Suizidverhalten

VonChristine Moutier, MD, American Foundation For Suicide Prevention
Überprüft vonMark Zimmerman, MD, South County Psychiatry
Überprüft/überarbeitet Geändert Juli 2025
v748411_de
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Suizid bedeutet Tod durch eine Selbstverletzung, die zum Tode führen soll. Suizidverhalten schließt vollendeten, versuchten Suizid und Suizidalität (Suizidgedanken) ein.

  • Suizid ergibt sich für gewöhnlich aus mehreren Faktoren, von denen eine Depression der häufigste und wichtigste, aber nicht der einzige Risikofaktor für Suizid ist.

  • Einige Methoden, wie z. B. der Gebrauch einer Waffe, führen wahrscheinlicher zum Tod, doch nur weil jemand eine weniger tödliche Methode wählt, bedeutet das nicht, dass er weniger ernsthafte Suizidabsichten hatte.

  • Jede Form von Suizidgedanken oder Suizidversuch muss grundsätzlich ernst genommen werden, und die Betroffenen brauchen Unterstützung und Hilfe.

  • In den USA können Menschen in Krisen oder mit Suizidgedanken 988 per Telefon oder Textnachricht kontaktieren und sind dann mit Lifeline Chat & Text, einer Seelsorge-Hotline, verbunden. Zusätzliche Unterstützung ist auf den folgenden Websites verfügbar: 988 Suicide and Crisis Lifeline und American Foundation for Suicide Prevention.

(Siehe auch Suizidprävention und Suizidverhalten bei Kindern und Jugendlichen.)

Die Begrifflichkeiten zur Beschreibung von Suizid haben sich mit der Zeit dahingehend geändert, dass sie die Fortschritte in der Wissenschaftsforschung zu Suizidverhalten und die wachsende Unterstützung für Suizidopfer und -überlebende berücksichtigen und die mit Suizid in Verbindung gebrachte Stigmatisierung reduzieren.

Suizidverhalten umfasst Folgendes:

  • Suizidgedanken: Der Prozess des Nachdenkens über Suizid, des in Betracht ziehens oder der Planung eines Suizids

  • Suizidabsicht: Die Absicht, das eigene Leben durch Suizid zu beenden

  • Suizidversuch: Eine Handlung der Selbstverletzung mit der Absicht, den eigenen Tod herbeizuführen, die jedoch nicht zum Tod führt. Ein Suizidversuch muss nicht, aber kann zur Verletzung führen.

  • Suizidalität: Das Spektrum möglicher suizidaler Erfahrungen, einschließlich Suizidgedanken, Suizidabsicht und Suizidversuch(e)

  • Suicide attempt survivors: Personen, die persönlich Erfahrungen mit Suizidgedanken oder -versuchen haben

  • Suicide loss survivors oder Hinterbliebene von Suizid: Familienmitglieder, Freunde oder Kollegen einer Person, die durch Suizid gestorben ist

  • Durch Suizid verstorben: Die empfohlene Sprache wird gegenüber dem Ausdruck „Suizid begangen“ bevorzugt; andere akzeptable einfache Formulierungen umfassen „sich selbst getötet“, „ihr Leben beendet“ und „sich das Leben genommen“.

Die Nichtsuizidale Selbstverletzung (NSSV) beschreibt Selbstverletzungen, die nicht zum Tod führen sollen. Zu diesen Handlungen zählen das Ritzen oder Schneiden, Verbrennungen mit der Zigarette und die Einnahme einer Überdosis von Vitaminen. Eine nichtsuizidale Selbstverletzung kann dazu dienen, Spannung abzubauen, da manchmal seelisches Leid durch körperliche Schmerzen gelindert werden kann. Sie kann auch ein Hilferuf von Menschen sein, die eigentlich leben möchten. Diese Handlungen sollten nicht einfach hingenommen werden, da Menschen mit einer Vorgeschichte von NSSI ein höheres Suizidrisiko haben.

Suizidverhalten ist leider ein sehr häufiges psychisches Gesundheitsproblem. Es kommt bei Menschen jeden Alters, aller Geschlechter, Kulturen, Ethnien, religiösen Konfessionen, sexuellen Orientierungen, Berufs-, Einkommens- und Bildungsgruppen vor. Es gibt kein typisches Suizidprofil, obwohl sich unter anderem bei diesen Personengruppen höhere Suizidraten finden: Männer mittleren Alters und ältere Männer, Personen mit anderen psychischen Erkrankungen (einschließlich Depression, Borderline-Persönlichkeitsstörung und bipolarer Störung), Personen mit einer traumatischen Vorgeschichte in der Kindheit oder später und Personen, deren Familienmitglieder durch Suizid gestorben sind.

