Bisse von Menschen oder Haustieren (meistens Hunde- und Katzenbisse, aber auch Eichhörnchen-, Rennmäuse-, Kaninchen-, Meerschweinchen- und Affenbisse) sind nicht ungewöhnlich und führen gelegentlich zu schweren Erkrankungen und dauerhaften Schäden. Betroffen sind meist die Hände, die Extremitäten und das Gesicht. Bei Bissen von Menschen sind gelegentlich auch die Genitalien betroffen.
Bisse von großen Tieren können manchmal erhebliche Gewebetraumata zur Folge haben, etwa 10–20 Menschen in den USA, meist Kinder, sterben jedes Jahr durch einen Hundebiss. Die meisten Bisse verursachen jedoch meist relativ kleine Wunden.
(Siehe auch Rattenbissfieber Rattenbissfieber Rattenbissfieber wird entweder durch Streptobacillus moniliformis oder Spirillum minus. verursacht. Zu den Symptomen der streptobazillären Form gehören Fieber, Hautausschlag und... Erfahren Sie mehr .)
Ansteckung
Zusätzlich zu dem Gewebetrauma führen Bisse von Menschen aufgrund der bakteriellen Besiedelung des menschlichen Mundes zu Infektionen. Durch Bisse vom Menschen können theoretisch virale Hepatitis Ursachen von Hepatitis Unter einer Hepatitis versteht man eine Entzündung der Leber, die durch diffuse oder fleckförmig verteilte Nekrosen charakterisiert ist. Hepatitis kann akut oder chronisch sein (in der Regel... Erfahren Sie mehr und HIV Humane Immundefizienz-Virusinfektion (HIV-Infektion) Eine Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) kommt durch eines von zwei ähnlichen Retroviren (HIV-1 und HIV-2) zustande, die unter anderem CD4+-Lymphozyten zerstören und die zellvermittelte... Erfahren Sie mehr übertragen werden. Allerdings ist eine HIV-Übertragung unwahrscheinlich, da die Konzentration von HIV im Speichel viel niedriger als in Blut ist und Inhibitoren im Speichel das Virus unwirksam machen.
Zum Tollwut Rabies (Tollwut) Tollwut ist eine virale Enzephalitis, übertragen durch den Speichel infizierter Fledermäuse und bestimmter anderer infizierter Säugetiere. Zu den Symptomen gehören Depression und Fieber, gefolgt... Erfahren Sie mehr risiko durch Tierbisse. Affenbisse, die gewöhnlich nur bei Mitarbeitern wissenschaftlicher Laboratorien vorkommen, bergen ein gewisses Risiko für Herpesvirus simiae-Virusinfektionen. Diese Infektion äußert sich in Blasen an der Bissstelle und kann nicht selten bis zu einer tödlich verlaufenden Enzephalitis fortschreiten.
Bisse an der Hand Infizierte Bisswunden der Hand Eine kleine lochförmige Wunde, v. a. bei Biss durch Mensch oder Katze, kann einen erheblichen Schaden in Sehnen, Gelenkkapseln oder Gelenkknorpel hervorrufen. Die häufigste Ursache einer menschlichen... Erfahren Sie mehr haben ein höheres Infektionsrisiko als Bisse an anderen Körperstellen. Spezifische Infektionen sind
Ein Kampfbiss ist die häufigste menschliche Bisswunde. Er resultiert aus einem geballten Faustschlag in den Mund und ist ein besonderes Infektionsrisiko. Bei Kampfbissen bewegt sich die Hautwunde von den darunter liegenden zerstörten Strukturen weg, wenn die Hand geöffnet wird, womit Bakterien innen eingeschlossen werden. Patienten zögern oft eine Behandlung hinaus, wodurch sich die Bakterien ungehindert vermehren können.
Katzenbisse an der Hand haben auch ein hohes Risiko für Infektionen, da Katzen lange, dünne Zähne haben, die oft tief in Strukturen wie Gelenke und Sehnen eindringen, während die kleinen Löcher sich schnell wieder schließen.
Menschliche Bisse an anderen Stellen als der Hand scheinen kein größeres Infektionsrisiko zu bergen als der Biss anderer Säugetiere.
Diagnose von menschlichen und Säugetierbissen
Untersuchung von Handbissen am besten in genau der Handstellung, in der der Biss erfolgte
Abklärung auf Schäden an darunter liegenden Nerven, Sehnen, Knochen und dem Gefäßsystem und auf das Vorhandensein von Fremdkörpern
Menschliche Bisse passieren manchmal in einer heftigen Auseinandersetzung und werden dann auf andere Ursachen zurückgeführt, um der anderen Person oder sich selber keine Unannehmlichkeiten mit den Behörden oder den Versicherungen zu bereiten. Häusliche Gewalt wird oft geleugnet.
