Verhaltensstörung

VonJosephine Elia, MD, Sidney Kimmel Medical College of Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Mai 2023
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Eine Verhaltensstörung ist ein wiederkehrendes oder anhaltendes Verhaltensmuster, das die Rechte anderer Menschen oder altersgemäße soziale Normen und Regeln verletzt. Die Diagnose wird aufgrund der klinischen Kriterien gestellt. Die Behandlung von komorbiden Störungen und Psychotherapie kann helfen, allerdings erfordern viele Kinder ein hohes Maß an Aufsicht.

Die Prävalenz der Verhaltensstörungen liegt bei 10%. Sie beginnen normalerweise in der späten Kindheit oder frühen Adoleszenz und treten häufiger bei Jungen als bei Mädchen auf.

Die Ätiologie ist ein komplexes Zusammenspiel von genetischen und Umweltfaktoren. Die Eltern von Jugendlichen mit einer Verhaltensstörung sind oft in Drogenmissbrauch verwickelt und zeigen ein antisoziales Verhalten; oft werden bei ihnen eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), psychische Störungen, Schizophrenie oder eine antisoziale Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Tetrahydrocannabinol (THC) ist ein Risikofaktor für körperliche Gewalt, auch wenn sozioökonomische Faktoren und anderer Substanzgebrauch berücksichtigt werden (1). Verhaltensstörungen können jedoch auch bei Kindern aus gesunden und sozial kompetenten Familien vorkommen.

Allgemeiner Hinweis

  1. 1. Dellazizzo K, Potvin S, Dou BY, et al: Association between the use of cannabis and physical violence in youths: A meta-analytical investigation. Am J Psychiatry 177(7):appi.ajp.2020.1, 2020. https://doi.org/10.1176/appi.ajp.2020.19101008

Symptome und Anzeichen einer Verhaltensstörung

Kindern und Jugendlichen mit einer Verhaltensstörung fehlt die Sensibilität für die Gefühle und das Wohlbefinden von anderen und sie missdeuten das Verhalten von anderen oft als Bedrohung. Sie können Aggressionen zeigen, indem sie schubsen und drohen, Waffen schwingen und benutzen, akute physische Grausamkeiten begehen oder jemanden zu sexuellen Handlungen zwingen, alles mit wenig oder ohne Gefühl von Reue. In manchen Fällen richten sich ihre Aggressionen und Grausamkeiten gegen Tiere. Diese Kinder oder Jugendlichen beteiligen sich eventuell auch an Zerstörung von Eigentum, Betrug und Diebstahl. Sie tolerieren nur wenig Frustration und sind allgemein rücksichtslos, verletzen Regeln und elterliche Verbote (z. B. Wegrennen von zu Hause, häufiges Schwänzen der Schule).

Die pathologischen Verhaltensweisen unterscheiden sich bei den Geschlechtern. Jungen neigen mehr dazu, zu streiten, zu stehlen und zu zerstören, Mädchen neigen mehr dazu, zu lügen, wegzulaufen und sich zu prostituieren. Beide Geschlechter konsumieren illegale Drogen und haben Schwierigkeiten in der Schule. Suizidgedanken sind häufig, und Suizidversuche müssen ernst genommen werden.

Diagnose der Verhaltensstörung

  • Psychiatrische Beurteilung

  • Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders Fünfte Auflage (DSM-5-TR) Kriterien

Eine Verhaltensstörung wird diagnostiziert, wenn das Kind oder der Jugendliche in den vergangenen 12 Monaten mehr 3 der oben genannten Verhaltensweisen und mindestens eine davon über die letzten 6 Monate gezeigt hat.

  • Aggression gegenüber Menschen und Tieren

  • Zerstörung von Eigentum

  • Betrug, Lügen oder Stehlen

  • Schwere Verstöße gegen die elterlichen Regeln

Die Symptome und Verhaltensformen müssen ausreichen, um den Umgang mit Freunden, Schule oder Arbeit schwer zu beeinträchtigen.

Behandlung der Verhaltensstörung

  • Medikamente zur Behandlung von komorbiden Störungen

  • Psychotherapie

  • Manchmal Umquartierung in ein betreutes Wohnheim

Behandelt man die Begleitstörungen mit Medikamenten und einer Psychotherapie, können sich Selbstachtung und Selbstkontrolle und damit letztendlich auch die Kontrolle der Verhaltensstörung verbessern. Medikamente können Stimulanzien, Stimmungsstabilisatoren und atypische Antipsychotika einschließen, vor allem den kurzfristigen Einsatz von Risperidon.

Moralisieren und ausführliche Ermahnungen sind unwirksam und sollten vermieden werden. Eine individuelle Psychotherapie, einschließlich Verhaltenstherapie und Verhaltensmodifikation, können helfen. Oft müssen ernsthaft gestörte Kindern und Jugendliche in ein betreutes Wohnheim umquartiert werden, in denen ihr Verhalten entsprechend kontrolliert werden kann. So werden sich auch von der Umgebung getrennt, die zu ihrem abweichendes Verhalten beitgetragen haben mag.

Prognose für Verhaltensstörung

Normalerweise hören die störenden Verhaltensweisen im frühen Erwachsenenalter auf, aber in etwa einem Drittel der Fälle bleiben sie bestehen. Viele dieser Fälle erfüllen die Kriterien einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Ein früher Beginn ist mit einer schlechten Prognose verbunden.

Einige Kinder und Jugendliche entwickeln später psychische oder Angststörungen, somatische Symptome oder verwandte Störungen, drogenabhängige Störungen oder frühe adulte Formen von psychotischen Störungen. Kinder und Jugendliche mit einer Verhaltensstörung neigen dazu, eine höhere Anzahl von physischen und anderen psychiatrischen Erkrankungen zu haben.

Wichtige Punkte

  • Kinder mit einer Verhaltensstörung agieren immer wieder aggressiv und verletzen die Rechte anderer und/oder gesellschaftlicher Normen oder Regeln. Sie haben wenige oder gar keine Gewissensbisse.

  • Bei etwa einem Drittel der Patienten treten störende Verhaltensweisen bis ins Erwachsenenalter auf. Viele dieser Fälle erfüllen dann die Kriterien für eine antisoziale Persönlichkeitsstörung.