Häufigkeit von suizidalem Verhalten

Weltweit sterben jährlich über 720.000 Menschen an Suizid, der bei Menschen im Alter von 15 bis 29 Jahren die Haupttodesursache ist. (Siehe auch Word Health Organization: Suicide Fact Sheet.)

Suizid ist ein wichtiges und häufiges Gesundheitsproblem. In den Vereinigten Staaten dachten im Jahr 2023 schätzungsweise 12,8 Millionen Menschen ernsthaft an Suizid, 3,7 Millionen planten einen Suizid, 1,5 Millionen unternahmen Suizidversuche und knapp 50.000 starben durch Suizid. Die Altersgruppen mit den höchsten Suizidraten waren ältere Erwachsene im Alter von 75–84 Jahren sowie 85 Jahren oder älter. Suizid war die elfthäufigste Todesursache für alle Menschen und die zweithäufigste Todesursache für Menschen im Alter von 10 bis 34 Jahren. Die ethnische Gruppe mit der höchsten Suizidrate waren nichthispanische Ureinwohner Amerikas und Ureinwohner Alaskas. Weiße Männer, die etwa ein Drittel der US-amerikanischen Bevölkerung ausmachen, begehen 7 von 10 Suiziden in den Vereinigten Staaten. (Siehe auch Centers for Disease Control and Prevention: Suicide Data and Statistics.)

In allen Altersgruppen sind unter den Personen, die durch Suizid sterben, mehr Männer als Frauen, mit einem Verhältnis von mehr als 2 zu 1. Die Gründe sind nicht bekannt, jedoch können folgende Faktoren eine Rolle spielen:

  • Männer sind tendenziell aggressiver und verüben ihre Suizidversuche mit tödlicheren Methoden.

  • Männer wurden dazu erzogen, ihre Probleme stoisch hinzunehmen und suchen für gewöhnlich seltener Hilfe bei Freunden und/oder bei Gesundheitsfachkräften.

  • Alkoholkonsum und Substanzgebrauchsstörungen, die zu Suizidverhalten beitragen, sind unter Männern häufiger anzutreffen.

  • Bei der Anzahl der Suizide von Männern sind auch Suizide im Militärdienst und unter Militärveteranen berücksichtigt. Beide Gruppen haben einen höheren Anteil von Männern als Frauen.

Wussten Sie ?

  • Bei Männern ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich das Leben nehmen, zweimal so hoch wie bei Frauen.

  • Für jeden, der durch Suizid stirbt, gibt es viele weitere, die an einen Suizid denken oder einen Suizidversuch unternehmen.

Suizidmethoden

Die gewählte Methode hängt oft von kulturellen Faktoren und den Mitteln für eine Selbsttötung ab (zum Beispiel einem Gewehr). Sie kann, muss aber nicht, die Ernsthaftigkeit der Absicht widerspiegeln. Bei manchen Methoden (etwa dem Sturz von einem hohen Gebäude) ist ein Überleben weniger wahrscheinlich, während bei anderen (wie z. B. einer Überdosis von Drogen oder Medikamenten) eine Rettung möglich ist. Erweist sich die gewählte Methode nicht als tödlich, bedeutet dies aber nicht, dass keine ernste Absicht dahinter steckt.

Suizidversuche, bei denen die Person versucht, Suizid zu begehen, aber überlebt, wurden meist mit einer Überdosis von Arzneimitteln und einer Selbstvergiftung begangen. Gewaltmethoden, wie Schießen und Erhängen, sind seltene Suizidversuche, da sie in der Regel zum Tod führen.

In den USA wurden im Jahr 2023 bei etwa 50 Prozent der vollendeten Suizide Waffen eingesetzt. Männer wenden diese Methode häufiger als Frauen an. Die zweithäufigsten Methoden waren Ersticken und Vergiftung.

Es gibt mehrere andere, sehr selten auftretende Formen von Suizid:

  • Massenselbsttötungen

  • Morde/Selbsttötungen

  • Suizidattentate oder sogenannte „Suicide by Cop“ (hier provoziert das Suizidopfer bewusst Polizisten, tödliche Gewalt anzuwenden)

Ursachen für Suizidverhalten

Die Forschung hat gezeigt, dass viele Menschen, die einen Suizid vollenden, zum Zeitpunkt des Todes mehrere Risikofaktoren aufwiesen. Fast 90 Prozent der Menschen, die durch Suizid sterben, leiden zum Zeitpunkt ihres Todes an einer psychischen Erkrankung.

