Die Ursache für Schilddrüsenkrebs ist unbekannt, allerdings reagiert das Organ sehr empfindlich auf Strahlung, wodurch kanzeröse Veränderungen entstehen können. Ein Schilddrüsenkrebs ist häufiger bei Menschen, deren Kopf, Hals oder Brust meist bei gutartigen (benignen) Erkrankungen in der Kindheit bestrahlt wurden (wobei eine Bestrahlungstherapie für nichtkanzeröse Erkrankungen nicht mehr zur Anwendung kommt).
(Siehe auch Übersicht über die Schilddrüse.)
Schilddrüsenknoten
Eine Krebserkrankung verursacht eher kleine Verwachsungen (Knoten) in der Schilddrüse als eine Vergrößerung des ganzen Organs. Die meisten Schilddrüsenknoten sind aber nicht kanzerös (maligne). Ein Knoten ist mit größerer Wahrscheinlichkeit kanzerös, wenn er
eher fest ist als flüssigkeitsgefüllt (zystisch)
kein Schilddrüsenhormon produziert
hart ist
schnell wächst
bei einem Mann auftritt
mit vergrößerten Lymphknoten im Hals einhergeht
Eine schmerzlose Geschwulst im Hals ist gewöhnlich das erste Anzeichen für Schilddrüsenkrebs. Ein größerer Tumor kann auf das umliegende Gewebe drücken und Heiserkeit, Husten und Atemprobleme verursachen.
Wenn der Arzt einen Knoten in der Schilddrüse findet, benötigt er mehrere Tests. Bei den ersten Tests handelt es sich im Allgemeinen um Bluttests zur Schilddrüsenfunktion, bei denen die Spiegel des Thyreoidea-stimulierendem Hormons (TSH), der Schilddrüsenhormone T4 (Thyroxin oder Tetrajodthyronin) und T3 (Trijodthyronin) im Blut gemessen werden. Manchmal werden Tests zur Feststellung von Schilddrüsenantikörpern durchgeführt.
Wenn diese Tests eine überaktive Schilddrüse (Hyperthyreose) bestätigen, wird ein Schilddrüsenscan durchgeführt, um festzustellen, ob der Knoten Schilddrüsenhormone produziert. Hormonproduzierende Knoten („heiße“ Knoten) sind fast nie kanzerös. Wenn die Tests keine Hyperthyreose oder Hashimoto-Thyreoiditis anzeigen, oder wenn die Knoten nicht „heiß“ sind, führen Ärzte normalerweise eine Feinnadelbiopsie durch.
Bei einer Feinnadelbiopsie wird vom Knoten mittels Ultraschall ein Bild erstellt und dann mit einer kleinen Nadel eine Probe des Knotens entnommen die dann unter einem Mikroskop untersucht wird. Dieses Verfahren ist nicht sehr schmerzhaft und wird in der Arztpraxis durchgeführt, und es kann ein Lokalanästhetikum sowie Ultraschall zur Führung der Nadelpositionierung eingesetzt werden.
Es wird auch eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um zu bestimmen, wie groß der Knoten ist, ob er fest oder mit Flüssigkeit gefüllt ist, ob weitere Knoten vorhanden sind, und ob Merkmale vorliegen, die stark für Krebs sprechen.
Arten des Schilddrüsenkarzinoms
Schilddrüsenkarzinome entstehen aus verschiedenen Zelltypen in der Schilddrüse:
Follikelzellen, die Schilddrüsenhormone absondern
Parafollikuläre (oder C-)Zellen, die das Hormon Calcitonin freisetzen
Krebserkrankungen, die sich aus Follikelzellen entwickeln, treten häufiger auf. Hierzu gehören:
Papilläres Schilddrüsenkarzinom
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom
Onkozytäres Schilddrüsenkarzinom
Anaplastisches Schilddrüsenkarzinom
Die meisten Schilddrüsenkarzinome sind papilläre oder follikuläre Karzinome. Onkozytäre Schilddrüsenkrebserkrankungen sind viel seltener. Papilläre, follikuläre und onkozytäre Tumoren wachsen normalerweise langsam. Im Gegensatz dazu wachsen anaplastische Schilddrüsenkarzinome schneller.
