Zirkadiane Rhythmusstörungen mit Schlafstörungen

VonRichard J. Schwab, MD, University of Pennsylvania, Division of Sleep Medicine
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
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    Zirkadiane Rhythmusstörungen mit Schlafstörungen werden durch eine Desynchronisation des endogenen Schlaf-Wach-Rhythmus und des Hell-Dunkel-Zyklus verursacht. Die Patienten leiden meist unter Insomnie, exzessiver Tagesschläfrigkeit oder beidem, was sich in der Regel dann wieder gibt, wenn sich die innere Uhr wieder neu orientiert. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.

    (Siehe auch Vorgehen beim Patienten mit Schlafstörungen oder Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus.)

    Bei Störungen des zirkadianen Rhythmus laufen der endogene Schlaf-Wach-Rhythmus (innere Uhr) und der äußere Licht-Dunkel-Zyklus versetzt ab (Desynchronisiation). Die Ursache kann endogen (z. B. verzögertes oder vorverlagertes Schlafphasensyndrom) oder äußerlich (z. B. Jetlag, Schichtarbeit) sein. Schlafstörungen im zirkadianen Rhythmus können bei Patienten mit Alzheimer- oder Parkinson-Krankheit sowie bei Patienten nach einem Kopftrauma oder einer Enzephalitis auftreten.

    Wenn die Ursache ist extern ist, können andere zirkadiane Rhythmen im Körper, inkl. Temperatur und Hormonausschüttung, asynchron mit dem Hell-Dunkel-Zyklus (externe Desynchronisation) und untereinander werden (interne Desynchronisation); zusätzlich zu Insomnie und exzessiver Schläfrigkeit können diese Veränderungen zu Übelkeit, Unwohlsein, Reizbarkeit und Depression führen. Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen kann ebenfalls erhöht sein.

    Es ist besonders schwierig, sich an wiederholte zirkadiane Verschiebungen (z. B. durch häufige Fernreisen oder rotierende Schichtarbeit) anzupassen, insbesondere wenn sich die Schichten in der Richtung entgegen dem Uhrzeigersinn ändern. Verschiebungen gegen den Uhrzeigersinn sind solche, bei denen sich die Aufwach- und Schlafenszeiten früher verschieben (z. B. bei Flügen in Richtung Osten, bei Rotationsverschiebungen von der Nacht zum Abend oder zum Tag). Die Symptome lassen nach einigen Tagen oder, bei einigen Patienten (z. B. ältere Menschen), nach ein paar Wochen oder Monaten nach, während die Rhythmen sich wieder anpassen. Weil Licht ein starker Synchronisator der zirkadianen Rhythmen ist, beschleunigen die Exposition in hellem Licht (Sonnenlicht oder künstliches Licht mit einer Intensität von 5000–10.000 Lux) nach der gewünschten Aufwachzeit und der Gebrauch einer Sonnenbrille vor der gewünschten Schlafenszeit die Wiederanpassung. Eine Melatoningabe vor dem Schlafengehen kann helfen.

    Patienten mit zirkadianen Rhythmusstörungen missbrauchen oft Alkohol, Hypnotika und Stimulanzien.

    Zu den Störungen des zirkadianen Rhythmus gehören die folgenden:

    • Zirkadiane Rhythmusstörungen mit Schlafstörungen Typ Jetlag (Jetlag-Störung)

    • Zirkadiane Rhythmusstörungen mit Schlafstörungen, Typ Schichtarbeit (Schichtarbeitersyndrom)

    • Zirkadiane Rhythmusstörungen mit Schlafstörungen, Typ Schlafphasenverlagerung

    Zirkadiane Rhythmusstörungen mit Schlafstörungen Typ Jetlag (Jetlag-Störung)

    Jetlag Störung wird durch schnelles Reisen durch > 2 Zeitzonen verursacht. Reisen in Richtung Osten (Vorverlagerung des Schlafzyklus) verursacht mehr Beschwerden als Reisen in Richtung Westen (verzögerter Schlaf).

    Wenn möglich, sollten Reisende ihren Schlaf-Wach-Rhythmus schrittweise vor der Reise so verändern, dass er sich dem Reiseziel annähert, und nach Ankunft am Zielort die Tageslichtexposition am Tage (v. a. morgens) und die Dunkelexposition vor dem Zubettgehen verstärken. Kurzwirksame Hypnotika oder vigilanzverstärkende Medikamente (z. B. Modafinil) können nach der Ankunft für kurze Zeit eingesetzt werden.