Die häufigste psychische Erkrankung, die zu Suizidverhalten beiträgt, ist Depression.

Depression, einschließlich der Depressionen im Rahmen einer bipolaren Störung ist für mehr als 50 Prozent der Suizidversuche verantwortlich und in noch höherem Maße für vollendete Suizide. Depression kann grundlos auftreten, durch einen kürzlichen Verlust oder ein anderes niederschmetterndes Ereignis, oder aus einer Mischung verschiedener Faktoren entstehen. Bei Menschen mit Depressionen können Eheprobleme oder Probleme mit einer Liebesbeziehung, kürzlich erfolgte Verhaftung oder Gesetzesverstöße, Streit mit den Eltern oder Mobbing (bei Jugendlichen) oder der kürzlich erlittene Verlust einer nahestehenden Person (vor allem bei älteren Menschen) zu einem Suizidversuch führen. Das Suizidrisiko ist höher, wenn Menschen mit Depressionen auch unter starken Angstzuständen, an einem impulsiven Verhalten, Substanzgebrauchsstörungen und Schlafstörungen leiden.

Andere Faktoren, die das Risiko für einen Suizidversuch erhöhen, sind Traumatische Kindheitserfahrungen, insbesondere körperliche und sexuelle Misshandlungen, und soziale Isolation.

Der Konsum von Alkohol kann depressive Stimmungen verstärken, was die Wahrscheinlichkeit eines Suizidverhaltens erhöht. Alkohol verringert zudem die Selbstbeherrschung und erhöht die Impulsivität. Etwa 30 bis 40 Prozent der Menschen, die einen Suizidversuch begehen, trinken vorher Alkohol und etwa die Hälfte davon ist zu diesem Zeitpunkt betrunken. Menschen mit einer Alkoholkrankheit haben jedoch ein erhöhtes Suizidrisiko, selbst wenn sie nüchtern sind.

Beinahe alle anderen psychischen Gesundheitsprobleme tragen bei Betroffenen ebenfalls zu einem höheren Risiko für Suizid bei.

Personen mit Schizophrenie oder anderen psychischen Erkrankungen leiden möglicherweise an Wahnvorstellungen (falschen Überzeugungen), mit denen sie nicht zurechtkommen, oder sie hören Stimmen (akustische Halluzinationen), die ihnen befehlen, sich umzubringen. Auch schizophrene Personen neigen zu Depressionen. Infolgedessen sterben sie mit einer viel höheren Rate durch Suizid als die Allgemeinbevölkerung.

Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung oder antisozialer Persönlichkeitsstörung, besonders Menschen mit impulsivem, aggressivem oder gewalttätigem Verhalten in ihrer Krankheitsgeschichte, tragen ebenfalls ein höheres Suizidrisiko. Menschen mit diesen Persönlichkeitsstörungen können tendenziell schlechter mit Frustration umgehen und neigen dazu, überspitzt auf Stress zu reagieren, manchmal so sehr, dass sie sich oder anderen gegenüber aggressiv werden.

Menschen, bei denen vor Kurzem eine schwere Erkrankung diagnostiziert wurde, können ein erhöhtes Suizidrisiko haben, wie z. B. eine Diagnose von Diabetes, multipler Sklerose, Krebs und Infektionen. Dies kann auf die psychischen Auswirkungen von Behinderungen, Schmerzen oder anderen Stressfaktoren zurückzuführen sein, die mit einem schwerwiegenden medizinischen Problem einhergehen. Auch einige Gesundheitszustände können die Funktionsfähigkeit des Gehirns der Betroffenen direkt beeinflussen und somit das Suizidrisiko erhöhen. Allgemeine gesundheitliche Beschwerden, insbesondere schmerzhafte und chronische Erkrankungen, sind bei älteren Erwachsenen für ca. 20 Prozent der Suizide verantwortlich.

Jede 6. Person, die Suizid begeht, hinterlässt einen Abschiedsbrief, der wichtige Hinweise für den Grund des Suizids liefern kann. Die Gründe dafür sind psychische Erkrankungen, Gefühle der Hoffnungslosigkeit, sich als Last für andere zu empfinden, und die Unfähigkeit, mit verschiedenen Stresssituationen umzugehen.

