Ätiologie des Fanconi-Syndroms
Das Fanconi-Syndrom ist entweder
erblich, oder
erworben
Erblich bedingtes Fanconi-Syndrom
Diese Störung tritt meistens in Begleitung anderer genetischer Störungen auf, insb. der Cystinose. Zystinose ist eine erbliche (autosomal-rezessive) Stoffwechselstörung, bei der sich Zystin in Zellen und Gewebe anreichert (und nicht übermäßig in den Urin ausgeschieden wird wie dies bei Cystinuriie Zystinurie Die Zystinurie ist ein erblicher Defekt der renalen Tubuli, bei dem die Rückresorption von Zystin (dem Homodimer der Aminosäure Zystin) beeinträchtigt und die Urinausscheidung erhöht ist und... Erfahren Sie mehr der Fall ist. Neben einer renalen Tubulusdysfunktion, treten auch andere Komplikationen der Zystinose wie Augenerkrankungen, Hepatomegalie, Hypothyreose und andere Erscheinungsformen auf.
Das Fanconi-Syndrom kann auch gemeinsam mit Morbus Wilson Morbus Wilson Die Morbus Wilson führt zur Anreicherung von Kupfer in der Leber und weiteren Organen. Hepatische oder neurologische Symptome entwickeln sich. Die Diagnose stützt sich auf einen niedrigen Coeruloplasminspiegel... Erfahren Sie mehr , hereditärer Fructoseintoleranz Fruktose-Stoffwechselstörungen Der Mangel an Enzymen, die die Fruktose metabolisieren, kann asymptomatisch verlaufen oder eine Hypoglykämie verursachen. Fruktose ist ein Monosaccharid, das in hohen Konzentrationen in Früchten... Erfahren Sie mehr , Galactosämie Galaktosämie Galaktosämie ist eine Erkrankung des Kohlehydratstoffwechsels, die durch einen vererbten Mangel an Enzymen verursacht wird, die an der Umwandlung von Galaktose in Glukose beteiligt sind. Symptome... Erfahren Sie mehr , okulozerebrorenalem Syndrom (Lowe-Syndrom), mitochondrialen Zythopathien sowie Tyrosinämie Tyrosinstoffwechselerkrankungen Tyrosin, eine Amonosäure, ist ein Vorläufer von einigen Neurotransmittern (z. B. Dopamin, Norepinephrin, Epinephrin), Hormonen (z. B. Thyroxin) und Melanin. Ein Mangel an Enzymen, die am Tyrosinstoffwechsel... Erfahren Sie mehr auftreten. Die Vererbung variiert bei den verschiedenen Störungen.
Erworbenes Fanconi-Syndrom
Diese Störung kann durch verschiedene Medikamente, einschließlich einigen Chemotherapeutika (z. B. Ifosfamid, Streptozosin), Virustatika (z. B. Didanosin, Cidofir) und abgelaufenem Tetracyclin verursacht werden. Alle diese Medikamente sind nephrotoxisch. Das erworbene Fanconi-Syndrom kann außerdem bei Nierentransplantation und bei Patienten mit multiplem Myelom Multiples Myelom Das multiple Myelom ist eine maligne Tumorerkrankung der Plasmazellen, die monoklonale Immunglobuline produzieren, in angrenzendes Knochengewebe eindringen und dieses zerstören. Zu den häufigen... Erfahren Sie mehr , Amyloidose Amyloidosen Amyloidosen sind eine Gruppe unterschiedlicher Krankheiten, denen die extrazelluläre Ablagerung nichtlöslicher Fibrillen, die aus falsch aggregierten Proteinen bestehen, gemein ist. Diese Proteine... Erfahren Sie mehr und Intoxikationen mit Schwermetallen, anderen chemischen Stoffen oder Vitamin-D-Mangel Vitamin-D-Mangel und -abhängigkeit Der unzureichende Aufenthalt im Sonnenlicht prädisponiert einen Vitamin-D-Mangel. Damit wird die Knochenmineralisierung behindert, Kinder erkranken an Rachitis, Erwachsene an Osteomalazie und... Erfahren Sie mehr vorkommen.
Pathophysiology of Fanconi Syndrome
Verschiedene Störungen der proximalen Tubulusfunktion treten auf, einschließlich einer Beeinträchtigung der Resorption von Glukose, Phosphat, Aminosäuren, Bicarbonat, Harnsäure, Wasser, Kalium und Natrium. Es besteht eine generalisierte Aminoazidurie, wobei die gesteigerte Zysteinausscheidung hier, im Gegensatz zu der bei Zysteinurie, ohne wesentliche Bedeutung ist.
