Fruchtbarkeitsprobleme mit dem Eisprung

VonRobert W. Rebar, MD, Western Michigan University Homer Stryker M.D. School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Okt. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Frauen können an Unfruchtbarkeit leiden, wenn die Eierstöcke nicht jeden Monat eine Eizelle freisetzen, wie dies während des Menstruationszyklus normalerweise geschieht.

  • Probleme mit dem Eisprung können aus einer Fehlfunktion des Teils im Gehirn und der Drüsen, die den Eisprung steuern, oder von einer Fehlfunktion der Eierstöcke, oder durch das polyzystische Ovarialsyndrom herrühren.

  • Frauen können bestimmen, ob der Eisprung stattfindet und abschätzen, wann der genaue Zeitpunkt ist, indem sie die Körpertemperatur messen oder Methoden zur Ovaluationsvorhersage für zuhause verwenden.

  • Ärzte stellen Probleme mit dem Eisprung mit Ultraschall, Blut- oder Urintests fest.

  • Arzneimittel, gewöhnlich Clomifen oder Letrozol, können oft den Eisprung stimulieren, aber eine Schwangerschaft stellt sich nicht immer ein.

(Siehe auch Überblick über Unfruchtbarkeit.)

Bei Frauen ist ein Problem mit dem Eisprung eine häufige Ursache für Unfruchtbarkeit.

Ursachen von Problemen mit dem Eisprung

Das weibliche Fortpflanzungssystem wird von Bereichen im Gehirn gesteuert, unter anderem durch den Hypothalamus (ein Bereich im Gehirn) und der Hypophyse, sowie durch die Eierstöcke und andere Drüsen, wie z. B. die Nebennieren und die Schilddrüse. Probleme mit dem Eisprung (der Freisetzung einer Eizelle) treten auf, wenn ein Teil dieses Systems nicht funktioniert. Beispiel:

  • Der Hypothalamus schüttet möglicherweise nicht genügend Gonadotropin freisetzendes Hormon (GnRH) aus. GnRH ist notwendig, um die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zur Produktion des luteinisierenden Hormons und des follikelstimulierenden Hormons anzuregen, der Hormone, die die Eierstöcke und den Eisprung stimulieren.

  • Die Hypophyse produziert möglicherweise zu wenig luteinisierendes Hormon und follikelstimulierendes Hormon.

  • Die Eierstöcke produzieren möglicherweise zu wenig Östrogen.

  • Die Hypophyse produziert möglicherweise zu viel Prolaktin, ein Hormon, das die Milchproduktion anregt. Ein hoher Prolaktinspiegel (Hyperprolaktinämie) kann zur Senkung der den Eisprung anregenden Hormonspiegel führen. Der Prolaktinspiegel kann aufgrund eines Tumors in der Hypophyse (Prolaktinom) erhöht sein, der aber fast immer gutartig ist.

  • Andere Drüsen funktionieren möglicherweise nicht ordnungsgemäß. Beispielsweise produzieren die Nebennieren möglicherweise zu viele männliche Hormone (wie Testosteron), oder die Schilddrüse produziert zu wenige oder zu viele Schilddrüsenhormone. Diese Hormone helfen dabei, die Hypophyse und die Eierstöcke im Gleichgewicht zu halten.

Probleme mit dem Eisprung können auf viele Störungen zurückzuführen sein.

Die häufigste Ursache für chronische Probleme beim Eisprung ist:

  • Das polyzystische Ovarialsyndrom, das für gewöhnlich durch unregelmäßige Perioden, massive Gewichtszunahme, Akne und übermäßige Körperbehaarung (aufgrund einer übermäßigen Produktion männlicher Hormone in den Eierstöcken) charakterisiert ist

Weitere Probleme mit dem Eisprung sind:

  • Diabetes

  • Adipositas

  • Übermäßiger Sport

  • Bestimmte Medikamente (einschließlich Östrogene und Progestine und bestimmte Antidepressiva)

  • Massiver Gewichtsverlust

  • Psychologische Belastung

Selten liegt die Ursache in den frühzeitig einsetzenden Wechseljahren, wenn keine Eizellen mehr produziert werden können.

Ein Problem mit dem Eisprung ist oft die Ursache für Unfruchtbarkeit bei Frauen mit unregelmäßigen oder ausbleibenden Perioden (Amenorrhö). In manchen Fällen ist ein Problem mit dem Eisprung auch die Ursache für Unfruchtbarkeit bei Frauen mit regelmäßigen Perioden, bei denen aber keine prämenstruellen Symptome auftreten, z. B. Brustspannung, Anschwellen des Unterbauchs und Stimmungsschwankungen.

