Überblick über Clostridieninfektionen

VonLarry M. Bush, MD, FACP, Charles E. Schmidt College of Medicine, Florida Atlantic University
Überprüft/überarbeitet Juni 2023
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    Clostridien sind Bakterien, die sich üblicherweise bei gesunden Erwachsenen und Neugeborenen im Darm befinden. Clostridien kommen auch in Tieren, im Boden und in vermodernden Pflanzen vor.

    Diese Bakterien bilden Sporen. Sporen sind eine inaktive (ruhende) Form der Bakterien. Durch Sporen sind Bakterien in der Lage, zu überleben, wenn die Umgebungsbedingungen schwierig sind. Wenn die Bedingungen wieder günstig sind, wird durch einen Keimungsprozess aus jeder Spore ein aktives Bakterium, das Toxine bildet. Die Toxine vermehren sich und können verschiedene Körperteile, wie Muskeln, Verdauungstrakt und Gewebe, vergiften.

    Diese Bakterien benötigen zum Leben keinen Sauerstoff. Aus diesem Grund zählen diese Bakterien zu den Anaerobiern.

    Es gibt viele verschiedene Clostridienarten.

    Clostridien gelangen auf unterschiedliche Weise in den Körper und verursachen je nach Erregerart verschiedene Krankheiten:

    Verschiedene Clostridienarten sind Teil der normalen Bakterienflora im Dickdarm und in der Scheide. Neben dem Dickdarm können sie jedoch auch eine Infektion der Gallenblase und der weiblichen Fortpflanzungsorgane verursachen. Clostridium perfringens ist dabei am häufigsten beteiligt. In seltenen Fällen wird bei Frauen, die an einer Infektion der Fortpflanzungsorgane leiden, durch die Erregerart Clostridium sordellii das toxische Schocksyndrom hervorgerufen.

    Lebensmittelvergiftung durch Clostridium perfringens

    Eine Clostridium-perfringens-bedingte Lebensmittelvergiftung (eine Art Gastroenteritis) kann entstehen, wenn Menschen Nahrungsmittel verzehren (in der Regel Rindfleisch), das von Clostridien befallen ist. Die Clostridien entwickeln sich aus Sporen, welche die hohen Temperaturen beim Kochen überleben können. Wenn Lebensmittel, die Sporen enthalten, nicht unmittelbar nach dem Erhitzen verzehrt werden, entwickeln sich die Sporen zu aktiven Clostridia-Bakterien, die sich dann in dem Nahrungsmittel vermehren. Wenn die Nahrungsmittel unaufgewärmt verzehrt werden, werden auch die Clostridien aufgenommen. Diese vermehren sich dann im Dünndarm und erzeugen ein Toxin, das flüssigen Durchfall und Bauchkrämpfe hervorruft.

    Eine Lebensmittelvergiftung mit Clostridium perfringens nimmt in der Regel einen milden Verlauf und geht innerhalb von 24 Stunden vorbei. In seltenen Fällen nimmt sie einen schweren Verlauf, vor allem bei kleinen Kindern und älteren Erwachsenen.

    Normalerweise vermutet der Arzt eine Lebensmittelvergiftung mit Clostridium perfringens bei einem lokalen Ausbruch der Krankheit. Die Diagnose wird bestätigt, indem verunreinigte Nahrungsmittel oder Stuhlproben von Betroffenen auf Clostridium perfringens und das entsprechende Toxin untersucht werden.

    Zur Vorbeugung gegen eine Lebensmittelvergiftung sollten Reste von gegartem Fleisch sofort gekühlt und vor dem Servieren gut durcherhitzt werden.

    Die Behandlung einer Lebensmittelvergiftung durch Clostridium perfringens beinhaltet das Trinken von viel Flüssigkeit und Ruhe. Es werden keine Antibiotika verabreicht.

    Bauch- und Beckeninfektionen durch Clostridien

    Clostridienbakterien, in der Regel Clostridium perfringens, sind häufig an Bauchinfektionen beteiligt, normalerweise zusammen mit anderen Bakterien (sogenannte gemischte Infektionen).

    Clostridien können den Darm, die Gallenblase und Organe im Becken wie Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke befallen. Gewöhnlich infizieren Clostridien die Gebärmutter nach der Geburt eines Babys oder nach einem Schwangerschaftsabbruch, der nicht unter sterilen Bedingungen vorgenommen wurde.

    Clostridieninfektionen des Bauches und des Beckens sind schwerwiegend und manchmal tödlich. Clostridien produzieren große Mengen an Gas, das Blasen und Beulen im infizierten Gewebe bilden kann. Häufig blockiert die Infektion kleine Blutgefäße, und das infizierte Gewebe stirbt ab, was dann zu Gasbrand führt.

