Fruchtwasseranomalien

(Polyhydramnion, Hydramnion, Oligohydramnion)

VonAntonette T. Dulay, MD, Main Line Health System
Überprüft/überarbeitet Okt. 2022
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Kurzinformationen

Das Fruchtwasser ist die Flüssigkeit, die den Fötus in der Gebärmutter umgibt. Die Flüssigkeit und der Fötus sind von Membranen umgeben, der sogenannten Fruchtblase. Fruchtwasseranomalien umfassen Folgendes:

  • Zu viel Fruchtwasser für die Dauer der Schwangerschaft

  • Zu wenig Fruchtwasser für die Dauer der Schwangerschaft

  • Infektion des Fruchtwassers, der Fruchtblase und/oder der Plazenta (sog. intraamniotische Infektion).

Unter Schwangerschaftskomplikationen wie zu viel oder zu wenig Fruchtwasser werden Probleme verstanden, die nur während der Schwangerschaft auftreten. Diese können Auswirkungen auf die Frau und/oder den Fötus haben und können zu verschiedenen Zeitpunkten während der Schwangerschaft auftreten. Die meisten Schwangerschaftskomplikationen können jedoch erfolgreich behandelt werden.

Zu viel Fruchtwasser

Zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion oder Hydramnion) dehnt die Gebärmutter und drückt auf das Zwerchfell der schwangeren Frau.

Die Ansammlung von zu viel Flüssigkeit kann auf folgende Faktoren zurückgeführt werden:

  • Geburtsfehler beim Fötus, insbesondere eine Verengung der Speiseröhre oder der Harnwege

  • Das Vorhandensein mehrerer Föten (Mehrfachgeburt)

  • Diabetes der schwangeren Frau

  • Anämie beim Fötus, z. B. verursacht durch Rh-Antikörper im Blut des Fötus, die von der schwangeren Frau produziert werden (Rh-Unverträglichkeit)

  • Andere Erkrankungen des Fötus, wie z. B. Infektionen oder eine genetische Störung

Die Ursache ist jedoch bei nahezu der Hälfte der Fälle unbekannt.

Zu viel Fruchtwasser kann zu mehreren Problemen führen:

Wenn es zu einem vorzeitigen Blasensprung kommt, kann sich die Plazenta zu schnell von der Gebärmutterwand lösen (sogenannte Plazentaablösung).

Zu wenig Fruchtwasser

In den folgenden Situationen ist häufig zu wenig Fruchtwasser vorhanden:

  • Die Plazenta und die Gebärmutter funktionieren nicht normal, da die Frau an einer Erkrankung wie Bluthochdruck oder einer Plazentaablösung (vorzeitige Abtrennung der Plazenta von der Gebärmutterwand) leidet, was möglicherweise dazu führt, dass der Fötus nicht wie erwartet wächst.

  • Die den Fötus umgebenden Membranen können zu schnell aufplatzen (sog. vorzeitiger Blasensprung), dies kann aber auch um den Entbindungstermin herum geschehen.

  • Die Schwangerschaft besteht 42 Wochen oder länger (Übertragung).

  • Der Fötus weist eine Chromosomenanomalie auf.

  • Der Fötus weist Fehlbildungen der Harnwege und insbesondere der Nieren auf.

  • Die Schwangerschaft dauert zu lang.

  • Der Fötus ist nicht wie erwartet gewachsen (sogenannte intrauterine Wachstumsretardierung).

  • Der Fötus ist verstorben.

In vielen Fällen bleibt die Ursache jedoch unbekannt.

Die Einnahme bestimmter Arzneimittel wie z. B. Hemmstoffe des Angiotensin konvertierenden Enzyms (ACE-Hemmer), unter anderem Captopril oder Enalapril, während der letzten 6 Monate der Schwangerschaft kann dazu führen, dass zu wenig Fruchtwasser vorhanden ist. In der Regel wird versucht, die Einnahme dieser Arzneimittel während einer Schwangerschaft zu vermeiden. In seltenen Fällen werden sie jedoch eingesetzt, um einen ernstzunehmenden Herzfehler zu behandeln. Auch durch die Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR, z. B. Ibuprofen) in der Schwangerschaft kann die Fruchtwassermenge reduziert werden.

