Leber- und Gallenblasenerkrankungen in der Schwangerschaft

VonLara A. Friel, MD, PhD, University of Texas Health Medical School at Houston, McGovern Medical School
Überprüft/überarbeitet Okt. 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

    Manche Lebererkrankungen treten nur während der Schwangerschaft auf. Andere (z. B. Gallensteine, Zirrhose oder Hepatitis) haben sich unter Umständen schon vor der Schwangerschaft entwickelt oder treten zufällig während der Schwangerschaft auf.

    Leber- oder Gallenblasenprobleme können gegebenenfalls auf hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft zurückgeführt werden. Einige Veränderungen verursachen nur schwache, vorübergehende Symptome.

    Während der Schwangerschaft kann eine Gelbsucht (gelbliche Verfärbung der Haut und der Augen) durch Störungen verursacht werden, die in Verbindung mit der Schwangerschaft stehen oder auch nicht. Hierzu gehören:

    • Akute Virushepatitis

    • Medikamente

    • Gallensteine

    • Schwangerschaftscholestase

    • Schwangerschaftsbedingte Fettleber

    • Besonders starke Übelkeit und übermäßiges Erbrechen (Hyperemesis gravidarum)

    • Infektion der Gebärmutter vor, während oder nach einem Schwangerschaftsabbruch (septischer Abort)

    Schwangerschaftscholestase

    Die Wirkung der Schwangerschaftshormone kann den Fluss der Gallenflüssigkeit durch die Gallengänge verlangsamen. Diese Verlangsamung wird als Cholestase bezeichnet.

    Die Schwangerschaftscholestase kann folgende Risiken erhöhen:

    Das auffälligste Symptom einer Schwangerschaftscholestase ist der intensive Juckreiz am ganzen Körper, der gewöhnlich im zweiten und dritten Trimester der Schwangerschaft auftritt. Ein Ausschlag tritt nicht auf. Der Urin kann dunkel sein und es kann eine Gelbsucht auftreten.

    Ist der Juckreiz sehr stark, kann Ursodeoxycholsäure zur oralen Einnahme verschrieben werden.

    Nach der Entbindung normalisiert sich die Schwangerschaftscholestase gewöhnlich, tritt aber bei nachfolgenden Schwangerschaften oder der Verwendung von oralen Verhütungsmitteln häufig erneut auf.

    Zirrhose

    Eine Zirrhose (Vernarbung der Leber) erhöht das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt.

    Bei einer Zirrhose entstehen vielfach Krampfadern (knotig erweiterte Venen) im Bereich der Speiseröhre (Ösophagusvarizen). Besonders während des letzten Drittels der Schwangerschaft besteht ein etwas höheres Risiko für starke Blutungen aus diesen Krampfadern.

    Schwangerschaftsbedingte Fettleber

    Diese seltene Komplikation tritt gegen Ende der Schwangerschaft auf. Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt.

    Zu den Symptomen der schwangerschaftsbedingten Fettleber zählen Übelkeit, Erbrechen, Bauchbeschwerden und Gelbsucht. Die Erkrankung kann rasch fortschreiten und zu Leberversagen führen. Manchmal kommt es zu einer Präeklampsie (eine Form von hohem Blutdruck, die während der Schwangerschaft vorkommt).

    Die Diagnose einer schwangerschaftsbedingten Fettleber stützt sich auf die Ergebnisse von ärztlichen Untersuchungen, Lebertests und anderen Bluttests und kann durch eine Leberbiopsie bestätigt werden. Unter Umständen wird den Frauen zu einem unmittelbaren Schwangerschaftsabbruch geraten.

    Das Todesfallrisiko für schwangere Frauen und ihr Kind ist bei schweren Fällen sehr hoch. In solchen Fällen empfehlen die Ärzte folglich möglicherweise, dass das Kind sofort entbunden oder die Schwangerschaft abgebrochen wird. Überlebende Frauen erholen sich vollständig. In nachfolgenden Schwangerschaften tritt die schwangerschaftsbedingte Fettleber gewöhnlich nicht wieder auf.

    Gallensteine

    Gallensteine scheinen während der Schwangerschaft häufiger aufzutreten. Schwangere Frauen mit Gallensteinen werden eng überwacht.

    Wenn ein Stein die Gallenblase blockiert oder eine Infektion verursacht, muss möglicherweise ein operativer Eingriff vorgenommen werden. Die Operation ist für Mutter und Kind normalerweise ungefährlich.

    Hepatitis

    Eine akute Virushepatitis kann das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Auch ist sie die häufigste Ursache einer Gelbsucht während der Schwangerschaft. Die Schwangerschaft verstärkt die meisten Hepatitistypen nicht (Hepatitis A, B, C und D), aber Hepatitis E kann sich während einer Schwangerschaft verschlimmern.

    Hepatitis B kann unmittelbar nach der Geburt oder in selteneren Fällen auch während der Schwangerschaft auf das Kind übertragen werden. Die meisten infizierten Kinder zeigen keine Symptome und weisen nur eine leichte Funktionsstörung der Leber auf. Allerdings sind sie unter Umständen Träger der Infektion und übertragen diese dann auf andere. Alle schwangeren Frauen werden auf Hepatitis untersucht. Sind sie infiziert, werden Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass sich das Kind ansteckt.

    Für Frauen mit einer chronischen Hepatitis, insbesondere wenn eine Zirrhose vorliegt, ist es unter Umständen schwer, schwanger zu werden. Kommt es zu einer Schwangerschaft, besteht ein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt oder Frühgeburt. Wenn diese Frauen bereits vor der Schwangerschaft Kortikosteroide eingenommen haben, können die Medikamente während der Schwangerschaft weiterhin verabreicht werden. Bei schweren Infektionen werden Frauen mit einer chronischen Hepatitis manchmal im dritten Trimester antivirale Medikamente verabreicht. Diese Medikamente senken das Risiko einer Übertragung des Hepatitisvirus auf den Fötus.