Die pathophysiologische Ursache dieser Störung ist unbekannt, kann aber mitochondrialen Ursprungs sein. Die niedrigen Serumohosphatspiegel verursachen Rachitis, die sich verschlimmert, da die Konversion von Vitamin D in seiner aktiven Form im proximalen Tubulus vermindert ist.
Symptome und Beschwerden des Fanconi-Syndroms
Beim hereditären Fanconi-Syndrom treten die klinischen Hauptmerkmale–proximale tubuläre Azidose, hypophosphatämische Rachitis, Hypokalämie, Polyurie und Polydipsie – normalerweise bereits in der Kindheit auf.
Bei der nephrotischen Form mit Zysteinose sind Wachstumsverzögerungen und Gedeihstörungen die Regel. Die Retina zeigt eine unregelmäßige Depigmentierung. Es bildet sich eine interstitielle Nephritis Tubulointerstitielle Nephritis Die tubulointerstitielle Nephritis ist eine primäre Schädigung der Nierentubuli und des Interstitiums, die zu einer Abnahme der Nierenfunktion führt. Die akute Form beruht meist auf einer allergischen... Erfahren Sie mehr aus, die zum terminalen Nierenversagen führt, welches noch vor der Adoleszenz zum Tode führen kann.
Beim erworbenen Fanconi-Syndrom haben Erwachsene pathologische Laborbefunde ähnlich einer tubulären Nierenazidose (proximaler Typ 2—siehe Tabelle Einige Merkmale der verschiedenen Formen von renal tubulärer Azidose ), Hypophosphatämie und Hypokalämie. Ferner können Symptome einer Knochenerkrankung (Osteomalazie) oder Muskelschwäche auftreten.
Diagnose des Fanconi-Syndroms
Urinproben auf Glukose, Phosphate und Aminosäuren
Die Diagnose wird aufgrund des Nachweises von Funktionsanomalien der Nieren gestellt, insbesondere durch Nachweis der Glukosurie (bei normaler Serumglukose), Phosphaturie und Aminoazidurie. Bei der Zysteinose zeigen sich, bei Betrachtung der Kornea durch die Spaltlampe, Zysteinkristalle.
Behandlung des Fanconi-Syndroms
Manchmal Natriumbikarbonat oder Kaliumbikarbonat oder Kaliumcitrat
Manchmal Zufuhr von Kalium
Abgesehen von der – sofern machbar – Beseitigung des die Nieren schädigenden Agens gibt es keine spezifische Therapie.
Azidose kann durch die Gabe von Tabletten oder Lösungen von Natriumbicarbonat oder Kaliumbicarbonat, Natriumcitrat oder Kaliumcitrat (z. B. Natriumcitrat/Zitronensäure) 10 bis 30 ml 3 oder 4-mal täglich verringert werden.
Der Kaliumverlust muss mit kaliumhaltigem Salz ersetzt werden.
Die hypophosphatämische Rachitis Hypophosphatämische Rachitis Die hypophosphatämische Rachitis ist eine genetische Störung, die durch eine Hypophosphatämie, eine gestörte intestinale Kalzium-Adsorption und eine Rachitis oder Osteomalazie charakterisiert... Erfahren Sie mehr kann behandelt werden.
Die Nierentransplantation Nierentransplantation Die Nierentransplantation ist die häufigste Transplantation solider Organe. (Siehe auch Übersicht Transplantation.) Die primäre Indikation für eine Nierentransplantation ist Nierenversagen im... Erfahren Sie mehr hat sich bei Nierenversagen als positiv erwiesen. Ist die zugrunde liegende Krankheit allerdings eine Zysteinose, kann sich die progressive Schädigung in anderen Organen fortsetzen und zum Tode führen.
Wichtige Punkte
Verschiedene Störungen beeinflussen die proximale tubuläre Resorption von Glukose, Phosphat, Aminosäuren, Bicarbonat, Harnsäure, Wasser, Kalium und Natrium.
Das Fanconi-Syndrom wird in der Regel durch ein Medikament verursacht oder tritt zusammen mit einer andere genetische Störung auf.
Beim hereditären Fanconi-Syndrom treten proximale tubuläre Azidose, hypophosphatämische Rachitis, Hypokalämie, Polyurie und Polydipsie –normalerweise bereits in der Kindheit auf.
Urinuntersuchung für Glukosurie (insbesondere bei normaler Serumglukose) Phosphaturie und Aminoazidurie.
Die Behandlung erfolgt durch die Gabe von Kombinationen aus Kalium oder Natrium (je nach Bedarf) mit entweder Bicarbonat oder Citrat, oder manchmal auch nur mit einem zusätzlichen Kaliumsalz.