Mononeuropathien

VonMichael Rubin, MDCM, New York Presbyterian Hospital-Cornell Medical Center
Überprüft/überarbeitet Apr. 2022
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Einzelne Mononeuropathien sind durch sensorische Störungen und Schwächen in der Verteilung der betroffenen peripheren Nerven gekennzeichnet. Die Diagnose wird klinisch gestellt, kann aber eine Bestätigung durch elektrodiagnostische Testung erfordern. Die Behandlung wird durch die Ursache geleitet, manchmal erfolgt sie durch Schienenversorgung, nichtsteroidale Antirheumatika, Kortikosteroidinjektionen und in schwereren Fällen einer Nervenkompression auch chirurgisch.

(Siehe auch Überblick über Störungen des peripheren Nervensystems)

Ursachen von Mononeuropathien

Ein Trauma ist die häufigste Ursache einer akuten Mononeuropathie und kann wie folgt vorkommen:

  • Heftige Muskelaktivität oder gewaltsame Überstreckung eines Gelenks können eine fokale Neuropathie verursachen, ebenso wie wiederholte Mikrotraumen (z. B. festes Greifen von kleinen Werkzeugen, exzessive Vibration durch einen Presslufthammer).

  • Ein prolongierter, ununterbrochener Druck gegen Knochenvorsprünge kann eine Druckneuropathie verursachen, die meist oberflächlich liegende Nerven (ulnar, radial oder peroneal) betrifft und v. a. bei schlanken Menschen vorkommt; dieser Druck kann im Tiefschlaf, bei Intoxikation, beim Fahrradfahren oder unter Anästhesie auftreten.

  • Eine Nervenkompression in engen Durchtrittswegen verursacht Engpasssyndrome (z. B. beim Karpaltunnelsyndrom).

  • Eine Nervenkompression durch einen Tumor, Hyperostose, einen Gips, Krücken oder eine für längere Zeit eingenommene zusammengekrümmte Körperposition (z. B. bei der Gartenarbeit) kann Drucklähmungen verursachen.

Eine Hämorrhagie, die einen Nerven komprimiert, Exposition gegenüber Kälte oder Strahlung oder eine direkte Tumorinvasionen können ebenfalls eine Neuropathie auslösen.

Die Kompression eines Nerven kann vorübergehend (z. B. verursacht durch eine Aktivität) sein oder persistierend (z. B. verursacht durch eine Raumforderung oder eine anatomische Anomalie).

Symptome und Anzeichen von Mononeuropathien

Isolierte Mononeuropathien sind charakterisiert durch Schmerzen, Schwäche und Parästhesien im Innervationsgebiet des/der betroffenen Nerven. Bei rein motorischen Nerven beginnt die Störung mit einer schmerzlosen Schwäche, bei rein sensiblen Nerven mit sensorischen Beeinträchtigungen und ohne Schwäche.

Karpaltunnelsyndrom

Ein Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Mononeuropathie. Sie kann ein- oder beidseitig sein. Es entsteht durch die Kompression des N. medianus volarseitig im Handgelenksbereich zwischen dem Lig. transversum superficialis und den Beugesehnen der Unterarmmuskeln.

Risikofaktoren für das Karpaltunnelsyndrom sind:

  • Schwangerschaft

  • Diabetes

  • Hypothyreose

  • bestimmte Formen von Amyloidose

  • Rheumatoide Arthritis

  • Arbeiten, die wiederholte kraftvolle Bewegungen mit gestrecktem Handgelenk erfordern (z. B. mit einem Schraubendreher)

  • Verwendung einer möglicherweise nicht richtig positionierten Computertastatur (umstritten)

Die meisten Fällen sind jedoch idiopathisch.

Die Kompression verursacht Parästhesien in der radial- und palmarseitigen Hand und Schmerzen im Handgelenk und im Handteller. Der Schmerz kann auch dem Unterarm und der Schulter zugeschrieben werden. Der Schmerz kann in der Nacht stärker sein. Ein sensorisches Defizit palmarseitig am 1.–3. Finger kann sich anschließen, und die Muskeln, die die Abduktion und Opposition des Daumens kontrollieren, können schwach und atrophisch werden.

Sensible Symptome aufgrund eines Karpaltunnelsyndroms ähneln denen einer Störung der Wurzel in C6 aufgrund einer zervikalen Radikulopathie.

Peroneale Nervenlähmung

Eine Peroneusparese ist meist Folge einer Kompression, bei der der Nerv gegen den seitlichen Teil des Fibulaköpfchens gedrückt wird. Sie ist am häufigsten bei abgemagerten bettlägrigen Patienten und sehr schlanken Personen, die gewohnheitsmäßig ihre Beine überschlagen.

Eine peroneale Nervenlähmung verursacht einen Fallfuß (paretische Dorsalflexion und Eversion des Fußes) und gelegentlich ein sensorisches Defizit auf der anterolateralen Seite des Unterschenkels und des Fußrückens oder im Zwischenraum zwischen dem 1. und 2. Metatarsale.

