Überblick zu den tubulointerstitiellen Krankheiten

VonFrank O'Brien, MD, Washington University in St. Louis
Überprüft/überarbeitet März 2022
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Tubulointerstitielle Krankheiten sind klinisch heterogene Störungen mit gemeinsamen Merkmalen eines tubulären und interstitiellen Schadens. In schweren und lang andauernden Fällen kann die gesamte Niere von glomerulärer Dysfunktion und sogar Nierenversagen betroffen sein. Die primären Kategorien der tubulointerstitiellen Krankheiten sind

Eine Kontrastmittelnephropathie ist eine akute tubuläre Nekrose, die durch ein iodiertes Röntgenkontrastmittel verursacht wird.

Analgetikanephropathie eine Form der chronischen interstitiellen Nephritis ist, und Refluxnephropathie und Myelomniere sind Formen von chronischer tubulointerstitieller Nephritis.

Tubulointerstitielle Störungen können auch aus Stoffwechselstörungen und Exposition gegenüber Toxinen resultieren.

Pathophysiologie

Die Nieren sind ungewöhnlich hohen Konzentrationen von Giftstoffen ausgesetzt. Die Nieren haben von allen Geweben die höchste Durchblutung (etwa 1,25 ml/g/min oder 25% des Herzvolumens). Ungebundene lösliche Substanzen verlassen den Blutkreislauf über die glomeruläre Filtration in einer Rate von 100 ml/min, und resultierend daraus werden toxische Substanzen 50-mal schneller und in einer viel höheren Konzentration transportiert als in anderen Geweben. Durch die Urinkonzentration werden die lumenseitigen Oberflächen der Tubuluszellen molekularen Konzentrationen ausgesetzt, die 300-1000-mal größer sind als die des Plasmas. Der feine Bürstensaum der proximalen Tubuluszellen bildet eine riesige Oberfläche. Der gegenläufige Flussmechanismus erhöht die Ionenkonzentration in der interstitiellen Flüssigkeit der Medulla bis zum Vierfachen der Plasmakonzentration, was zur Erhöhung der Urinkonzentration führt.

Außerdem können Faktoren die zelluläre Anfälligkeit nach Einwirkung von Toxinen beeinflussen:

  • Der tubuläre Transportmechanismus trennt Medikamente aus ihrer Eiweißbindung, was die Zellen normalerweise vor deren Toxizität schützt.

  • Der transzelluläre Transport exponiert das Innere der Zellen und ihre Organellen erneut gegenüber diesen Chemikalien.

  • Die Bindungsstellen mancher Substanzen (z. B. Sulfhydrylgruppen) können das Eindringen erleichtern, den Austritt aber erschweren (z. B. Schwermetalle).

  • Chemische Reaktionen (Alkalisierung, Ansäuerung) können den Transport in beide Richtungen verändern.

  • Durch die Blockade von Transportrezeptoren kann sich die Gewebeexposition ändern (z. B. kann Diurese durch Blockade des Adenosin-A1-Rezeptors so wie mit Aminophylline die Exposition verringern).

  • Die Nieren haben den höchsten Sauerstoff - und Glukoseverbrauch pro Gramm Gewebe und sind deswegen gegenüber Toxinen, die den Energiestoffwechsel der Zellen beeinflussen, vulnerabel.