Herz-Lungen-Transplantation

VonMartin Hertl, MD, PhD, Rush University Medical Center
Überprüft/überarbeitet Aug. 2022
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Unter einer Lungentransplantation versteht man die Entnahme einer gesunden Lunge oder eines Teils der Lunge einer lebenden Person während einer Operation und die Einpflanzung dieser bzw. eines Teils dieser in den Körper der Person, deren Lungen nicht mehr funktionieren. Unter einer Herz-Lungen-Transplantation versteht man die Entnahme des Herzens und der Lungen eines vor Kurzem verstorbenen Spenders während einer Operation und die Einpflanzung dieser in den Körper einer Person, deren Herz und Lungen nicht mehr funktionieren.

(Siehe auch Übersicht über die Transplantation und Herztransplantation.)

Eine Lungentransplantation erfolgt bei Patienten mit einer funktionsuntüchtigen Lunge. Die meisten der Empfänger leiden unter folgenden Erkrankungen:

Einer oder beide Lungenflügel können transplantiert werden. Hat die Lungenerkrankung darüber hinaus auch das Herz geschädigt, so können zeitgleich eine oder beide Lungenflügel und ein Herz transplantiert werden. Einzel- und Doppel-Lungen-Transplantationen sind etwa gleich häufig vertreten und werden mindestens achtmal häufiger als Herz-Lungen-Transplantationen durchgeführt.

Da die Lagerung der Lunge für eine Transplantation schwierig ist, muss eine Lungentransplantation so schnell wie möglich nach dem Erhalt des Organs durchgeführt werden.

Der Prozentsatz von Personen, die nach einer Lungentransplantation überleben, beträgt:

  • nach 1 Jahr: über 80 Prozent

  • nach 5 Jahren: über 50 Prozent

Eine Herz-Lungen-Transplantation wird in folgenden Fällen durchgeführt:

  • Bestimmte angeborene Herzfehler (z. B. Eisenmenger-Syndrom)

  • Eine schwere Lungenerkrankung, die auch Herzschäden verursacht hat

Sowohl Spender als auch Empfänger unterziehen sich einer Voruntersuchung (Screening) vor der eigentlichen Transplantation. Diese Voruntersuchung wird durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Organ gesund genug für die Transplantation ist und dass der Empfänger keine Erkrankungen hat, die einer Transplantation im Weg stehen würden.

Spender

Spenderlungen können sowohl von Lebend- als auch kürzlich verstorbenen Spendern stammen. Spender müssen im Alter unter 65 Jahren sein, niemals geraucht haben und keine Lungenerkrankungen aufweisen. Die Größe der Lunge des Spenders und Empfängers muss übereinstimmen.

Eine Spende von einem Lebendspender ist möglich, da man mit nur einem gesunden Lungenflügel leben kann. Spender können nicht mehr als einen ganzen Lungenflügel spenden; in der Regel wird nur ein Teil eines Lungenflügels (ein Lungenlappen) gespendet. Einem Totspender können beide Lungen oder das Herz und die Lungen entnommen werden.

Verfahren

Vor dem Verfahren erhält der Empfänger häufig Antibiotika zur Vorbeugung von Infektionen.

Durch einen Schnitt in der Brust wird/werden die Lunge(n) entnommen und durch ein Spenderorgan ersetzt. Die Blutgefäße, die zur Lunge führen und von ihr abgehen (Lungenarterie und Lungenvene) sowie der Hauptluftweg (Bronchus) werden mit dem oder den transplantierten Lungenflügel(n) verbunden. Bei einer Herz-Lungen-Transplantation wird auch das geschädigte Herz des Empfängers entfernt und durch das Spenderherz ersetzt.

Die Operation dauert 4 bis 8 Stunden für einen und 6 bis 12 Stunden für zwei Lungenflügel. Die Lungen und ein Herz können zeitgleich transplantiert werden. Die Krankenhausaufenthaltsdauer nach diesen Operationen beträgt für gewöhnlich 7 bis 14 Tage.

Medikamente zur Hemmung des Immunsystems (Immunsuppressiva), einschließlich Kortikosteroide, werden einen Tag nach der Transplantation eingeleitet. Diese Präparate können dabei helfen, das Risiko einer Abstoßung der transplantierten Lunge zu senken.

Komplikationen

Eine Transplantation kann verschiedene Komplikationen auslösen.

Infektionen

Das Infektionsrisiko ist nach einer Lungentransplantation aus folgenden Gründen höher:

  • Die Lunge ist fortwährend der Atemluft, die Bakterien und andere Krankheitserreger enthält, ausgesetzt.

  • Immunsuppressiva, die zur Vorbeugung einer Abstoßung der transplantierten Lunge erforderlich sind, reduzieren die körpereigene Abwehrkraft gegen Infektionen.

Schlechte Heilung

Die Stelle, an der der Bronchus mit der Lunge verbunden ist, heilt oft schlecht. Es kann sich Narbengewebe bilden und die Atemwege verengen, was zu einem geringeren Luftstrom und letztendlich zu Kurzatmigkeit führt. Diese Komplikation wird behoben, indem die Atemwege geweitet werden. Zur Offenhaltung der Atemwege kann beispielsweise ein Drahtröhrchen (Stent) eingesetzt werden.

Abstoßung

Selbst wenn die Gewebetypen sehr gut übereinstimmen, werden im Gegensatz zu transfundiertem Blut transplantierte Organe für gewöhnlich abgestoßen, wenn nicht zur Vorbeugung gegen solch eine Reaktion bestimmte Maßnahmen ergriffen werden. Eine Abstoßung ist die Folge eines Angriffs des Immunsystems des Empfängers auf das transplantierte Organ, das das Immunsystem als Fremdkörper ansieht. Eine Abstoßung kann leicht und einfach kontrollierbar oder schwerwiegend sein, was zu einer Zerstörung des Organs führt.

Die Abstoßung eines Lungentransplantats ist schwer nachzuweisen, zu bewerten und zu behandeln. Ärzte verwenden einen flexiblen Beobachtungstubus (Bronchoskop), um regelmäßig die Atemwege zu beurteilen und eine Gewebeprobe der Lunge zu entnehmen. Dieses Verfahren hilft ihnen die Abstoßung festzustellen und auf Infektionen hin zu prüfen.

Die meisten Empfänger eines Lungentransplantats entwickeln innerhalb eines Monats nach der Operation einige Abstoßungssymptome. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kurzatmigkeit, Husten und Ermüdung bzw. ein allgemeines Schwächegefühl. Es kommt zur Ermüdung, da die transplantierte Lunge den Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgen kann.

Etwa die Hälfte der Personen, bei denen eine Lungentransplantation durchgeführt wird, entwickeln allmählich nach mehr als einem Jahr Symptome chronischer Abstoßung. In solchen Fällen entdecken Ärzte Narbengewebe, das sich in den kleinen Atemwegen gebildet hat und sie nach und nach blockiert.