Bisswunden Bewertung Lazerationen sind Risse im weichen Körpergewebe. Pflege von Platzwunden Ermöglicht die schnelle Heilung Minimiert das Risiko einer Infektion Optimiert kosmetische Ergebnisse Erfahren Sie mehr müssen zunächst danach beurteilt werden, inwieweit darunterliegende Strukturen (z. B. Nerven, Gefäße, Sehnen und Knochen) betroffen sind. Außerdem muss nach Fremdkörpern in der Bisswunde gesucht werden. Die Beurteilung der Wunde muss sich auf Funktionseinschränkungen und das Ausmaß der Wunde konzentrieren. Wunden oberhalb oder in der Nähe von Gelenken sollten untersucht werden, während der verletzte Bereich in der gleichen Position gehalten wird wie bei dem Unfallhergang (z. B. geballte Faust). Wunden werden unter sterilen Bedingungen untersucht, um Sehnen, Knochen und Gelenkbeteiligung zu beurteilen und um Fremdkörper zu erkennen. Wenn ein zurückgehaltener Fremdkörper eine Möglichkeit ist, kann eine Bildgebung (z. B. Röntgenstrahlen für strahlenundurchlässige Fremdkörper wie die meisten Zähne) durchgeführt werden. Ultraschall hat sich auch zu einem wertvollen Hilfsmittel bei der Erkennung von subkutanen Fremdkörpern entwickelt. Wunden, die durch Herumbeißen (Nagen) zugefügt werden, sehen zwar oft weniger gefährlich aus, sollten aber auch bei kleineren Abschürfungen näher untersucht werden, um tiefe Verletzungen auszuschließen.
Die mikrobielle Untersuchung einer frischen Wunde ist nicht zielführend; ein Abstrich an einer Wunde darf erst dann erfolgen, wenn eindeutige Infektionszeichen vorliegen. Eine Untersuchung auf Hepatitis Ursachen von Hepatitis Unter einer Hepatitis versteht man eine Entzündung der Leber, die durch diffuse oder fleckförmig verteilte Nekrosen charakterisiert ist. Hepatitis kann akut oder chronisch sein (in der Regel... Erfahren Sie mehr C oder HIV Humane Immundefizienz-Virusinfektion (HIV-Infektion) Eine Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) kommt durch eines von zwei ähnlichen Retroviren (HIV-1 und HIV-2) zustande, die unter anderem CD4+-Lymphozyten zerstören und die zellvermittelte... Erfahren Sie mehr ist erst dann indiziert, wenn bekannt ist bzw. der Verdacht besteht, dass der Täter serumpositiv ist.
Behandlung von menschlichen und Säugetierbissen
Sorgfältige Wundversorgung
Selektiver Wundverschluss
Gezielter Einsatz prophylaktischer Antibiotika
Ein Krankenhausaufenthalt ist indiziert, wenn Komplikationen nach einem Biss eine sehr engmaschige Überwachung erfordern, insbesondere bei Patienten, bei denen vorherzusehen ist, dass sie es mit der Nachsorge nicht so genau nehmen werden. Ein Krankenhausaufenthalt sollte in den folgenden Fällen in Betracht gezogen werden:
Wenn ein menschlicher Biss infiziert ist (einschließlich Verletzungen der geballten Faust)
Wenn ein nicht menschlicher Biss leicht oder schwer infiziert ist
Wenn ein Verlust der Funktion offensichtlich ist
Wenn die Wunde tiefere Strukturen gefährdet oder beschädigt hat
Wenn eine Wunde zu einer Behinderung führt oder schwer zu Hause zu pflegen ist, z. B. erhebliche Wunden beider Hände oder beider Füße oder aber Handwunden, die eine kontinuierliche Anhebung erforderlich machen
Schwerpunkte der Behandlung sind Wundreinigung, Débridement, Verschluss und Infektionsprophylaxe, auch bei Tetanus (siehe Tabelle ).
Wundversorgung
Die Bisswunden sollten zuerst mit einer antibakteriellen Seife und Wasser (Leitungswasser ist ausreichend) gereinigt werden. Dann folgt eine Spülung unter Druck mit reichlich Kochsalzlösung. Hierzu kann eine Spritze oder ein Katheter benutzt werden, der sonst für IV Infusionen Anwendung findet. Bei Schmerzen sollten entsprechende Lokalanästhetika angewendet werden. Totes und devitalisiertes Gewebe sollte debridiert werden, wobei besondere Sorgfalt denjenigen Wunden gilt, die das Gesicht oder die Hand betreffen.