Veränderungen während des Menstruationszyklus

Der Menstruationszyklus wird von Hormonen gesteuert, die in enger Wechselwirkung zueinander stehen: luteinisierende Hormone, follikelstimulierende Hormone sowie die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron.

Ein Menstruationszyklus hat drei Abschnitte:

  • Follikelphase (vor dem Eisprung)

  • Ovulationsphase (Eisprung)

  • Lutealphase (nach dem Eisprung)

Der Zyklus beginnt am ersten Tag der Menstruationsblutung (Periode), d. h. am ersten Tag der Follikelphase.

Sobald die Follikelphase beginnt, sinkt der Östrogen- und Progesteronspiegel. Infolgedessen werden die oberen Schichten der verdickten Schleimhaut in der Gebärmutter (Endometrium) abgebaut und abgestoßen. Die Menstruationsblutung tritt ein. Währenddessen steigt der Spiegel des follikelstimulierenden Hormons leicht an und leitet die Entwicklung von Follikeln in den Eierstöcken ein. Jeder Follikel enthält eine Eizelle. Wenn der Spiegel des follikelstimulierenden Hormons zu einem spätern Zeitpunkt in dieser Phase sinkt, reift nur ein Follikel weiter. Dieser Follikel erzeugt Östrogen. Mit andauernder Follikelphase verdickt sich die Gebärmutterschleimhaut aufgrund des Anstiegs des Östrogenspiegels immer mehr.

Die Ovulationsphase beginnt mit einem Anstieg des luteinisierenden Hormons und des follikelstimulierenden Hormons. Das luteinisierende Hormon regt den Eisprung (Ovulation) an, der gewöhnlich 32 bis 36 Stunden nach Beginn des Hormonanstiegs stattfindet. Der Östrogenspiegel erreicht während dieses Anstiegs seinen Höhepunkt, und der Progesteronspiegel beginnt zu sinken.

Während der Lutealphase sinken die Spiegel der luteinisierenden und follikelstimulierenden Hormone. Nach dem Eisprung schließt sich der gerissene Follikel wieder und bildet den Gelbkörper (Corpus luteum), der Progesteron ausscheidet. Während des Großteils dieser Phase ist der Östrogenspiegel hoch. Durch Progesteron und Östrogen verdickt sich die Gebärmutterschleimhaut stärker und bereitet sich so auf eine mögliche Follikelbefruchtung vor. Bleibt die Eizelle unbefruchtet, bildet sich der Gelbkörper zurück und produziert kein Progesteron mehr, der Östrogen-spiegel sinkt, die oberen Schichten der Schleimhaut werden abgebaut und abgestoßen und die Menstruationsblutung tritt ein (der Beginn eines neuen Menstruationszyklus).

Diagnose von Problemen mit dem Eisprung

  • Eine Aufzeichnung des Zeitpunkts der Menstruationsperioden der Frau

  • Ovulationstest für zu Hause

  • Manchmal tägliche Messung der Körpertemperatur

  • Ultraschall

  • Blut- oder Urintests

Die Ärzte bitten die Frauen, ihre Menstruationsperioden zu beschreiben (Zyklusanamnese), einschließlich der Häufigkeit und Dauer der Periode. Basierend auf diesen Informationen sind die Ärzte in der Lage, festzustellen, ob die Frau einen Eisprung hat.

Die genaueste Methode, die Frauen zuhause anwenden können, ist ein Ovulationstest. Mit dieser Methode wird der Anstieg des luteinisierenden Hormons im Urin 24 bis 36 Stunden vor dem Eisprung festgestellt. Für genauere Ergebnisse werden manchmal auch die Nebenprodukte von Östrogen gemessen. Der Urin wird an mehreren aufeinander folgenden Tagen während der Mitte des Menstruationszyklus untersucht.

Eine andere Methode zur Feststellung, ob und wann der Eisprung erfolgt, ist die tägliche Messung der Basaltemperatur, am besten unmittelbar nach dem Aufwachen. Am besten ist es, ein Basalthermometer zu verwenden, das speziell für Frauen entworfen wurde, die versuchen, schwanger zu werden; falls dieses nicht zur Verfügung steht, ist ein Quecksilberthermometer zu verwenden. Elektronische Thermometer sind am wenigsten genau. Gewöhnlich ist die beste Zeit direkt nach dem Aufwachen und noch vor dem Aufstehen. Sinkt die Basaltemperatur leicht ab, deutet das darauf hin, dass der Eisprung bevorsteht. Ein Anstieg um mehr als 0,5 °C gilt als Hinweis, dass der Eisprung stattgefunden hat. Diese Methode ist jedoch zeitaufwendig und nicht verlässlich oder präzise.

