RSV und die „Tripledemie“ – was Patienten und Eltern wissen müssen
Kommentar08.03.23 Brenda L. Tesini, MD, University of Rochester School of Medicine and Dentistry

Atemwegserkrankungen zeigen jeden Winter wieder ihre hässlichen Gesichter, und diese Saison ist sicherlich keine Ausnahme. Neben COVID-19 und der Grippe haben auch die zunehmenden Fallzahlen an Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytialviren (RSV) bei Gesundheitsexperten, Patienten und Eltern die Sorge vor einer „Tripledemie“ erweckt. In einer Umfrage der Keiser Family Foundation wurde festgestellt, dass fast 40 % der Menschen angaben, dass ihr Haushalt in diesem Winter von der dreifachen Bedrohung durch Viren betroffen sei, da jemand an Grippe, COVID-19 oder einer RSV-Infektion erkrankt sei.

Aufgrund der großen Aufmerksamkeit, die auf RSV-Infektionen gerichtet wurde, fragen sich viele Menschen, was RSV eigentlich ist. Wie unterscheidet sich diese Erkrankung von anderen Atemwegserkrankungen?

Das Respiratory Syncytial Virus (RSV) ist eine sehr häufige Ursache von Infektionserkrankungen der Atemwege, insbesondere bei Kindern. Das Virus ist nicht neu und tritt sogar ziemlich häufig auf. Die meisten Menschen erkranken bis zum 4. Lebensjahr an einer RSV-Infektion. Dieses Jahr hat diese viel Aufmerksamkeit bekommen und der Name wurde bekannt, da Ärzte und Krankenhäuser versuchten, gleichzeitig mit der Grippe und COVID-19 auftretende mögliche RSV-Infektionswellen zu bewältigen. Hier sind einige wichtige Details zu der im Rampenlicht stehenden RSV-Infektion aufgeführt, die Patienten und Eltern kennen sollten.

Eine RSV-Infektion ist für Personen in einem sehr hohen Alter am gefährlichsten.

Eltern von Kleinkindern sowie ältere Menschen und ihre Betreuer sollten am stärksten darauf achten, eine RSV-Infektion zu vermeiden. Für Neugeborene und Säuglinge sowie für ältere Erwachsene kann sie sehr gefährlich sein. Der Verlauf kann bei Kindern in den ersten Lebensjahren schwerwiegender sein, weil sie noch nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen sind.

Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten Eltern und Betreuer genau darauf achten, ob diese schnell atmen oder ob sie sich beim Atmen „sehr anstrengen“ müssen. Dies zeigt sich dadurch, dass sie die Muskeln zwischen den Rippen anspannen oder das Atmen einen größeren Teil ihres Körpers einnimmt. Wenn Kinder Atembeschwerden zeigen, sollten sie sofort ins Krankenhaus gebracht werden.

Bei den meisten Erwachsenen gleicht eine RSV-Infektion in der Regel einer Erkältung, sie kann jedoch auch einen schwereren Verlauf nehmen. Bei älteren Erwachsenen wird eine RSV-Infektion manchmal als „Grippe ohne Fieber“ beschrieben. Sie kann bei älteren Erwachsenen eine Lungenentzündung verursachen.

RSV-Infektionen und COVID-19 sind sich ähnlich – mit einigen wichtigen Unterschieden

Bezüglich einer „Tripledemie“ gibt es durchaus Überschneidungen zwischen einer RSV-Infektion, COVID-19 und der Grippe. Aber es gibt auch einige wichtige Unterschiede. Erinnern Sie sich noch an die Empfehlung in den ersten Tagen der COVID-19-Pandemie, gemeinsam genutzte Oberflächen und sogar Ihre Lebensmittel abzuwischen? Sie können sich dafür beim RSV bedanken. RSV-Infektionen verbreiten sich am häufigsten durch Kontakt mit erkrankten Kindern und durch den Kontakt mit dem Virus, das diese auf Oberflächen hinterlassen können. Kinder und andere berühren ihre Gesichter dort, wo das Virus vorhanden ist, und dann andere Gegenstände, die dann wiederum jemand anderes berührt.

Heute wissen wir, dass sich COVID-19 hauptsächlich von Mensch zu Mensch überträgt. Durch Tröpfchen in der Atemluft, die entstehen, wenn eine infizierte Person hustet, niest, singt, Sport treibt oder spricht. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zwischen RSV-Infektionen und COVID-19. Sie verdeutlicht auch, warum Kindertagesstätten so anfällig für Ausbrüche von RSV-Infektionen sind. Kinder teilen ihre Keime im gleichen Maße wie ihr Spielzeug und ihre Zuneigung, und Eltern und Betreuer sollten Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung des RSV in Kinderbetreuungseinrichtungen und zu Hause auf ein Minimum zu verringern. Das bedeutet, dass Sie Oberflächen regelmäßig abwischen, keine Utensilien miteinander teilen und Kinder und Erwachsene zu Hause behalten, wenn diese sich krank fühlen.

Es gibt einen RSV-Test, aber Sie benötigen ihn möglicherweise nicht

Für die meisten Atemwegserkrankungen gibt es ähnliche Behandlungen, die sich hauptsächlich auf die Behandlung der Symptome konzentrieren. Das bedeutet, dass Tests zur Bestimmung, welches Virus genau diese Symptome verursacht, nicht immer notwendig sind. Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit ist es für Ärzte wichtig zu wissen, welche Erkrankungen eine bestimmte Gemeinschaft oder Bevölkerungsgruppe betreffen. Aber bei einzelnen Patienten ist ein Test zur Sicherstellung, dass es sich bei einer Atemwegserkrankung um eine RSV-Infektion handelt (oder nicht), weder notwendig noch besonders aufschlussreich. Also, selbst wenn Sie wegen Symptomen, die einer RSV-Infektion ähneln, einen Arzt aufsuchen, sollten Sie sich darauf gefasst machen, dass Sie keine eindeutige Antwort auf die Frage erhalten, ob das RSV die Ursache ist oder nicht.

Bei einer RSV-Infektion ist eine Fahrt zum Arzt nicht immer notwendig

Angesichts der vielen Berichte über RSV-Infektionen und der von ihnen ausgehenden Gefahren gehen manche Patienten und Eltern davon aus, dass sie einen Arzt aufsuchen müssen, um sich behandeln zu lassen. Nach einem langen Besuch verlassen sie die Praxis dann mit einem Gefühl der Unzufriedenheit. Genauso wie ein Test auf RSV nicht immer notwendig ist, rechtfertigen die Symptome nicht immer einen Besuch beim Arzt oder im Krankenhaus. Tatsache ist, dass Antibiotika nicht zur Behandlung von Viren wie RSV eingesetzt werden. Und dass andere Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten noch erforscht werden. Tatsächlich hat es einige deutliche Vorteile, sich von Gesundheitseinrichtungen fernzuhalten. Sie setzen andere nicht dem Virus aus und vermeiden, selbst anderen potenziell ansteckenden Erkrankungen ausgesetzt zu sein.

Zur Wiederholung: Wenn Sie bemerken, dass Ihr Kleinkind Atembeschwerden hat, sollten Sie sofort in die Notaufnahme gehen. Ansonsten ist ein Anruf bei Ihrem Hausarzt oder Kinderarzt ein guter erster Schritt, um das Vorgehen zu besprechen und abzuklären, ob ein Arztbesuch erforderlich ist.

Weitere Informationen zum RSV und Virusinfektionen bei Säuglingen und Kindern finden Sie auf der Manuals-Webseite zu diesem Thema.