Depression

VonWilliam Coryell, MD, University of Iowa Carver College of Medicine
Überprüft/überarbeitet Okt. 2023 | Geändert Nov. 2023
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Kurzinformationen

Die Depression ist ein Gefühl tiefer Traurigkeit und/oder einer verminderten Lebenslust, die dann zur Störung wird, wenn diese Symptome so zunehmen, dass die Funktionsfähigkeit beeinträchtigt wird. Die Depression kann auf den kürzlich erlittenen Verlust eines Menschen oder ein anderes trauriges Ereignis folgen, steht aber in keinem Verhältnis zu diesem Ereignis und bleibt übermäßig lange bestehen.

  • Eine familiäre Veranlagung, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, emotional belastende Ereignisse, eine Veränderung der Konzentrationen von Hormonen oder anderen Substanzen im Körper sowie andere Faktoren können zu einer Depression beitragen.

  • Eine Depression kann dazu führen, dass die Betroffenen traurig und träge werden und/oder jegliches Interesse und jegliche Freude an Aktivitäten verlieren, die ihnen zuvor Spaß gemacht haben.

  • Ärzte gründen ihre Diagnose auf die Symptome.

  • Hilfreich sein können Antidepressiva, Psychotherapie und manchmal auch eine Elektrokrampftherapie.

(Siehe auch Affektive Störungen – Übersicht.)

Der Begriff „Depression“ wird häufig verwendet, um die traurige oder entmutigte Stimmung infolge eines emotional belastenden Ereignisses wie beispielsweise einer Naturkatastrophe, einer schweren Krankheit oder dem Tod einer geliebten Person zu beschreiben. Manche Personen bezeichnen sich auch bei bestimmten Gelegenheiten als deprimiert, zum Beispiel während des Urlaubs (Urlaubs-Blues) oder am Jahrestag des Tods einer geliebten Person. Diese Gefühle stellen jedoch in der Regel keine Erkrankung dar. Für gewöhnlich sind diese Gefühle vorübergehend, dauern eher Tage als Wochen oder Monate an und treten in Wellen auf, die tendenziell mit Gedanken oder Erinnerungen an das belastende Ereignis einhergehen. Darüber hinaus beeinträchtigen diese Gefühle nicht die Lebensweise über einen bestimmten Zeitraum.

Die Depression ist die zweithäufigste psychische Gesundheitsstörung (eine Angststörung kommt am häufigsten vor). Etwa 30 Prozent der Menschen, die zu ihrem Hausarzt gehen, weisen Symptome einer Depression auf. Weniger als 10 Prozent dieser Personen leiden jedoch an einer schweren Depression.

Depressionen treten in der Regel bei Personen im Alter von etwa fünfzehn Jahren oder zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Eine Depression kann jedoch in fast jedem Alter einsetzen, auch schon in der Kindheit.

Eine unbehandelte depressive Phase dauert etwa 6 Monate, kann aber auch zwei Jahre oder länger dauern. Die Phasen können sich mehrere Male im Leben wiederholen.

Der Alterungsprozess im Visier: Depression

Depressionen betreffen etwa jeden 6. älteren Erwachsenen. Manche ältere Erwachsene hatten früher schon einmal an Depressionen gelitten. Andere bekommen sie zum ersten Mal im Alter.

Ursachen für Depressionen bei älteren Erwachsenen

Manche Ursachen für Depressionen sind bei älteren Erwachsenen möglicherweise häufiger anzutreffen. So machen ältere Erwachsene mit größerer Wahrscheinlichkeit emotional belastende Erfahrungen durch wie z. B. den Verlust durch den Tod eines geliebten Menschen oder den Verlust der gewohnten Umgebung, beispielsweise beim Wegzug aus einer vertrauten Wohngegend. Auch weitere Stressfaktoren wie ein geringeres Einkommen, eine sich verschlimmernde chronische Krankheit, der allmähliche Verlust der Unabhängigkeit oder soziale Isolation können dazu beitragen.

Störungen, die zu Depressionen führen können, sind bei älteren Erwachsenen sehr verbreitet. Solche Störungen bzw. Krankheiten umfassen zum Beispiel Krebs, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Schilddrüsenerkrankungen, Schlaganfall, Demenz und Parkinson-Krankheit.

