Neonatale nosokomiale Infektion

VonAnnabelle de St. Maurice, MD, MPH, UCLA, David Geffen School of Medicine
Reviewed ByBrenda L. Tesini, MD, University of Rochester School of Medicine and Dentistry
Überprüft/überarbeitet Geändert Apr. 2025
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Neugeborene können Infektionen eher nach der Aufnahme in das Krankenhaus oder die Neugeborenen-Intensivstation erwerben als durch mütterlich-fetale Übertragung in utero oder intrapartal. Bei einigen Infektionen (Streptokokken Gruppe B, Herpes-simplex-Virus) ist es nicht klar, ob die Ursache bei der Mutter oder im Krankenhausumfeld liegt.

Nosokomiale Infektionen, die im Krankenhaus erworben wurden, sind ein primäres Problem der Frühgeborenen und reifen Neugeborenen, die wegen einer medizinischen Krankheit länger hospitalisiert werden. Gesunde, reife Neugeborene erkranken in < 1% der Fälle (1). Je niedriger das Geburtsgewicht dieser Neugeborenen ist, desto höher liegt das Risiko für eine Infektion (2).

häufigsten nosokomialen Infektionen sind zentralvenös-assoziierte Infektionen der Blutbahn (CLABSI) und im Krankenhaus erworbene Pneumonie.

(Siehe auch Übersicht über Infektionen des Neugeborenen.)

Allgemeine Literatur

  1. 1. Testoni D, Hayashi M, Cohen-Wolkowiez M, et al. Late-onset bloodstream infections in hospitalized term infants. Pediatr Infect Dis J. 2014;33(9):920-923. doi:10.1097/INF.0000000000000322

  2. 2. Wang L, Du KN, Zhao YL, Yu YJ, Sun L, Jiang HB. Risk Factors of Nosocomial Infection for Infants in Neonatal Intensive Care Units: A Systematic Review and Meta-Analysis. Med Sci Monit. 2019;25:8213-8220. Published 2019 Nov 1. doi:10.12659/MSM.917185

Ätiologie der neonatalen nosokomialen Infektion

Bei reifen Neugeborenen ist die häufigste im Krankenhaus erworbene Infektion:

Obwohl Krankenhauspersonal der Neugeborenenstation, das nasale Träger von S. aureus ist, potenzielle Infektionsquellen darstellen kann, können auch kolonisierte Neugeborene und Mütter als Reservoirs fungieren. Der Nabelschnurrest, die Nase und die Leistengegend können während der ersten paar Tage des Lebens besiedelt werden. Oft treten die meisten Krankheiten erst auf, nachdem das Kind nach Hause entlassen wurde.

Bei Säuglingen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (VLBW; < 1500 g), verursachen grampositive Organismen etwa 70% der spät einsetzenden Infektionen, insbesondere koagulase-negative Staphylokokken (1). Gramnegative Organismen, einschließlich Escherichia coli, Klebsiella, Pseudomonas, Enterobacter, und Serratia, sind ebenfalls wichtige Erreger und können häufigere Ursachen einer früh einsetzenden Infektion sein. Pilzinfektionen (Candida albicans und C. parapsilosis) treten bei Neugeborenen, die intravenös mit Lipiden ernährt werden, häufiger auf. Die Art der Infektion und die Antibiotikaresistenz variieren zwischen den Krankenhäusern und Stationen und verändern sich mit der Zeit. Manchmal treten so genannte Epidemien auf, wenn ein besonders virulenter Erreger eine Station kolonisiert.

Je länger der Aufenthalt in speziellen Neugeborenen-Intensivstationen und je mehr Eingriffe bei VLBW-Säuglingen durchgeführt werden (z. B. langfristige arterielle und venöse Katheterisierung, endotracheale Intubation, kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck, nasogastrische Sonden oder nasojejunale Ernährungssonden), desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.

