Nekrotisierende Hautinfektionen

(nekrotisierende Zellulitis; nekrotisierende Fasziitis)

VonWingfield E. Rehmus, MD, MPH, University of British Columbia
Überprüft/überarbeitet Juni 2023
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Nekrotisierende Hautinfektionen, einschließlich nekrotisierender Zellulitis und nekrotisierender Fasziitis, sind schwere Formen der Zellulitis. Diese Infektionen führen dazu, dass infizierte Haut und Gewebe absterben (Nekrose).

  • Die infizierte Haut ist rot, fühlt sich warm an und ist geschwollen, und es können sich Gasbläschen unter der Haut bilden.

  • Die Person leidet in der Regel unter heftigen Schmerzen, fühlt sich sehr krank und hat hohes Fieber.

  • Die Diagnose basiert auf der ärztlichen Untersuchung, Röntgenaufnahmen und Laboruntersuchungen.

  • Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählt das Entfernen von abgestorbener Haut und Gewebe, wozu mitunter weitreichende Operationen notwendig sind, sowie die intravenöse Verabreichung von Antibiotika.

(Siehe auch Bakterielle Hautinfektionen – ein Überblick.)

Die meisten Hautinfektionen zerstören Haut und umliegendes Gewebe nicht. Manchmal kann es jedoch sein, dass durch eine bakterielle Infektion in der infizierten Region kleine Blutgefäße verstopfen. Diese Verstopfung führt dazu, dass die von ihnen versorgten Hautbereiche aufgrund der mangelnden Durchblutung absterben. Abgestorbenes Gewebe wird als nekrotisch bezeichnet. Da nun Immunabwehrkomponenten (wie weiße Blutkörperchen und Antikörper), die durch den Blutkreislauf transportiert werden, diesen Hautbereich nicht mehr erreichen, breitet sich die Infektion rasch aus und könnte nur schwer unter Kontrolle gehalten werden. Der Betroffene kann auch bei entsprechender Behandlung versterben.

Einige nekrotisierende Hautinfektionen breiten sich tief unter die Haut entlang der Oberfläche des Bindegewebes aus, das die Muskeln (Faszien) bedeckt. Diese werden nekrotisierende Fasziitis genannt. Andere nekrotisierende Hautinfektionen breiten sich in den äußeren Hautschichten aus. Diese werden nekrotisierende Zellulitis genannt. Zahlreiche unterschiedliche Bakterien wie Streptokokken und Clostridien können nekrotisierende Hautinfektionen verursachen, doch bei vielen wird die Infektion durch eine Kombination verschiedener Bakterien hervorgerufen. Insbesondere die durch Streptokokken verursachte nekrotisierende Hautinfektion wird in allgemeinen Medien als „fleischfressende Krankheit“ bezeichnet, sie unterscheidet sich aber nur wenig von den anderen Infektionen. Gasbrand (auch Clostridien-Zellulitis genannt) ist eine Form der nekrotisierenden Hautinfektion, die den Muskel und das umliegende Gewebe betrifft und typischerweise durch Clostridien verursacht wird.

Einige nekrotisierende Hautinfektionen beginnen an kleinen Wunden oder Rissen, insbesondere dann, wenn diese verunreinigt sind. Andere entstehen in Operationswunden oder sogar in gesunder Haut. Manche Menschen mit Divertikulitis, Darmperforationen und -tumoren entwickeln nekrotisierende Infektionen in Bauchwand, Genital- und Hüftbereich. Zu diesen Infektionen kommt es, wenn sich gewisse Bakterien aus dem Darm auf der Haut ausbreiten. Sie rufen unter Umständen zunächst einen Abszess (eine Eitertasche) in der Bauchhöhle hervor und breiten sich dann direkt auf der Hautoberfläche aus oder gelangen mit dem Blut in die Haut und andere Organe. Menschen mit Diabetes sind besonders anfällig für nekrotisierende Hautinfektionen.

