(Siehe auch Übersicht und Abklärung von Erkrankungen der Hand.)
Das Karpaltunnelsyndrom ist sehr häufig und betrifft v. a. Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Zu den Hauptrisikofaktoren zählen eine RA oder andere Handgelenkarthritiden (das Karpaltunnelsyndrom kann hier der Erstbefund sein), außerdem Diabetes mellitus, Hypothyreose, Akromegalie, primäre oder dialyseassoziierte Amyloidose sowie ein durch Schwangerschaft induziertes Ödem im Karpaltunnel. Tätigkeiten, die eine intensive und wiederholte Beugung und Streckung im Handgelenk erfordern, begünstigen selten das Auftreten. In den meisten Fällen tritt das Karpaltunnelsyndrom idiopathisch auf.
Symptome und Beschwerden
Zu den Symptomen des Karpaltunnelsyndroms gehören Schmerzen in der Hand und im Handgelenk in Verbindung mit Kribbeln und Taubheit sind klassischerweise entlang dem N. medianus lokalisiert, v. a. palmar in den Fingern I bis III und der radialen Seite des Ringfingers, können aber im Extremfall die ganze Hand betreffen. Typischerweise wacht der Patient nachts mit brennenden oder bohrenden Schmerzen, Kribbeln und Taubheit auf, durch Schütteln der Hand wird eine Linderung und ein Nachlassen der Taubheit erreicht. Im Spätstadium entstehen eine Thenaratrophie und Schwäche beim Greifen und Abduktion im Daumen.
Diagnose
Die Diagnose des Karpaltunnelsyndroms wird durch ein positives Tinel-Zeichen bestätigt, bei dem die Symptomatik durch Druck auf den N. medianus im Bereich des Karpaltunnels reproduziert wird. Die Reproduktion des Kribbelns bei Handgelenkflexion (Phalen-Zeichen) oder bei direktem Druck auf den Nerv am Handgelenk in neutraler Position (medianer Nervenkompressionstest) ist ebenfalls verdächtig. Der mediane Nervenkompressionstest ist positiv, wenn sich die Symptome innerhalb von 30 s entwickeln. Die Abgrenzung zu anderen Typen von peripheren Neuropathien kann aber manchmal schwierig sein.
Bei schwerer Symptomatik oder unsicherer Diagnose sollte an dem betroffenen Arm eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit erfolgen, um die Diagnose zu stellen und eine proximale Neuropathie auszuschließen.
Therapie
Verbesserungen am Arbeitsplatz wie Änderungen der Computer-Tastatur oder andere ergonomische Korrekturen können manchmal für Linderung sorgen. Ansonsten beinhaltet die Therapie des Karpaltunnelsyndroms die Anwendung einer leichten Handgelenkschiene (s. Neutral Handgelenkschiene.), v. a. in der Nacht in Kombination mit milden Analgetika (z. B. Paracetamol oder NSAR).
Die Behandlung von Grunderkrankungen (z. B. Diabetes, rheumatoide Arthritis, Hypothyreose) kann die Symptome lindern.
Bei nicht ausreichendem Erfolg kann ein Versuch mit einer kombinierten Injektion aus Kortikosteroid und Anästhetikum (z. B. 1,5 ml einer Lösung von 4 mg/ml Dexamethason gemischt mit 1,5 ml Lidocain 1%) in den Karpaltunnel gemacht werden, die Injektion erfolgt ulnar neben der Palmaris-longus-Sehne und proximal der distalen Handgelenkfalte.
Wenn lästige Symptome persistieren oder wiederkommen oder wenn sich eine Schwäche der Hand und eine Thenaratrophie entwickeln, sollte der Karpaltunnel offen oder endoskopisch chirurgisch dekomprimiert werden.
Wichtige Punkte
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Obwohl für das Karpaltunnelsyndrom viele Risikofaktoren bestehen, sind die meisten Fälle idiopathisch.
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Typische Symptome sind Schmerzen an Handgelenk und Hand zusammen mit Kribbeln und Taubheitsgefühl entlang der palmaren Seite des Daumens, der Zeige- und Mittelfinger und der radialen Hälfte der Ringfinger.
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Eine Reproduktion der Symptome durch Beugung des Handgelenks oder durch Druck über dem medianen Nerv kann hilfreiche diagnostische Hinweise geben.
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Die Behandlung besteht zunächst in ergonomischen Korrekturen, dann in einem Versuch mit Schienung und Analgetika, Kortikosteroidinjektion und bei Schwäche, Muskelabbau und/oder schweren therapierefraktären Symptomen in chirurgischer Dekompression.