    Zu den Symptomen zählen Schmerzen und Fieber. Der Bauch ist berührungsempfindlich. Wenn die Gebärmutter infiziert ist, können betroffene Frauen einen übelriechenden, blutigen Ausfluss aus der Scheide haben. Die Symptome können zu einer lebensbedrohlichen Komplikation, einer Sepsis, fortschreiten.

    Zur Diagnose von Bauch- und Beckeninfektionen durch Clostridien werden Proben von Blut oder infiziertem Gewebe entnommen. Diese Proben werden untersucht und in ein Labor geschickt, wo zur Identifizierung etwaiger Bakterien Kulturen angelegt werden. Ärzte können Röntgenaufnahmen machen, um nach Gas zu suchen, das durch Clostridien gebildet wird.

    Die Behandlung von Bauch- und Beckeninfektionen durch Clostridien umfasst einen chirurgischen Eingriff zur Entfernung des infizierten und abgestorbenen Gewebes (sogenanntes Debridement). Antibiotika wie Penicillin werden mindestens 1 Woche lang verabreicht. Manchmal wird Penicillin zusammen mit einem anderen Antibiotikum namens Clindamycin verwendet. Wenn ein Organ (z. B. die Gebärmutter) stark infiziert ist, wird es manchmal entfernt. Eine derartige Behandlung kann lebensrettend sein.

    Nekrotisierende Enteritis durch Clostridien, neutropenische Kolitis und neonatale nekrotisierende Enterokolitis

    Eine nekrotisierende Enteritis durch Clostridien wird auch als Enteritis necroticans oder Darmbrand bezeichnet. Diese Infektion wird durch Clostridium perfringens verursacht und betrifft normalerweise den Dünndarm (hauptsächlich das Jejunum bzw. den Leerdarm).

    Die Infektion kann mild bis schwer verlaufen und kann tödlich sein, wenn sie nicht sofort behandelt wird. Diese seltene Infektion tritt meist an Orten auf, an denen Menschen eine eiweißarme Ernährung zu sich nehmen, wie z. B. im Hinterland von Neuguinea und in Teilen Afrikas, Mittel- und Südamerikas sowie Asiens.

    Die Symptome reichen von leichtem Durchfall bis hin zu starken Bauchschmerzen, Erbrechen, blutigem Stuhl, septischen Schock und manchmal Tod innerhalb von 24 Stunden.

    Die Diagnose einer nekrotisierenden Enteritis durch Clostridien stützt sich auf Stuhltests.

    Die Behandlung der nekrotisierenden Enteritis durch Clostridien erfolgt mit Antibiotika. Patienten mit einer sehr schweren Infektion benötigen eventuell einen chirurgischen Eingriff.

    Die neutropenische Kolitis (Typhlitis) ist eine ähnlich lebensbedrohliche Infektion, die sich am Anfang des Dickdarms (Blinddarm) von Menschen entwickelt, die eine geringe Anzahl weißer Blutkörperchen haben (z. B. Patienten, die an Leukämie leiden oder sich einer Chemotherapie gegen Krebs unterziehen).

    Die Betroffenen haben Fieber, Bauchschmerzen, Blutungen im Verdauungstrakt und Durchfall.

    Die Diagnose stützt sich auf die Symptome, die Anzahl der weißen Blutkörperchen, bildgebende Verfahren des Bauchraums sowie Blut- und Stuhltests.

    Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika und manchmal auch mit einer Operation.

    Die neonatale nekrotisierende Enterokolitis tritt meist bei Frühgeborenen auf, die weniger als 1500 Gramm wiegen. Sie kann durch Clostridienbakterien verursacht werden.

    Clostridien im Blut

    Clostridien-Bakterien können sich auch über das Blut ausbreiten und eine Bakteriämie auslösen. Eine Bakteriämie kann eine ausgedehnte Reaktion auslösen, die Sepsis genannt wird. Eine Sepsis kann Fieber und schwere Symptome, wie z. B. niedrigen Blutdruck, Gelbsucht und Anämie, hervorrufen. Eine Sepsis kann rasch tödlich verlaufen.

    Zur Bestätigung einer durch Clostridien verursachten Sepsis werden Blutproben entnommen. Diese Proben werden in ein Labor geschickt, wo zur Identifizierung etwaiger Bakterien Kulturen angelegt werden.

    Patienten mit Sepsis werden ins Krankenhaus eingewiesen und erhalten Antibiotika. (Siehe auch Behandlung von Sepsis.)