Endoskopie

VonJonathan Gotfried, MD, Lewis Katz School of Medicine at Temple University
Überprüft/überarbeitet März 2023
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Mit Videokameras ausgerüstete flexible Endoskope können zur Darstellung des oberen Gastrointestinaltrakts vom Pharynx bis zum proximalen Duodenum und des unteren Gastrointestinaltrakts vom Anus bis zum Zäkum (und manchmal bis ins terminale Ileum) eingesetzt werden. Die tieferen Abschnitte des Jejunum und Ileum können mit speziellen, längeren Enteroskopen untersucht werden.

Zusätzlich können eine Reihe von weiteren diagnostischen und therapeutischen Interventionen endoskopisch durchgeführt werden. Die potenzielle Möglichkeit, Diagnose und Therapie in einem zu vereinen, verleiht der Endoskopie einen signifikanten Vorteil gegenüber Verfahren, die nur bildgebend sind (wie z. B. Röntgen-Kontrastuntersuchungen, CT, MRT), und kompensieren dadurch häufig die höheren Kosten der Endoskopie und die Notwendigkeit einer Sedierung.

Die Endoskopie erfordert in der Regel eine i.v. Sedierung. Ausnahmen sind die Anoskopie und die Sigmoidoskopie für die in der Regel keine Vorbereitung erforderlich ist.

Die Gesamtkomplikationsrate von Endoskopien liegt bei 0,1–0,2%, die Mortalität liegt bei ca. 0,03%. Komplikationen sind in der Regel durch Medikamente bedingt (z. B. Atemdepression), direkt durch das Verfahren bedingte Komplikationen (z. B. Aspiration, Perforation, signifikante Blutungen) sind weniger häufig.

Andere Komplikationen, einschließlich Myokardinfarkt, Schlaganfall und schwerwiegende pulmonale Ereignisse, sind nach einem Screening oder einer Überwachungskoloskopie selten und nicht häufiger als nach anderen risikoarmen Verfahren (z. B. Gelenkinjektion oder -aspiration, Lithotripsie, Arthroskopie, Karpaltunnel- oder Kataraktoperation) (1, 2).

Endoskopie (Dickdarm)
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Dieses Foto zeigt eine endoskopische Ansicht eines gesunden Dickdarms mit einer ringförmigen Muskelwand.
GASTROLAB/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Allgemeine Literatur

  1. 1. Wang L, Mannalithara A, Singh G, et al: Low rates of gastrointestinal and non-gastrointestinal complications for screening or surveillance colonoscopies in a population-based study. Gastroenterology 154(3):540–555, 2018. doi: 10.1053/j.gastro.2017.10.006

  2. 2. Vargo, JJ 2nd: Sedation-related complications in gastrointestinal endoscopy. Gastrointest Endosc Clin N Am 25(1):147–158, 2015. doi: 10.1016/j.giec.2014.09.009

Diagnostische gastrointestinale Endoskopie

Weitere diagnostische Möglichkeiten im Rahmen der konventionellen Endoskopie stellen die Gewinnung von Zell- oder Gewebeproben durch Bürsten oder Biopsiezangen dar. Mehrere verschiedene Arten von Endoskopen verfügen über zusätzliche diagnostische und therapeutische Funktionen. Mit Ultraschall ausgestattete Endoskope können den Blutfluss auswerten oder bieten Bildgebung mukosaler, submukosaler oder extraluminaler Läsionen. Die Endosonographie kann Informationen liefern (z. B. die Tiefe und die Ausdehnung von Läsionen), die man bei der konventionellen Endoskopie nicht erhält. Auch kann eine Feinnadelaspiration sowohl intraluminaler als auch extraluminaler Läsionen mit einem ultraschallgesteuerten Endoskop durchgeführt werden.

Konventionelle Endoskope können den überwiegenden Teil des Dünndarms nicht darstellen. Die Push-Enteroskopie verwendet ein Endoskop, das manuell in das distale Duodenum oder proximale Jejunum vorgeschoben werden kann.

Ballonunterstützte Enteroskopie

Die ballongestützte Darmspiegelung ermöglicht eine zusätzliche Beurteilung des Dünndarms, die über die Push-Enteroskopie hinausgeht. Sie verwendet ein Endoskop mit einem oder zwei aufblasbaren Ballons, die an einem Übertubus an dem Endoskop befestigt sind. Nachdem das Endoskop zu dem weitestmöglichen Punkt vorgeschoben wurde, wird der Ballon aufgeblasen und an der Darmschleimhaut verankert. Ein Zurückziehen des aufgeblasenen Ballons zieht den Dünndarm über den Übertubus wie eine Hülse, wodurch der Dünndarm verkürzt und begradigt wird, was ein weiteres Vorschieben des Endoskops erlaubt.

