Krebsvorsorge

VonRobert Peter Gale, MD, PhD, DSC(hc), Imperial College London
Überprüft/überarbeitet Okt. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Vorsorgeuntersuchungen (Screening-Tests) dienen der Erkennung der Möglichkeit, dass Krebs vorhanden ist, bevor Symptome auftreten. Sie stellen normalerweise keine endgültige Diagnose dar. Die Ergebnisse müssen durch weitere Untersuchungen bestätigt oder widerlegt werden.

Diagnostische Verfahren werden erst eingesetzt, wenn ein konkreter Krebsverdacht besteht (siehe auch Diagnose von Krebs).

Ärzte bestimmen vor der Durchführung von Vorsorgeuntersuchungen, ob jemand aufgrund seines Alters, seines Geschlechts, der Familiengeschichte, der Vorgeschichte und des Lebensstils besonders gefährdet ist, eine bestimmte Krebsart zu entwickeln. Die American Cancer Society hat Richtlinien für Krebs-Screening-Tests herausgegebenen, die häufig verwendet werden. Andere Gruppen haben auch Richtlinien für Screening-Tests entwickelt. Manchmal variieren die Empfehlungen der verschiedenen Gruppen, abhängig davon, wie die Sachverständigen der jeweiligen Gruppen die Aussagekraft und Relevanz der wissenschaftlichen Beweise einschätzen.

Obwohl Vorsorgeuntersuchungen Leben retten können, können die Ergebnisse falsch positiv oder falsch negativ sein:

  • Falsch positive Ergebnisse: Ergebnisse, die auf einen Krebs hindeuten, wenn die Erkrankung eigentlich nicht vorliegt.

  • Falsch negative Ergebnisse: Ergebnisse, die keinen Hinweis auf einen Krebs aufweisen, wenn die Erkrankung eigentlich vorliegt.

Solche falsch positiven Ergebnisse belasten den Betroffenen unnötig und ziehen weitere Verfahren nach sich, die invasiv oder teuer sind. Falsch negative Ergebnisse können ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln, obwohl eine Krebserkrankung vorliegt. Aus diesen Gründen gibt es nur wenige Screening-Tests, die als zuverlässig genug gelten, damit Ärzte sie routinemäßig anwenden.

Bei Frauen sind der Abstrich nach Papanicolaou (Pap-Test) und Tests auf Hochrisiko-HPV(humanes Papillomavirus)-Subtypen zur Erkennung von Gebärmutterhalskrebs sowie die Mammografie zur Erkennung von Brustkrebs häufig verwendete Vorsorgeuntersuchungen. Beide Verfahren haben dazu beigetragen, die Zahl der Todesfälle infolge dieser Krebsarten zu senken.

Bei Männern wird die Konzentration des prostataspezifischen Antigens (PSA) bei einem Bluttest bestimmt, um Prostatakrebs festzustellen. Männer mit Prostatakrebs weisen erhöhte PSA-Spiegel auf, die Konzentration ist jedoch auch bei Männern mit einer gutartigen (benignen) Vergrößerung der Prostata erhöht. Daher ist das wichtigste Gegenargument für Screening-Tests die große Anzahl falschpositiver Ergebnisse, die gewöhnlich invasivere Testverfahren nach sich ziehen, wie zum Beispiel eine Prostatabiopsie. Und Ärzte wissen nun, dass nicht alle bei der Biopsie festgestellten Prostatakarzinome in der Zukunft Probleme verursachen. Ob der PSA-Test als Routineuntersuchung auf Prostatakrebs eingeführt werden sollte, ist daher strittig und es gibt unterschiedliche Empfehlungen von verschiedenen Gruppen. Männer sollten den PSA-Test mit ihrem Arzt besprechen.

Zur Vorsorgeuntersuchung auf Darmkrebs können mehrere Untersuchungen verwendet werden. Betroffene sollten mit ihrem Arzt besprechen, welche Untersuchung durchgeführt werden soll. Eine verbreitete Vorsorgeuntersuchung für Darmkrebs beinhaltet die Untersuchung des Stuhls auf Blut, das mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist (okkultes Blut). Okkultes Blut im Stuhl deutet darauf hin, dass mit dem Verdauungstrakt etwas nicht in Ordnung ist. Die Ursache kann eine Krebserkrankung sein, doch es gibt zahlreiche andere Krankheiten, wie Geschwüre, Hämorrhoiden, Divertikulose (kleine Aussackungen der Darmwand), bei denen kleine Blutmengen in den Stuhl gelangen. Die Einnahme von Aspirin oder einem anderen nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und sogar der Verzehr von rotem Fleisch können den Test vorübergehend positiv erscheinen lassen. Im Rahmen einer weiteren Untersuchung wird Stuhl auf auffällige DNA untersucht, die vom Darmkrebs kommt. Für die Dickdarmkrebsvorsorge werden häufig ambulante Verfahren wie Sigmoidoskopie, Koloskopie und eine besondere Art der Computertomografie (CT) des Dickdarms (CT-Koloskopie) angewendet.

Personen, die aktuell Zigaretten rauchen oder innerhalb der letzten 15 Jahre geraucht haben, steht eine Lungenkrebsvorsorgeuntersuchung mittels CT der Lunge zur Verfügung. Die Risiken und den Nutzen von Lungenkrebsvorsorgeuntersuchungen sollten mit einem Arzt besprochen werden.

Manchmal wurde eine routinemäßige Selbstuntersuchung auf Krebssymptome empfohlen. Mit Ausnahme von möglicherweise Hodenkrebs haben sich Voruntersuchungen für Zuhause mit Selbstuntersuchung jedoch bei der Erkennung von Krebserkrankungen nicht als wirksam erwiesen. Auch wenn Menschen zuhause Untersuchungen durchführen, ist es dennoch wichtig, Empfehlungen für Vorsorgeuntersuchungen zu befolgen.

Manche Vorsorgeuntersuchungen können zuhause durchgeführt werden, wie z. B. den Stuhl auf Blut untersuchen, indem man eine kleine Menge Stuhl auf eine spezielle Karte legt und diese zur Verarbeitung an ein Labor schickt. Auf ein auffälliges Ergebnis sollte ein Besuch beim Arzt zur Bestätigung dieses Ergebnisses folgen.

Tumormarker sind Substanzen, die von bestimmten Tumoren in den Blutkreislauf abgegeben werden. Früher hat man geglaubt, dass die Messung dieser Markerwerte ein ausgezeichneter Weg wäre, um asymptomatische Menschen auf Krebs zu untersuchen. Allerdings findet man diese Tumormarker häufig in einem gewissen Ausmaß auch im Blut von Menschen, die nicht an Krebs erkrankt sind. Tumormarker deuten also nicht unbedingt auf eine Krebserkrankung hin und Tumormarker spielen eine sehr begrenzte Rolle bei der Krebsvorsorge.

Tabelle

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. American Cancer Society: Empfehlungen zur Krebsvorsorge