Verstopfte und laufende Nase

VonMarvin P. Fried, MD, Montefiore Medical Center, The University Hospital of Albert Einstein College of Medicine
Überprüft/überarbeitet Mai 2023
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Verstopfte Nase und Rhinorrhö (laufende Nase) sind sehr häufige Probleme, die oft zusammen auftreten, aber gelegentlich auch allein.

Ätiologie der verstopften Nase und Rhinorrhö

Die häufigsten Ursachen (siehe Tabelle Einige Ursachen von verstopfter Nase und Rhinorrhö) sind

Tabelle

Auch trockene Luft kann die Nase zuschwellen lassen. Etwas seltener ist eine akute Sinusitis und ganz selten ein Fremdkörper in der Nase (v. a. bei Kindern) der Grund.

Werden abschwellende Nasentropfen > 3-5 Tage angewendet, tritt oft die paradoxe Reaktion auf, dass die Nasenschleimhaut mit nachlassender Wirkung der abschwellenden Mittel signifikant anschwillt – und deshalb nehmen viele Patienten ständig weiter abschwellende Mittel, was in einem Teufelskreis zu ständiger Verstärkung der Verstopfung führt. Diese Rhinitis medicamentosa ist eine Situation, die einige Zeit anhalten kann und zum Teil falsch (nicht als Behandlungsfolge, sondern weiterbestehendes ursprüngliches Problem) eingeschätzt wird.

Bewertung der verstopften Nase und Rhinorrhö

Anamnese

Die Anamnese des Krankheitsverlaufs sollte die Art des Ausflusses (z. B. wässrig, schleimig, eitrig, blutig) bestimmen und ob dieser chronisch oder rezidivierend ist. Wenn rezidivierend, sollte jeder Bezug zu Standort, Saison und Exposition gegenüber potenziell auslösenden Allergenen (zahlreiche) bestimmt werden. Ein einseitiger, klarer, wässriger Ausfluss, vor allem nach einem Kopftrauma, kann auf ein Liquorleck (CSF) hinweisen. Liquorausfluss kann auch spontan bei Frauen auftreten, die über 40 Jahre alt sind und aufgrund einer idiopathischen intrakraniellen Hypertonie Adipositas haben.

Bei der Überprüfung der Organsysteme sollte nach Symptomen möglicher Ursachen gesucht werden, darunter Fieber und Gesichtsschmerzen (Sinusitis), tränende, juckende Augen (Allergien) und Halsschmerzen, Übelkeit, Fieber und Husten (virale Infekte der oberen Atemwege).

Die Anamnese sollte nach bekannten Allergien und nach Diabetes oder Immunschwäche fragen. Bei der Arzneimittelanamnese (verschreibungspflichtige, rezeptfreie, illegale) Anamnese sollte speziell nach der Einnahme von topischen Abschwellungsmitteln gefragt werden.

Körperliche Untersuchung

Die Vitalparameter sind auf Fieber zu überprüfen.

Die körperliche Untersuchung konzentriert sich auf die Nase und die Hautbereiche über den Nebenhöhlen. Das Gesicht wird auf fokale Rötung über den Stirn- und Kieferhöhlen inspiziert; diese Bereiche sind auch auf Druckempfindlichkeit abzutasten. Die Nasenschleimhaut wird auf Farbe (z. B. rot oder blass), Schwellung, Farbe und Art des Ausflusses und, insbesondere bei Kindern, auf das Vorhandensein eines Fremdkörpers untersucht.

Warnzeichen

Die folgenden Befunde bei Patienten mit verstopfter Nase oder Rhinorrhö sind besonders besorgniserregend:

  • einseitiger, v. a. eitriger oder blutiger Ausfluss

  • Gesichtsschmerzen und/oder Druckempfindlichkeit

Interpretation der Befunde

Symptome und Untersuchung reichen oft aus, um eine Diagnose zu stellen (siehe Tabelle Einige Ursachen von verstopfter Nase und Rhinorrhö).

Ein einseitiger, stinkender Nasenausfluss lässt bei Kindern auf einen Fremdkörper in der Nase schließen. Lässt sich kein Fremdkörper finden, sollte eine eitrige Rhinorrhö, die > 10 Tage anhält und mit Husten und Erschöpfung einhergeht, an eine Sinusitis denken lassen.

Tests

Bei akuten Symptomen sind weiterführende Untersuchungen im Allgemeinen nur indiziert, wenn bei diabetischen oder immungeschwächten Patienten der Verdacht auf eine invasive Sinusitis besteht. Bei diesen Patienten ist in der Regel ein CT erforderlich.

Wenn ein Liquor-Leck vermutet wird, sollte eine Probe der Ausscheidung auf das Vorhandensein von Beta-2-Transferrin getestet werden, das für Liquor hochspezifisch ist.

Behandlung von verstopfter Nase und Rhinorrhö

Spezifische Befunde werden behandelt. Topische oder orale abschwellende Mittel können die Verstopfung lindern. Zu den lokal angewendeten abschwellenden Mitteln gehört Oxymetazolin (2 Sprühstöße in jedes Nasenloch 1-mal täglich oder 2-mal täglich für 3 Tage). Zu den oral angewendeten abschwellenden Mitteln gehört Pseudoephedrin (2-mal täglich 60 mg). Bei längerer Anwendung von topischen Abschwellungsmitteln kann es zu einem Rückstau kommen, und bei längerer Anwendung von oralen Abschwellungsmitteln können Blutdruck und Herzfrequenz steigen. Beides sollte vermieden werden.

Eine virale Rhinorrhö kann mit oralen Antihistaminika der ersten Generation (z. B. Diphenhydramin, zweimal täglich 25–50 mg p.o.) behandelt werden, die neben ihrer H2-hemmenden zusätzlich anticholinerge Wirkeigenschaften haben.

Bei allergischer Schleimhautschwellung und Rhinorrhö werden ebenfalls Antihistaminika verabreicht, in solchen Fällen nichtanticholinerge Antihistaminika (z. B. Fexofenadin 60 mg oral zweimal täglich) je nach Bedarf, da sie weniger unerwünschte Wirkungen haben. Nasale Kortikosteroide (z. B. Mometason, 2 Sprühstöße in jedes Nasenloch täglich) können die Symptome ebenfalls lindern.

Antihistaminika und abschwellende Mittel sind nicht ratsam bei Kindern < 6 Jahren.

Grundlagen der Geriatrie: verstopfte Nase und Rhinorrhö

Antihistaminika, insbesondere Antihistaminika der ersten Generation wie Diphenhydramin, können sedierende und anticholinerge Wirkungen haben, so dass bei älteren Menschen eine geringere Dosis verwendet werden sollte. Ebenso sollten Sympathomimetika in der niedrigsten klinisch wirksamen Dosis angewendet werden.

Wichtige Punkte

  • Die meisten Fälle von verstopfter Nase und Rhinorrhö werden durch Infekte der oberen Atemwege oder Allergien verursacht.

  • Ziehen Sie einen Fremdkörper bei Kindern in Betracht.

  • Denken Sie auch an einen Rebound-Stau aufgrund von übermäßigem Gebrauch abschwellender Mittel.