Möglichkeit besteht, dass die betroffene Person Clostridioides difficile, Salmonellen oder Shigella hat.