Echinokokkose (Infektion mit dem Hundebandwurm)

(Hydatiden-Zyste; zystische Echinokokkose)

VonChelsea Marie, PhD, University of Virginia;
William A. Petri, Jr, MD, PhD, University of Virginia School of Medicine
Überprüft/überarbeitet März 2022
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Die Echinokokkose wird vom Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) und vom Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) verursacht. Bei Menschen kann es durch die Bandwürmer zur Bildung von mit Flüssigkeit gefüllten Zysten oder Raumforderungen in der Leber und in anderen Organen kommen.

  • Menschen infizieren sich meist durch versehentliche Aufnahme von Erde, Wasser oder Nahrung, die mit den Echinococcus-Eiern aus Hundekot kontaminiert sind.

  • Die Zysten bilden sich in Leber, Lunge oder anderen Organen und rufen verschiedene Symptome sowie Schmerzen hervor.

  • Der Arzt führt bildgebende Untersuchungen (z. B. Ultraschall oder Computertomografie) auf Zysten, Bluttests auf Antikörper gegen den Bandwurm sowie Analysen der Flüssigkeit aus einer Zyste zur Bestätigung der Diagnose durch.

  • Die Behandlung umfasst in der Regel die Entfernung oder Drainage der Zysten, die Injektion einer Salzlösung zur Abtötung des Parasiten und dessen anschließende Entfernung sowie die Verabreichung des Medikaments Albendazol.

(Siehe auch Überblick über Parasiteninfektionen und Bandwurminfektionen.)

Ausgewachsene Bandwürmer der Arten Echinococcus granulosus und Echinococcus multilocularis leben im Darm von Hunden oder anderen hundeähnlichen Tieren (wie z. B. Füchsen oder Kojoten). Diese Bandwürmer können mitunter den Menschen befallen und Zysten in der Leber und in anderen Organen bilden.

Echinococcus granulosus ist in Gegenden im Mittelmeerraum, im Nahen Osten, in Australien, Neuseeland, Südafrika und Südamerika, in denen Schafwirtschaft betrieben wird, weit verbreitet. Er tritt auch selten in einigen Teilen Nordamerikas auf.

Echinococcus multilocularis ist vor allem in Mitteleuropa, Alaska, Kanada und Sibirien anzutreffen. Dieser Bandwurm kommt selten auch in einigen Staaten der USA vor (in Wyoming, North und South Dakota sowie im nördlichen Mittleren Westen).

Lebenszyklus des Hundebandwurms

Vor allem Schäferhunde infizieren sich durch den Verzehr von Zysten des Bandwurms aus dem Gewebe infizierter Tiere (wie z. B. von Schafen, Ziegen, Rindern oder Schweinen). Die Zysten (sogenannte Hydatidenzysten) entwickeln sich im Darm des Hundes zu adulten Bandwürmern. Die infizierten Hunde scheiden Bandwurmeier im Kot aus. Schafe, Rinder, Ziegen oder Schweine nehmen Bandwurmeier aus dem Boden auf, der mit Hundekot kontaminiert ist. In den inneren Organen dieser Tiere entwickeln sich die Eier zu Zysten.

Der Mensch (häufig Schäfer) infiziert sich durch versehentliche Aufnahme von Erde, Wasser oder Nahrung, die mit den Echinococcus-Eiern aus Hundekot kontaminiert sind.

Die Bandwurmeier können im Boden bis zu ein Jahr lang überleben. Auch auf dem Fell infizierter Tiere können sich Eier befinden. Wenn jemand ein infiziertes Tier berührt, können Eier an den Fingern hängen bleiben und von dort aus zum Mund oder in die Nahrung überführt werden, sodass eine Infektion stattfindet.

Aus den Eiern entwickeln sich im Darm Sphären mit Bandwurmlarven (sogenannte Onkosphären). Die Sphären bohren sich durch die Darmwand und wandern durch die Blutbahn zu verschiedenen Organen, wie z. B. in die Leber und die Lunge. Dort bilden sie Zysten, die sich allmählich vergrößern und beim Menschen Symptome verursachen können. Die daraus entstehende Infektion wird als Echinokokkose bezeichnet.

Symptome der Echinokokkose

Bei einer Echinokokkose können folgende Symptome auftreten:

  • Bauchschmerzen und Gelbfärbung der Haut und des Augenweißen (Gelbsucht) bei der Bildung von Zysten in der Leber

  • Schmerzen im Brustkorb und Aushusten von Blut oder des Inhalts von Zysten bei deren Bildung in der Lunge

  • Nesselsucht oder eine schwere, lebensgefährliche allergische Reaktion (Anaphylaxie)

Diagnose der Echinokokkose

  • Röntgenaufnahmen, Ultraschall, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie

  • Bluttests

Zysten in der Leber oder in anderen Gewebearten können mittels Ultraschall, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sichtbar gemacht werden. Echinokokkose-Zysten in der Lunge können auf Röntgenaufnahmen des Brustkorbs sichtbar sein und werden manchmal bei einer routinemäßigen Röntgenaufnahme entdeckt.

Bluttests auf Antikörper gegen Bandwürmer der Gattung Echinococcus können ebenfalls hilfreich sein. Antikörper sind Proteine, die vom körpereigenen Immunsystem produziert werden, um dem Körper zu helfen, sich gegen Angreifer wie etwa Parasiten zu verteidigen.

Vorbeugung gegen Echinokokkose

Echinokokkose kann wie folgt verhindert werden:

  • Sorgfältiges Händewaschen

  • In Gegenden, in denen Echinokokkose vorkommt, kein Verzehr von Nahrungsmitteln oder Wasser, die mit Hundekot verunreinigt sein könnten

Behandlung der Echinokokkose

  • Chirurgische Entfernung oder Drainage der Zysten

  • Injektion einer Salzlösung, um den Parasiten abzutöten

  • Albendazol

Der Arzt kann eine Zyste des Echinococcus granulosus oftmals chirurgisch entfernen oder mit einer Nadel öffnen, um sie zu entleeren. Die Platzierung der Nadel zum Öffnen der Zyste erfolgt unter Ultraschallführung. Anschließend wird die Flüssigkeit in der Zyste entfernt, eine Salzlösung in die Zyste injiziert, um die Parasiten abzutöten, und die Salzlösung drainiert. Aufgrund von Echinococcus multilocularis entstandene Gebilde werden chirurgisch entfernt.

Albendazol ist ein verschreibungspflichtiges Medikament zum Einnehmen, das zur Behandlung einer Vielzahl von parasitären Wurminfektionen verwendet wird. Albendazol wird vor und nach Eingriffen wie der Operation oder der Öffnung der Zyste mit einer Nadel verabreicht, um zu verhindern, dass sich die Infektion ausbreitet, falls der Inhalt der Zyste während des Eingriffs ausläuft. Albendazol wird normalerweise nach dem Eingriff über 1 bis 6 Monate weiter verordnet. Dieses Medikament reduziert die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens oder der weiteren Ausbreitung einer Zyste. Einige Zysten können rein mit Albendazol abgetötet werden. Das Medikament wird auch zur Unterdrückung des Wachstums von Zysten angewendet, die nicht chirurgisch entfernt oder entleert werden können.

Bei schweren Infektionen wird gelegentlich eine Lebertransplantation vorgenommen.