Ärzte können genau bestimmen, ob und wann ein Eisprung stattfindet. Zu den Methoden zählen

  • Ultraschall

  • Messung des Progesteronspiegels im Blut oder der Konzentration eines seiner Nebenprodukte im Urin

Ein deutlicher Anstieg der Konzentration von Progesteron oder seiner Nebenprodukte ist ein Zeichen dafür, dass der Eisprung stattgefunden hat.

Ärzte können andere Tests durchführen, um nach Krankheiten zu suchen, die Probleme mit dem Eisprung verursachen können. Sie messen beispielsweise den Testosteronspiegel im Blut, um das polyzystische Ovarialsyndrom auszuschließen.

Behandlung von Problemen mit dem Eisprung

  • Behandlung der Ursache, sofern diese feststeht

  • Ein Medikament zur Stimulation des Eisprungs

Zugrunde liegende Erkrankungen (wie das polyzystische Ovarialsyndrom oder zu viel Prolaktin), werden, wenn sie vorliegen, behandelt.

Medikamente wie Clomifen, Letrozol oder humane Gonadotropine können normalerweise den Eisprung anregen. Die Wahl des Medikaments richtet sich nach dem individuellen Problem. Wenn die Wechseljahre eindeutig die Ursache für Unfruchtbarkeit sind, können weder Clomifen noch humane Gonadotropine den Eisprung stimulieren.

Clomifen

Wenn lange kein Eisprung stattgefunden hat, wird gewöhnlich Clomifen bevorzugt. Einige Tage nach Einsetzen der Menstruationsblutung nimmt die Frau 5 Tage lang Clomifen oral ein. Vor dem Einsatz des Medikaments müssen der Frau in der Regel Hormone verabreicht werden, um die Menstruationsblutungen auszulösen. 5 bis 10 Tage nach dem Absetzen von Clomifen kommt es normalerweise zum Eisprung, 14 bis 16 Tage später zu einer Monatsblutung. Clomifen wirkt nicht bei jedem Problem mit dem Eisprung. Am wirksamsten ist es beim polyzystischen Ovarialsyndrom.

Wenn nach einer Clomifenbehandlung die Periode nicht einsetzt, wird ein Schwangerschaftstest durchgeführt. Ist die Frau nicht schwanger, wird der Behandlungszyklus wiederholt. Die Clomifendosis wird mit jedem Zyklus erhöht, bis ein Eisprung erfolgt oder die maximale Dosis erreicht ist. Ist die Dosis ermittelt, die einen Eisprung anregt, erhält die Frau diese Dosis für bis zu vier weitere Behandlungszyklen. Bei den meisten Frauen, die mit dieser Methode schwanger werden, tritt die Schwangerschaft im vierten Zyklus mit einem Eisprung ein. Obwohl bei 75 bis 80 Prozent der Frauen, die mit Clomifen behandelt wurden, ein Eisprung stattfindet, werden nur 40 bis 50 Prozent von ihnen schwanger. Rund 5 Prozent der Schwangerschaften nach einer Behandlung mit Clomifen sind Mehrlingsschwangerschaften, in der Regel Zwillinge.

Zu den Nebenwirkungen von Clomifen zählen Hitzewallungen, Blähungen, Brustspannen, Übelkeit, Sehprobleme und Kopfschmerzen.

Bei weniger als 1 Prozent der mit Clomifen behandelten Frauen kommt es zu einem ovariellen Hyperstimulationssyndrom. Dabei vergrößern sich die Eierstöcke deutlich, und es tritt viel Flüssigkeit aus dem Blutstrom in den Bauch über. Diese Reaktion kann lebensgefährlich sein. Zur Vorbeugung beginnen Ärzte mit der kleinsten wirksamen Clomifendosis und setzen das Medikament ab, sobald sich die Eierstöcke vergrößern.

Clomifen wird erst eingesetzt, wenn eine Schwangerschaft ausgeschlossen wurde, da es bei einer Einnahme früh in der Schwangerschaft zu Geburtsfehlern führen kann.

Letrozol

Letrozol ist ein Aromataseinhibitor Aromataseinhibitoren hemmen die Bildung von Östrogen. Sie werden gewöhnlich zur Behandlung von Brustkrebs bei Frauen verwendet, die die Wechseljahre hinter sich haben. Letrozol kann anstelle von Clomifen verwendet werden, um den Eisprung stimulieren.

Bei Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom ist eine Stimulation des Eisprungs mit Letrozol wahrscheinlicher als mit Clomifen. Es gibt keine Belege dafür, dass Letrozol bei Frauen ohne polyzystisches Ovarialsyndrom effektiver ist als Clomifen.

