Vaginale Blutungen in der Frühschwangerschaft

VonEmily E. Bunce, MD, Wake Forest School of Medicine;
Robert P. Heine, MD, Wake Forest School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Während der ersten 20 Schwangerschaftswochen kommt es bei 20 bis 30 Prozent der Frauen zu Scheidenblutungen. Viele dieser Frauen haben in der Schwangerschaft Probleme, aber einige von ihnen haben leichte Blutungen oder Schmierblutungen und erleben eine normale, gesunde Schwangerschaft. Bei der etwa Hälfte der Frauen mit Blutungen endet die Schwangerschaft in einer Fehlgeburt. Wenn es nicht sofort zu einer Fehlgeburt kommt, sind Komplikationen während der Spätschwangerschaft möglich. Beispielsweise kann das Geburtsgewicht des Kindes niedrig sein, die Schwangerschaft kann zu einer Totgeburt (Tod des Fötus nach der 20. Schwangerschaftswoche) führen oder das Kind kann zu früh geboren werden (Frühgeburt) oder während oder kurz nach der Geburt sterben. Bei sehr starken Blutungen kann der Blutdruck alarmierend stark abfallen und einen Kreislaufschock auslösen. Viele Frauen mit leichten Blutungen in der Frühschwangerschaft erleben jedoch eine gesunde Schwangerschaft und Entbindung.

Blutungen können von einzelnen Blutflecken bis hin zu massiven Blutmengen variieren. Das Verlieren einer großen Menge an Blut stellt grundsätzlich einen Grund zur Besorgnis dar. Jedoch können auch Schmierblutungen oder leichte Blutungen auf eine ernstzunehmende Erkrankung hinweisen. Frauen mit jedweder Scheidenblutung sollten ihren Arzt kontaktieren.

Einige Ursachen und Merkmale von Scheidenblutungen in der Frühschwangerschaft

Vaginale Blutungen während der frühen Schwangerschaft können auf Erkrankungen zurückgeführt werden, die im Zusammenhang mit der Schwangerschaft stehen. Jedoch kann ihnen auch eine andere Ursache zugrunde liegen (siehe Tabelle mit einigen Ursachen und Merkmalen von Scheidenblutungen in der Frühschwangerschaft).

Die häufigste Ursache von Scheidenblutungen in der Frühschwangerschaft ist:

Scheidenblutungen können bedeuten, dass das Risiko einer Fehlgeburt besteht. Manchmal hört die Blutung auf und die Schwangerschaft besteht ohne Probleme weiter. Tritt eine Fehlgeburt auf, geschieht dies in der Regel schrittweise. Zuerst kommt es zu Blutungen. Dann kommt es zu Krämpfen, die schwerwiegend sein und zu starken Blutungen führen können. Die Frau scheidet dann in der Regel die Schwangerschaft aus und kann sehen, dass Schwangerschaftsgewebe aus der Scheide kommt.

Manchmal verursacht eine Fehlgeburt keine Symptome und wird erst festgestellt, wenn der Fötus während eines regulären Arztbesuchs untersucht wird (sogenannter verhaltener Abort oder „Missed Abortion“). Wenn eine Frau vermutet, dass sie eine Fehlgeburt hat, sollte sie ihren Arzt kontaktieren. Manchmal können Frauen eine Fehlgeburt zu Hause haben. Wenn die Schmerzen oder Blutungen jedoch stark sind oder das Schwangerschaftsgewebe nicht vollständig ausgeschieden wird, müssen sie mit Medikamenten oder einem Verfahren behandelt werden, damit keine Komplikationen auftreten und damit alles Gewebe vollständig ausgeräumt ist.

Der Gebärmutterinhalt kann sich vor, während und nach der Fehlgeburt infizieren (sogenannter septischer Abort).