Depression oder Demenz

Bei älteren Erwachsenen können Depressionen eher Symptome verursachen, die den Symptomen der Demenz ähnlich sind, wie verlangsamtes Denken, Konzentrationsschwierigkeiten, Verwirrung und nachlassendes Gedächtnis, als starke Niedergeschlagenheit, die man sonst mit einer Depression in Zusammenhang bringen würde. Die Ärzte können jedoch Depressionen von einer Demenz unterscheiden, da die Patienten bei einer Behandlung der Depression ihre geistige Funktion wiedererlangen. Bei Patienten mit Demenz ist dies nicht der Fall. Menschen mit Depressionen können sich oft lautstark über ihren Gedächtnisverlust beschweren und vergessen selten wichtige aktuelle Ereignisse oder persönliche Angelegenheiten. Im Gegensatz dazu leugnen Patienten mit Demenz den Gedächtnisverlust häufig.

Diagnose einer Depression bei älteren Erwachsenen

Bei älteren Erwachsenen ist es aus verschiedenen Gründen oft schwierig, eine Depression zu diagnostizieren:

  • Die Symptome sind weniger augenscheinlich, da ältere Erwachsene meist nicht mehr arbeiten und weniger soziale Kontakte haben.

  • Manche Menschen glauben, dass Depressionen eine Schwäche bedeuten, und erzählen anderen nur ungern, dass sie Traurigkeit oder andere Symptome empfinden.

  • Fehlende Emotionen werden eher als Abgestumpftheit statt als Depression interpretiert.

  • Familienangehörige und Freunde können die Symptome einer Person mit Depressionen mitunter einfach als Folge des natürlichen Älterwerdens sehen.

  • Die Symptome können einer anderen Störung, wie beispielsweise Demenz, zugeschrieben werden.

Da es in der Regel schwer sein kann, eine Depression zu diagnostizieren, stellen viele Ärzte ihren älteren Patienten routinemäßig Fragen über ihren Gemütszustand. Familienangehörige sollten auf feine Veränderungen in der Persönlichkeit achten, vor allem mangelnde Begeisterung und Spontanität, Verlust des Humors und ungewöhnliche Vergesslichkeit.

Behandlung einer Depression bei älteren Erwachsenen

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind die Antidepressiva, die am häufigsten bei älteren Erwachsenen mit Depressionen verordnet werden, da SSRI seltener Nebenwirkungen aufweisen. Citalopram und Escitalopram sind besonders wirksam.

Ursachen von Depressionen

Die genaue Ursache von Depressionen ist unklar; es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die eine Depression wahrscheinlicher machen können. Risikofaktoren umfassen

  • Eine familiäre Tendenz (Vererbung)

  • Emotional belastende Ereignisse, insbesondere solche, die einen Verlust beinhalten.

  • Weibliches Geschlecht

  • Bestimmte allgemeine Erkrankungen

  • Nebenwirkungen bestimmter Medikamente

Eine Depression spiegelt keine Charakterschwäche oder die Weigerung, sich besser fühlen zu wollen, wider. Soziale Schicht, ethnische Zugehörigkeit und Kultur scheinen keine Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit zu haben, dass Menschen im Laufe ihres Lebens an Depressionen leiden.

Genetische Faktoren spielen bei etwa der Hälfte der Betroffenen eine Rolle. Eine Depression tritt beispielsweise häufiger auf, wenn Verwandte ersten Grades (insbesondere bei identischen Zwillingen) an Depression leiden. Genetische Faktoren können die Funktion der Substanzen beeinträchtigen, die für die Kommunikation von Nervenzellen (Neurotransmitter) zuständig sind. Neurotransmitter, die eine Depression mit auslösen können, sind Serotonin, Dopamin und Norepinephrin.

Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, höher als bei Männern, wobei die Gründe dafür nicht ganz eindeutig sind. Bei körperlichen Faktoren spielen Hormone die größte Rolle. Veränderungen der Hormonspiegel können kurz vor der Menstruation (im Rahmen des prämenstruellen Syndroms), während der Schwangerschaft, nach der Geburt und während der Wechseljahre (Menopause) zu Stimmungsschwankungen führen. Manche Frauen werden in den ersten 4 Wochen nach der Geburt depressiv (Baby-Blues, oder wenn die Depression schwerwiegender ist, Wochenbettdepression). Eine Fehlfunktion der Schilddrüse, die bei Frauen sehr verbreitet ist, kann auch als Faktor in Frage kommen.