Zu wenig Fruchtwasser (Oligohydramnion) kann ebenfalls Probleme verursachen, und zwar u. a. Folgendes:

  • Der Fötus kann sterben.

  • Der Fötus wächst möglicherweise nicht wie erwartet.

  • Wenn zu wenig Fruchtwasser vorhanden ist, wird der Fötus zusammengedrückt, sodass es zu Missbildungen der Extremitäten, zu einer abgeflachten Nase, einem fliehenden Kinn und anderen Problemen kommen kann.

  • Die Lunge des Fötus kann sich nicht normal entwickeln. (Die Kombination aus mangelnder Lungenreifung und Missbildungen wird als Potter-Syndrom bezeichnet.)

  • Der Fötus hält die Geburtswehen möglicherweise nicht aus, sodass ein Kaiserschnitt vorgenommen werden muss.

Symptome von Fruchtwasseranomalien

In der Regel verursacht eine zu hohe oder zu geringe Fruchtwassermenge keine Symptome bei der Frau. Frauen können bemerken, dass sich der Fötus weniger bewegt als zu früheren Zeitpunkten in der Schwangerschaft. Wenn eine große Menge an überschüssigem Fruchtwasser vorhanden ist, haben Frauen vor dem Geburtstermin manchmal Atembeschwerden oder schmerzhafte Kontraktionen.

Die Erkrankungen, die zu viel oder zu wenig Fruchtwasser verursachen oder dazu beitragen, können Symptome verursachen.

Diagnose von Fruchtwasseranomalien

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Ultraschall

  • Tests zur Klärung der Ursache

Bei einer im Hinblick auf die Schwangerschaftsdauer zu großen oder zu kleinen Gebärmutter, oder wenn sich der Fötus nicht wie erwartet bewegt, wird von den Ärzten eventuell eine zu geringe bzw. eine zu große Menge an Fruchtwasser vermutet.

Manchmal wird das Problem zufällig während eines Ultraschalls entdeckt. Wenn ein Problem entdeckt wird, kann anhand einer Ultraschalluntersuchung festgestellt werden, wie viel Fruchtwasser vorhanden ist.

Wird zu viel oder zu wenig Fruchtwasser vorgefunden, kann die mögliche Ursache abgeklärt werden. Der Arzt untersucht dann z. B. Scheide und Gebärmutterhals, um festzustellen, ob die den Fötus umgebenden Membranen zu früh geplatzt sind.

Blutuntersuchungen auf Krankheiten mit Auswirkungen auf das Fruchtwasser (z. B. Infektionen oder Diabetes) können ebenfalls vorgenommen werden. Ultraschall- und andere Untersuchungen (möglicherweise eine Amniozentese) werden durchgeführt, um Fehlbildungen und genetische Auffälligkeiten am Fötus abzuklären.

Behandlung von Fruchtwasseranomalien

  • Ultraschall zur Überwachung des Wachstums des Fötus und zur Messung der Fruchtwassermenge

  • Überwachung der Herzfrequenz des Fötus

  • Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankungen

  • Gegebenenfalls Ablassen von Fruchtwasser

  • Entbindung

Ultraschalluntersuchungen werden regelmäßig zur Überwachung des Wachstums des Fötus und zur Messung der Fruchtwassermenge durchgeführt. Die Herzfrequenz des Fötus wird ebenfalls regelmäßig überwacht, wenn der Fötus still liegt und wenn er sich bewegt. Dieser Test wird zur Kontrolle des Wohlbefindens des Fötus durchgeführt (sogenannter Non-Stress-Test).

Zugrundeliegende Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck werden behandelt.

Wenn zu viel Fruchtwasser vorhanden ist, wird die überschüssige Flüssigkeit nur selten entfernt. Das Fruchtwasser kann jedoch in folgenden Fällen mit einer Nadel durch den Bauch der Frau abgelassen werden:

  • Vorzeitig einsetzende Wehen

  • Die Mutter hat schwerwiegende Probleme.

Wenn zu viel Fruchtwasser vorhanden ist, planen Ärzte in bestimmten Fällen eine Entbindung nach etwa 39 Schwangerschaftswochen.

Wenn zu wenig Fruchtwasser vorhanden ist, empfehlen die meisten Experten eine Entbindung zwischen der 36. und 37. Schwangerschaftswoche, je nachdem, wie es dem ungeborenen Kind geht.