Ein Aneurysma ist eine Aussackung (Erweiterung) in der Arterienwand. Aneurysmen, die in den Arterien des Gehirns (Hirnarterien) auftreten, werden Gehirnaneurysmen bzw. zerebrale Aneurysmen genannt.
Aneurysmen können in jeder Arterie auftreten. (Siehe auch Aneurysmen der Gefäßäste der Aorta und Aneurysmen der Arterien in Armen, in Beinen und im Herzen.)
In den USA treten zerebrale Aneurysmen bei 3 bis 5 Prozent der Betroffenen auf. Zerebrale Aneurysmen können in jedem Alter auftreten, kommen aber am häufigsten bei Menschen im Alter von 30 bis 60 Jahren vor. Sie treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern.
Es können ein oder mehrere zerebrale Aneurysmen vorliegen.
Ursachen für zerebrale Aneurysmen
Viele zerebrale Aneurysmen beruhen auf einer angeborenen Schwäche in der Arterienwand. Andere werden durch Atherosklerose (eine Ansammlung von Plaque oder Fettmaterial in der Wand der Blutgefäße) verursacht.
Andere Aneurysmen sind die Folge von Infektionen der Arterienwände durch Bakterien oder Pilze, die sich nach dem Missbrauch von illegalen gespritzten Drogen wie Heroin bilden. Solche Infektionen entstehen meist in anderen Bereichen des Körpers, typischerweise in einer der Herzklappen bevor sie sich in den Arterienwänden ausbreiten.
Faktoren, die das Risiko für ein zerebrales Aneurysma erhöhen, sind unter anderem:
Erbliche Bindegewebserkrankungen (wie z. B. Ehlers-Danlos-Syndrome, Pseudoxanthoma elasticum und autosomal-dominant-polyzystisches Nierensyndrom)
Verwandte ersten Grades (Elternteil, Geschwister oder Kind), die ein Aneurysma hatten
Rauchen von Zigaretten
Einer Substanzgebrauchsstörung
Symptome von zerebralen Aneurysmen
Die meisten zerebralen Aneurysmen verursachen keine Symptome, es sei denn, sie sind groß oder platzen.
Größere, nicht rupturierte Gehirnaneurysmen können auf das Hirngewebe und die Nerven drücken und Kopfschmerzen verursachen, die sich zeitgleich mit dem Puls in einem pochenden Schmerz äußern. Seltener haben die Betroffenen erweiterte Pupillen und/oder Symptome eines Schlaganfalls, wie Schwäche oder Lähmung auf einer Körperseite. Menschen mit Aneurysmen, die durch eine bakterielle oder eine Pilzinfektion verursacht werden, können Fieber haben und an Gewicht verlieren.
Ein Riss eines zerebralen Aneurysmas verursacht eine Subarachnoidalblutung mit sofortigen, starken Kopfschmerzen. Der Schmerz erreicht seine höchste Intensität innerhalb von Sekunden. Sie wird manchmal als Donnerschlag und „die schlimmsten Kopfschmerzen, die jemals erlebt wurden“ beschrieben. Ein geplatztes Aneurysma kann auch Übelkeit, Erbrechen, einen steifen Nacken, Lichtempfindlichkeit, Bewusstseinsverlust und/oder Krampfanfälle verursachen.
Wenn das geplatzte Aneurysma in das Hirngewebe blutet (intrazerebrale Blutung), entwickeln die Betroffenen häufig Symptome eines Schlaganfalls. Die Blutung kann den Druck im Gehirn erhöhen, was zu einem Koma und manchmal zum Tod führen kann.
Diagnose von zerebralen Aneurysmen
Eine computertomographische Angiografie (CTA) oder eine Magnetresonanzangiografie (MRA)
Da Gehirnaneurysmen nahe am Gehirn liegen und in der Regel sehr klein sind, unterscheiden sich deren Diagnose und Behandlung von denen anderer Aneurysmen.
Zerebrale Aneurysmen können zufällig festgestellt werden, wenn bildgebende Verfahren aus anderen Gründen durchgeführt werden.
Die Diagnose eines zerebralen Aneurysmas stützt sich auf die Ergebnisse einer CTA (CT, die durchgeführt wird, nachdem ein Kontrastmittel in eine Vene gespritzt wurde) oder einer MRA. Die digitale Subtraktionsangiografie (DSA) ist jedoch die genaueste Methode zur Diagnose von Aneurysmen.