Depressionen können mit einer Reihe allgemeiner Erkrankungen und Faktoren einhergehen oder durch solche verursacht werden. Diese Erkrankungen können Depressionen direkt (wenn beispielsweise eine Fehlfunktion der Schilddrüse den Hormonspiegel beeinträchtigt) oder indirekt auslösen (wenn beispielsweise durch rheumatoide Arthritis Schmerzen und Behinderung verursacht werden). Oft verursacht eine Erkrankung sowohl direkt als auch indirekt Depressionen. Beispielsweise können durch AIDS Depressionen direkt ausgelöst werden, wenn eine Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV), die zu AIDS führt, das Gehirn schädigt. AIDS kann eine Depression auch indirekt auslösen, wenn es eine allgemein negative Auswirkung auf das Leben des Betroffenen hat.

Viele Menschen berichten, dass sie sich im Spätherbst und Winter trauriger fühlen, und machen den Mangel an natürlichem Tageslicht und die kälteren Temperaturen dafür verantwortlich. Bei manchen Personen ist solch eine Traurigkeit jedoch schwerwiegend genug, um als eine Art der Depression angesehen zu werden (die sogenannte saisonale affektive Störung).

Die Anwendung einiger verschreibungspflichtiger Medikamente wie etwa Betablocker (die zur Behandlung von Bluthochdruck angewendet werden) kann zu Depressionen führen. Aus unbekannten Gründen werden Depressionen oft durch Kortikosteroide ausgelöst, wenn diese bei einer Störung (z. B. bei Cushing-Syndrom) vom Körper in großen Mengen produziert werden. Wenn Kortikosteroide jedoch als Medikament verabreicht werden, rufen sie tendenziell eher eine Hypomanie (eine weniger schwere Form der Manie) oder seltener eine Manie hervor. Manchmal kann das Absetzen eines Medikaments vorübergehend eine Depression hervorrufen.

Eine Reihe von psychischen Gesundheitsstörungen kann einen Betroffenen anfällig für Depressionen werden lassen. Dazu gehören beispielsweise Angststörungen, Alkoholismus, andereSubstanzgebrauchsstörungen und Schizophrenie. Bei Menschen, die schon einmal Depressionen hatten, ist die Wahrscheinlichkeit größer, diese wieder zu bekommen.

Emotional belastende Ereignisse, zum Beispiel der Verlust einer geliebten Person, können gelegentlich eine Depression auslösen, für gewöhnlich aber nur bei Menschen, die zu Depressionen neigen, wie etwa Personen mit Familienmitgliedern, die an Depressionen leiden. Depressionen können jedoch ohne offensichtliche oder wesentliche Stressbelastung im Leben entstehen.

Tabelle
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Symptome einer Depression

Die Symptome einer Depression zeigen sich typischerweise allmählich im Laufe von Tagen oder Wochen und können stark variieren. Beispielsweise wirkten Betroffene möglicherweise träge und traurig oder reizbar und ängstlich.

Viele Menschen mit Depressionen können ihre Gefühle wie Kummer, Freude und Lust nicht normal ausleben. Die Welt erscheint ihnen möglicherweise farblos, öde und tot. Sie verlieren das Interesse oder die Freude an Aktivitäten, die ihnen zuvor Spaß gemacht hatten.

Menschen mit Depressionen können sehr mit starken Schuldgefühlen und der Diskreditierung der eigenen Person beschäftigt sein. Auch Konzentrationsschwierigkeiten können auftreten. Womöglich stellen sich Gefühle der Verzweiflung, Einsamkeit und Wertlosigkeit ein. Oft sind sie unentschlossen und in sich gekehrt, fühlen sich hilflos und hoffnungslos und denken an Tod und Selbstmord.

Die meisten Menschen mit Depressionen haben Probleme beim Einschlafen und erwachen mehrfach, besonders am frühen Morgen. Einige Menschen mit Depression schlafen mehr als normal.

Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme führen manchmal zur Abmagerung. Bei Frauen können die Monatsblutungen ausbleiben. Vermehrtes Essen und Gewichtszunahme sind jedoch typisch für leichte Depressionen.

Einige Personen mit Depressionen vernachlässigen ihre Körperpflege oder sogar ihre Kinder, andere geliebte Personen oder ihre Haustiere. Manche Betroffene klagen über körperliche Krankheiten und verschiedene Arten von Schmerzen.

Schwere depressive Störung

Personen mit schwerer depressiver Störung sind für mindestens 2 Wochen beinahe täglich deprimiert. Sie können unglücklich erscheinen. Möglicherweise stehen ihnen Tränen in den Augen, ihre Stirn ist gefurcht und die Mundwinkel zeigen nach unten. Vielleicht wirken sie in sich zusammengesackt und vermeiden Augenkontakt. Sie bewegen sich möglicherweise wenig und ihr Gesichtsausdruck und ihre Sprechweise sind monoton.

Wussten Sie ...

  • Eine Depression ist mehr als nur ein dauerhaftes Gefühl der Traurigkeit: Die Betroffenen fühlen sich möglicherweise wertlos und schuldig, verlieren das Interesse an Dingen, die sie normalerweise gern tun, haben Schlafstörungen oder nehmen ab bzw. zu.

Dauerhafte depressive Störung

Menschen mit persistierenden depressiven Störungen sind seit mindestens 2 Jahren die meiste Zeit depressiv.

Ihre Symptome setzen häufig im Jugendalter nach und nach ein und können Jahre oder Jahrzehnte andauern. Die Anzahl der Symptome zu einem bestimmten Zeitpunkt variiert, und manchmal sind die Symptome weniger intensiv als bei Personen mit einer schweren Depression.

Menschen mit dieser Störung sind möglicherweise bedrückt, pessimistisch, skeptisch, humorlos und nicht fähig, sich zu amüsieren. Einige sind passiv, haben keine Energie und sondern sich ab. Manche Betroffene beklagen sich fortwährend und sind schnell dabei, andere zu kritisieren und sich Vorwürfe zu machen. Sie erwarten möglicherweise überall Unzulänglichkeiten, Fehlschläge und Negatives, manchmal bis hin zu einem krankhaften Vergnügen an ihren eigenen Missgeschicken.

Prämenstruelle dysphorische Störung

Vor der Menstruation treten schwere Symptome auf und verschwinden nach dem Ende der Periode. Die Symptome verursachen erhebliches Leid und/oder beeinträchtigen die Lebensweise in hohem Maß. Die Symptome sind ähnlich wie beim prämenstruellen Syndrom, sie sind jedoch stärker, sehr belastend und beeinträchtigen die Arbeitsfähigkeit und soziale Beziehungen.

Eine prämenstruelle dysphorische Störung kann erstmals bei Mädchen nach ihrer ersten Periode auftreten. Sie kann schlimmer werden, wenn sich Frauen den Wechseljahren (Menopause) nähern, endet aber nach der Menopause. Die Störung tritt bei 3 bis 8 Prozent der Frauen auf, die eine Regelblutung bekommen.

Frauen mit prämenstrueller dysphorischer Störung leiden unter Stimmungsschwankungen und können plötzlich traurig und weinerlich werden. Sie sind reizbar und werden schnell wütend, fühlen sich sehr deprimiert, hoffnungslos, ängstlich und dünnhäutig. Möglicherweise fühlen sie sich überfordert und haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.

Wie bei anderen Arten der Depression können Frauen mit dieser Störung das Interesse an ihren üblichen Aktivitäten verlieren, haben Konzentrationsprobleme und fühlen sich erschöpft und ohne Energie. Möglicherweise essen sie auch zu viel oder haben Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel. Sie können zu wenig oder zu viel schlafen.

Anhaltende Trauerstörung

Anhaltende Trauer ist länger andauernde Traurigkeit nach dem Verlust eines geliebten Menschen. Sie unterscheidet sich von einer Depression darin, dass sich die Traurigkeit speziell auf diesen Verlust bezieht und nicht auf eine allgemeine Traurigkeit und Versagensgefühlen, die man gemeinhin mit Depressionen in Verbindung bringt.

