Störungen der eosinophilen Granulozyten

VonDavid C. Dale, MD, University of Washington
Überprüft/überarbeitet Apr. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

    Eosinophile sind weiße Blutkörperchen, die bei der Antwort des Körpers auf allergische Reaktionen, Asthma sowie Infektionen mit Parasiten eine wichtige Rolle spielen. Diese Zellen schützen den Organismus vor bestimmten Parasiten, tragen aber auch zu den allergischen Reaktionen (Entzündungen) bei.

    Manchmal verursachen Eosinophile eine Entzündung in bestimmten Organen, die dann zu Symptomen führt.

    Eosinophile machen weniger als 7 Prozent der zirkulierenden weißen Blutkörperchen (100 bis 500 Eosinophile pro Mikroliter Blut [0,1 bis 0,5 × 109 pro Liter]) aus.

    Geringe Anzahl an Eosinophilen

    Eine geringe Anzahl an Eosinophilen im Blut (Eosinopenie) kann beim Cushing-Syndrom, bei Blutinfektionen (Sepsis) sowie einer Behandlung mit Kortikosteroiden auftreten. Dies verursacht aber meistens keine Probleme, weil andere Teile des Immunsystems den Ausfall entsprechend ausgleichen.

    Die verringerte Anzahl an Eosinophilen wird gewöhnlich zufällig entdeckt, wenn aus anderen Gründen ein großes Blutbild erstellt wird.

    Durch die Behandlung der Ursache normalisiert sich die Anzahl der Eosinophilen wieder.

    Hohe Anzahl an Eosinophilen

    Die häufigsten Ursachen einer hohen Anzahl an Eosinophilen (als Eosinophilie oder Hypereosinophilie bezeichnet) sind:

    • allergische Erkrankungen

    • durch Parasiten ausgelöste Infektionen

    • Bestimmte Krebsarten

    Allergische Erkrankungen wie Arzneimittelunverträglichkeiten, Asthma (einschließlich eosinophilem Asthma), allergische Rhinitis (allergischer Schnupfen) und atopische Dermatitis (entzündliche Hauterkrankung) führen häufig zu vermehrten Eosinophilen. Viele Parasiten, insbesondere solche, die in das Gewebe eindringen, können eine Eosinophilie auslösen. Krebsarten, die eine Eosinophilie verursachen, sind das Hodgkin-Lymphom, Leukämie sowie bestimmte myeloproliferative Neoplasien.

    Ist die Zahl der Eosinophilen nur leicht erhöht, kommt es für gewöhnlich zu keinen Symptomen und die hohe Anzahl an Eosinophilen im Blut wird nur entdeckt, weil aus anderen Gründen ein großes Blutbild erstellt wird. Insbesondere wenn die Zahl der Eosinophilen sehr hoch ist, kann es jedoch manchmal zu einer Entzündung des Gewebes und zu einer Organschädigung kommen. Meist sind Herz, Lunge, Haut, Speiseröhre sowie das Nervensystem betroffen, es kann aber grundsätzlich jedes Organ geschädigt werden.

    Die Symptome hängen vom betroffenen Organ ab. Beispielsweise kommt es zu einem Ausschlag, wenn die Haut betroffen ist, zu Keuchatmung und Kurzatmigkeit, wenn die Lunge involviert ist, zu Kurzatmigkeit und Erschöpfung (Symptome einer Herzinsuffizienz), wenn das Herz betroffen ist, sowie zu Hals- und Magenschmerzen, wenn die Speiseröhre oder der Magen betroffen sind. Demnach werden eosinophile Erkrankungen nach dem Bereich diagnostiziert, in dem die Werte der Eosinophilen erhöht sind:

    Häufig werden die Patienten zunächst auf häufigere Ursachen ihrer Symptome getestet und entsprechend behandelt. Sie werden zum Beispiel auf Infektionen untersucht und erhalten Antibiotika, auch wenn keine Infektion festgestellt wurde. Da nach der Behandlung immer noch Symptome bestehen, wird häufig eine Gewebeprobe zur Untersuchung entnommen (Biopsie), womit Eosinophile im betroffenen Organ nachgewiesen werden.

    Die Behandlung dieser Krankheiten umfasst häufig die Gabe oraler Kortikosteroide.

    Hypereosinophilie-Syndrom

    Bei dem Hypereosinophilie-Syndrom (einer seltenen Krankheit) liegt die Zahl der Eosinophilen über mehr als 6 Monate hinweg ohne ersichtlichen Grund bei über 1.500 Zellen pro Mikroliter Blut (über 1,5 × 109 pro Liter). Manche Betroffene leiden an einer seltenen chromosomalen Störung.

    Menschen jeden Alters können diese Krankheit bekommen, aber gehäuft tritt sie bei Männern über fünfzig auf. Die erhöhte Zahl der Eosinophilen kann Herz, Lunge, Leber, Haut und das Nervensystem schädigen. Das Herz kann sich beispielsweise im Rahmen des sogenannten Löffler-Syndroms entzünden, was zu Blutgerinnseln, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oder Funktionsstörungen der Herzklappen führt.

    Zu den Symptomen gehören u. a. Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß, Erschöpfung, Husten, Schmerzen im Brustkorb, Schwellungen, Magenschmerzen, Ausschlag, Schmerzen, Schwäche, Verwirrtheit und Koma. Weitere Symptome richten sich nach den geschädigten Organen.

    Das Syndrom wird vermutet, wenn bei Patienten mit diesen Symptomen die Eosinophilen bei wiederholten Bluttests anhaltend erhöht sind. Die Diagnose erhärtet sich, wenn die Eosinophilie nicht durch eine Infektion mit Parasiten, eine allergische Reaktion oder eine andere diagnostizierbare Krankheit ausgelöst worden ist und wenn mittels einer Biopsie Eosinophile in den Organen nachgewiesen werden können.

    Ohne Behandlung sterben mehr als 80 Prozent der Patienten mit diesem Syndrom innerhalb von 2 Jahren, aber mit Behandlung überleben mehr als 80 Prozent. Herzschäden sind die häufigste Todesursache. Bei manchen Patienten reicht als Behandlung eine genaue Beobachtung über 3 bis 6 Monate hinweg aus, aber die meisten benötigen Medikamente wie Prednison, Hydroxyharnstoff oder Chemotherapeutika.

    Einige Patienten mit Hypereosinophilie-Syndrom haben eine erworbene Anomalie eines Gens, das das Zellwachstum reguliert. Diese Art von Hypereosinophilie kann mit Imatinib behandelt werden, einem Medikament, mit dem auch Krebs behandelt wird.

    Bleibt die Therapie mit diesen Medikamenten erfolglos, weicht man auf verschiedene andere Medikamente aus, die mit einem Verfahren kombiniert werden können, bei dem die Eosinophile aus dem Blut entfernt werden (Leukapherese).