Eine L5-Radikulopathie kann ähnliche Defizite hervorrufen, aber im Gegensatz zur Peroneuslähmung ist häöufig auch die Hüftabduktion durch den M. gluteus medius geschwächt.

Lähmung des Radialnervs

Eine Radialisparese (Samstagnachtlähmung) wird durch Druck des Nervs gegen den Humerus verursacht, wenn z. B. der Arm lange über eine Stuhllehne herabhängt (z. B. bei Intoxikation oder im tiefen Schlaf).

Typische Symptome einer Fazialislähmung sind eine Fallhand (Schwäche der Hand- und Fingerextensoren) und ein Sensibilitätsverlust auf der Dorsalseite des 1. M. interosseus.

Eine C7-Radikulopathie kann ähnliche motorische Defizite verursachen.

Ulnarislähmung

Eine Lähmung des N. ulnaris am Ellenbogen wird häufig durch ein Trauma des Nervs im Sulcus ulnaris des Ellenbogens verursacht, z. B. durch wiederholtes Aufstützen des Ellenbogens oder asymmetrisches Knochenwachstum nach einer Fraktur in der Kindheit (Ulnaris-Spätparese). Der N. ulnaris kann auch komprimiert werden, wenn er unter dem medialen Epikondylus durch das den Kubitaltunnel bildende Gewebe verläuft (was manchmal das Kubitaltunnelsyndrom verursacht).

Die Kompression auf Höhe des Ellenbogens kann Parästhesien und ein sensorisches Defizit im 5. Finger und in der ulnaren Hälfte des 4. Fingers verursachen; der M. abductor pollicis, der M. abductor digiti minimi und die Mm. interossei sind geschwächt und können atrophieren. Eine schwere Ulnarisparese verursacht eine Krallenhanddeformität.

Sensorische Symptome durch Ulnarislähmung ähneln denen einer Störung der Wurzel in C8 infolge einer zervikalen Radikulopathie; allerdings betrifft die Radikulopathie die weiter proximalen Bereiche des Dermatoms C8.

Diagnose von Mononeuropathien

  • Klinische Untersuchung

  • Elektrodiagnostische Testung, wenn die klinische Diagnose nicht schlüssig ist

Symptome und Untersuchungsergebnisse können bei bestimmten Mononeuropathien nahezu pathognomonisch sein.

Die elektrodiagnostische Testung wird in der Regel durchgeführt, um die Diagnose zu klären, insbesondere dann, wenn die klinischen Befunde nicht schlüssig sind–z. B.,

  • Um sensible Symptome aufgrund einer Ulnarislähmung von einer Störung der Wurzel in C8 aufgrund einer zervikalen Radikulopathie zu unterscheiden

  • Um sensible Symptome aufgrund eines Karpaltunnelsyndroms von einer Störung der Wurzel in C6 aufgrund einer zervikalen Radikulopathie zu unterscheiden

Die elektrodiagnostische Testung trägt auch dazu bei, die Läsion zu lokalisieren, ihre Schwere zu beurteilen und die Prognose abzuschätzen.

Behandlung von Mononeuropathien

  • Verschiedene Behandlungen je nach Ursache

Die zugrunde liegenden Störungen werden kausal behandelt.

Die Behandlung einer Kompressionsneuropathie hängt von der Ursache ab:

  • Häufig muss eine fixierte Kompression (z. B. durch einen Tumor) chirurgisch entlastet werden.

  • Bei transienter Kompression lindern üblicherweise Ruhe, Wärme, begrenzte Gaben von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) in Dosen, die eine Entzündung verringern (z. B. Ibuprofen 800 mg 3-mal täglich) und die Vermeidung oder Modifikation der verursachenden Aktivität die Symptome.

  • Beim Karpaltunnelsyndrom umfasst die konservative Therapie die Schienung des Handgelenks, die orale Gabe oder Injektion von Kortikosteroiden und Ultraschall. In hartnäckigen Fällen ist die chirurgische Entlastung in der Regel wirksam.

Bandagen Schienen werden oft bis zur Genesung verwendet, um Kontrakturen zu verhindern.

Operative Eingriffe sollten erwogen werden, wenn die Läsion trotz konservativer Behandlung fortschreitet.

Wichtige Punkte

  • Wenn die Befunde anzeigen, dass ein einzelner Nerv betroffen ist, ist ein Trauma die wahrscheinlichste Ursache.

  • Führen Sie nötigenfalls eine elektrodiagnostische Testung durch, um Mononeuropathien von Radikulopathien und anderen Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen, zu unterscheiden.

  • Für die transiente Nervenkompression kann es ausreichen, den Patienten zu raten, die ursächliche Aktivität zu vermeiden; bei anderen Patienten ist eine Operation in Betracht zu ziehen, wenn die Progression trotz konservativer Behandlung eintritt.