Eine anhaltende Trauer (die sich in einer anhaltenden Sehnsucht oder Verlangen und/oder der Beschäftigung mit der verstorbenen Person ausdrückt) liegt dann vor, wenn sich diese über mindestens 12 Monate hinzieht, wenn diese einen großen Teil der Zeit des Betroffenen vereinnahmt, und wenn sie intensiver ist, als für die Kultur des Betroffenen typisch wäre. Mindestens 3 der folgenden Faktoren müssen wenigstens für 1 Monat in solch einem Ausmaß vorliegen, dass diese zu Stress und Einschränkungen führen:

  • Gefühl der Identitätsverwirrtheit (z. B. das Gefühl, dass ein Teil des eigenen Ichs gestorben ist)

  • Unglaube über den Tod

  • Vermeiden von Erinnerungen an den Verlust

  • Starke emotionale Schmerzen (z. B. Schmerzen im Zusammenhang mit dem Tod)

  • Probleme, den Alltag zu bewältigen

  • Gefühl der Erstarrung

  • Gefühl der Bedeutungslosigkeit

  • Starke Einsamkeit

Selbstmord

Todesgedanken gehören zu den schwersten Symptomen einer Depression. Viele Menschen mit Depressionen haben den Wunsch zu sterben oder meinen, sie seien so wertlos, dass sie sterben sollten. Bis zu 15 Prozent der Betroffenen mit unbehandelten Depressionen begehen Selbstmord.

Selbstmorddrohungen sind eine Notfallsituation. Wenn Menschen androhen, sich selbst das Leben zu nehmen, kann ein Arzt sie hospitalisieren, damit sie beaufsichtigt werden können, bis durch die Behandlung das Risiko eines Selbstmords reduziert wurde. Das Selbstmordrisiko ist in den folgenden Situationen besonders hoch:

  • Wenn eine Depression nicht behandelt oder unzureichend behandelt wird

  • Am Anfang einer Behandlung (wenn Betroffene körperlich und geistig aktiver werden, die Gemütslage jedoch nach wie vor getrübt ist)

  • Wenn ein persönlich wichtiger Jahrestag ansteht

  • Bei Menschen mit einem Wechsel zwischen Depression und Manie (bipolare Störung)

  • Wenn sich die Betroffenen sehr ängstlich fühlen

  • Wenn Menschen Alkohol trinken oder illegale Drogen nehmen

  • In den Wochen oder Monaten nachdem die Betroffenen versucht haben, sich das Leben zu nehmen, besonders, wenn sie dies auf besonders gewalttätige Art versucht haben

Konsum von Suchtmitteln

Menschen mit Depressionen konsumieren mit höherer Wahrscheinlichkeit Alkohol oder illegale Drogen, weil sie damit versuchen, besser einzuschlafen oder ihre Angstgefühle zu unterdrücken. Eine Depression ist jedoch seltener die Ursache für eine Alkoholkrankheit oder andere Substanzgebrauchsstörungen als bisher angenommen.

Auch die Neigung zum Kettenrauchen oder zur Vernachlässigung ihrer Gesundheit steigt bei Betroffenen. Dadurch steigt das Risiko, dass weitere Störungen wie chronisch obstruktive Lungenerkrankungen entstehen oder sich verschlimmern können.

Sonstige Auswirkungen einer Depression

Depressionen können die Fähigkeit des Immunsystems verschlechtern, auf fremde oder gefährliche Eindringlinge wie Mikroorganismen und Krebszellen zu reagieren. In der Folge ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei Personen mit Depressionen erhöht.

Depressionen können das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten (z. B. Herzinfarkte) und Schlaganfälle erhöhen. Dies liegt möglicherweise daran, dass die Depression bestimmte körperliche Veränderungen verursacht, die zu einem erhöhten Risiko führen. Der Körper produziert beispielsweise mehr von den Substanzen, die zur Blutgerinnung führen (Gerinnungsfaktoren), und die Fähigkeit des Herzens, den Herzschlag in Reaktion auf bestimmte Situationen anzupassen, ist eingeschränkt.

