Rückfallfieber

(Zeckenfieber; wiederkehrendes Fieber; Rekurrensfieber)

VonLarry M. Bush, MD, FACP, Charles E. Schmidt College of Medicine, Florida Atlantic University
Überprüft/überarbeitet Nov. 2022
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Rückfallfieber ist eine Infektion, die durch bestimmte Borrelia-Arten, spiralförmige Bakterien aus der Klasse der Spirochäten, verursacht wird (siehe Abbildung ).

  • Menschen infizieren sich, wenn sie von einer infizierten Zecke gebissen werden oder mit einer infizierten Laus in Kontakt kommen.

  • Die Patienten entwickeln plötzlich Schüttelfrost und leiden anschließend unter hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Erbrechen, Muskel- und Gelenkschmerzen und mitunter unter einem Ausschlag.

  • Die Symptome verschwinden wieder, kommen aber mehrmals zurück (d. h., es kommt zu Rückfällen).

  • Der Nachweis der Bakterien in einer Blutprobe bestätigt die Diagnose.

  • Normalerweise sind Antibiotika wirksam.

(Siehe auch Übersicht über Bakterien.)

Mehrere Arten von Borrelia-Bakterien lösen Rückfallfieber aus. Eine andere Borrelia-Art ist Erreger der Lyme-Borreliose.

Rückfallfieber wird durch Lederzecken, Schildzecken und Körperläuse übertragen.

Schwangere Frauen mit Rückfallfieber können die Borrelia-Bakterien an ihr ungeborenes Kind weitergeben oder eine Fehlgeburt erleiden. Borrelia-Bakterien können in seltenen Fällen auch bei einer Bluttransfusion übertragen werden.

Durch Zecken verursachtes Rückfallfieber (Zeckenrückfallfieber)

Eine Lederzecke infiziert sich, wenn sie sich mit dem Blut von Nagetieren (wie z. B. Streifenhörnchen und Eichhörnchen) vollsaugt, die Träger einer Art von Borrelia-Bakterien sind. Die Zecke verbreitet die Bakterien mit ihrem Biss auf den Menschen.

Durch Lederzecken verursachtes Zeckenrückfallfieber kommt auf dem amerikanischen Kontinent, in Afrika, Asien und in Europa vor. In den USA tritt die Krankheit vor allem in den westlichen Bundesstaaten zwischen Mai und September gehäuft auf. Bei Übernachtungen in Berghütten, die von Nagetieren besiedelt sind, kommt es mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu Bissen durch infizierte Zecken. Weil die Zecken jedoch nachts Blut saugen und nach relativ kurzer Zeit wieder abfallen, bleibt der Zeckenbiss für die Betroffenen häufig unbemerkt. Auch Höhlenwanderer tragen ein Infektionsrisiko.

Lederzecken, die Rückfallfieber übertragen
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Verschiedene Arten von Lederzecken übertragen das durch Zecken übertragene Rückfallfieber. Auf diesem Bild ist eine Art von Lederzecken zu sehen, die zur Gattung Ornithodoros gehört.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Jim Occi, BugPics, Bugwood.org.

Bei den Schildzecken, die das Rückfallfieber übertragen, handelt es sich um dieselben Zecken, die auch die Lyme-Borreliose übertragen. Daher tritt das durch Schildzecken verursachte Rückfallfieber in den Vereinigten Staaten an denselben Orten auf, wo auch die Lyme-Borreliose vorkommt – dem Nordosten und den oberen Gebieten des Mittleren Westens. Wenn diese Zecken das Rückfallfieber übertragen, können sie auch die Lyme-Borreliose übertragen, sodass Betroffene gleichzeitig mehrere Infektionen aufweisen können.

Die Zecken infizieren sich, wenn sie das Blut von Nagetieren (z. B. der Weißfußmaus) trinken, die eine Spezies von Borrelia-Bakterien in sich tragen. Die Zecke verbreitet die Bakterien mit ihrem Biss auf den Menschen.

Menschen, die in Waldregionen leben oder durch hohes Gras oder Waldgebiete gehen, haben ein größeres Risiko von infizierten Zecken gebissen zu werden.

Hirschzecke
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Auf diesem Foto ist eine erwachsene Hirschzecke zu sehen (Ixodes scapularis), die Anaplasmose verursachende Bakterien, Lyme-Borreliose verursachende Bakterien sowie Babesiose verursachende Protozoen überträgt.
Bild mit freundlicher Genehmigung von James Gathany über die Public Health Image Library der Centers for Disease Control and Prevention.

Wussten Sie ...

Lederzecken unterscheiden sich von Schildzecken (wie etwa Hundezecken oder Rehzecken) durch folgende Eigenschaften:

  • Lederzecken beißen sich nur kurze Zeit, meistens weniger als eine halbe Stunde, an der Haut fest.

  • Lederzecken warten auf ihre Beute nicht in hohem Gras oder Gebüsch. Sie leben stattdessen im Bau von Nagetieren und ernähren sich nach Bedarf von den Tieren, wenn diese schlafen.

Durch Läuse verursachtes Rückfallfieber (Läuserückfallfieber)

Für das durch Läuse übertragene Rückfallfieber sind infizierte Körperläuse verantwortlich. Die Laus infiziert sich, wenn sie einen menschlichen Wirt sticht, der bereits mit einer Art von Borrelia infiziert ist. Die Laus überträgt die Bakterien auf andere Personen, wenn sie zerquetscht wird. Die Borrelia-Bakterien werden dann auf der Haut der betroffenen Person freigesetzt. Sobald sie freigesetzt sind, können die Bakterien in den Körper der Person eindringen, was normalerweise durch eine Biss- oder Schürfwunde erfolgt. Unversehrte Läuse übertragen die Infektion nicht.