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom entwickelt sich aus parafollikulären Zellen. Es wächst in der Regel langsam, kann sich aber zu Beginn seiner Entwicklung auf die Lymphknoten im Hals ausbreiten.
Papilläres Schilddrüsenkarzinom
Das papilläre Schilddrüsenkarzinom kommt am häufigsten vor und macht 80 bis 90 Prozent aller Schilddrüsentumoren aus. Etwa 3 Mal mehr Frauen als Männer haben ein papilläres Schilddrüsenkarzinom. Das papilläre Schilddrüsenkarzinom tritt am häufigsten im Alter von 30 bis 60 Jahren auf; aber bei älteren Erwachsenen wächst es schneller und breitet sich schneller aus.
Personen, bei denen eine Bestrahlung im Halsbereich üblicherweise aufgrund einer nichtkanzerösen Erkrankung in der Kindheit oder Jugend oder wegen einer anderen Krebserkrankung im Erwachsenenalter durchgeführt wurde, haben ein höheres Risiko, ein papilläres Schilddrüsenkarzinom zu entwickeln.
Das papilläre Schilddrüsenkarzinom wächst innerhalb der Schilddrüse, manchmal breitet es sich jedoch auf die nahe gelegenen Lymphknoten aus (es metastasiert). Unbehandelt kann sich das papilläre Schilddrüsenkarzinom auf entferntere Bereiche ausbreiten.
Das papilläre Schilddrüsenkarzinom ist fast immer heilbar.
Bei größeren Knoten, vor allem bei Knoten über 4 Zentimeter, wird die Schilddrüse in der Regel größtenteils oder ganz entfernt. Oft werden verbliebenes Schilddrüsengewebe oder Krebszellen mit radioaktivem Jod zerstört. Außerdem wird Schilddrüsenhormon in hohen Dosen verabreicht, um das Wachstum von jeglichem verbliebenen Schilddrüsengewebe zu unterdrücken.
Knoten, die kleiner als 4 Zentimeter sind, werden zusammen mit dem unmittelbar darumliegenden Schilddrüsengewebe entfernt (Lobektomie und Isthmusektomie). Viele Experten raten jedoch dazu, die ganze Schilddrüse zu entfernen (Thyreoidektomie).
Ärzte schlagen für sehr kleine papilläre Schilddrüsenkarzinome, wo keine Wahrscheinlichkeit einer Streuung auf umliegendes Gewebe besteht, eine aktive Überwachung vor. Während der aktiven Überwachung wird die Schilddrüse alle 6 Monate per Ultraschall untersucht, um zu schauen, ob sich der Tumor ausbreitet.
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom
Das follikuläre Schilddrüsenkarzinom macht etwa 4 Prozent aller Schilddrüsentumoren aus und tritt häufiger bei älteren Erwachsenen auf. Das follikuläre Karzinom tritt auch häufiger in Regionen auf, in denen ein Jodmangel verbreitet ist.
Das follikuläre Schilddrüsenkarzinom breitet sich mit größerer Wahrscheinlichkeit auf andere Organe im Körper aus als das papilläre Karzinom. Das follikuläre Schilddrüsenkarzinom neigt dazu, sich über das Blut auszubreiten und Krebszellen in verschiedene Bereiche des Körpers abzusiedeln (zu metastasieren).
Die Behandlung des follikulären Schilddrüsenkarzinoms besteht darin, so viel Schilddrüsengewebe wie möglich operativ zu entfernen und jegliches verbliebene Schilddrüsengewebe einschließlich eventuell vorhandener Metastasen mit radioaktivem Jod zu zerstören. Es ist normalerweise heilbar, aber weniger gut als das papilläre Schilddrüsenkarzinom.