Die ballongestützte Darmspiegelung kann in anterograder (kaudal) oder retrograder (kranial) Richtung erfolgen und ermöglich die Untersuchung und mögliche therapeutische Intervention des gesamten Dünndarms.

Screening-Koloskopie

Die Screening-Koloskopie wird für Patienten mit hohem Risiko für Darmkrebs und für alle Personen 45 Jahre empfohlen. Im Jahr 2021 senkte die US-Multi-Society Task Force on Colorectal Cancer das Alter von 50 auf 45 als Reaktion auf die steigende Inzidenz von früh einsetzendem Darmkrebs (1). Eine Koloskopie sollte alle 10 Jahre bei Patienten ohne Risikofaktoren oder Polypen in der Vorgeschichte durchgeführt werden und in früheren Intervallen, wenn Polypen gefunden werden (2).

Für weitere Informationen über die Empfehlungen zur Darmkrebsvorsorge siehe Vorsorgeuntersuchungen für Darmkrebs und siehe die 2021 Colorectal Cancer: Screening-Empfehlungen der U.S. Multi-Society Task Force on Colorectal Cancer.

Literatur zur diagnostischen Endoskopie

  1. 1. Patel SG, May FP, Anderson JC, et al: Updates on age to start and stop colorectal cancer screening: Recommendations from the U.S. Multi-Society Task Force on Colorectal Cancer. Gastroenterology 162(1):285–299, 2022. doi: 10.1053/j.gastro.2021.10.007. Clarification and additional information. Gastroenterology 163(1):339, 2022.

  2. 2. Gupta S, Lieberman D, Anderson JC, et al: Recommendations for follow-up after colonoscopy and polypectomy: A consensus update by the US Multi-Society Task Force on Colorectal Cancer. Gastrointest Endosc 91(3):463–485.e5, 2020. doi: 10.1016/j.gie.2020.01.014

Therapeutische gastrointestinale Endoskopie

Zu den therapeutischen endoskopischen Verfahren zählen

  • Entfernen von Fremdkörpern

  • Hämostase durch Platzierung von Hämoclips, Injektion von Medikamenten, hämostatische Sprays, thermische Koagulation, Laser-Photokoagulation, Varizen-Banding oder Sklerotherapie

  • Entblutung von Tumoren mittels Laser oder bipolarer Elektrokoagulation

  • Ablative Therapie von prämalignen Läsionen

  • Entfernung von Polypen

  • Schleimhaut- und/oder Submukosagewebsresektion

  • Dilatation von Stegen oder Strikturen

  • Stent-Platzierung

  • Reduktion von Volvulus oder Invagination

  • Dekompression der akuten oder subakuten Dickdilatation

  • Platzierung des Zuführschlauches

  • Drainage von Pankreaszysten

  • Endoskopische bariatrische Eingriffe (z. B. Platzierung von intragastrischen Ballons, endoskopische Hülsengastrektomie)

  • Endoskopische Myotomie (z. B. bei Achalasie der Speiseröhre, refraktärer Gastroparese)

  • Transorale inzisionsfreie Fundoplikatio

Kontraindikationen zur gastrointestinalen Endoskopie

Absolute Kontraindikationen für endoskopische Eingriffe sind:

  • Schock

  • Nach akutem Myokardinfarkt

  • Peritonitis

  • akute Perforation

  • fulminante Kolitis

Relative Kontraindikationen sind schlechte Kooperation des Patienten, Koma (falls der Patient nicht intubiert ist), Herzrhythmusstörungen oder kürzlich zurückliegende Myokardischämie.

Patienten, die Antikoagulantien oder chronische nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente einnehmen, können sich gefahrlos einer diagnostischen Endoskopie unterziehen. Wenn allerdings eine Biopsie oder eine Photokoagulation durchgeführt werden soll, müssen Antikoagulanzien in einem geeigneten Zeitraum vor der Untersuchung abgesetzt werden (1). Eisen enthaltende Medikamente sollten 4–5 Tage vor einer Koloskopie abgesetzt werden, weil bestimmtes grünes Gemüse mit dem Eisen interagieren und eine klebrige Masse erzeugen kann, die mit der Sicht interferiert und die man nur schwer mit einer Spüllösung entfernen kann.

Die American Heart Association und das American College of Cardiology (ACC/AHA) empfehlen keine Endokarditisprophylaxe mehr für Patienten, die sich routinemäßig einer gastrointestinalen Endoskopie unterziehen (wieh the ACC/AHA 2020 guideline for the management of patients with valvular heart disease). Die American Society for Gastrointestinal Endoscopy rät auch von einer Antibiotikaprophylaxe bei Patienten mit synthetischen Gefäßtransplantaten oder anderen nicht-valvulären kardiovaskulären Geräten (z. B. implantierbaren elektronischen Geräten) oder bei Patienten mit einer orthopädischen Prothese ab (2). Antibiotika werden jedoch vor dem Legen einer perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG) eingesetzt, um Infektionen an der Einstichstelle zu verhindern, und können für Peritonealdialysepatienten vor einer Koloskopie von Nutzen sein.