Risikofaktoren für Suizidverhalten

  • Frühere Suizidversuche oder Suizidpläne

  • Suizid in der Familie

  • Traumatische Kindheitserfahrung, einschließlich körperlichem oder sexuellem Missbrauch

  • Kontakt mit Suizid einer anderen Person

  • Diskriminierung aufgrund von ethnischer oder sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität

  • Opfer von Mobbing sein (zum Beispiel Cyber-Mobbing, soziale Zurückweisung, Diskriminierung, Demütigung, Schändung)

  • Brüche in der bezahlten Beschäftigung (z. B. Arbeitslosigkeit) und Übergangsphasen (z. B. Übergang von der aktiven Militärpflicht zum Veteranenstatus, Ruhestand)

  • Finanzielle Belastung durch wirtschaftliche Rückschläge, Schulden oder unzureichende Anstellung

  • Trauer oder Verlust (z. B. Tod von Familienmitgliedern oder Freunden)

  • Beziehungskonflikte (z. B. Scheidung)

  • Rechtliche Probleme

  • Soziale Isolation

  • Depression (insbesondere, wenn sie von Angstzuständen im Rahmen einer schweren Depression oder bipolaren Störung oder in Zusammenhang mit einem kürzlich erfolgten Krankenhausaufenthalt auftritt), Persönlichkeitsstörungen, Anorexie oder Bulimie (bei Frauen), Schizophrenie, Angststörungen.

  • Medizinische Erkrankungen, insbesondere eine schmerzhafte oder beeinträchtigende oder das Gehirn betreffende Erkrankung

  • Aggressives, impulsives oder feindseliges Verhalten

  • Gefühle der Traurigkeit, Schuld oder Hoffnungslosigkeit (wenn diese andauern)

  • Substanzgebrauchsstörungen oder Alkoholkrankheit, einschließlich Alkohol, Opioide und anderer verschreibungspflichtiger und rezeptfreier Medikamente

Antidepressiva und Suizidrisiko

Die Gefahr eines Suizidversuches ist im Monat vor Beginn einer Behandlung mit Antidepressiva am größten. Während der Behandlung mit Antidepressiva sinkt das Suizidrisiko dann wieder. Allerdings nimmt die Häufigkeit von Suizidgedanken und Suizidverhalten (aber nicht des vollendeten Suizids) manchmal bei Behandlung mit Antidepressiva bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren leicht zu.

Psychische Fachkräfte, Patienten und Familien sollten bedenken, dass Suizid (Gedanken und Vorstellungen über und Beschäftigung mit dem Tod, insbesondere durch Suizid) ein wesentliches Merkmal von Depressionen ist. Behandlungen, die Depressionen lindern, verringern auch das Suizidrisiko.

Wegen der Warnung der öffentlichen Gesundheit über die mögliche Verbindung zwischen Antidepressiva und einem erhöhten Suizidrisiko haben Ärzte damit begonnen, bei Kindern und Jugendlichen immer seltener die Diagnose einer Depression zu stellen und verschreiben ihnen seltener Antidepressiva. Da jedoch weniger Antidepressiva verschrieben wurden, stiegen die Suizidraten bei jungen Menschen vorübergehend an. Weil vor einer Behandlung von Depressionen mit Medikamenten zur Behandlung von Depressionen gewarnt wurde, führten diese Warnungen eventuell zu mehr und nicht weniger Suiziden.

Ärzte ergreifen bei Personen mit Depressionen, die Antidepressiva erhalten, einige Vorsichtsmaßnahmen, um das Risiko für Suizidverhalten wie folgt zu senken:

  • Verabreichung von Antidepressiva in Mengen, die nicht ausreichen, um sich damit umzubringen

  • Vereinbarung häufigerer Besuchstermine zu Beginn der Behandlung

  • Sie warnen die Betroffenen und ihre Familienangehörigen und andere deutlich davor, auf sich verschlimmernde Symptome zu achten: verstärkte Angstgefühle, Erregtheit, Schlaflosigkeit, Unruhe, Reizbarkeit, Wut oder Suizidgedanken, insbesondere in den ersten 2 Wochen nach Beginn der Medikamenteneinnahme.

  • Anweisung an die Patienten, ihre Angehörigen und Partner, umgehend den Arzt zu kontaktieren, der die Antidepressiva verordnet hat, oder anderweitig ärztliche Versorgung in Anspruch zu nehmen, falls sich die Symptome verschlechtern oder es zu Suizidgedanken kommt

Wussten Sie ?