Wie bei Clomifen wird auch Letrozol einige Tage nach Einsetzen der Menstruationsblutung 5 Tage lang oral eingenommen. Kommt es zu keinem Eisprung, wird die Clomifendosis mit jedem Zyklus solange erhöht, bis ein Eisprung erfolgt oder die maximale Dosis erreicht ist.

Letrozol hat weniger Nebenwirkungen als Clomifen. Die häufigsten Nebenwirkungen von Letrozol sind Erschöpfung und Schwindelgefühl.

Letrozol wird erst eingesetzt, wenn eine Schwangerschaft ausgeschlossen wurde, da es bei einer Einnahme früh in der Schwangerschaft zu Geburtsfehlern führen kann.

Humane Gonadotropine

Wenn im Laufe einer Behandlung mit Clomifen oder Letrozol weder Eisprung noch Schwangerschaft eintritt, kann eine Hormontherapie mit humanen Gonadotropinen versucht werden, die in einen Muskel oder unter die Haut gespritzt werden. Humane Gonadotropine enthalten das follikelstimulierende und manchmal das luteinisierende Hormon. Diese Hormone regen die Follikel der Eierstöcke an, zu reifen, wodurch der Eisprung möglich wird. Follikel sind mit Flüssigkeit gefüllte Vertiefungen, von denen jede eine Eizelle enthält. Mit einem Ultraschall kann festgestellt werden, wann die Follikel reif sind.

Sind die Follikel reif, wird der Frau ein anderes Hormon, nämlich humanes Choriongonadotropin gespritzt, um den Eisprung anzuregen. Humanes Choriongonadotropin wird während der Schwangerschaft gebildet und ähnelt dem luteinisierenden Hormon, das normalerweise in der Mitte des Zyklus freigesetzt wird. Oder es kann ein GnRH-Agonist (Gonadotropin freisetzendes Hormon) verwendet werden, um den Eisprung anzuregen, besonders bei Frauen mit hohem Risiko für ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom. Diese Arzneimittel sind die synthetische Form eines vom Körper produzierten Hormons (GnRH).

Bei mit humanen Gonadotropinen behandelten Frauen kommt es bei mehr als 95 Prozent zu einem Eisprung, doch nur 50 bis 75 Prozent derer, die einen Eisprung haben, werden schwanger. Nach einer solchen Behandlung kommt es bei 10 bis 30 Prozent der Frauen zu Mehrlingsschwangerschaften, hauptsächlich zu Zwillingen.

Da humanes Gonadotropin ernste unerwünschte Wirkungen haben kann, wird die Frau während der Behandlung genau überwacht. Bei etwa 10 bis 20 Prozent der Frauen, die mit humanen Gonadotropinen behandelt wurden, entsteht ein mittelschweres bis schweres ovarielles Hyperstimulationssyndrom.

Wenn das Risiko für eine Mehrlingsschwangerschaft oder für ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom erhöht ist, ist es sicherer, kein Medikament zur Stimulation des Eisprungs einzusetzen. Wenn es jedoch notwendig ist, den Eisprung zu stimulieren, ist der GnRH-Agonist sicherer als humanes Choriongonadotropin.

Andere Medikamente

Bei einigen Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom wird manchmal Metformin (ein Medikament, das zur Behandlung von Diabetikern eingesetzt wird), manchmal zur Stimulation des Eisprungs verwendet. Das betrifft Frauen, die stark übergewichtig sind (mit einem Körpermassenindex über 35), und Frauen, die am polyzystischem Ovarialsyndrom und an Diabetes oder Prädiabetes (Frauen mit hohen Blutzuckerkonzentrationen, die aber noch nicht so hoch sind, dass man von einem Diabetes sprechen könnte) leiden. Aber selbst bei diesen Frauen ist Clomifen normalerweise wirksamer als Metformin und ebenso wirksam wie Metformin zusammen mit Clomifen, was die Anregung des Eisprungs betrifft.

Wenn der Hypothalamus kein Gonadotropin freisetzendes Hormon produziert, kann eine synthetische Version dieses Hormons (Gonadorelinacetat), das intravenös gespritzt wird, hilfreich sein. Dieses Medikament stimuliert wie das natürliche Hormon die Hypophyse zur Ausschüttung der Hormone, die den Eisprung stimulieren. Das Risiko, dass die Eierstöcke überstimuliert werden, ist bei dieser Behandlung gering, daher ist keine so sorgfältige Überwachung notwendig. Allerdings ist dieses Medikament in den USA nicht erhältlich.

Wenn ein hoher Prolaktinspiegel das Schwangerwerden verhindert, helfen so genannte Dopamin-Agonisten, wie Bromocriptin oder Cabergolin. (Dopamin ist ein chemischer Botenstoff, der im Allgemeinen die Produktion von Prolaktin verhindert).