Die gefährlichste Ursache von Scheidenblutungen in der Frühschwangerschaft ist:

  • Eine Ruptur bei einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (ektope Schwangerschaft) – wenn sich der Fötus nicht in der Gebärmutter, sondern an einem anderen Ort, z. B. im Eileiter, befindet

Eine ektope Schwangerschaft ist lebensbedrohlich. Eine außerhalb der Gebärmutter eingenistete Schwangerschaft wird sich nicht normal entwickeln. Wenn die Schwangerschaft in einem Eileiter oder einem anderen Körperteil heranwächst (z. B. Eierstock, Gebärmutterhals, alte Kaiserschnittnarbe in der Gebärmutter oder Bauch), kann dieser Körperteil aufplatzen. Dies führt zu starken Schmerzen und starken Blutungen, die schwere Schäden oder sogar den Tod der schwangeren Frau verursachen können. Wenn eine ektope Schwangerschaft diagnostiziert wird, besteht die Behandlung darin, die Schwangerschaft mit Medikamenten zu beenden oder durch einen operativen Eingriff zu entfernen.

Eine weitere Ursache, die unter Umständen gefährlich werden kann, jedoch weniger häufig auftritt, ist das Platzen einer Gelbkörperzyste. Nachdem eine Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt wurde, kann die Struktur, die es freisetzte (das Corpus luteum) sich mit Flüssigkeit oder Blut füllen, anstatt sich zu zersetzen und zu verschwinden, wie das normalerweise der Fall ist.

Risikofaktoren

Zu den Risikofaktoren einer Fehlgeburt gehören folgende:

  • Über 35 Jahre alt

  • Eine oder mehrere Fehlgeburten bei vorangegangenen Schwangerschaften

  • Rauchen von Zigaretten

  • Konsum illegaler Drogen wie Kokain oder möglicherweise anderer Substanzen wie Alkohol

  • Fehlbildungen der Gebärmutter, wie z. B. Myome, Vernarbung oder eine abnorm geformte Gebärmutter

Zu den Risikofaktoren einer ektopen Schwangerschaft gehört Folgendes:

  • Eine frühere ektope Schwangerschaft (der bedeutendste Risikofaktor)

  • Früherer operativer Eingriff im Bauchraum, insbesondere zur dauerhaften Sterilisation (Tubenligatur)

  • Eileiteranomalien

  • Aktuelle Verwendung eines Intrauterinpessars (IUP)

  • In-vitro-Fertilisation zum Erhalt der bestehenden Schwangerschaft

Zu den weiteren Risikofaktoren für eine ektope Schwangerschaft zählen eine Vorgeschichte von sexuell übertragbarer Infektionen oder Beckenentzündungen, die aktuelle Verwendung von oralen Verhütungsmitteln mit Östrogen/Progestin, Zigarettenrauchen, Unfruchtbarkeit und eine vorherige Fehlgeburt oder ein gewollter Schwangerschaftsabbruch.

Beurteilung von Scheidenblutungen in der Frühschwangerschaft

Zunächst stellen die Ärzten fest, ob die Scheidenblutung auf eine ektope Schwangerschaft zurückzuführen ist.

Warnsignale

Bei schwangeren Frauen mit Scheidenblutungen während der Frühschwangerschaft stellen folgende Symptome einen Grund zur Besorgnis dar:

  • Ohnmacht, Benommenheit oder Herzrasen. Diese Symptome weisen auf einen sehr niedrigen Blutdruck hin.

  • Verlust einer großen Blutmenge oder Blut, das Gewebe oder große Blutgerinnsel enthält

  • Schwere Bauchschmerzen, die stärker werden, wenn sich die Frau bewegt oder ihre Lage ändert

  • Fieber, Schüttelfrost und ein Scheidenausfluss mit Eiter und Blut

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Frauen, bei denen Warnsignale auftreten, sollten umgehend einen Arzt aufsuchen.

Frauen ohne Warnsignale sollten innerhalb von 48 bis 72 Stunden einen Arzt aufsuchen.