  • dass die Einnahme von Antidepressiva mit einem erhöhten Risiko für Suizidgedanken und -versuche bei Personen unter 24 Jahren in Verbindung gebracht wird, wobei aber eine Depression, die nicht angemessen behandelt wird (medikamentös und/oder psychotherapeutisch), das Risiko für Suizid noch viel stärker erhöhen kann.

  • Das Suizidrisiko kann unter anderem effektiv gesenkt werden, wenn die häusliche Umgebung sicher gestaltet wird. Wenn Feuerwaffen, Medikamente, illegale Drogen und giftige Substanzen außer Reichweite geschafft werden, kann das lebensrettend sein.

Ursachen für Suizid bei Jugendlichen

In den 1990er Jahren verringerten sich die Suizidraten bei Jugendlichen, nachdem sie für mehr als einem Jahrzehnt stetig angestiegen waren, nur um Anfang der 2000er Jahre wieder anzusteigen. Dieser Aufwärtstrend ging mit einem Anstieg der Todesfälle durch Schusswaffen einher. Viele Einflüsse tragen zu diesem Anstieg bei, unter anderem:

Die komplexe Rolle der sozialen Medien beim Suizidrisiko ist noch nicht vollständig geklärt. Sie reicht von möglichen negativen Auswirkungen auf die Stimmung, den Schlaf und Suizidgedanken bis hin zu einer positiven zwischenmenschlichen Verbundenheit bei manchen Menschen, die diese gegebenenfalls vor einem Suizid schützen kann.

Suizidale Ansteckung

Suizidale Ansteckung bezieht sich auf ein Phänomen, bei dem ein Suizid zu weiteren Suiziden innerhalb einer Gemeinschaft, einer Schule oder eines Arbeitsplatzes zu führen scheint. Suizide, die in der Öffentlichkeit breit diskutiert werden, können einen sehr großen Effekt haben. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind besonders anfällig für die Nachahmung eines Suizids. Sie können direkt davon betroffen sein, weil sie jemanden kennen, der einen Suizid versucht oder vollendet hat. Sie können auch indirekt davon betroffen sein, weil die Medien den vollendeten Suizid einer in der Öffentlichkeit gefeierten Person rund um die Uhr auf reißerische Art groß und breit diskutieren. Auf der anderen Seite kann die positive Berichterstattung über einen Suizid durch die Medien das Risiko für eine suizidale Ansteckung unter den empfänglichen Jugendlichen senken. Bei der positiven Berichterstattung wird typischerweise der tragische Verlust eines Mitglieds von einer Gemeinde klar kommuniziert und bringt die Unterstützung der trauernden Gemeinschaft zum Ausdruck. Diese Berichte sollten über die psychischen Probleme im Leben des Verstorbenen schreiben und darauf hinweisen, dass solche Probleme zu keiner Stigmatisierung führen, wenn man sich helfen und behandeln lässt. Eine solche Darstellung von psychischen Gesundheitsproblemen und Suizid kann eine positive Wirkung auf die öffentliche Gesundheit haben und für vulnerable Leser eben gerade nicht nachahmenswert sein.

Die suizidale Ansteckung mag bei schätzungsweise 1 bis 5 Prozent aller Suizide unter Jugendlichen eine Rolle spielen. Die Lehrerschaft in den Schulen, Ärzte und andere führende Personen der Gemeinde können lernen, wie sie die Medien und sozialen Plattformen nutzen, um die Verbreitung von Medienberichten, die zu suizidaler Ansteckung führen, zu unterbinden. Eine sensible Berichterstattung und positive Aufarbeitung des Themas (eine Intervention nach dem Suizid) in Schulen und Arbeitsplätzen sind 2 Strategien zur Vorbeugung weiterer Suizide. 

Behandlung von suizidalem Verhalten

  • Suizidrisikobewertung

  • Sicherheitsplanung

  • Engmaschige Nachbeobachtung und Überwachung

  • Psychotherapie

  • Medikamente

Medizinische Fachkräfte nehmen Suizidverhalten ernst. Der Sicherheits- und Behandlungsplan wird an die jeweilige Situation der Person angepasst und umfasst zumeist ein kurzes Eingreifen.

Wenn sich der Betroffene selbst schwere Verletzungen zufügt, wird die Verletzung untersucht und behandelt, und in der Regel in eine Klinik eingewiesen. Falls der Betroffene eine Überdosis eines möglicherweise tödlichen Medikaments eingenommen hat, werden umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Resorption des Medikaments zu verhindern und die Ausscheidung aus dem Körper zu beschleunigen. Der Betroffene erhält zudem jegliches verfügbare Gegenmittel sowie unterstützende Maßnahmen wie beispielsweise eine Beatmungsmaske.

