Verrenkungen des Ellenbogens bzw. Ellenbogenluxationen treten auf, wenn das untere Ende des Oberarmknochens (Humerus) den Kontakt mit den oberen Enden (Köpfen) des Unterarmknochens (der Speiche oder der Elle) verliert. Sie können vollständig oder partiell sein, wobei sich die Knochen im letzteren Fall, anders als im ersten Fall, noch berühren. Partielle Luxationen werden auch als Subluxationen bezeichnet.
Die meisten Ellbogenluxationen entstehen durch einen Sturz auf einen ausgestreckten Arm. Sie können mit Knochenbrüchen, Nervenschädigungen und manchmal der Verletzung einer Arterie einhergehen.
Ellbogenluxationen treten häufig auf. Damit ein Ellbogen allerdings vollständig ausgerenkt wird, muss eine starke Kraft darauf einwirken. Partielle Ellenbogenluxationen (Subluxationen) sind bei Kleinkindern häufig und treten bereits nach Einwirkung einer weitaus schwächeren Kraft auf. Subluxationen treten zwar auch bei Säuglingen, älteren Kindern und Erwachsenen auf, jedoch viel seltener.
Röntgenbilder können die Diagnose einer Ellbogenluxation bestätigen.
(Siehe auch Übersicht über Luxationen.)
Behandlung einer Ellenbogenluxation
Meist eine manuelle Einrenkung des Gelenks (Reposition)
Eine Ellbogenluxation wird für gewöhnlich wie folgt behandelt:
Der Betroffene erhält ein Beruhigungsmittel (Sedativ) und ein Schmerzmittel
Der Betroffene wird auf den Rücken gelegt
Der Ellbogen wird gebogen und sanft im Kreis um den Unterarm bewegt, sodass die Innenhand nach oben zeigt
Der Oberarm wird nach unten gehalten
Das Handgelenk wird so weit gezogen, bis das Gelenk wieder eingerenkt ist
Nach dem Einrenken wird das Gelenk auf Stabilität überprüft und eine Röntgenaufnahme gemacht, um sicherzustellen, dass keine Frakturen übersehen wurden. Anschließend wird das Gelenk für gewöhnlich bis zu eine Woche ruhiggestellt, in der Regel mit einer Schiene, bis die Schmerzen und Schwellungen abklingen. Dann wird mit Übungen zur Vergrößerung des Bewegungsumfangs begonnen und für 2 bis 3 Wochen eine Schlinge getragen.
Radiusköpfchen-Subluxation (Nursemaid-Ellenbogen)
Zu einer Radiusköpfchen-Subluxation, die häufig bei Kleinkindern auftritt, kann es kommen, wenn der Betreuer das Kleinkind hinter sich herzieht oder am Handgelenk festhält.
Das einzige Anzeichen kann die Weigerung des Kleinkinds sein, den verletzten Arm zu bewegen.
Ärzte vermuten eine Radiusköpfchen-Subluxation anhand der Beschreibung des Hergangs der Ausrenkung und der Symptome und aufgrund des Befunds der körperlichen Untersuchung.
Ärzte können die Knochen in der Regel manuell wieder einrenken ohne chirurgischen Eingriff und ohne Beruhigungs- oder Schmerzmittel.
Diese Verletzung ist typisch für Kleinkinder im Alter von 2 bis 3 Jahren. Bei Kleinkindern ist das Radiusköpfchen (einer der Köpfchen beiden Unterarmknochen) so klein, dass es leicht durch die Bänder, die den Ellenbogen in Position halten, rutschen kann. Dies kann zum Beispiel geschehen, wenn das Kleinkind nach vorne gezogen oder zur Verhinderung eines Sturzes am Handgelenk gepackt wird, also bei beiläufigen Bewegungen, die oftmals nicht einmal im Gedächtnis bleiben. Wenn die Kinder wachsen, vergrößert sich auch das Radiusköpfchen, so dass dieses irgendwann groß genug ist, um nicht mehr zu verrutschen.
Symptome einer Radiusköpfchen-Subluxation
Der Ellbogen kann leicht druckempfindlich sein. Da Kleinkinder ihre Symptome meist nicht beschreiben können, ist das Widerstreben gegenüber dem Anheben des betroffenen Arms oft das einzige Anzeichen einer solchen Verletzung. Das Kind lässt den Arm unter Umständen seitlich herabhängen, mitunter leicht nach innen gedreht, oder es drückt den Arm in Beugestellung gegen den Körper. Es sollte nicht versucht werden, den Arm zu bewegen.
Es kann sein, dass das Kind weint, wenn die Verletzung auftritt, sich danach aber beruhigt und sich unauffällig verhält, außer dass es den verletzten Arm nicht benutzt.
Diagnose einer Radiusköpfchen-Subluxation
Untersuchung durch den Arzt
Wenn ein Kleinkind Symptome aufweist, die auf eine Ellenbogensubluxation hindeuten, sollte es zu einem Arzt gebracht werden. Wenn sie glauben, dass sich der Ellenbogen wieder von selbst eingerenkt hat, sollte das Kleinkind seinen Ellenbogen auch wieder ganz normal bewegen können. Wenn das Kleinkind den Ellenbogen nicht vollständig bewegen kann, muss es von einem Arzt untersucht werden.
Die ärztliche Diagnose stützt sich für gewöhnlich auf die Beschreibung des Hergangs der Verrenkung und der Symptome und auf den Befund der körperlichen Untersuchung.
Im Röntgenbild ist die Verletzung nicht zu sehen, so dass darauf wahrscheinlich verzichtet wird.
Vorbeugung einer Radiusköpfchen-Subluxation
Einer Ellenbogensubluxation bei Kleinkindern kann durch folgende Maßnahmen vorgebeugt werden:
nicht abrupt an Hand, Handgelenk oder Unterarm eines Kleinkinds ziehen
Kleinkinder nicht an einem Arm, Handgelenk oder nur an einer Hand hochheben
Kinder nicht an der Hand oder am Unterarm umherschwingen
Kleinkinder stattdessen unter oder an beiden Armen anfassen und hochheben
Behandlung einer Radiusköpfchen-Subluxation
Meist ein Manöver zum Einrenken des Gelenks
Der Arzt versucht in der Regel, das Gelenk wieder in seine normale Position zu bringen (Einrenken oder Reposition). Meist kann darauf verzichtet werden, Beruhigungs- oder Schmerzmittel zu geben. Wenn der Knochen eingerenkt wird, ist vielleicht ein weiches Schnapp- oder Klickgeräusch zu hören. Das Kind kann bereits nach etwa 10 bis 20 Minuten wieder damit beginnen, seinen Ellenbogen zu bewegen. Ist dies nicht der Fall, wird der Ellenbogen möglicherweise geröntgt. Wenn das Kleinkind den Ellenbogen bewegt, muss das Gelenk nicht geröntgt oder immobilisiert werden.
Wenn das Kind nach 24 Stunden immer noch Schmerzen hat oder den Arm immer noch nicht bewegen kann, ist das Gelenk möglicherweise nicht vollständig eingerenkt oder es liegt eine Knochenfraktur vor. In solchen Fällen sollte das Kind noch einmal von einem Arzt untersucht werden.
Unter Behandlung erholen sich die meisten Kinder vollständig. Allerdings kommt es bei 20 bis 40 Prozent von ihnen zu einer erneuten Ellenbogenluxation.