Infektionen des Ösophagus

VonKristle Lee Lynch, MD, Perelman School of Medicine at The University of Pennsylvania
Überprüft/überarbeitet März 2022
Aussicht hier klicken.

    Eine Entzündung der Speiseröhe tritt meistens bei Patienten mit Abwehrschwäche auf. Primäre Erreger sind Candida albicans, Herpes-simplex-Virus und Zytomegalievirus. Symptome sind Odynophagie und Brustschmerz. Die Diagnose wird endoskopisch und durch Erregerkulturen gestellt. Die Behandlung erfolgt mit entsprechenden Medikamenten gegen Pilze oder gegen Viren.

    (Siehe auch Übersicht zu Ösophagus- Schluckstörungen.)

    Eine Infektion der Speiseröhre ist selten bei Patienten mit normalen Abwehrmechanismen. Diese primären Abwehrmechanismen bestehen am Ösophagus aus Speichel, der Ösophagusmotilität und zellulärer Immunität. Daher sind Risikopatienten jene mit AIDS, nach Organtransplantationen, mit Alkoholkonsumstörung, Diabetes mellitus, Unterernährung, Krebserkrankungen und ösophagealen Motilitätsstörungen. Zusätzlich können geschluckte oder inhalierte Kortikosteroide das Risiko einer infektiösen Ösophagitis erhöhen. Eine Candida-Infektion kann bei jedem dieser Patienten entstehen. Herpes-simplex-Virus-(HSV-) und Zytomegalievirus-(CMV-)Infektionen treten meistens bei Patienten mit AIDS oder bei Transplantatempfängern auf.

    Candida-Ösophagitis

    Patienten mit einer Candida-Ösophagitis leiden im Allgemeinen unter Odynophagie und weniger häufig unter Dysphagie. Ungefähr zwei Drittel haben Zeichen eines Mundsoors, obwohl sein Fehlen eine Beteiligung des Ösophagus nicht ausschließt. Patienten mit Odynophagie und typischem Soor können empirisch behandelt werden, wenn allerdings nach 5–7 Tagen Behandlung kein wesentlicher Erfolg eintritt, muss eine endoskopische Untersuchung durchgeführt werden. Der Bariumbreischluck ist weniger genau.

    Candida-Ösophagitis
    Einzelheiten ausblenden
    Diffuse weißliche Plaques sind typisch für Candida Ösophagitis.
    Image provided by Kristle Lynch, MD.

    Die Behandlung einer Candida-Ösophagitis erfolgt mit Fluconazol 200–400 mg p.o. oder IV einmal täglich für 14–21 Tage. Alternativen sind andere Azole (z. B. Itraconazol, Voriconazol, Posaconazol) oder Echinocandine (z. B. Caspofungin, Micafungin, Anidulafungin). Eine topische Therapie spielt keine Rolle.

    Herpes-simplex-Virus-Ösophagitis und Zytomegalievirus-Ösophagitis

    Diese Infektionen treten bei transplantierten Patienten gleich häufig auf, HSV Ösophagitis meistens früh nach der Transplantation (Reaktivierung), CMV Ösophagitis nach 2–6 Monaten. Unter AIDS-Patienten ist CMV viel häufiger als HSV, und eine virale Ösophagitis tritt vor allem auf, wenn die CD4+-Zellzahl < 200/mcl beträgt. Eine schwere Odynophagie resultiert aus beiden Infektionen.

    Herpes-simplex-Ösophagitis
    Einzelheiten ausblenden
    Fokale Ulzerationen sind typisch für Herpes-simplex-Virus-Ösophagitis.
    Image provided by David M. Martin, MD.

    Eine endoskopische Untersuchung inkl. Zytologie oder Biopsie ist für die Diagnosestellung meist notwendig.

    HSV wird behandelt mit Aciclovir 5 mg/kg IV alle 8 Stunden für 7 Tage oder Valaciclovir 1 g p.o. 3-mal täglich. CMV wird mit Ganciclovir 5 mg/kg IV alle 12 Stunden für 14–21 Tage und anschließender Erhaltungstherapie mit 5 mg/kg IV einmal täglich bei immunkompromittierten Patienten behandelt. Alternativen sind Foscarnet und Cidofovir.