Symptome von nekrotisierenden Hautinfektionen

Die Symptome von nekrotisierenden Hautinfektionen beginnen oftmals wie die einer gewöhnlichen Hautinfektion (Zellulitis). Die Haut sieht zunächst blass aus, rötet sich dann oder verfärbt sich bräunlich und wird geschwollen. Es kommt zu starken Schmerzen.

Später verfärbt sich die Haut violett, oftmals einhergehend mit der Bildung großer mit Flüssigkeit gefüllter Blasen (Bullae). Die Flüssigkeit in diesen Blasen ist braun, wässrig und manchmal übel riechend. Abgestorbene Hautbereiche (Gangrän) werden schwarz.

Einige Formen von nekrotisierender Hautinfektion, einschließlich der durch Clostridien und gemischten Bakterien hervorgerufenen Infektionen, bilden Gase. Das Gas führt zu Bläschen unter der Haut und manchmal in den Bullae selbst, wodurch sich die Haut knisternd anfühlen kann, wenn man auf sie drückt. Anfangs schmerzen die infizierten Bereiche, doch wenn die Haut abstirbt, hören die Nerven auf, ihre Funktion zu erfüllen, und das Gefühl in diesem Bereich geht verloren. Die Muskeln können betroffen sein, wenn sich die Infektion verschlimmert.

Der Betroffene fühlt sich in der Regel sehr krank, hat hohes Fieber, einen schnellen Puls und leidet an geistigem Verfall, der von Verwirrtheit bis Bewusstlosigkeit reicht. Aufgrund der von den Bakterien ausgeschiedenen Toxine und der Reaktion des Körpers auf die Infektion kann der Blutdruck rapide fallen (septischer Schock). Es kann zu einem toxischen Schock-Syndrom kommen.

Nekrotisierende Fasziitis
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Auf diesem Foto ist eine lebensbedrohliche Hautinfektion am unteren Rücken zu sehen, die durch Streptokokken verursacht wird.
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Diagnose von nekrotisierenden Hautinfektionen

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Laboruntersuchungen

Diagnostiziert wird eine nekrotisierende Hautinfektion anhand ihres Aussehens; besonders die Gasblasen unter der Haut sind ein typisches Zeichen. Durch Röntgen kann das Gas unter der Haut ebenfalls nachgewiesen werden.

Eine Blutuntersuchung zeigt gewöhnlich eine erhöhte Zahl von weißen Blutkörperchen, die die Infektion bekämpfen (Leukozytose). Die Infektion auslösende Bakterien lassen sich anhand einer Laboranalyse von Blut- und Gewebeproben (Kultur) bestimmen. Die Behandlung wird jedoch begonnen, bevor die Ergebnisse der Laboruntersuchungen vorliegen.

Behandlung von nekrotisierenden Hautinfektionen

  • Operative Entfernung von totem Gewebe

  • Antibiotika

  • Amputation, falls notwendig

Zur Behandlung einer nekrotisierenden Fasziitis und eines Gasbrands wird das tote Gewebe entfernt und es werden Antibiotika in eine Vene (intravenös) verabreicht. Oft müssen Haut, Gewebe und Muskeln großflächig entfernt werden und manchmal muss ein geschädigter Arm oder Bein abgenommen (amputiert) werden.

Nach einer Operation kann es sein, dass der Patient große Mengen intravenöser Flüssigkeit benötigt.

Wenn sich ein toxisches Schocksyndrom entwickelt, kann intravenös Immunglobulin verabreicht werden.

Prognose bei nekrotisierenden Hautinfektionen

Etwa 20 bis 30 Prozent der behandelten Personen versterben. Ohne Behandlung die meisten Menschen.

Bei älteren Erwachsenen, Menschen mit anderen medizinischen Leiden und solchen, bei denen die Infektion ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat, ist die Prognose schlechter. Eine Verzögerung der Diagnose und der Behandlung und eine unzureichende operative Entfernung des toten Gewebes verschlechtert die Prognose ebenfalls.