Onkozytäres Schilddrüsenkarzinom
Das onkozytäre Schilddrüsenkarzinom (Hurthle-Zell-Karzinom) macht etwa 3 bis 5 Prozent der Schilddrüsenkarzinome aus. Ein onkozytäres Karzinom breitet sich mit größerer Wahrscheinlichkeit auf andere Körperbereiche aus. Es besteht außerdem eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine schlechte Prognose. Bei einem onkozytären Karzinom muss so viel wie möglich von der Schilddrüse operativ entfernt werden.
Anaplastisches Schilddrüsenkarzinom
Das anaplastische Schilddrüsenkarzinom macht etwa 1 Prozent der Schilddrüsenkarzinome aus und kommt am häufigsten bei älteren Frauen vor. Es tritt etwas häufiger bei älteren Frauen auf. Viele Fälle sind auf eine spezifische Genmutation zurückzuführen. Diese Krebsform wächst sehr schnell und verursacht gewöhnlich eine große, schmerzhafte Wucherung im Hals. Sie tendiert auch dazu, sich über den ganzen Körper zu verbreiten.
Beim anaplastischen Karzinom kann die Schilddrüse (und manchmal das umliegende Gewebe) mit einer Operation entfernt oder mit einer Strahlentherapie, Chemotherapie oder einer Kombination davon behandelt werden. Viele Menschen mit anaplastischem Schilddrüsenkarzinom sterben selbst unter Behandlung innerhalb von 1 Jahr. Neuere Krebsmedikamente, einschließlich der sogenannten Checkpoint-Hemmer, versprechen jedoch eine Verbesserung der Prognose für Patienten mit anaplastischem Schilddrüsenkarzinom. Radioaktives Jod ist bei der Behandlung dieser Krebsart nicht hilfreich.
medullärem Schilddrüsenkrebs
Etwa 4 Prozent der Schilddrüsenkarzinome sind medulläre Schilddrüsenkarzinome, das heißt, dass die Erkrankung zwar in der Schilddrüse beginnt, aber in anderen Zellen als denen, die das Schilddrüsenhormon produzieren. Der Ursprung dieser Krebserkrankung ist die C-Zelle, die normalerweise über die ganze Schilddrüse verteilt ist und das Hormon Calcitonin freisetzt, das den Kalziumspiegel im Blut reguliert. Das medulläre Schilddrüsenkarzinom produziert übermäßig viel Calcitonin. Da das medulläre Schilddrüsenkarzinom auch andere Hormone produzieren kann, können sich ungewöhnliche Symptome zeigen.
Diese Krebsform neigt dazu, sich über die Lymphgefäße auf die Lymphknoten und mit dem Blut auf Leber, Lunge und Knochen auszubreiten (sie metastasiert). Das medulläre Schilddrüsenkarzinom kann zusammen mit anderen Formen von endokrinen Tumoren auftreten. Man spricht in diesem Fall von einer multiplen endokrinen Neoplasie.
Für die Behandlung ist die operative Entfernung der Schilddrüse erforderlich. Ein zusätzlicher chirurgischer Eingriff kann nötig sein, um zu erkennen, ob sich der Krebs auf die Lymphknoten ausgebreitet hat. Radioaktives Jod wird bei der Behandlung dieser Krebsart nicht verwendet. Mehr als zwei Drittel der Menschen, deren medulläres Schilddrüsenkarzinom Teil der multiplen endokrinen Neoplasien ist, werden geheilt.
Da der medulläre Schilddrüsenkrebs oft gehäuft in Familien auftritt, lassen Betroffene Gentests auf eine Genmutation durchführen, die den Krebs verursacht. Wenn eine Mutation entdeckt wurde, empfehlen Ärzte möglicherweise weitere Tests für Familienmitglieder. Manche Familienmitglieder können sogar ihre Schilddrüse entfernen lassen, bevor sich Krebs entwickeln kann.