Was der Arzt unternimmt:

Die Frau wird nach ihren Symptomen und ihrer Krankengeschichte gefragt (einschließlich früherer Schwangerschaften, Fehlgeburten, Schwangerschaftsabbrüche und Risikofaktoren für ektope Schwangerschaften und Fehlgeburten). Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Befunde in der Krankengeschichte und bei der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache und auf die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle mit einigen Ursachen und Merkmalen von Scheidenblutungen in der Frühschwangerschaft).

Der Arzt stellt Fragen zu den Blutungen:

  • Wie stark die Blutungen sind (z. B. wie viele Einlagen verwendet werden bzw. wie oft diese pro Stunde gewechselt werden müssen)

  • Ob Blutgerinnsel oder Gewebe im Blut zu finden ist

  • Ob die Blutungen mit Schmerzen verbunden sind

Wenn die Frau neben den Scheidenblutungen auch Schmerzen verspürt, wird sie gefragt, wann und wie die Schmerzen eingesetzt haben, wo sie auftreten, wie lange sie andauern, ob es sich um einen stechenden oder dumpfen Schmerz handelt und ob er anhaltend ist oder kommt und geht.

Bei der körperlichen Untersuchung überprüfen die Ärzte zunächst, ob ein Fieber oder Anzeichen eines starken Blutverlusts vorliegen, z. B. Herzrasen oder ein niedriger Blutdruck. Anschließend wird eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt, um herauszufinden, ob sich der Gebärmutterhals (der untere Teil der Gebärmutter) bereits weit genug geöffnet hat, um die Schwangerschaft durchzulassen. Wird Gewebe entdeckt (womöglich von der Fehlgeburt), wird dieses entfernt und zur Analyse in ein Labor geschickt.

Der Arzt übt auch einen leichten Druck auf den Bauch der Frau aus, um zu sehen, ob dieser druckempfindlich ist.

Tabelle

Tests

Während der Untersuchung kann von den Ärzten ein Doppler-Sonografiegerät verwendet werden, das auf dem Bauch der Frau positioniert wird, um den Herzschlag des Kindes zu überprüfen.

Wenn ein zu Hause durchgeführter Schwangerschaftstest eine Schwangerschaft nahelegt, die aber noch nicht von einer medizinischen Fachkraft bestätigt worden ist, wird ein Schwangerschaftstest anhand einer Urinprobe durchgeführt.

Sobald die Schwangerschaft bestätigt wurde, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:

  • Blutgruppe und Rh-Status (positiv oder negativ)

  • Normalerweise Ultraschall

  • In der Regel werden Bluttests zur Messung eines Hormons (humanes Choriongonadotropin oder hCG) durchgeführt, das von der Plazenta während der Frühschwangerschaft produziert wird.

Der Rh-Status wird überprüft, da eine schwangere Frau mit Rh-negativem Blut mit Rho(D)-Immunglobulin behandelt werden muss, wenn bei ihr Scheidenblutungen auftreten. Eine Behandlung ist erforderlich, um zu verhindern, dass die Frau Antikörper produziert, die bei einer späteren Schwangerschaft die roten Blutkörperchen des Fetus angreifen können (siehe Rh-Unverträglichkeit).

Bei einer massiven Blutung (mehr als etwa eine Tasse voll), führen Ärzte auch ein großes Blutbild (CBC) oder andere Tests durch, um zu überprüfen, ob es Probleme mit der Blutgerinnungsfähigkeit gibt oder ob eine Bluttransfusion erforderlich ist.

Eine Ultraschalluntersuchung wird üblicherweise mit einem Ultraschallgerät vorgenommen, das in die Scheide eingeführt wird. Mittels eines Ultraschalls kann eine Gebärmutterschwangerschaft und nach ungefähr 6 Wochen ein Herzschlag des Kindes festgestellt werden. Kann nach dieser Zeit kein Herzschlag festgestellt werden, wird eine Fehlgeburt diagnostiziert. Wurde ein Herzschlag entdeckt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt weitaus geringer. Dennoch könnte es zu einer Fehlgeburt kommen.

