Wahnhafte Störung

VonCarol Tamminga, MD, UT Southwestern Medical Dallas
Überprüft/überarbeitet Apr. 2022 | Geändert Sep. 2022
Aussicht hier klicken.

Die wahnhafte Störung ist charakterisiert durch Wahnvorstellungen (falsche Überzeugungen), die mindestens 1 Monat lang fest bestehen, und das Fehlen von anderen Symptomen einer Psychose

Wahnvorstellungen unterscheiden sich von falschen Überzeugungen dadurch, dass wahnhafte Überzeugungen trotz eindeutiger, vernünftiger Gegenbeweise unverändert bleiben; diese Unterscheidung ist manchmal schwierig, wenn die Überzeugungen plausibler sind (z. B. dass ein Ehepartner untreu ist).

Die wahnhafte Störung unterscheidet sich von der Schizophrenie durch das Vorliegen von Wahnvorstellungen ohne jede anderen Symptome der Psychose (z. B. Halluzinationen, ungeordnete Sprache oder Verhalten, negative Symptome). Die Täuschungen können sein

  • Nicht-bizarr: Beinhaltet Situationen, die eintreten könnten, wie verfolgt, vergiftet, infiziert, aus der Ferne geliebt oder vom Ehepartner oder Geliebten betrogen zu werden

  • Bizarr: Sie beziehen nicht plausible Situationen mit ein, z. B. zu glauben, dass jemand ihre inneren Organe ohne eine Narbe entfernt hat.

Im Gegensatz zur Schizophrenie kommt die wahnhafte Störung relativ selten vor. Der Beginn ist im Allgemeinen involutionär und tritt im mittleren oder späten Erwachsenenalter auf. Die psychosoziale Funktionsfähigkeit ist nicht beeinträchtigt wie bei der Schizophrenie, und die Einschränkungen ergeben sich in der Regel direkt aus der wahnhaften Überzeugung.

Tritt die wahnhafte Störung bei älteren Patienten auf, wird sie manchmal auch als Paraphrenie bezeichnet. Sie kann zusammen mit leichter Demenz bestehen. Der Arzt muss sorgfältig unterscheiden zwischen Wahnvorstellungen und Misshandlungen bei Älteren, die von einem leicht dementen älteren Patienten berichtet werden.

(Siehe auch Einführung zu Schizophrenie und zugehörigen Störungen.)

Symptome und Anzeichen einer wahnhaften Störung

Die wahnhafte Störung kann aus einer bereits existierenden paranoiden Persönlichkeitsstörung erwachsen. Bei solchen Menschen setzen allgegenwärtiges Misstrauen und Argwohn gegenüber anderen und ihren Motiven im frühen Erwachsenenalter ein und weiten sich während des gesamten Lebens aus.

Frühe Symptome können sein: das Gefühl, ausgenutzt zu werden, die Sorge um die Loyalität und Vertrauenswürdigkeit von Freunden, eine Tendenz, bedrohliche Bedeutungen in freundliche Bemerkungen oder positive Ereignisse zu legen, lang anhaltender Groll und die Bereitschaft, auf wahrgenommene Kränkungen zu reagieren.

Mehrere Subtypen der wahnhaften Störung sind bekannt:

  • Erotoman: Die Patienten glauben, eine andere Person sei in sie verliebt. Bemühungen, Kontakt mit dem Objekt des Wahns durch Telefonanrufe, Briefe, Überwachung oder Stalking aufzunehmen, sind verbreitet. Menschen mit diesem Subtyp können wegen dieses Verhaltens in Konflikt mit dem Gesetz geraten.

  • Grandios: Die Patienten glauben, sie hätten ein großes Talent oder eine wichtige Entdeckung gemacht.

  • Eifersüchtig: Patienten glauben, ihr Ehepartner oder Geliebter sei untreu. Diese Überzeugung beruht auf falschen Schlüssen, die durch zweifelhafte Beweise gestützt werden. Die Betroffenen können zu Tätlichkeiten greifen.

  • Verfolgend: Die Patienten glauben, gegen sie würde ein Komplott geschmiedet, sie würden bespitzelt, verleumdet oder schikaniert. Sie können wiederholt versuchen, Rechtsmittel einzulegen und damit bei Gerichten und anderen staatlichen Stellen Recht zu bekommen, und sie können zu Gewalt als Vergeltung für die eingebildete Verfolgung greifen.

  • Somatisch: Der Wahn bezieht sich auf eine Funktion des Körpers; die Patienten glauben z. B. sie hätten eine körperliche Missbildung, schlechten Geruch oder Parasiten.

Das Patientenverhalten ist nicht offensichtlich bizarr oder merkwürdig und bis auf die möglichen Folgen ihrer Wahnvorstellungen (z. B. soziale Isolation oder Stigmatisierung, Ehe- oder berufliche Schwierigkeiten), ist die Funktionsfähigkeit der Patienten nicht merklich beeinträchtigt.

Diagnose der wahnhaften Störung

  • Klinische Untersuchung

Diagnose hängt wesentlich ab von einer klinischen Beurteilung, der Erhebung einer gründlichen Anamnese und dem Ausschluss anderer spezifischer Störungen, die mit Wahnvorstellungen verbunden sind (z. B. Drogenmissbrauch, Alzheimer-Krankheit, Epilepsie, Zwangsstörungen, Delirium, andere schizophrene Spektrumsstörungen).

Es ist wichtig, die potentielle Gefährlichkeit zu beurteilen, insbesondere in welchem Ausmaß die Patienten beabsichtigen, auf ihre Wahnvorstellungen hin zu handeln.

Prognose für wahnhafte Störung

Die wahnhafte Störung führt in der Regel nicht zu schwerer Beeinträchtigung oder zu Persönlichkeitsveränderungen, die wahnhaften Bedenken jedoch können allmählich fortschreiten. Die meisten Patienten können beschäftigt bleiben, solange ihre Arbeit nichts mit ihren Wahnvorstellungen zu tun hat.

Behandlung der wahnhaften Störung

  • Aufbau einer effektiven Arzt-Patient-Beziehung

  • Behandlung von Komplikationen

  • Manchmal Antipsychotika

Die Behandlung zielt darauf ab, eine effektive Arzt-Patient-Beziehung aufzubauen und Komplikationen zu bewältigen. Erheblichen Mangel an Einsicht ist eine Herausforderung für die Behandlung.

Werden die Patienten als gefährlich eingeschätzt, kann die Aufnahme in eine Klinik erforderlich sein.

Es liegen keine ausreichenden Daten vor, die die Verwendung bestimmter Arzneimittel stützen, obwohl Antipsychotika manchmal die Symptome unterdrücken.

Es ist zwar schwierig, aber vernünftig, als langfristiges Behandlungsziel anzustreben, den Schwerpunkt der Sorgen des Patienten vom wahnhaften Bereich in eine konstruktivere und erfreulichere Richtung zu verschieben.