Die vermeidend-restriktive Ernährungsstörung (Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder, ARFID) ist eine Ernährungs-/Essstörung, bei der nur sehr wenig gegessen und/oder bestimmte Nahrungsmittel vermieden werden. Hier geht es nicht um ein verzerrtes Körperbild (wie bei Anorexia nervosa) oder um einen Schlankheitswahn (wie bei Bulimia nervosa).
Die vermeidend-restriktive Ernährungsstörung kann zu erheblichem Gewichtsverlust, Wachstumsverzögerungen bei Kindern, Schwierigkeiten bei der Teilnahme an normalen sozialen Aktivitäten und manchmal zu gefährlicher Mangelernährung führen.
Die Diagnose stützt sich auf die Art der eingeschränkten Nahrungsaufnahme und deren Auswirkungen, nachdem andere Ursachen für die Beschränkung der Nahrungsaufnahme ausgeschlossen werden konnten.
Eine kognitive Verhaltenstherapie kann den Betroffenen helfen zu lernen, normal zu essen und sich weniger Sorgen darüber zu machen, was sie essen.
Die genaue Ursache der vermeidend-restriktiven Nahrungsaufnahme ist unbekannt, es können jedoch genetische, psychologische und soziale Faktoren beteiligt sein (z. B. ein Trauma, Angst, Autismus und Entwicklungsstörungen).
Die vermeidend-restriktive Ernährungsstörung setzt üblicherweise in der Kindheit ein, in der Regel im Alter zwischen 11 und 13 Jahren, und kann anfangs einem wählerischen Essverhalten ähneln, das bei Kindern in dieser Lebensphase häufig zu beobachten ist. Die Kinder weigern sich beispielsweise, bestimmte Nahrungsmittel oder Nahrungsmittel einer bestimmten Farbe, Konsistenz oder mit einem bestimmten Geruch zu essen. Ein wählerisches Essverhalten betrifft jedoch nur einige Nahrungsmittel, und Kinder mit diesem Essverhalten haben im Gegensatz zu Kindern mit der vermeidenden/restriktiven Essstörung einen normalen Appetit, essen insgesamt genug und wachsen und entwickeln sich normal.
Menschen mit ängstlich/restriktiver Nahrungsaufnahme essen möglicherweise nicht mehr, weil sie das Interesse am Essen verlieren oder weil sie glauben, dass das Essen schädliche Folgen hat.
Symptome einer ARFID
Bei der vermeidenden/restriktiven Essstörung wird nur sehr wenig gegessen und/oder bestimmte Nahrungsmittel gemieden. Möglicherweise essen sie so wenig, dass sie erheblich an Gewicht abnehmen. Kinder, die an dieser Störung leiden, wachsen eventuell nicht erwartungsgemäß.
Nährstoffmängel sind häufig und können lebensbedrohlich sein.
Aufgrund ihrer Essstörung fällt es Menschen mit dieser Störung schwer, an normalen sozialen Aktivitäten wie zum Beispiel einem gemeinsamen Essen mit anderen Personen teilzunehmen oder Beziehungen mit anderen aufrechtzuerhalten.
Diagnose einer ARFID
Ärztliche Beurteilung, basierend auf den standardisierten psychiatrischen Diagnosekriterien (einschließlich Beurteilung anderer psychischer Erkrankungen)
Tests zur Überprüfung auf allgemeine gesundheitliche Beschwerden
Ärzte vermuten eine vermeidend-restriktive Ernährungsstörung bei Personen, die Nahrungsmittel meiden oder sehr wenig essen und mindestens 1 der folgenden Symptome aufweisen:
Erheblicher Gewichtsverlust oder bei Kindern Wachstumsverzögerungen
Ein schwerer Nährstoffmangel
Die Notwendigkeit einer Sondenernährung oder von Nahrungsergänzungsmitteln zum Einnehmen
Große Schwierigkeit, an normalen sozialen Aktivitäten teilzunehmen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten
Kein Hinweis auf ein verzerrtes Körperbild
Wenn die Betroffenen so wenig essen, dass sie Gewicht verlieren und ernährungsbedingte Mangelerscheinungen entwickeln, führen Ärzte für gewöhnlich Untersuchungen in Hinblick auf körperliche gesundheitliche Beschwerden durch, die solche Probleme verursachen können. Solche allgemeinen gesundheitlichen Beschwerden sind unter anderem Nahrungsmittelallergien, Verdauungsstörungen, die die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen (Malabsorption), und Krebs.
Die Ärzte erwägen auch andere psychische Erkrankungen, die manchmal Gewichtsverlust verursachen können, wie beispielsweise andere Ernährungs- und Essstörungen (insbesondere Anorexia nervosa), Depressionen und Schizophrenie. Ärzte gehen nicht von einer vermeidenden/restriktiven Essstörung aus, wenn die Betroffenen ihre Nahrungsaufnahme einschränken, weil Nahrungsmittel nicht verfügbar sind oder Teil einer kulturellen Tradition sind (wie religiöses Fasten).
Normalerweise diagnostizieren Ärzte auch dann keine vermeidende/restriktive Essstörung, wenn sie eine andere Erkrankung oder eine medizinische Behandlung (wie eine Strahlentherapie oder Chemotherapie) als Ursache identifizieren.
Behandlung einer ARFID
Kognitive Verhaltenstherapie oder familienbasierte Therapie
Die kognitive Verhaltenstherapie oder familienbasierte Therapie kann Personen mit vermeidend-restriktiver Essstörung dabei helfen, ein normales Essverhalten zu erlernen. Beide Therapien können sie dabei unterstützen, sich weniger Sorgen darum zu machen, was sie essen.
Weitere Informationen
Bei dem Folgenden handelt es sich um ein englischsprachiges Hilfsmittel, das nützlich sein kann. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.