Ultraschalluntersuchungen können auch helfen, Folgendes festzustellen:

  • Jegliche Bestandteile der Placenta oder von anderem mit der Schwangerschaft zusammenhängendem Gewebe in der Gebärmutter, auch nach einer Fehlgeburt

  • Gelegentlich eine ektope Schwangerschaft, je nachdem, wo sich diese entwickelt und wie groß sie ist

  • Eine abnorme Schwangerschaft, wie z. B. eine Blasenmole

Mithilfe der Messung der hCG-Werte können die Ärzte die Ergebnisse des Ultraschalls auswerten und eine normale Schwangerschaft von einer ektopen Schwangerschaft unterscheiden. Wenn der Verdacht auf eine ektope Schwangerschaft bei einer Frau besteht, wird der hCG-Spiegel häufig gemessen und die Ultraschalluntersuchung nach Bedarf wiederholt.

Eine rupturierte ektope Schwangerschaft ist ein Notfall. Bei einer mittleren bis hohen Wahrscheinlichkeit für eine rupturierte ektope Schwangerschaft muss der Arzt eventuell operieren. In lebensbedrohlichen Situationen muss er möglicherweise eine Notoperation durchführen, noch bevor er Bluttests oder Ultraschall durchführt. In der Regel setzt er einen kleinen Schnitt unterhalb des Bauchnabels und führt einen Beobachtungsschlauch (Laparoskop) ein, um sich die Gebärmutter und das umliegende Gewebe direkt anzusehen (Laparoskopie) und so herauszufinden, ob eine ektope Schwangerschaft vorliegt. Manchmal wird ein großer Einschnitt im Unterbauch vorgenommen (Laparotomie).

Behandlung von Scheidenblutungen in der Frühschwangerschaft

Obgleich Ärzte gewöhnlich Bettruhe verordnen, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt besteht, gibt es keinen Beleg darüber, dass durch Bettruhe tatsächlich eine Fehlgeburt vermieden werden kann. Es wird empfohlen, zunächst keinen Geschlechtsverkehr zu haben, obgleich soweit kein Zusammenhang zwischen vollzogenem Geschlechtsverkehr und Fehlgeburten bestätigt werden konnte.

Wenn es zu schweren Blutungen oder zu einem Kreislaufschock kommt oder die Wahrscheinlichkeit einer ektopen Schwangerschaft besteht, ist die erste Maßnahme, die von den Ärzten ergriffen wird, das Legen eines großen Venenkatheters, sodass bei Bedarf umgehend eine intravenöse Bluttransfusion gegeben werden kann. Es wird sofort operiert, wenn es bei einer ektopen Schwangerschaft zu einer Ruptur gekommen ist.

Sind die Blutungen auf eine bestimmte Erkrankung zurückzuführen, wird nach Möglichkeit diese Erkrankung behandelt.

Wichtigste Punkte

  • Die häufigste Ursache von Blutungen in der Frühschwangerschaft ist eine Fehlgeburt.

  • Die schwerwiegendste Ursache einer Scheidenblutung ist eine ektope Schwangerschaft.

  • Eine schwangere Frau sollte sofort einen Arzt aufsuchen, wenn sie an Herzrasen, Ohnmachtsanfällen und Schwindel leidet.

  • Es werden Bluttests zur Bestimmung des Rh-Status (Rh-negativ oder Rh-positiv) durchgeführt, da eine schwangere Frau mit Rh-negativem Blut mit Rho-(D)-Immunglobulin behandelt werden muss, wenn bei ihr Scheidenblutungen auftreten. Dadurch wird verhindert, dass sie Antikörper produziert, die bei späteren Schwangerschaften die roten Blutkörperchen des Fötus angreifen könnten.