Hinweis zur Ätiologie

  1. 1. Stoll BJ, Hansen N, Fanaroff AA, et al. Late-onset sepsis in very low birth weight neonates: the experience of the NICHD Neonatal Research Network. Pediatrics. 2002;110(2 Pt 1):285-291. doi:10.1542/peds.110.2.285

Prävention der neonatalen nosokomialen Infektion

  • Reduktion der S. aureus-Kolonisation bei allen hospitalisierten Säuglingen

  • Prävention der Kolonisation und Infektion in speziellen Neugeborenenstationen und neonatalen Intensivstationen (NICUs)

  • Handhygiene

  • Überwachung bei Infektion

  • Gelegentlich Antibiotika

  • Impfungen

Reduktion der Kolonisierung

Die Verwendung eines topischen Antiseptikums beim routinemäßigen Baden und/oder bei der Vorbereitung der Haut auf sterile Verfahren kann dazu beitragen, die bakterielle Besiedlung der Haut von Neugeborenen zu verringern. Produkte auf Chlorhexidinbasis werden zunehmend für diesen Zweck verwendet, aber die U.S. Food and Drug Administration warnt vor dem Risiko von Hautreizungen und Verätzungen bei Säuglingen < 2 Monaten. Einige Experten empfehlen ein routinemäßiges Chlorhexidin-Bad bei Neugeborenen auf der Neugeborenen-Intensivstation, bei denen ein erhöhtes CLABSI-Risiko besteht (1).

Die American Academy of Pediatrics empfiehlt eine trockene Nabelschnurpflege, dies kann jedoch zu hohen Kolonisationsraten mit S. aureus führen, und in einigen Krankenhäusern sind Ausbrüche aufgetreten (2).

Routinemäßige Abstriche beim Personal oder der Umgebung werden nicht empfohlen (3).

Eine Prävention der Kolonisation und Infektion in speziellen Kindertagesstätten erfordert eine Bereitstellung von genügend Raum und Personal.

Zudem sollten geeignete Methoden, vor allem zur Anlage und Pflege invasiver Katheter und eine sehr sorgfältige Reinigung, Desinfektion und Sterilisation des Materials nach Gebrauch zur Routine gehören. Eine aktive Überwachung der Einhaltung der Hygienemethoden ist unerlässlich. Formale evidenzbasierte Protokolle für das Einsetzen und die Pflege zentraler Katheter haben die Rate an zentralen Katheter-assoziierten Blutstrominfektionen (CLABSI) signifikant reduziert.

Ebenso wurde eine Gruppe von Verfahren und Vorgehensweisen identifiziert, die die nosokomiale Pneumonie in der Neugeborenen-Intensivstation reduzieren; dazu gehören Personalausbildung und Weiterbildung, aktive Überwachung bei nosokomialer Pneumonie, das Anheben des Kopfendes des Bettchens eines intubierten Neugeborenen um 30–45° sowie eine umfassende Mundhygiene. Es kann auch hilfreich sein, das Neugeborene in einer seitlichen Position so hinzulegen, dass der Endotrachealtubus auf horizontaler Ebene mit dem Beatmungsgerät zu liegen kommt (4, 5).

(Siehe auch aktuelle Richtlinien der Centers for Disease Control and Prevention [CDC] für prevention and control [2024] und CLABSI prevention and control [2024] in der Neugeborenen-Intensivstation.)

Handhygiene

Zu weiteren präventiven Maßnahmen gehört eine sorgfältige Händehygiene. Eine Reinigung mit Alkohol-Präparaten ist genauso wirksam wie Wasser und Seife in der Reduzierung der bakteriellen Keimzahlen auf den Händen. Wenn die Hände jedoch sichtbar verschmutzt sind, sollten sie zuerst mit Wasser und Seife gewaschen werden.

Inkubatoren bieten nur einen begrenzten Schutz durch Isolation; das Innere und das Äußere dieser Einheiten werden rasch besiedelt, sodass die Wahrscheinlichkeit einer Kontamination der Hände und Unterarme des Personals groß ist. Auch die normalen Vorsichtmaßnahmen beim Umgang mit Blut und Körperflüssigkeiten können zusätzlichen Schutz bieten.

