Unter einer tropischen Sprue versteht man eine seltene erworbene Krankheit, die durch eine Malabsorption und eine megaloblastäre Anämie gekennzeichnet ist. Ihre Ätiologie ist wahrscheinlich infektiös. Die Diagnose wird klinisch und mithilfe einer Dünndarmbiopsie gestellt. Die Therapie besteht aus der Gabe von Tetracyclin und Folsäure für 6 Monate.
Tropische Sprue ist ein Malabsorptionssyndrom.
Ätiologie der tropischen Sprue
Die tropische Sprue tritt hauptsächlich in der Karibik, im südlichen Indien und in Südostasien auf, sie befällt sowohl Einheimische wie auch Touristen. Die Krankheit ist selten bei Touristen, die < 1 Monat in Regionen verbringen, in denen die Krankheit endemisch ist.
Obwohl die Ätiologie unklar ist, geht man davon aus, dass die tropische Sprue durch eine chronische Infektion des Dünndarms mit toxigenen Stämmen coliformer Bakterien verursacht wird.
Tropische Sprue kommt in den USA selten vor, und die Inzidenz ist in den letzten Jahrzehnten weltweit zurückgegangen, möglicherweise aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Antibiotika gegen akute Reisediarrhö.
Symptome und Beschwerden von Tropical Sprue
Die Patienten leiden meistens unter einer akuten Diarrhö mit Fieber und Krankheitsgefühl. Darauf folgt eine chronische Phase von leichterer Diarrhö, Übelkeit, Anorexie, abdominellen Krämpfen und Müdigkeit. Die Steatorrhö (faulig riechende, blasse, massige und schmierige Stühle) ist häufig.
Ein Mangel an Nährstoffen, v. a. an Folsäure und Vitamin B12, entwickelt sich nach Monaten oder erst nach Jahren. Ein Vitamin-B2-Mangel wird ebenfalls beobachtet. Eine Anämie ist häufig auf Folat-, B12- und/oder Eisenmangel zurückzuführen.
Bei den Patienten können auch Gewichtsverlust, Glossitis, Stomatitis und periphere Ödeme auftreten.
Diagnose der tropischen Sprue
Endoskopie mit Dünndarmbiopsie
Blutuntersuchungen zur Untersuchung der Folgen der Malabsorption
Man muss bei Individuen, die in den Gebieten, in denen die Krankheit endemisch ist, leben oder gelebt haben und die eine megaloblastische Anämie und Symptome einer Malabsorption haben, an die tropische Sprue denken (1).
Die Untersuchung der Wahl ist die obere Gastrointestinalendoskopie mit Dünndarmbiopsie. Die charakteristischen histologischen Veränderungen (siehe Tabelle Histologie der Dünndarmmukosa bei bestimmten Malabsorptionskrankheiten) sind über den gesamten Dünndarm ausgedehnt und bestehen in Abflachung der Krypten und einer Infiltration eines chronischen Zellinfiltrats im Epithel und in der Lamina propria. Eine Zöliakie und Parasiteninfektion müssen ausgeschlossen werden. Anders als bei Zöliakie, sind Anti-Gewebe-Transglutaminase-Antikörper (tTG) und Anti-Endomysium-Antikörper (EMA) negativ bei Patienten mit Sprue.
Weitere Laboruntersuchungen (z. B. großes Blutbild, Albumin, Kalzium, Prothrombinzeit, Eisen, Folsäure und Vitamin B12) sind zur Abschätzung des Ernährungszustandes notwendig. Bariumkonstrastaufnahmen des Dünndarms können eine Segmentierung des Bariums zeigen, eine Dilatation des Lumens und eine Verdickung der Schleimhautfalten. Der D-Xylose-Rebsorptionstest ist in > 90% der Fälle pathologisch. Diese Tests sind jedoch nicht spezifisch oder essenziell für die Diagnose von Tropischer Sprue.
Diagnosehinweis
1. Sharma P, Baloda V, Gahlot GP, et al. Clinical, endoscopic, and histological differentiation between celiac disease and tropical sprue: A systematic review. J Gastroenterol Hepatol. 2019;34(1):74-83. doi:10.1111/jgh.14403
Behandlung der tropischen Sprue
Langfristige Tetracyclingabe
Die Behandlung der tropischen Sprue erfolgt mit Tetracyclin über bis zu 6 Monate, abhängig vom Schweregrad der Erkrankung und dem Ansprechen auf die Therapie. Doxycyclin kann anstelle von Tetracyclin verwendet werden.
Orale Folsäure sollte im ersten Monat verabreicht werden, zusammen mit Vitamin-B12-Injektionen für mehrere Wochen. Die megaloblastische Anämie klingt sofort ab, und die Verbesserung des klinischen Zustands ist tiefgreifend.
Der weitere Ersatz von Nährstoffen erfolgt bedarfsorientiert.
Ein Nichtansprechen nach 4-wöchiger Therapie muss an andere Krankheiten denken lassen. Nach einer erfolgreichen Behandlung kann es zu einem Rezidiv kommen (1).
Literatur zur Therapie
1. Lim ML. A perspective on tropical sprue. Curr Gastroenterol Rep. 2001;3(4):322-327. doi:10.1007/s11894-001-0055-y