Nach der ersten Untersuchung werden Personen, die einen Suizidversuch unternommen haben, an einen Psychiater überwiesen. Dieser versucht, die Probleme zu identifizieren, die zu dem Versuch beigetragen haben, und leitet eine geeignete Behandlung in die Wege.

Um die Probleme zu diagnostizieren, unternehmen Psychiater das Folgende:

  • Sie hören sich Geschichte des Betroffenen an und die Vorgänge, die zum Suizidversuch oder zur Krise geführt haben.

  • Sie versuchen zu verstehen, welche der zugrundeliegenden Risikofaktoren für einen Suizid vorliegen, welche besonderen Ereignisse zum Suizidversuch führten, und wo und wie diese auftraten.

  • Sie stellen Fragen zu Symptomen für psychische Gesundheitsprobleme, die das Risiko für Suizidverhalten erhöhen können.

  • Sie fragen, ob der Betroffene wegen einer psychischen Erkrankung in Behandlung ist, auch, ob die Person Medikamente zur Behandlung einnimmt, in Therapie ist oder sich anderen Behandlungen unterzogen hat.

  • Sie beurteilen die geistige Verfassung der Person, suchen nach Anzeichen für eine Depression, Angst, Agitation, Panikattacken, Psychose, schwere Schlafstörungen, andere psychische Erkrankungen und Alkohol- oder Arzneimittel- und Drogenkonsum.

  • Sie führen eine gründliche medizinische und familiäre Anamnese durch.

  • Sie fragen nach persönlichen und familiären Beziehungen sowie sozialen Netzwerken, da sie häufig für den Suizidversuch und die Folgebehandlung relevant sind

  • Sie sprechen mit engen Familienangehörigen und Freunden, und fragen diese nach dem Konsum der betroffenen Person von Alkohol, Marihuana, Schmerzmitteln oder illegalen Drogen.

  • Sie helfen dem Betroffenen dabei, herauszufinden, welche Situationen, Ereignisse, Plätze, Gedanken oder emotionalen Zustände zu den Suizidgedanken führten, und wie er diesen Auslösern entgegenwirken kann.

Da Depressionen das Risiko für suizidales Verhalten erhöhen, werden Personen mit Depressionen engmaschig auf Suizidverhalten und Suizidgedanken überwacht. Für Menschen mit Depressionen kann sich das Suizidrisiko in Phasen einer schwereren Depression und wenn mehrere andere Risikofaktoren ebenfalls vorliegen, erhöhen. Ärzte können eine Depression mit Medikamenten und/oder Psychotherapie wirksam behandeln und damit das Suizidrisiko insgesamt senken.

Das Risiko für einen Suizid schwankt mit der Zeit, wobei das größte akute Risiko von Stunden bis hin zu Tagen anhalten kann. Bei einer Mehrzahl der Suizide waren die Betroffenen vor ihrem Suizid in unterschiedlichen medizinischen Einrichtungen untersucht worden, wobei ihr Suizidrisiko nicht erkannt wurde. Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, dass die öffentliche Gesundheit Strategien zur Senkung des Suizidrisikos für diese Menschen entwickelt. Ärzte sollten zum Beispiel das Folgende tun:

  • Patienten regelmäßig auf Suizidgedanken, Depressionen und andere Symptome von Stress hin untersuchen.

  • Den Betroffenen verständnisvoll, unterstützend und objektiv entgegentreten.

  • Interventionen anbieten, mit denen die Sicherheit der Person gewährleistet werden kann, wie etwa einen Sicherheitsplan und eine Beratung über Tötungsmittel.

  • Mit Familienangehörigen der Person in Verbindung treten.

Andere Maßnahmen, die das Risiko für Suizid bei Personen mit hohem Risiko senken können, sind eine kognitive Verhaltenstherapie, eine dialektische Verhaltenstherapie und einige Formen der Familientherapie, wie z. B. die bindungsorientierte Familientherapie. Personen, die mit einem Suizidrisiko diagnostiziert werden, sollten dazu ermutigt werden, eine dieser Therapien durchzuführen und speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Medikamente zu nehmen. Wie bei jeder anderen Krankheit auch sind die bedarfsweise Anpassung der Behandlung und die Bereitstellung einer Nachsorge wichtige Instrumente zur Optimierung der Behandlung.

quizzes_lightbulb_red
Test your KnowledgeTake a Quiz!