Diagnose einer Depression

  • Ärztliche Beurteilung auf der Basis standardisierter psychiatrischer Diagnosekriterien

  • Tests zur Identifikation von Erkrankungen, die Depressionen verursachen können

Normalerweise ist der Arzt in der Lage, eine Depression auf Grundlage der Symptome zu diagnostizieren. Zur Diagnose der verschiedenen Arten der depressiven Störungen verwenden Ärzte spezielle Listen mit definierten Symptomen (Kriterien). Um Depressionen von normalen Stimmungsschwankungen abzugrenzen wird, überprüft, ob die Symptome zu einer erheblichen Belastung führen oder die Funktionsfähigkeit des Betroffenen beeinträchtigen. Eine Vorgeschichte oder eine Familienanamnese einer Depression stützt die Diagnose.

Übermäßige Sorgen, Panikattacken und Zwanghaftigkeit kommen bei Depressionen häufig vor und können dazu führen, dass ein Arzt fälschlicherweise eine Angststörung vermutet.

Bei älteren Erwachsenen ist eine Depression mitunter nur schwer festzustellen, besonders, wenn diese keinem Beruf nachgehen und kaum soziale Kontakte haben (siehe Der Alterungsprozess im Visier: Depression). Eine Depression kann auch mit Demenz verwechselt werden, da sie ähnliche Symptome hervorruft, zum Beispiel Verwirrung, Konzentrationsschwierigkeiten und Probleme, klar zu denken. Wenn diese Symptome jedoch durch eine Depression verursacht werden, verschwinden sie bei Behandlung der Depression. Ist hingegen die Demenz die Ursache, dauern die Symptome an.

Der Arzt kann seine Patienten bitten, standardisierte Fragebögen auszufüllen, mit deren Hilfe eine Depression und ihre Schwere identifiziert werden kann. Sie können jedoch nicht allein zur Diagnose einer Depression dienen. Zwei dieser Fragebögen sind die Hamilton-Skala und das Beck-Depressions-Inventar. (Für ältere Erwachsene gibt es den Fragebogen mit der geriatrischen Depressionsskala. Der Arzt fragt die Patienten auch, ob sie daran denken oder planen, sich selbst zu verletzen. Solche Gedanken weisen darauf hin, dass es sich um eine schwere Depression handelt.

Tests

Eine Depression kann durch keinen Test bestätigt werden. Laboruntersuchungen können dem Arzt jedoch helfen zu bestimmen, ob die Depression durch eine hormonelle oder eine andere körperliche Störung verursacht wird. Zum Beispiel werden normalerweise Blutuntersuchungen durchgeführt, um eine Fehlfunktion der Schilddrüse oder einen Vitaminmangel zu ermitteln. Es können Tests durchgeführt werden, um den Konsum von illegalen Drogen festzustellen.

Sorgfältige neurologische Untersuchungen werden durchgeführt, um eine Parkinson-Krankheit festzustellen, die zum Teil die gleichen Symptome verursacht.

Bei Menschen mit schweren Schlafproblemen muss möglicherweise eine Untersuchung des Schlafs (Polysomnographie) durchgeführt werden, mit der Schlafstörungen von Depressionen unterschieden werden können.

Behandlung einer Depression

Bei den meisten Betroffenen ist keine stationäre Behandlung erforderlich. Eine Klinikeinweisung ist angebracht, wenn Suizidabsichten bestehen oder ein Selbstmordversuch unternommen wurde, ein Gewichtsverlust zu großer Schwäche geführt hat oder die Gefahr von Herzproblemen aufgrund von Übererregung besteht.

Die Behandlung hängt von der Schwere und Art der Depression ab:

  • Leichte Depression: Unterstützung (einschließlich regelmäßiger Arzttermine und Schulung) und Psychotherapie

  • Mäßige bis schwere Depression: Medikamente, Psychotherapie oder beides, und gelegentlich eine Elektrokrampftherapie

  • Saisonale Depression: Phototherapie

  • Anhaltende Trauerstörung: Spezielle für diese Störung entwickelte Psychotherapie

Gewöhnlich können Depressionen erfolgreich behandelt werden. Wenn eine Ursache (z. B. ein Medikament oder eine andere Störung) ermittelt werden kann, wird diese zuerst behandelt, wobei aber auch Medikamente zur Behandlung von Depressionen nötig sein können.