Wundverschluss ist nur bei bestimmten Wunden angezeigt, z. B. solchen, die minimal sind und effektiv gereinigt werden können. Meistens werden Wunden zunächst offen gelassen, einschließlich diese:
Stichwunden
Verletzungen an Händen, Füßen, Damm oder an den Genitalien
Wunden, die mehr als einige Stunden alt sind
Wunden, die stark verunreinigt sind
Wunden, die stark ödematös sind
Wunden, die Anzeichen einer Entzündung zeigen
Wunden, die tiefere Strukturen (z. B. Sehnen, Knorpel, Knochen) betreffen
Wunden durch menschliche Bisse
Wunden in einer kontaminierten Umgebung (z. B. bei einem Miltäreinsatz, in der Kanalisation)
Auch bei Patienten mit Immunschwäche ist eher ein sekundärer Wundverschluss vorzunehmen. Andere Wunden, wie z. B. frische Hautrisse, können normalerweise nach entsprechender Wundreinigung primär verschlossen werden. Das Behandlungsergebnis bei sekundärem Verschluss ist dem beim primären Wundverschlusses ähnlich, sodass in der Regel keine Gründe gegen einen vorzeitigen Wundverschluss sprechen.
Bisse in die Hand sollten mit Gaze verbunden werden, die Hand auf einer Schiene fixiert (Position auf der Schiene: das Handgelenk in leichter Extension, das Metakarpophalangealgelenk und beide Interphalangealgelenke in Flexion). Wenn Wunden mittelschwer oder schwerer sind, sollte die Hand kontinuierlich erhöht gehalten werden, z. B. an einem Infusionsständer hängend.
Bisse im Gesicht bedürfen häufig der wiederherstellenden Chirurgie, damit keine kosmetischen Probleme und hässlichen Narben entstehen. Eine primäre Schließung von Hundebissen im Gesicht von Kindern konnte gute Ergebnisse zeigen, aber eine vorherige Rücksprache mit einem plastischen Chirurgen ist zu empfehlen.
Infizierte Wunden erfordern ggf. Wundreinigung, Nahtmaterialentfernung, Wundbad, das Verbringen auf eine Schiene mit Anhebung der Extremität und die intravenöse Anwendung von Antibiotika in Abhängigkeit von der Schwere und des klinischen Bildes. Sollte es zur Gelenkinfektion Akute infektiöse Arthritis Die akute infektiöse (septisch) Arthritis entwickelt sich innerhalb von Stunden bis Tagen. Die Infektion spielt sich im Gelenk oder im periartikulären Gewebe ab, ist meist bakterieller Natur... Erfahren Sie mehr und Osteomyelitis Osteomyelitis Eine Osteomyelitis ist eine durch Bakterien, Mykobakterien oder Pilze verursachte Entzündung und Destruktion des Knochens. Typische Symptome sind lokalisierter Knochenschmerz und Druckschmerz... Erfahren Sie mehr kommen, bedarf es einer langfristigen intravenösen Antibiotikatherapie und einer orthopädischen Mitbetreuung.
Antimikrobielle Medikamente
Eine gründliche Wundreinigung ist der beste Weg, um eine Infektion zu verhindern und ist oft ausreichend. Es gibt keinen Konsens über die Gabe von prophylaktischen Antibiotika. Entsprechende Studien konnten keinen erkennbaren Nutzen feststellen und der weit verbreitete Einsatz prophylaktischer Antibiotika birgt zudem die Gefahr der Ausbildung von resistenten Organismen. Medikamente verhindern keine Infektion bei stark verschmutzten oder unzureichend gereinigten Wunden. Allerdings verschreiben viele Ärzte prophylaktische Antibiotika bei Bissen an der Hand und bei anderen Bissen (z. B. Katzenbisse, Affenbisse).
Infektionen werden mit antimikrobiellen Wirkstoffen behandelt, die nach der Tierart ausgewählt werden (siehe Tabelle ). Das Ergebnis bakteriologischer Kulturen aus Wunden sollte, wenn vorhanden, die weitere Therapie bestimmen.
Patienten mit blutenden Wunden von Menschenbissen sollten je nach dem Serumstatus des Täters eine Postexpositionsprophylaxe für Virusinfektionen Vorbeugung Unter einer akuten Virushepatitis versteht man eine diffuse Entzündung der Leber, die durch spezifische hepatotrope Viren mit unterschiedlichen Transmissionswegen und Epidemiologien verursacht... Erfahren Sie mehr und HIV Postexpositionsprophylaxe (PEP) Eine Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) kommt durch eines von zwei ähnlichen Retroviren (HIV-1 und HIV-2) zustande, die unter anderem CD4+-Lymphozyten zerstören und die zellvermittelte... Erfahren Sie mehr erhalten. Wenn der Status unbekannt ist, ist eine Prophylaxe nicht indiziert.
Wichtige Punkte
Die Infektionsgefahr an der Hand ist höher, besonders bei Bissen mit geballter Faust.
Wunden an der Hand sollten in der Position untersucht werden, in der die Wunde zugefügt wurde.
Wunden sollten auf Schäden an Nerven, Sehnen, Knochen und am Gefäßsystem untersucht werden, sowie auf das Vorhandensein von Fremdkörpern.
Wunden werden nur geschlossen, die minimal sind und effektiv gereinigt werden konnten.
Das Risiko einer Infektion kann durch gründliche mechanische Reinigung, Débridement und manchmal antimikrobiellen Prophylaxe minimiert werden.