Infektionskontrolle

Eine aktive Überwachung auf Infektionen sollte durchgeführt werden. Bei einem Ausbruch ist es nützlich, eine Kohorte von erkrankten oder kolonisierten Säuglingen zu etablieren und ihnen ein separates Pflegepersonal zuzuweisen. Eine fortgesetzte Überwachung für einen Monat nach der Entlassung ist erforderlich, um die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen zur Beendigung eines Ausbruchs zu beurteilen.

Antibiotika

Eine prophylaktische antibiotische Therapie ist im Allgemeinen nicht effektiv, beschleunigt die Entwicklung von Resistenzen und verändert die natürliche Flora der Säuglinge. Bei einem bestätigten Ausbruch in der Säuglingsstation kann die prophylaktische Verabreichung von Antibiotika gegen bestimmte Erreger in Betracht gezogen werden (z. B. Penicillin G zur Prophylaxe gegen Streptokokken der Gruppe A).

Impfungen

Inaktivierte Impfstoffe sollten gemäß dem regulären Impfplan jedem Säugling verabreicht werden, der sich im Krankenhaus befindet.

Virus-Lebendimpfstoffe (z. B. Rotavirus-Impfstoff) können zu einer gewissen asymptomatischen Virusausscheidung führen und können je nach institutioneller Präferenz bei der Entlassung aus dem Krankenhaus oder während des Krankenhausaufenthalts verabreicht werden.

Literatur zur Prävention

  1. 1. Nelson MU, Shaw J, Gross SJ. Randomized Placebo-Controlled Trial of Topical Mupirocin to Reduce Staphylococcus aureus Colonization in Infants in the Neonatal Intensive Care Unit. J Pediatr. 2021;236:70-77. doi:10.1016/j.jpeds.2021.05.042

  2. 2. Stewart D, Benitz W; COMMITTEE ON FETUS AND NEWBORN. Umbilical Cord Care in the Newborn Infant. Pediatrics. 2016;138(3):e20162149. doi:10.1542/peds.2016-2149

  3. 3. Bryant K, Brady MT, Myers Cox K, et al. Recommendations for Prevention and Control of Infections in Neonatal Intensive Care Unit Patients: Central Line-associated Blood Stream Infections. Centers for Disease Control and Prevention National Center for Emerging and Zoonotic Infectious Diseases Division of Healthcare Quality Promotion. 2022;1-37.

  4. 4. Manzoni P, De Luca D, Stronati M, et al. Prevention of nosocomial infections in neonatal intensive care units. Am J Perinatol. 2013;30(2):81-88. doi:10.1055/s-0032-1333131

  5. 5. Cipolla D, Giuffrè M, Mammina C, Corsello G. Prevention of nosocomial infections and surveillance of emerging resistances in NICU. J Matern Fetal Neonatal Med. 2011;24 Suppl 1:23-26. doi:10.3109/14767058.2011.607567

Wichtige Punkte

  • Nosokomiale Infektionen sind ein primäres Problem der Frühgeborenen und reifen Neugeborenen, die wegen einer Krankheit für längere Zeit hospitalisiert werden.

  • Ein niedrigeres Geburtsgewicht ist ein Risikofaktor für eine Infektion, insbesondere bei Neugeborenen mit zentralen Kathetern, Endotrachealtuben oder beidem.

  • Eine sorgfältige Verfahrensweise zum Einbringen und Halten von Kathetern, Schläuchen und Geräten ist für die Prävention unabdingbar. Formaliserte Verfahrensweisen verbessern das Einhalten der Hygienevorschriften.

  • Eine Antibiotikaprophylaxe wird nicht empfohlen, außer vielleicht während einer bestätigten Epidemie auf der Säuglingsstation mit einem spezifischen Erreger.

  • Inaktivierte Impfstoffe sollten nach dem Routineplan verabreicht werden.

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