Bei der DSA werden vor und nachdem das röntgendichte Kontrastmittel injiziert wurde, Röntgenbilder von Blutgefäßen aufgenommen. Ein Computer zieht dann ein Bild vom anderen ab. So werden Abbildungen von anderen Strukturen als den Arterien, z. B. Knochen, entfernt. Im Ergebnis sind die Arterien deutlicher sichtbar.
Wenn ein infiziertes Aneurysma vermutet wird, sollten Blutkulturen angelegt werden, um auf das Wachstum von Mikroorganismen (wie Bakterien oder Pilze) zu testen. Die DSA ist der Goldstandard für kleine infektiöse Aneurysmen (mykotisches Aneurysma).
Behandlung von zerebralen Aneurysmen
Bei kleinen, nicht gerissenen Aneurysmen regelmäßige bildgebende Verfahren zur Überwachung des Wachstums des Aneurysmas
Bei großen, nicht gerissenen Aneurysmen operative oder katheterbasierte Reparatur
Die Behandlung eines nicht geplatzten Aneurysmas hängt von folgenden Faktoren ab:
Art, Größe und Stelle des Aneurysmas
Risiko für eine Ruptur
Alter und Gesundheit der Person
Krankengeschichte der Person und der Familienmitglieder, um nach früheren Aneurysmen und Risikofaktoren für die Person zu suchen
Risiken einer Behandlung
Die Ärzte besprechen die Risiken einer Behandlung im Vergleich zu den Risiken einer möglichen Ruptur, damit der Patient eine fundierte Entscheidung treffen kann.
Die Kontrolle der Risikofaktoren für Atherosklerose, insbesondere die Raucherentwöhnung und die Anwendung von Medikamenten zur Senkung von Bluthochdruck, ist wichtig.
Wenn das Risiko für eine Ruptur gering ist, kann die einzige notwendige Maßnahme eine regelmäßige Überwachung des Aneurysmas sein.
Wenn das Aneurysma groß ist oder Symptome verursacht, wird es häufig operativ behandelt. Zur Behebung eines Aneurysmas wird einer der folgenden chirurgischen Eingriffe verwendet (sogenannte endovaskuläre Operation):
Endovaskuläres Coiling
Endovaskuläre Stent-Implantation
Das endovaskuläre Coiling, eine weniger invasive Behandlung, wird häufig eingesetzt. Dazu wird eine Spirale in das Aneurysma eingesetzt. Ein Katheter wird in die Arterie, meist in der Leistengegend, eingeführt und bis zur betroffenen Arterie im Gehirn vorgeschoben. Ein Kontrastmittel wird gespritzt, damit das Aneurysma auf der Röntgenaufnahme sichtbar wird. Mithilfe des Katheters wird die Spirale dann in das Aneurysma eingesetzt. Daher muss der Schädel für diesen Eingriff nicht geöffnet werden. Weil sie den Blutfluss durch das Aneurysma verlangsamen, begünstigen die Coils die Bildung von Blutgerinnseln, die das Aneurysma abdichten und so eine Ruptur verhindern. Ein endovaskuläres Coiling kann oft zur gleichen Zeit wie die zerebrale Angiografie zur Diagnose des Aneurysmas durchgeführt werden. Die Coils bleiben zeitlebens an Ort und Stelle.
Bei einer endovaskulären Stent-Implantation wird ein Drahtröhrchen (Stent) mithilfe eines Katheters über die Öffnung des Aneurysmas platziert. Der Stent leitet das Blut um das Aneurysma herum. Dadurch gelangt kein Blut in das Aneurysma, weswegen kein Risiko besteht, dass es rupturiert. Der Stent bleibt zeitlebens an Ort und Stelle.
Seltener wird ein Metallclip über das Aneurysma platziert. Dafür wird ein Schnitt in die Haut am Kopf gemacht und der Chirurg entfernt ein Stück des Schädels, um das Aneurysma einsehen zu können. Der Clip wird dann über die Öffnung des Aneurysmas platziert. Dieses Verfahren verhindert, dass Blut in das Aneurysma eindringt, und eliminiert die Gefahr einer Ruptur. Der Clip bleibt zeitlebens an Ort und Stelle. Wird ein Clip chirurgisch platziert, muss der Patient mehrere Nächte im Krankenhaus bleiben.
Wenn das Aneurysma infiziert ist, werden Antibiotika oder Antimykotika verabreicht.
Wenn das Aneurysma geplatzt ist, wird eine digitale Subtraktionsangiografie durchgeführt, um es zu lokalisieren. Anschließend wird eine endovaskuläre oder offene Operation durchgeführt.