Betreuung

Sie erklären den unter Depressionen leidenden Patienten und ihren Familienmitgliedern, dass die Depression körperliche Ursachen hat und eine spezifische Behandlung erfordert, die für gewöhnlich wirksam ist. Die Ärzte versichern den Patienten, dass die Depression kein Charakterfehler, z. B. Schwäche ist. Für Familienmitglieder ist es wichtig, dass sie verstehen, worum es sich bei der Krankheit handelt, dass sie sich in die Behandlung einbringen und den Betroffenen unterstützen.

Etwas über die Depression zu erfahren, kann den Betroffenen helfen, die Erkrankung zu verstehen und damit umzugehen. Die Patienten lernen beispielsweise, dass der Weg zur Erholung steinig ist, dass Phasen der Trauer und der dunklen Gedanken wieder auftreten können, aber dass sie aufhören werden. Dadurch können sie besser mit Rückschlägen fertig werden, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie die Behandlung fortsetzen und nicht aufgeben.

Aktiv zu werden, z. B. Spazierengehen oder regelmäßiger Sport oder Kontaktepflegen können hilfreich sein.

Selbsthilfegruppen (z. B. die Depression and Bipolar Support Alliance – DBSA) helfen, indem sie ein Forum bereitstellen, in dem gemeinsame Erfahrungen und Gefühle ausgetauscht werden können.

Psychotherapie

Die Psychotherapie allein kann bei leichten Depressionen genauso wirksam sein wie eine medikamentöse Behandlung. Zusammen mit Medikamenten kann eine Psychotherapie bei schweren Depressionen von Nutzen sein.

Psychotherapie einzeln oder in der Gruppe kann Menschen mit Depressionen helfen, nach und nach ihre früheren Verpflichtungen wiederaufzunehmen und sich wieder dem normalen Alltagsdruck anzupassen. Interpersonelle Therapie konzentriert sich auf die vorherigen und aktuellen sozialen Rollen des Betroffenen, identifiziert Probleme beim Kontakt des Patienten mit anderen Menschen und dient als Leitfaden, während sich der Betroffene an die geänderten Rollen im Leben anpasst. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann dabei helfen, Hoffnungslosigkeit und negative Denkweisen zu ändern.

Medikamente gegen Depressionen

Es sind verschiedene Arten von Antidepressiva verfügbar (siehe Tabelle Medikamente zur Behandlung von Depressionen). Hierzu zählen folgende:

Psychostimulanzien, wie Dextroamphetamin und Methylphenidat, ebenso wie andere Medikamente, kommen manchmal zur Anwendung, häufig zusammen mit Antidepressiva. Psychostimulanzien werden eingesetzt, um die geistige Wachheit und Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Johanniskraut, ein pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel, wird manchmal zur Linderung von leichten Depressionen verwendet, wobei dessen Wirkung nicht nachgewiesen ist. Aufgrund möglicher gesundheitsschädlicher Wechselwirkungen zwischen Johanniskraut und verschiedenen verschreibungspflichtigen Medikamenten müssen Patienten, die dieses pflanzliche Ergänzungsmittel einnehmen möchten, mögliche Wechselwirkungen mit ihrem Arzt besprechen.

Elektrokrampftherapie

Eine Elektrokrampftherapie (früher auch manchmal als „Schocktherapie“ bezeichnet) kommt manchmal bei der Behandlung von Menschen mit schweren Depressionen, einschließlich bei Vorliegen einer Psychose, bei Selbstmordandrohung oder Verweigerung der Nahrungsaufnahme, zur Anwendung. Sie wird auch genutzt, um Depressionen während der Schwangerschaft zu behandeln, da Medikamente in solch einem Fall unwirksam sind.

Diese Art der Therapie ist normalerweise sehr wirkungsvoll und kann Depressionen rasch lindern; im Gegensatz dazu benötigen die meisten Antidepressiva bis zu mehrere Wochen, um zu wirken. Die Schnelligkeit der Wirkung kann Leben retten. Nach Beendigung der Elektrokrampftherapie können wieder Episoden der Depression auftreten. Um diesen vorzubeugen, verschreiben Ärzte häufig Antidepressiva.

