Pränatale Gentests bei Eltern

VonJeffrey S. Dungan, MD, Northwestern University, Feinberg School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Okt. 2022
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    Gentests sind Teil der routinemäßigen Schwangerenvorsorge und werden idealerweise vor der Empfängnis durchgeführt. Der Umfang der Gentests hängt davon ab, wie die Frau und ihr Partner Faktoren wie die folgenden abwägen

    • Die Wahrscheinlichkeit einer fetalen Anomalie bei Risikofaktoren und die Ergebnisse einer vorangegangenen Untersuchung

    • Die Wahrscheinlichkeit für eine Komplikation durch eine invasive fetale Untersuchung

    • Die Bedeutung der Kenntnis des Untersuchungsergebnisses (z. B. würde die Schwangerschaft beendet werden, wenn eine Anomalie diagnostiziert wurde; hätte die fehlende Kenntnis des Ergebnisses Angst zur Folge)

    Daher ist die Entscheidung individuell zu treffen, und Empfehlungen können meist nicht für alle Frauen verallgemeinert werden, auch wenn sie ein ähnliches Risiko haben.

    Eine gezielte Anamnese gehört zur Untersuchung. Die Anamnese wird in einem Stammbaum zusammengefasst (siehe Abbildung Symbole zur Erstellung eines Familienstammbaums). In den Informationen sollten neben Aussagen zum Gesundheitszustand und zum Vorhandensein einer genetischen Erkrankung oder eines Überträgerstatus beider Eltern, der Verwandten 1. Grades (Eltern, Geschwister, Nachkommen) und der Verwandten 2. Grades (Tanten, Onkel, Großeltern) auch Angaben zum ethnischen und rassischen Hintergrund und blutsverwandten Ehen enthalten sein. Zu beachten sind Verläufe früherer Schwangerschaften. Falls der Verdacht auf eine genetische Erkrankung besteht, müssen relevante medizinische Berichte überprüft werden.

    Genetische Screening-Tests für potenzielle Eltern werden am besten vor der Empfängnis durchgeführt. Traditionell werden den Eltern, bei denen das Risiko besteht, dass sie asymptomatische Träger bestimmter häufiger Mendelscher Ekrankungen sind, Tests angeboten (siehe Tabelle Genetisches Screening für einige Ahnenreihen). Diagnostische Tests für spezifische Anomalien werden den Eltern angeboten, wenn dies angebracht ist (siehe Tabelle Indikationen für fetalgenetische diagnostische Tests). Da die ethnische Zugehörigkeit der Eltern oft komplex und nicht genau definiert ist und pränatale Gentests immer kostengünstiger und schneller durchgeführt werden können, gehen einige Ärzte dazu über, alle potenziellen (und werdenden) Eltern unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit zu untersuchen (das sogennante Universal Carrier-Screening). Die derzeitigen Ansätze für das Trägerscreening bestehen daher darin, allen Patienten dieselbe umfangreiche Liste von zu untersuchenden Erkrankungen anzubieten. Oft werden Dutzende von Genen und Störungen (einige mit schwereren phänotypischen Folgen als andere) eingeschlossen (1). Eine Erhöhung der Anzahl von Tests und Bewertungen lässt erwarten, dass sich die Komplexität der Beratung von Vor-Tests erhöht. Das American College of Medical Genetics and Genomics empfiehlt ein abgestuftes Träger-Screening-System auf der Grundlage der Trägerhäufigkeit und hat Tabellen erstellt, in denen Erkrankungen aufgeführt sind, die in Träger-Screening-Panels aufgenommen werden sollten (2).

    Nach der Empfängnis sollte schwangeren Frauen ein Screening auf fetale Chromosomenerkrankungen mit einer von mehreren Methoden angeboten werden. Eine Methode verwendet mehrere mütterliche Serummarker (Alpha-Fetoprotein, Beta-humanes Choriongonadotropin [Beta-hCG], Estriol, Inhibin A), um Neuralrohrdefekte, Down-Syndrom (und andere Chromosomenanomalien) und einige andere Geburtsfehler zu erkennen. Dieses Screening wird als Analytscreening bezeichnet. Es wird zwischen der 15. und 20. Schwangerschaftswoche (SSW) durchgeführt. Eine zunehmend beliebte Methode zum Screening auf das fetale Down-Syndrom, die Trisomie 18 und die Trisomie 13 ist die Analyse von zellfreier DNA (cfDNA) im mütterlichen Plasma. Die Entdeckungsraten mit dieser Technologie sind höher als mit älteren Methoden.

    (Siehe auch Pränatale Genetische Beratung.)

    Allgemeine Literatur

    1. 1. American College of Obstetricians and Gynecologists/Committee on Genetics: Committee opinion no. 690: Carrier Screening in the age of genomic medicine. Obstet Gynecol 129 (3):e35–e40, 2017. doi: 10.1097/AOG.0000000000001951

    2. 2. Gregg AR, Aarabi M, Klugman S, et al: Screening for autosomal recessive and X-linked conditions during pregnancy and preconception: A practice resource of the American College of Medical Genetics and Genomics (ACMG). Genet Med 2021. doi: 10.1038/s41436-021-01203-z Online ahead of print.

    Diagnostische genetische Untersuchungen des Feten

    Diagnostische genetische Untersuchungen werden gewöhnlich über eine Chorionzottenbiopsie, eine Amniozentese oder selten eine perkutane Nabelschnurblutprobe durchgeführt. Sie können alle Trisomien, viele andere Chromosomenanomalien und mehrere Hundert Mendelsche Anomalien aufgedecken. Submikroskopische Chromosomenanomalien werden bei herkömmlichen Karyotyp-Tests übersehen und können nur mit Hilfe von Microarray-Technologien, wie z. B. der Array-vergleichenden genomischen Hybridisierung und Single Nucleotide Polymorphism (SNP)-basierten Arrays, identifiziert werden.

    In der Regel werden Tests bei erhöhtem Risiko für eine fetale Chromosomenanomalie empfohlen (siehe Tabelle Indikationen für die Fetalgenetik). Anders als die Screeninguntersuchungen sind die diagnostischen fetalen Untersuchungen meist invasiv und bergen Risiken für den Fetus. Daher wurden diese Untersuchungen in der Vergangenheit nicht routinemäßig Frauen ohne Risikofaktoren empfohlen. Da mittlerweile jedoch die fetale genetische Diagnostik allgemein verfügbar ist und die Sicherheit verbessert wurde, werden fetale Gentests alle schwangeren Frauen, unabhängig vom Risiko, empfohlen. Die Array-vergleichende genomische Hybridisierung bei pränatalen Tests wird am häufigsten verwendet, um Feten mit strukturellen Anomalien zu bewerten. Arrays erkennen numerische Chromosomenanomalien (z. B. Trisomien) sowie unausgewogene strukturelle Chromosomenerkrankungen wie Mikrodeletionen. In Studien wurde über eine Häufigkeit von etwa 6% von Array-Anomalien berichtet, die bei einer herkömmlichen Karyotypisierung bei strukturell abnormen Feten übersehen worden wären.

    Die Präimplantationsdiagnostik kann für Paare, die die die in-vitro-Fertilisation nutzen, verfügbar sein.

    Tabelle
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