Mykoplasmen-Infektionen

VonSheldon R. Morris, MD, MPH, University of California San Diego
Überprüft vonChristina A. Muzny, MD, MSPH, Division of Infectious Diseases, University of Alabama at Birmingham
Überprüft/überarbeitet Geändert Aug. 2025
v102881383_de
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Mykoplasmen sind Bakterien, die sexuell übertragbare Infektionen der Harnröhre, der weiblichen Fortpflanzungsorgane, des Rektums und des Rachens verursachen.

  • Mykoplasmen-Infektionen können durch sexuellen Kontakt übertragen werden.

  • Die Symptome können Ausfluss aus dem Penis oder der Vagina und schmerzhaftes oder häufigeres Wasserlassen beinhalten.

  • Spezielle Tests einer Probe des Ausflusses oder von Urin können Chlamydienbakterien nachweisen.

  • Antibiotika können diese Infektionen heilen, und Sexualpartner sollten immer gleichzeitig behandelt werden, falls auch sie infiziert sind.

  • Die Verwendung von Kondomen während des Geschlechtsverkehrs kann dazu beitragen, dass diese Infektionen nicht von einer Person auf eine andere übertragen werden.

  • Wenn diese Infektion bei Frauen unbemerkt oder unbehandelt bleibt, führt sie möglicherweise zu Unfruchtbarkeit und einem höheren Risiko einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (ektope Schwangerschaft).

Mehrere verschiedene Bakterien können Infektionen im Genitaltrakt und in den Fortpflanzungsorganen verursachen. (Siehe auch Chlamydien und Trichomoniasis.)

Das Bakterium Mycoplasma genitalium (sowie die verwandten Bakterien Mycoplasma hominis und Ureaplasma urealyticum) kann Infektionen hervorrufen, die durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Dazu gehören Infektionen der Harnröhre (Urethritis) und manchmal bei Frauen eine Infektion des Gebärmutterhalses (Zervizitis) sowie eine Beckenentzündung. Diese Organismen verursachen auch eine Infektion des Rektums (Proktitis) sowie des Rachens (Pharyngitis) nach Anal- oder Oralverkehr mit einer infizierten Person.

(Siehe auch Überblick über sexuell übertragbare Infektionen.)

Symptome von Mykoplasmen-Infektionen

Männer verspüren ein leichtes Brennen in der Urethra (Harnröhre, d. h. der Röhre, die durch den Penis verläuft und den Urin in der Blase aus dem Körper leitet) während des Wasserlassens, möglicherweise mit einem klaren oder trüben Ausfluss aus dem Penis. Es kann zu leichtem Ausfluss und leichten Symptomen kommen. Am frühen Morgen ist jedoch die Penisöffnung oft gerötet und durch angetrocknete Sekrete verklebt. Gelegentlich sind die Symptome schwerer, und Männer haben häufigen Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen und einen Eiterausfluss aus dem Penis.

Frauen mit einer Infektion des Gebärmutterhalses (des unteren Teils der Gebärmutter, der in den oberen Teil der Scheide [Vagina] vorsteht), können wenige oder keine Symptome haben. Mitunter kommt es aber zu häufigem Harndrang, Schmerzen im Becken, Schmerzen beim Wasserlassen und einem gelben eitrigen Ausfluss aus der Scheide oder der Harnröhre. Der Geschlechtsverkehr kann für Frauen schmerzhaft sein.

Die Mykoplasmen können auch durch Oralverkehr übertragen werden und eine Infektion des Rachens (Pharyngitis) verursachen. Eine Pharyngitis kann zu Halsschmerzen führen. Mykoplasmen können auch beim Analverkehr übertragen werden, was zu Schmerzen oder Druckempfindlichkeit im Rektum und einem gelben Ausfluss von Eiter und Schleim aus dem Rektum führt.

Komplikationen von Mykoplasmen-Infektionen

Mykoplasmen-Infektionen können schwerwiegende und langfristige Folgen für Frauen haben, auch wenn die Symptome leicht sind oder gar nicht auftreten.

Bei Frauen können sich folgende Komplikationen durch Chlamydien ergeben:

  • Vernarbung der Eileiter

  • Eileiterentzündung (Salpingitis)

  • Infektion des Bauchfells (Peritonitis)

Die Infektion kann sich bis in den Fortpflanzungsapparat ausbreiten und die Gebärmutter, die Eileiter, welche die Eierstöcke mit der Gebärmutter verbinden, und manchmal auch benachbartes Gewebe der Eierstöcke infizieren (siehe die Abbildung Ausbreitungsweg von der Scheide zu den Eierstöcken). Bei manchen Frauen entzündet sich auch das Bauchfell (Peritoneum) und verursacht eine Bauchfellentzündung (Peritonitis). Diese Infektionen werden als Beckenentzündung (Pelvic Inflammatory Disease, PID) bezeichnet. Sie verursachen starke Unterleibsschmerzen und manchmal Fieber.

