Mekoniumileus

VonWilliam J. Cochran, MD, Geisinger Clinic
Überprüft/überarbeitet Aug. 2021
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Im Dünndarm kann ein Kindspech-Darmverschluss durch zähflüssige Darminhalte (Mekonium) entstehen, normalerweise aufgrund einer Mukoviszidose.

  • Die Ursache für Mekoniumileus ist im Normalfall eine Mukoviszidose.

  • Typischerweise erbrechen betroffene Säuglinge, haben einen dicken Bauch und keinen Stuhlgang in den ersten Lebenstagen.

  • Die Diagnose gründet auf den Symptomen und auf Röntgenaufnahmen.

  • Die Blockade wird mit Einläufen und/oder operativ behandelt.

Die erste Darmentleerung des Neugeborenen ist eine klebrige, grünschwarze Substanz, das Kindspech (Mekonium). Neugeborene scheiden das Mekonium nahezu immer in den ersten 24 Stunden ihres Lebens aus. Wenn das Mekonium ungewöhnlich dick oder klebrig ist, kann es das Ende des Dünndarms blockieren, das Ileus genannt wird. Diese Blockade wird Mekoniumileus genannt. Über der Blockade ist der Dünndarm vergrößert (erweitert) und zeigt sich als angeschwollener Bauch (Distension). Unter der Blockade ist der Dickdarm (Kolon) eng (Mikrokolon genannt), weil dort nichts ankommt.

Ursachen für ein Mekonium ileus

Mekoniumileus ist meistens ein frühes Anzeichen für eine Mukoviszidose. Mukoviszidose, eine Erbkrankheit, führt dazu, dass die Darmsekrete zu dick und klebrig werden. Diese Sekrete kleben dann an der Schleimhaut des Dünndarms und verstopfen ihn. Die extrem klebrigen Sekrete sind bei 10 bis 20 Prozent der Kinder mit Mukoviszidose die ersten Anzeichen für die Erkrankung. Neugeborene mit Mekoniumileus entwickeln später nahezu immer auch andere Symptome der Mukoviszidose. Das Mekoniumpfropfsyndrom ähnelt dem Mekoniumileus, mit der Ausnahme, dass hier der Dickdarm durch das Mekonium verstopft ist.

Komplikationen bei Mekoniumileus

Mekoniumileus wird manchmal verkompliziert durch:

  • Riss im Dünndarm

  • Verdrehung des Darms in sich selbst

Der Dünndarm kann reißen, weil er sehr gedehnt wird oder, weil der erweiterte Dünndarm sich verdreht hat (Volvulus), wodurch die Blutversorgung des Darms blockiert wird. Eine Darmperforation ist eine gefährliche Komplikation, bei der Mekonium in den Bauchraum gelangt. Wenn die Perforation vor der Geburt eintritt, kann der betroffene Teil des Dünndarms verkleinert und eng sein (Darmatresie) und nach der Geburt eine Operation erforderlich machen. Wenn die Perforation nach der Geburt eintritt, kann das ausgelaufene Mekonium eine Entzündung und Infektion (Bauchfellentzündung) hervorrufen, die zum Schock oder Tod führen kann.

Symptome eines Mekonium ileus

Jedes Neugeborene sollte sein Kindspech innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach der Geburt abgegeben haben. Neugeborene mit Mekoniumileus scheiden das Mekonium in diesem Zeitraum nicht aus und haben auch Symptome eines Darmverschlusses, mit Erbrechen und aufgetriebenem Bauch. Ein Arzt kann gegebenenfalls die erweiterten Dünndarmschlingen durch die Bauchwand fühlen.

Diagnose eines Mekonium ileus

  • Vor der Geburt: pränatale bildgebende Verfahren

  • Nach der Geburt: Symptome eines Darmverschlusses

  • Röntgenaufnahmen des Bauches

  • Kontrastmittel-Einlauf

Wenn Ärzte einen pränatalen Ultraschall durchführen, sehen sie manchmal Anzeichen für einen blockierten Darm des Fötus.

Oft wird die Diagnose jedoch nach der Geburt vermutet, wenn das Neugeborene Symptome von Darmverschluss zeigt. Die Ärzte gehen von einem Mekoniumileus aus, wenn bei dem Neugeborenen eine Familiengeschichte mit Mukoviszidose vorliegt oder routinemäßige Neugeborenen-Screenings für Mukoviszidose positiv zurückkommen. Wenn Ärzte einen Mekoniumileus vermuten, erstellen sie Röntgenaufnahmen des Bauchs, die vergrößerte Dünndarmschlingen zeigen. Ebenso kann eine Röntgenuntersuchung nach einem Einlauf mit einem auf Röntgenaufnahmen sichtbaren Farbstoff (röntgendichten Kontrastmittels) durchgeführt werden. Der Einlauf zeigt, dass sich der Dickdarm hinter der Verstopfung verengt (Mikrokolon genannt) und dass eine Verstopfung zum Ende des Dünndarms hin vorliegt.

Neugeborene mit Mekoniumileus werden auf Mukoviszidose getestet.

Behandlung eines Mekonium ileus

  • Einlauf

  • Manchmal operative Eingriffe

Wenn bei Säuglingen eine Perforation oder Darmverschlingung diagnostiziert wird, ist eine Notoperation erforderlich.

Wenn keine Perforation oder Verschlingung vorliegt, versuchen die Ärzte die Mekonium-Blockade mit einem Einlauf auszuwaschen. Der Einlauf kann N-Acetylcystein enthalten, ein Medikament, welches das dicke Mekonium zersetzt und weich macht, damit es durch den Darm und Enddarm ausgeschieden werden kann. Gelingt es den Ärzten mit dem Einlauf nicht, den Verschluss zu öffnen, müssen sie den Darm operativ öffnen und das Mekonium entfernen. Normalerweise vernäht der Operateur die offenen Enden des Darms mit einer Öffnung in der Bauchdecke (Ileostomie). Sie führen weitere Einläufe in den offene Darmenden durch, bis das Mekonium vollständig entfernt ist. Später verbinden die Ärzte in einer weiteren Operation die Darmenden wieder.

Nachdem die Blockade aufgelöst wurde und der Stuhl durch den Bereich läuft, weitet sich der verengte Dickdarm schließlich bis zu seinem normalen Umfang.