Dabei werden Elektroden auf der Kopfhaut angebracht und ein elektrischer Strom angelegt, um im Gehirn einen Anfall auszulösen. Aus unbekannten Gründen lindern diese Anfälle eine Depression. In der Regel werden mindestens 5 bis 7 Behandlungen (mit jeweils einem Tag Pause dazwischen) durchgeführt.

Da der elektrische Strom Muskelkontraktionen und Schmerzen verursacht, erfolgt die Behandlung in Vollnarkose. Die Elektrokrampftherapie kann einen vorübergehenden (selten dauerhaften) Gedächtnisverlust nach sich ziehen.

Phototherapie

Die Phototherapie mithilfe einer Lichttherapie ist die wirksamste Behandlung für die saisonale Depression, kann aber auch bei anderen Arten von depressiven Störungen hilfreich sein.

Bei der Phototherapie sitzt der Patient in einem bestimmten Abstand von einer Lichtquelle entfernt, die Licht in der erforderlichen Intensität spendet. Die Patienten werden angewiesen, nicht direkt in das Licht zu schauen und sich 30 bis 60 Minuten im Licht aufzuhalten. Die Phototherapie kann zu Hause durchgeführt werden.

Für Menschen, die spät ins Bett gehen und aufstehen, ist die Phototherapie morgens am effektivsten. Für Menschen, die früh ins Bett gehen und aufstehen, ist die Phototherapie am wirksamsten am späten Nachmittag und frühen Abend.

Andere Therapien

Falls erste Behandlungen keine Wirkung zeigen, können weitere Therapien zur Stimulierung des Gehirns ausprobiert werden. Hierzu gehören:

  • Repetitive Transkranielle Magnetstimulation

  • Vagusnervstimulation

Von den stimulierten Zellen wird angenommen, dass sie chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) aussenden, welche dabei helfen, die Stimmung zu regulieren und damit die Symptome der Depressionen lindern. Diese Therapien können Personen mit schweren Depressionen helfen, die auf Medikamente oder Psychotherapie nicht ansprechen.

Bei der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation wird eine elektromagnetische Spule an der Stirn in der Nähe eines Bereichs des Gehirns platziert, von dem angenommen wird, dass er an der Stimmungsregulierung beteiligt ist. Der Elektromagnet erzeugt schmerzlose magnetische Impulse, die vermutlich Nervenzellen in den Zielbereichen des Gehirns stimulieren. Die häufigsten Nebenwirkungen umfassen Kopfschmerzen und Beschwerden in dem Bereich, an dem die Spule platziert wurde.

Für die Vagusnervenstimulation wird ein Gerät, das wie ein Herzschrittmacher aussieht (Vagusnervstimulator), unter dem linken Schlüsselbein eingepflanzt und durch einen Draht, der unter der Haut verläuft, mit dem Vagusnerv im Hals verbunden. (Die beiden Vagusnerven, die sich in der Nähe der Basis des Schädels befinden, verlaufen vom Hirnstamm durch den Hals und auf jeder Seite der Brust und des Bauchs zu den Organen wie dem Herzen und der Lunge). Das Gerät wird so programmiert, dass es den Vagusnerv regelmäßig durch ein schmerzloses elektrisches Signal stimuliert. Die Therapie kann bei Depressionen helfen, bei denen andere Behandlungen unwirksam waren. Allerdings dauert es in der Regel 3 bis 6 Monate, bis sich eine Wirkung einstellt. Zu den Nebenwirkungen der Vagusnervenstimulation gehören Heiserkeit, Husten und ein Tieferwerden der Stimme.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Depression and Bipolar Support Alliance (DBSA), Depression: Allgemeine Informationen über Depressionen, einschließlich Zugang zu Telefonseelsorge und Selbsthilfegruppen

  2. Mental Health America (MHA), Depression: Allgemeine Informationen über Depressionen, einschließlich der verschiedenen Formen davon, Zugang zu Telefonseelsorge und Selbsthilfegruppen und Links auf andere Hilfsmittel

  3. National Alliance on Mental Illness (NAMI), Depression: Allgemeine Informationen über Depressionen, einschließlich Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung

  4. National Institutes of Mental Health (NIMH), Depression: Allgemeine Informationen über viele Aspekte von Depressionen, einschließlich Behandlung und Therapien, Aufklärungsmaterialien und Informationen zu Forschung und klinischen Studien