Zu den möglichen Komplikationen einer Beckenentzündung zählen schwere Infektionen im ganzen Körper (Sepsis), chronische Bauchschmerzen und Vernarbung der Eileiter. Diese Vernarbung kann Unfruchtbarkeit und ektope Schwangerschaften (außerhalb der Gebärmutter) verursachen.

Ausbreitungsweg von der Scheide zu den Eierstöcken

Bei Frauen können manche Organismen in die Vagina gelangen und andere Fortpflanzungsorgane infizieren. Von der Vagina aus gelangen die Erreger in den Gebärmutterhals und in die Gebärmutter und von dort aus in die Eileiter und mitunter auch in die Eierstöcke.

Diagnose von Mykoplasmen-Infektionen

  • In der Regel Nukleinsäureamplifikationstests (NAT)

  • Manchmal Screening von Sexualpartnern

Ärzte vermuten Infektionen mit Mykoplasmen, wenn die Person Symptome wie Ausfluss aus dem Penis oder der Scheide (Vagina) aufweist oder bei Risikofaktoren wie Alter und sexueller Aktivität mit hohem Risiko.

Ärzte führen keine routinemäßigen Tests oder Screenings auf Mykoplasmen-Infektionen durch. Tests werden jedoch für Personen empfohlen, die wiederholt Infektionen der Harnröhre, des Rektums oder des Gebärmutterhalses haben, sowie für Sexualpartner von Personen, die an einer durch Mykoplasmen verursachten sexuell übertragbaren Infektion leiden. Ärzte können Betroffene mit einer Beckenentzündung auf Mykoplasmen untersuchen.

In den meisten Fällen diagnostizieren Ärzte Mykoplasmen-Infektionen, indem sie einen NAT-Test durchführen, um das spezifische Erbgut der Bakterien, ihre DNA oder RNA (bei denen es sich um Nukleinsäuren handelt) nachzuweisen. Für den NAT-Test wird ein Verfahren eingesetzt, bei dem die Menge der DNA oder RNA der Bakterien erhöht wird, damit sie leichter nachgewiesen werden kann. Normalerweise wird dazu ein Abstrich vom Ausfluss aus Penis, Gebärmutterhals oder Scheide (Vagina) oder - bei Männern - eine Urinprobe benutzt. Ein Scheidenabstrich oder eine Urinprobe können oft von den Betroffenen selbst genommen oder gesammelt werden. Falls eine Urinprobe möglich ist, können Männer den unangenehmen Abstrich in ihren Penis vermeiden.

Vermutet der Arzt eine Infektion des Rachens oder Rektums, werden von diesen Körperstellen Proben entnommen.

Behandlung von Mykoplasmen-Infektionen

  • Antibiotika

  • Gleichzeitige Behandlung der Sexualpartner/innen

Mykoplasmen-Infektionen werden zuerst mit dem Antibiotikum Doxycyclin und dann mit Azithromycin oder Moxifloxacin behandelt, das nach der Behandlung mit Doxycyclin verabreicht wird.

Infizierte Menschen und ihre Sexualpartner sollten erst wieder Geschlechtsverkehr haben, nachdem die Behandlung bei der infizierten Person mindestens 1 Woche abgeschlossen ist.

Sexualpartner

Alle Partner, die in den letzten 60 Tagen sexuellen Kontakt mit einer infizierten Person hatten, sollten auf Mykoplasmen (und andere sexuell übertragbare Infektionen) untersucht und bei positivem Befund behandelt werden. Patienten, die behandelt werden, sollten 21 Tage nach der Behandlung erneut getestet werden, wenn sie noch Symptome aufweisen.

Vorbeugung vor Mykoplasmen-Infektionen

Die Betroffenen können Folgendes tun, um ihr Risiko für Mykoplasmen-Infektionen und andere sexuell übertragbare Infektionen zu senken:

  • Sicheren Sex praktizieren, einschließlich der Verwendung eines Kondoms bei jedem oralen, analen oder genitalen Geschlechtsverkehr

  • Die Anzahl der Sexualpartner reduzieren und keine Sexualpartner mit hohem Risiko haben (Menschen mit vielen Sexualpartnern oder Personen, die keinen sichereren Geschlechtsverkehr praktizieren).

  • Gegenseitige Monogamie oder Abstinenz praktizieren.

  • Sich (bei wiederholten Symptomen) sofort untersuchen und behandeln lassen, um eine Ansteckung anderer Menschen zu vermeiden.

  • Bei Ansteckung die Sexualpartner für eine Beratung und Behandlung ausfindig machen.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): About Mycoplasma genitalium

quizzes_lightbulb_red
Test your KnowledgeTake a Quiz!