Kolik

VonDeborah M. Consolini, MD, Thomas Jefferson University Hospital
Überprüft/überarbeitet Nov. 2022
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Kolik bezeichnet häufige und längere Perioden, während denen ein ansonsten gesunder Säugling ohne erkennbaren Grund weint.

Auch wenn der Begriff Kolik andeutet, dass die Symptomatik vom Darm ausgeht, ist die Ätiologie letztendlich unklar.

Kolik taucht in der Regel während des ersten Lebensmonats auf, erreicht seinen Höhepunkt im Alter von etwa 6 Wochen und hört zuverlässig und spontan bis zum Alter von 3 bis 4 Monaten auf. Die Anfälle mit Schreien und Unruhe treten oft annähernd zur gleichen Tages- oder Nachtzeit auf und dauern ohne erkennbaren Grund über mehrere Stunden an. Einige Säuglinge schreien nahezu unaufhörlich. Ausgeprägtes Schreien verursacht eine Aerophagie (Luftschlucken), was wiederum zu Flatulenz und einem geblähten Abdomen führt. Typischerweise trinkt und gedeiht ein Säugling mit Koliken gut, auch wenn er durch lebhaftes Saugen an allem Verfügbaren den Eindruck vermittelt, ausgesprochen hungrig zu sein. Es ist unwahrscheinlich, dass Koliken, wie früher vermutet, ein Hinweis auf eine aufdringliche ungeduldige Persönlichkeit sind.

Abklärung von Koliken

Das Ziel ist, Koliken von anderen Ursachen übermäßigen (Schreiens) zu unterscheiden, besonders schwere und/oder behandelbare medizinischen Erkrankungen wie

Historie

Die Anamnese der vorliegenden Krankheit sollte das Einsetzen und die Dauer des Weinens sowie die Antwort auf Beruhigungsversuche erfassen und so bestimmen, ob das Schreiverhalten des Kindes im oder außerhalb des Normalen liegt (bis zu 3 h pro Tag bei einem 6 Wochen alten Säugling).

Eine Überprüfung der Organsysteme sollte Symptome der ursächlichen Erkrankungen, einschließlich Verstopfung, Durchfall und Erbrechen (gastrointestinale Erkrankungen) und Fieber, Husten, Atemnot und verstopfte Nase (Infektion der Atemwege) suchen.

Die vergangene medizinische Anamnese umfasst eine sorgfältige Befragung, die unter Umständen aufdecken kann, dass die Koliken gar nicht der primäre Grund für den Arztbesuch sind, sondern ein Symptom, das den Eltern zur Rechtfertigung des Vorstellungstermins dient, um letztendlich aber über ein ganz anderes Problem zu sprechen – z. B. über den Tod eines früheren Kindes oder über ihre Gefühle der Unfähigkeit, den Aufgaben mit ihrem neuen Kind gerecht zu werden.

Körperliche Untersuchung

Die körperliche Untersuchung beginnt mit der Überprüfung der Vitalfunktionen und dann einer gründlichen Untersuchung auf Anzeichen für Trauma oder medizinische Krankheit. In der Regel werden bei der Untersuchung eines Kindes, das ansonsten gesund ist, aber Koliksymptome hat, keine Auffälligkeiten festgestellt, und die Untersuchung ist für die Eltern beruhigend.

Warnhinweise

Die folgenden Befunde sind von besonderer Bedeutung:

  • Erbrechen (vor allem, wenn Erbrochenes grün oder blutig ist oder > 5-mal am Tag auftritt)

  • Verstopfung oder Durchfall, vor allem mit Blut oder Schleim

  • Fieber

  • Atemnot

  • Lethargie

  • Schlechte Gewichtszunahme

Interpretation der Befunde

Oft stellen sich Säuglinge mit Koliken nach Tagen oder Wochen wiederholten täglichen Weinens vor; eine ansonsten normale Anamnese und Untersuchung an dieser Stelle ist beruhigender als bei Kindern mit akutem (1 bis 2 Tage) Weinen.

Tests

Spezielle (Labor-)Untersuchungen sind nicht erforderlich, es sei denn, die Anamnese oder Untersuchung ergeben gezielte Hinweise.

Behandlung von Koliken

Die Eltern können dahingehend beruhigt werden, dass ihr Kind gesund ist, dass die Unruhe ihres Kindes keinesfalls etwas mit unzureichender Fürsorge zu tun hat und dass die Koliken von alleine und ohne Folgeschäden wieder enden. Ärzte sollten auch Verständnis dafür zeigen, wie anstrengend ein Kind mit Koliken für die Eltern sein kann.

Die folgenden Maßnahmen können eventuell helfen:

  • Säuglinge, die nur kurzzeitig schreien, reagieren möglicherweise schon darauf, gehalten, gewogen oder leicht beklopft zu werden.

  • Säugline mit starkem Saugdrang, die schon bald nach der Mahlzeit wieder unruhig werden, möchten möglicherweise weitersaugen (z. B. mit einem Schnuller).

  • Wenn die Flaschenfütterung < 15–20 min dauert, sollte ein Versuch mit einem kleineren Saugloch unternommen werden; auch ein Schnuller kann Säuglinge eventuell beruhigen oder beides.

  • Sehr unruhige, ruhelose Säuglinge sprechen gelegentlich auf enges Wickeln (Pucken) an.

Auch eine Säuglingsschaukel, Musik und sog. weiße Geräusche (z. B. vom Staubsauger, Automotor, Wäsche- oder Haartrockner) können helfen. Da Müdigkeit oft zu exzessivem Weinen beiträgt, sollten Eltern auch angewiesen werden, ihren Säugling routinemäßig in die Krippe zu legen, während der Säugling wach ist, um selbstständiges Beruhigen und gute Schlafgewohnheiten zu fördern und zu vermeiden, dass der Säugling von den Eltern, Schaukeln, einem Schnuller, einem spezifischen Geräusch oder etwas Anderem, abhängig wird, um einzuschlafen.

Darüber hinaus kann ein kurzer Versuch mit einer hypoallergenen Formel unternommen werden, um herauszufinden, ob eine Intoleranz gegen Kuhmilchprotein besteht; allerdings sollte es vermieden werden, die Nahrungen oft zu wechseln. Manchmal führt das Entfernen von Kuhmilch oder anderen Lebensmitteln (insbesondere stimulierende Nahrungsmittel [z. B. Kaffee, Tee, Cola, Schokolade, Nahrungsergänzungen]) aus der Ernährung der Mutter bei Kindern, die gestillt werden, zu einer Erleichterung, wie auch das Absetzen von Medikamenten, die Stimulanzien enthalten (z. B. Nasentropfen).

Wichtige Punkte

  • Kolik ist exzessives Weinen ohne erkennbaren Grund bei einem ansonsten gesunden Säugling.

  • Koliken enden in der Regel im Alter von 3 bis 4 Monaten.

  • Medizinische Ursachen des Weinens werden durch Anamnese und körperliche Untersuchung ausgeschlossen; Testungen sind nicht notwendig, sofern keine spezifischen Befunde vorliegen.

  • Physikalische Maßnahmen (z. B. Schaukeln, Schwingen, Windeln) können versucht werden sowie auch Ernährungsumstellungen; die Reaktion auf diese Maßnahmen variiert und in der Regel klingen Koliken nur mit der Zeit ab.