Dieses Fieber ist in den USA selten und kommt hauptsächlich in den höher gelegenen Regionen Zentral- und Ostafrikas und in den südamerikanischen Andenregionen vor. Läuserückfallfieber kommt auch in Europa unter afrikanischen Flüchtlingen vor. Dieses Fieber tritt tendenziell als Epidemie auf, vor allem in Kriegsgebieten und Flüchtlingslagern. Der Läusebefall ist in der Regel gut zu erkennen.

Läuse, die Rückfallfieber übertragen
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Läuserückfallfieber wird von Borrelia-Bakterien verursacht, die von der Körperlaus von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Bild mit freundlicher Genehmigung der Weltgesundheitsorganisation und der Public Health Image Library der Centers for Disease Control and Prevention.

Symptome des Rückfallfiebers

Patienten mit Rückfallfieber entwickeln plötzlich Schüttelfrost und leiden anschließend unter hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Erbrechen, Muskel- und Gelenkschmerzen. Ein dicker, schwarzer, verkrusteter Schorf kann an der Stelle des Zeckenbisses entstehen. Manchmal entwickelt sich ein rötlicher Ausschlag am Rumpf und den Gliedmaßen und eine Rötung der Augen. Einige Betroffene fallen in ein Delir.

Nach einigen Tagen klingt das Fieber abrupt ab und die Patienten erholen sich wieder. Meist treten jedoch sowohl das Fieber als auch die anderen Symptome bis zu 30-mal in Abständen von etwa einer Woche immer wieder auf (Rückfälle) und klingen dazwischen ab. Diese Episoden werden von Mal zu Mal schwächer, und die Patienten erholen sich schließlich vollständig, weil sie gegen die Krankheit immun werden.

In späteren Krankheitsphasen können weitere Symptome auftreten. Dazu zählen Gelbsucht (eine gelbliche Verfärbung der Haut und des Augenweißes), eine Vergrößerung von Leber und Milz, eine Entzündung des Herzgewebes (Myokarditis) und Herzinsuffizienz. Diese Symptome treten bei Patienten mit Läuserückfallfieber häufiger auf.

Auch Augen, Hirn und Rückenmark können infiziert sein. So kann es beispielsweise zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung) kommen. Diese Komplikationen treten bei Patienten mit Zeckenrückfallfieber häufiger auf.

Diagnose des Rückfallfiebers

  • Untersuchung einer Blutprobe

Der Verdacht auf Rückfallfieber besteht, wenn Patienten wiederholt Fieber bekommen, insbesondere, wenn sie angeben, in einer Höhle oder einer Berghütte übernachtet zu haben.

Zur Diagnose von Rückfallfieber wird eine Blutprobe genommen und im Mikroskop auf Vorhandensein von Borrelia-Bakterien untersucht. Hilfreich kann auch die Messung von Antikörpern gegen die Borrelia-Bakterien sein, die das Rückfallfieber auslösen. Diese Messung erfolgt kurz nach der Diagnose der Infektion und nochmals einige Wochen nach der Genesung der Betroffenen. Eine erhöhte Anzahl von Antikörpern gegen Borrelia nach der Genesung zeigt, dass Borrelia die Ursache war.

Manchmal wird eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) durchgeführt, um Erbgut der Bakterien nachzuweisen.

Prognose bei Rückfallfieber

Die meisten Betroffenen erholen sich wieder, es gibt jedoch auch Todesfälle. Todesfälle sind bei sehr kleinen Kindern, schwangeren Frauen, älteren, unterernährten oder entkräfteten Personen sowie jenen, die sich während einer Epidemie des Läuserückfallfiebers infiziert haben, eher zu erwarten.

Bei Läuserückfallfieber tritt der Tod bei 10 bis 40 Prozent der unbehandelten Patienten und bei 2 bis 5 Prozent der behandelten Patienten auf.

Bei von Zecken übertragenem Rückfallfieber ist die Prognose besser. Der Tod tritt bei weniger als 10 Prozent der unbehandelten Patienten und bei weniger als 2 Prozent der behandelten Patienten auf.

Behandlung des Rückfallfiebers

  • Antibiotika

Meistens sind Antibiotika wie Tetracyclin, Doxycyclin oder Erythromycin wirksam.

Innerhalb von zwei Stunden nach der ersten Dosis Antibiotika kann eine unangenehme Reaktion (sogenannte Jarisch-Herxheimer-Reaktion) mit Schweißausbruch, Schüttelfrost, Fieber und Blutdruckabfall auftreten. Zur Abschwächung der Schwere dieser Reaktion kann den Patienten vor und nach der ersten Dosis des Antibiotikums Paracetamol gegeben werden. Dabei handelt es sich nicht um eine allergische Reaktion auf das Antibiotikum.

Wenn die Patienten aufgrund des Erbrechens an Dehydratation oder einem Elektrolytungleichgewicht leiden, werden ihnen intravenös Flüssigkeiten verabreicht. Paracetamol mit Oxycodon oder Hydrocodon kann zur Linderung schwerer Kopfschmerzen verabreicht werden, und Prochlorperazin kann Übelkeit und Erbrechen lindern.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Rückfallfieber: Informationen zum Rückfallfieber, einschließlich Links zur Übertragung und den Symptomen