    Zirkadiane Rhythmusstörungen mit Schlafstörungen, Typ Schichtarbeit (Schichtarbeitersyndrom)

    Schwere der Symptome ist proportional zu der

    • Häufigkeit der Schichtwechsel

    • Größe jeder Änderung

    • Anzahl der aufeinander folgenden Nächten, in denen gearbeitet wird

    • Länge der Schichten

    • Häufigkeit der Änderungen gegen den Uhrzeigersinn (Vorziehen des Schlafs)

    Feste Schichtarbeit (d. h. nachts oder abends in Vollzeit) ist wünschenswert. Bei rotierenden Schichten sollte im Uhrzeigersinn gewechselt werden (d. h. von tags zu abends zu nachts). Jedoch haben auch Schichtarbeiter mit festen Schichten Schlafschwierigkeiten, weil der Tageslärm und das Licht die Schlafqualität stören. Schichtarbeiter verkürzen oft die Schlafdauer, um am sozialen oder familiären Leben teilzuhaben.

    Schichtarbeiter sollten sich zu Zeiten, zu denen sie wach sein sollten, möglichst hellem Licht aussetzen (Sonnenlicht oder, bei Nachtarbeitern, speziell konstruierten Lichtkästen mit hellem künstlichem Licht) und für einen möglichst dunklen und ruhigen Schlafraum sorgen. Das Tragen einer Sonnenbrille während der Heimfahrt am Morgen in Erwartung des Schlafs ist ebenfalls hilfreich. Schlafmasken und Geräte, die weißes Rauschen emittieren, sind nützlich. Melatonin vor dem Schlafengehen kann auch helfen. Wenn Symptome persistieren und die Arbeitsfähigkeit stören, ist ein vernünftiger Einsatz von Hypnotika mit kurzer Halbwertszeit und von wachheitsfördernden Medikamenten angemessen.

    Zirkadiane Rhythmusstörungen mit Schlafstörungen, Typ Schlafphasenverlagerung

    Patienten mit diesen Syndromen haben eine normale Schlafqualität und -dauer bei einem zirkadianen 24-h-Rhythmus, aber der Rhythmus harmonisiert nicht mit den gewünschten oder notwendigen Wachzeiten. Seltener ist der Tageszyklus nicht 24 h lang, und die Patienten erwachen bzw. schlafen jeden Tag früher bzw. später. Wenn sie ihrem natürlichen Rhythmus folgen dürfen, zeigen die Patienten keine Symptome.

    • Verzögertes Schlafphasensyndrom: Die Patienten gehen durchweg spät zu Bett und erwachen spät (z. B. um 3 Uhr morgens und um 10 Uhr morgens). Dieses Muster kommt in der Adoleszenz häufiger vor. Wenn es für die Schule oder die Arbeit nötig ist, früher aufzustehen, resultiert eine exzessive Tagesschläfrigkeit. Die Patienten werden oft vorgestellt, weil die Schulleistungen schlecht sind oder sie Schulstunden am Morgen versäumen. Von Personen, die aus freien Stücken spät zu Bett gehen, unterscheidet sie, dass sie, selbst wenn sie es versuchen, nicht früher einschlafen können. Eine leichte Phasenverschiebung (< 3 h) wird durch schrittweises früheres Aufstehen und morgendliche Lichttherapie behandelt, evtl. mit Melatoningabe 4–5 h vor der gewünschten Einschlafzeit. Eine alternative Methode besteht darin, die Schlafens- und die Aufwachzeit um 1–3 h/Tag schrittweise zu hinauszuzögern, bis die richtigen Schlaf- und Wachzeiten erreicht sind.

    • Vorverlagertes Schlafphasensyndrom: Dieses Syndrom (früh zu Bett gehen und früh aufstehen) kommt häufiger bei älteren Menschen vor und spricht auf eine Behandlung mit hellem Licht am Abend und mit einer lichtundurchlässigen Brille am Morgen an.

    • Non-24-h-Schlaf-Wach-Syndrom: Dieses Syndrom kommt viel seltener vor und ist durch einen freilaufenden Schlaf-Wach-Rhythmus gekennzeichnet. Der Schlaf-Wach-Zyklus bleibt üblicherweise in seiner der Länge konstant, diese beträgt aber > 24 h, was zu einer Verzögerung der Einschlaf- und Aufwachzeit um 1–2 h/d führt. Diese Störung ist häufiger bei blinden Menschen. Tasimelteon, ein Melatonin-Rezeptor-Agonist, kann nächtliche Schlafdauer erhöhen und tagsüber die Schlafdauer bei völlig blindne Patienten, die diese Erkrankung haben, reduzieren. Die Dosis beträgt 20 mg oral 1-mal täglich vor dem Schlafengehen, jeden Abend zur gleichen Zeit.