Literatur zu Kontraindikationen

  1. 1. Acosta RD, Abraham NS, Chandrasekhara V, et al: The management of antithrombotic agents for patients undergoing GI endoscopy. Gastrointest Endosc 83(1):3–16, 2016. doi: 10.1016/j.gie.2015.09.035. Clarification and additional information. Gastrointest Endosc 83(3):678, 2016.

  2. 2. ASGE Standards of Practice Committee, Khashab MA, Chithadi KV, et al: Antibiotic prophylaxis for GI endoscopy. Gastrointest Endosc 81(1):81–89, 2015. doi: 10.1016/j.gie.2014.08.008

Vorbereitung auf eine gastroinstestinale Endoskopie

Routinevorbereitungen für die Endoskopie schließen eine Karenz von 8 Stunden bei fester Nahrung und von 2 bis 4 Stunden bei Flüssigkeiten vor dem Eingriff ein (siehe the American Society of Anesthesiologists Task Force's 2017 guidelines [1] und 2023 guidelines [2]). Zusätzlich erfordert die Koloskopie eine Darmreinigung. Zahlreiche Verfahren werden angewandt, alle Verfahren empfehlen flüssige Nahrungszufuhr und für 24–48 h die Gabe eines Abführmittels mit oder ohne Einlauf (3). Zur Darmreinigung werden häufig Präparate mit einem hohen Volumen einer elektrolythaltigen Flüssigkeit verwendet. Die Präparate sind in verschiedenen Volumina (in der Regel zwischen 2 l und 4 l) erhältlich und weisen unterschiedliche Wirksamkeitsgrade auf. Es hat sich gezeigt, dass bei der Verabreichung der Präparate eine Aufteilung der Dosis (die eine Hälfte am Tag vor dem Eingriff und die andere Hälfte am Tag des Eingriffs) die Patientencompliance, die Untersuchungsqualität und die Erkennungsrate von Adenomen verbessert (4).

Patienten, die Darmreinigungspräparate nicht tolerieren, kann Magnesiumcitrat, Natriumphosphat, Polyethylenglykol, Lactulose oder andere Laxanzien verabreicht werden. Einläufe können entweder mit Natriumphosphat oder mit Leitungswasser durchgeführt werden. Phosphatzubereitungen sollten nicht bei Patienten mit Niereninsuffizienz eingesetzt werden.

Literatur zur Vorbereitung

  1. 1. Practice Guidelines for Preoperative Fasting and the Use of Pharmacologic Agents to Reduce the Risk of Pulmonary Aspiration: Application to Healthy Patients Undergoing Elective Procedures: An Updated Report by the American Society of Anesthesiologists Task Force on Preoperative Fasting and the Use of Pharmacologic Agents to Reduce the Risk of Pulmonary Aspiration. Anesthesiology 126(3):376–393, 2017. doi: 10.1097/ALN.0000000000001452

  2. 2. Joshi GP, Abdelmalak BB, Weigel WA, et al: 2023 American Society of Anesthesiologists practice guidelines for preoperative fasting: Carbohydrate-containing clear liquids with or without protein, chewing gum, and pediatric fasting duration—A modular update of the 2017 American Society of Anesthesiologists practice guidelines for preoperative fasting. Anesthesiology 138(2):132–151, 2023. doi: 10.1097/ALN.0000000000004381

  3. 3. Gu P, Lew D, Oh SJ, et al: Comparing the real-world effectiveness of competing colonoscopy preparations: Results of a prospective trial. Am J Gastroenterol 114(2):305–314, 2019. doi: 10.14309/ajg.0000000000000057

  4. 4. ASGE Standards of Practice Committee, Saltzman JR, Cash BD, et al: Bowel preparation before colonoscopy. Gastrointest Endosc 81(4):781–794, 2015. doi: 10.1016/j.gie.2014.09.048

Videokapselendoskopie

Bei der Videokapselendoskopie (drahtlose Videoendoskopie) schlucken die Patienten eine Einwegkapsel mit einer Kamera, die Bilder an einen externen Recorder überträgt; die Kapsel muss nicht entnommen werden. Diese nichtinvasive Technologie erlaubt eine diagnostische Bildgebung des Dünndarms, die mit herkömmlichen Endoskopen sonst schwer zu erreichen ist.

Als besonders nützlich erweist sich dieses Verfahren bei Patienten mit okkulten gastrointestinalen Blutungen und zur Detektion von Schleimhautanomalien.

Die Kapselendoskopie ist im Dickdarm schwieriger zu handhaben und wird daher in der Regel nicht für die Darmkrebsvorsorge eingesetzt.

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