Karpaltunnelsyndrom

VonDavid R. Steinberg, MD, Perelman School of Medicine at the University of Pennsylvania
Überprüft/überarbeitet Mai 2024
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Das Karpaltunnelsyndrom wird durch eine Kompression des N. medianus bei Durchtritt durch den Karpaltunnel am Handgelenk hervorgerufen. Schmerzen und Parästhesien im Versorgungsbereich des N. medianus sind die Hauptsymptome. Die Verdachtsdiagnose wird aufgrund dieser Symptomatik gestellt und durch die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit bestätigt. Zur Behandlung zählen ergonomische Verbesserungen, Schmerzbekämpfung, Schienung, manchmal Kortikosteroidinjektionen oder die chirurgische Intervention.

(Siehe auch Übersicht und Abklärung von Erkrankungen der Hand.)

Das Karpaltunnelsyndrom ist sehr häufig und betrifft v. a. Frauen zwischen dem 40. und 59. Lebensjahr (1). Zu den Risikofaktoren gehören rheumatoide Arthritis oder eine andere Arthritis des Handgelenks (manchmal die vorherrschende Manifestation), Diabetes mellitus, Hypothyreose, Akromegalie, immunglobulin-Leichtketten, kardiale oder dialyseassoziierte Amyloidose und schwangerschaftsinduzierte Ödeme im Karpaltunnel. Tätigkeiten, die eine intensive und wiederholte Beugung und Streckung im Handgelenk erfordern, begünstigen selten das Auftreten. In den meisten Fällen tritt das Karpaltunnelsyndrom idiopathisch auf.

Hinweis

  1. 1. Ibrahim T, Majid I, Clarke M, Kershaw CJ. Outcome of carpal tunnel decompression: the influence of age, gender, and occupation. Int Orthop. 2009;33(5):1305-1309. doi:10.1007/s00264-008-0669-x

Symptome und Beschwerden des Karpaltunnelsyndroms

Zu den Symptomen des Karpaltunnelsyndroms gehören Schmerzen in der Hand und im Handgelenk in Verbindung mit Kribbeln und Taubheit sind klassischerweise entlang dem N. medianus lokalisiert, v. a. palmar in den Fingern I bis III und der radialen Seite des Ringfingers, können aber im Extremfall die ganze Hand betreffen. Typischerweise wacht der Patient nachts mit brennenden oder bohrenden Schmerzen, Kribbeln und Taubheit auf, durch Schütteln der Hand wird eine Linderung und ein Nachlassen der Taubheit erreicht. Im Spätstadium entstehen eine Thenaratrophie und Schwäche beim Greifen und Abduktion im Daumen.

Diagnose des Karpaltunnelsyndroms

  • Klinische Untersuchung

  • Manchmal Bildgebung und Untersuchungen

  • Gelegentlich Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit

Die Diagnose des Karpaltunnelsyndroms wird durch ein positives Tinel-Zeichen bestätigt, bei dem die Symptomatik durch Druck auf den N. medianus im Bereich des Karpaltunnels reproduziert wird. Die Reproduktion des Kribbelns bei Handgelenkflexion (Phalen-Zeichen) oder bei direktem Druck auf den Nerv am Handgelenk in neutraler Position (medianer Nervenkompressionstest) ist ebenfalls verdächtig. Der mediane Nervenkompressionstest ist positiv, wenn sich die Symptome innerhalb von 30 s entwickeln. Die sechs Punkte umfassende Karpaltunnelsyndrom-Symptomskala (CTS-6) ist ein Diagnosehilfsmittel, das sechs klinische Kriterien verwendet (1, 2). Ein Wert ≥ 12 korreliert mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eines Karpaltunnelsyndroms.

Die klinische Unterscheidung von anderen Arten der peripheren Neuropathie kann manchmal schwierig sein. MRT oder Ultraschall des Karpaltunnels sind nicht-invasive Tests, die Veränderungen im oder um den Medianusnerv bestätigen können, die mit dem Karpaltunnelsyndrom in Verbindung stehen, obwohl sie keine spezifischen Informationen über die Nervenfunktion liefern können.

Wenn die Symptome schwerwiegend sind oder die Diagnose unsicher ist, sollte zur Diagnose und zum Ausschluss einer separaten oder koexistierenden peripheren Polyneuropathie oder einer proximaleren kompressiven Neuropathie ein Nervenleitungstest am betroffenen Arm durchgeführt werden.

Literatur zur Diagnose

  1. 1. Grandizio LC, Boualam B, Shea P, et al: The Reliability of the CTS-6 for Examiners With Varying Levels of Clinical Experience. J Hand Surg Am. 2022;47(6):501-506. doi:10.1016/j.jhsa.2022.01.024

  2. 2. Graham B: The value added by electrodiagnostic testing in the diagnosis of carpal tunnel syndrome. J Bone Joint Surg Am. 2008;90(12):2587-2593. doi:10.2106/JBJS.G.01362

Behandlung des Karpaltunnelsyndroms

  • Schienung

  • Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankungen

  • Gelegentlich Injektion von Kortikosteroiden/Anästhetika

  • Gelegentlich chirurgische Dekompression

Verbesserungen am Arbeitsplatz wie Änderungen der Computer-Tastatur oder andere ergonomische Korrekturen können manchmal für Linderung sorgen. Ansonsten beinhaltet die Therapie des Karpaltunnelsyndroms die Anwendung einer leichten Handgelenkschiene, v. a. in der Nacht in Kombination mit milden Analgetika (z. B. Paracetamol oder nichtsteroidalem Antiphlogistikum).

Die Behandlung von Grunderkrankungen (z. B. Diabetes, rheumatoide Arthritis, Hypothyreose) kann zur Linderung der Symptome beitragen.

Bei nicht ausreichendem Erfolg kann ein Versuch mit einer kombinierten Injektion aus Kortikosteroid und Anästhetikum (z. B. 1,5 ml einer Lösung von 4 mg/ml Dexamethason gemischt mit 1,5 ml 1%igem Lidocain) in den Karpaltunnel gemacht werden, die Injektion erfolgt ulnar neben der Palmaris-longus-Sehne und proximal der distalen Handgelenkfalte. Dies ist häufiger bei leichteren oder schwangerschaftsbedingten Karpaltunnelsyndromen wirksam.

Wenn lästige Symptome persistieren oder wiederkommen oder wenn sich eine Schwäche der Hand und eine Thenaratrophie entwickeln, sollte der Karpaltunnel offen oder endoskopisch chirurgisch dekomprimiert werden.

Neutral Handgelenkschiene

Wichtige Punkte

  • Obwohl für das Karpaltunnelsyndrom viele Risikofaktoren bestehen, sind die meisten Fälle idiopathisch.

  • Typische Symptome sind Schmerzen an Handgelenk und Hand zusammen mit Kribbeln und Taubheitsgefühl entlang der palmaren Seite des Daumens, der Zeige- und Mittelfinger und der radialen Hälfte der Ringfinger.

  • Eine Reproduktion der Symptome durch Beugung des Handgelenks oder durch Druck über dem medianen Nerv kann hilfreiche diagnostische Hinweise geben.

  • Die Behandlung besteht zunächst in ergonomischen Korrekturen, dann in einem Versuch mit Schienung und Analgetika, Kortikosteroidinjektion und bei Schwäche, Muskelabbau und/oder schweren therapierefraktären Symptomen in chirurgischer Dekompression.